Frau trinkt Trinknahrung für bilanzierte Diät
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Bilanzierte Diät: Bedeutung & Nutzen von hochkalorischer Trinknahrung & Co.

Von: Silke Schwertel (geb. Hamann) (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 13.03.2024 - 08:19 Uhr

Eine bilanzierte Diät hat nichts mit der gebräuchlichen Verwendung des Begriffs Diät zu tun, der meist eine spezielle Ernährungsweise mit dem Ziel des Abnehmens beschreibt. Ganz im Gegenteil: Die im Volksmund auch als "Astronauten-Nahrung" bezeichnete Kost findet unter anderem Anwendung, wenn Menschen zunehmen sollen oder es gilt, einer ungewollten Gewichtsabnahme oder einer Unterversorgung mit Nährstoffen entgegenzuwirken. Von Bedeutung ist sie also in erster Linie für Personen mit Erkrankungen und anderweitig besonderen Ernährungsbedürfnissen. In Form von hochkalorischer Trinknahrung oder anderen Produkten kann sie helfen, den Körper mit den erforderlichen Kalorien und Makro- oder Mikronährstoffen zu versorgen, auch wenn nur kleine Nahrungsmengen aufgenommen werden können. Wissenswertes über bilanzierte Diäten sowie deren Nutzen und Wirkung erfahren Sie im Folgenden.

Was ist eine bilanzierte Diät?

Bilanzierte Diäten sind eine Sonderform der diätetischen Lebensmittel und werden auch als Lebensmittel für besondere medizinische Zwecke bezeichnet. Diese Nahrungsmittel wurden speziell für Personen entwickelt, deren Nährstoffbedarf nicht durch eine normale Ernährung gedeckt werden kann. Das kann laut gesetzlicher Definition beispielsweise bei bestimmten Krankheiten oder Störungen der Fall sein, die den Verzehr, die Verdauung, Verstoffwechselung oder Ausscheidung normaler Lebensmittel oder der darin enthaltenen Nährstoffe beeinträchtigen – oder wenn aus anderen medizinischen Gründen ein spezieller Bedarf besteht.

In solchen Fällen kann eine bilanzierte Diät erforderlich sein, um eine ausreichende Nährstoffversorgung sicherzustellen. Je nach individuellem Bedarf enthält sie bestimmte Inhaltsstoffe in extra großen oder kleinen Mengen oder nur in speziellen Formen (etwa bei Unverträglichkeiten oder Nahrungsmittelallergien). So können die Erzeugnisse zum Beispiel besonders reich oder arm an Proteinen sein oder nur Eiweißquellen ohne Soja und Kuhmilch enthalten. Lebensmittel für besondere medizinische Zwecke sollten nur nach ärztlicher Beratung angewendet werden. Dabei ist sogar eine ärztliche Verschreibung einer bilanzierten Diät möglich, sodass die Kosten von der Krankenkasse erstattet werden.

Die Anforderungen an solche Lebensmittel sind gesetzlich geregelt. Es handelt sich dabei weder um Arzneimittel noch um Nahrungsergänzungsmittel. Wichtig zu wissen ist auch, dass diese speziellen Nahrungsmittel nur dem Diätmanagement bei bestimmten Beschwerden, nicht aber der Behandlung von Krankheiten dienen.

Anwendungsgebiete: Wozu dient eine bilanzierte Diät?

Bilanzierte Diäten sollen helfen, eine optimale Versorgung mit Mikronährstoffen (Vitaminen und Mineralstoffen) und Makronährstoffen (Kohlenhydraten, Proteinen und Fetten) zu gewährleisten, wenn dies auf normalem Wege nicht gelingt. Insbesondere ältere Menschen sind häufig nicht ausreichend mit diesen lebenswichtigen Stoffen versorgt. Gründe dafür sind beispielsweise bestehende Krankheiten, altersbedingte Schwierigkeiten mit dem Kauen oder Schlucken oder aber Appetitlosigkeit, die zum Beispiel als Nebenwirkung von Medikamenten auftreten kann.

