Mann mit einer Sehnenscheidenentzündung am Handgelenk
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Sehnenscheidenentzündung: Symptome, Dauer & Behandlung

Von: Kathrin Mehner (Medizinredakteurin), Marina Bierbrauer (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 05.04.2024 - 12:06 Uhr

Eine Sehnenscheidenentzündung (Tendovaginitis) kann verschiedene Ursachen haben – meist ist eine anhaltende und eintönige Bewegung Auslöser der Beschwerden. Typisches Symptom sind starke Schmerzen, die bei Aktivität, aber auch in Ruhe auftreten können. Wird eine Sehnenscheidenentzündung richtig behandelt, heilt sie in der Regel nach einigen Tagen bis Wochen wieder ab. Wichtig ist insbesondere, dass das betroffene Gelenk geschont wird. Ansonsten ist auch ein chronischer Verlauf der Entzündung möglich. Lesen Sie mehr über weitere Symptome, die Auslöser und die Dauer der Erkrankung. Außerdem informieren wir darüber, was man gegen eine Sehnenscheidenentzündung tun kann und wie Sie ihrer Entstehung vorbeugen können.

Sehnenscheidenentzündung oft an Hand und Ellenbogen

Eine Sehnenscheidenentzündung tritt besonders oft am Handgelenk und am Ellenbogen auf. Warum ist das so? Zunächst einmal lässt sich sagen, dass die Sehnen in besonders belasteten Bereichen von einer Hülle – der sogenannten Sehnenscheide – vor einer zu starken Abnutzung und Reibung geschützt werden. Im Inneren der Hülle befindet sich Gelenkschmiere, wodurch die Sehne problemlos hin und her gleiten kann.

Werden die Sehnen dann stark beansprucht, wie es bei der Hand, am Handgelenk, am Daumen oder dem Ellenbogen häufig der Fall ist