Auch nach einer Operation oder bei Säuglingen (etwa bei einer Milcheiweißallergie) kann eine bilanzierte Diät erforderlich werden. Daneben können zahlreiche chronische Krankheiten die Nährstoffversorgung beeinträchtigen, etwa:

  • chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, die die Nährstoffaufnahme aus dem Darm behindern
  • Zahnprobleme, Schluckstörungen oder andere Erkrankungen im Bereich von Mund und Speiseröhre
  • neurologische Krankheiten wie Demenz oder Parkinson
  • Krebserkrankungen
  • Depressionen
  • Erkrankungen der Leber, Nieren oder Lunge
  • Diabetes mellitus

Wird der Körper nicht ausreichend mit Energie und Nährstoffen versorgt, kann es zu einer Mangelernährung und in der Folge zu einem Gewichtsverlust oder sogar zu Untergewicht kommen. Die Unterversorgung kann auf den ohnehin bereits geschwächten Organismus zahlreiche Auswirkungen haben. Unter anderem können das Immunsystem und die Wundheilung beeinträchtigt sowie Erschöpfung und Krankheiten begünstigt werden. Nimmt zudem die Muskelmasse und -kraft ab, führt dies zu einer weiteren Schwächung der betroffenen Personen, auch weil Atmung und Verdauung dadurch zusätzlich erschwert werden können.

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Vollbilanzierte oder ergänzende bilanzierte Diät?

Unterschieden wird grundsätzlich zwischen zwei Arten von Lebensmitteln für besondere medizinische Zwecke: 

  • Vollbilanzierte Diäten dienen zur ausschließlichen Ernährung. Alle essentiellen und nicht-essentiellen Nährstoffe stammen also aus dieser einzigen Nahrungsquelle.
  • Ergänzende bilanzierte Diäten (auch als teilbilanzierte Diäten bezeichnet) kommen nur unterstützend zum Einsatz. Dabei wird lediglich ein Teil des Nährstoffbedarfs über diese speziellen Lebensmittel gedeckt. Es muss aber zusätzlich noch Nahrung aufgenommen werden.

Wie sehen bilanzierte Diäten aus?

Bilanzierte Diäten werden häufig in Form von verzehrfertiger Trinknahrung angeboten. Diese ist oft so zusammengestellt, dass bereits geringe Mengen den gesamten täglichen Kalorien- und Nährstoffbedarf decken. 

Dabei sind sie je nach Produkt auf bestimmte Zwecke und Personengruppen zugeschnitten – etwa hochkalorische Trinknahrung zur Gewichtszunahme, ballaststofffreie Drinks bei Morbus Crohn oder eiweißarme Erzeugnisse für Personen mit Niereninsuffizienz. Auch zum Diätmanagement bei starkem Übergewicht können bilanzierte Diäten eingesetzt werden, um das Abnehmen zu erleichtern – solche sogenannten Formula-Diäten sind nährstoffreich und kalorienreduziert. Andere bilanzierte Drinks sind wiederum frei von Gluten oder aber besonders kohlenhydrat-, ballaststoff-, mineralstoff-, vitamin- oder anderweitig nährstoffreich. 

Für welchen konkreten Verwendungszweck ein bestimmtes Produkt vorgesehen ist, muss laut der gesetzlichen Verordnung auf der Packung angegeben sein. Auch wenn es sich an eine bestimmte Altersgruppe richtet – etwa an Kinder oder Senior*innen – ist ein entsprechender Hinweis erforderlich. Zudem müssen sich auf der Verpackung Angaben zur Zusammensetzung und zum genauen Nährstoffgehalt finden. Beachten Sie also stets die jeweilige Kennzeichnung, um ein Erzeugnis zu finden, das Ihren persönlichen Ernährungsbedürfnissen entspricht.

Weitere Darreichungsformen

Neben Trinknahrung gibt es auch zahlreiche andere Darreichungsformen: Teils sind sie verzehrfertig, teils erfordern sie eine einfache Zubereitung oder eignen sich sogar als Zutat für aufwändigere Rezepte. So sind entsprechende Produkte etwa als Shakes, Pulver, Suppen oder Puddings erhältlich. Mittlerweile gibt es dabei eine breite Palette an Geschmacksrichtungen von einer Vielzahl an Herstellern, sodass eine abwechslungsreiche Ernährung auch bei bilanzierten Diäten möglich ist.

Die Konsistenz kann ebenfalls ein entscheidendes Kriterium sein – zum Beispiel können dickflüssigere oder cremige Lebensmittel bei Schluckstörungen (Dysphagie) helfen, ein Verschlucken zu verhindern. Dieses kann beispielsweise gefährlich werden, wenn Speiseteile über die Luftröhre in die Lunge gelangen und dort eine Lungenentzündung auslösen.
Darüber hinaus werden bilanzierten Diäten auch als Tabletten oder Kapseln, spezielle Säuglingsnahrung oder Sondennahrung (für eine PEG oder Magensonde) angeboten.

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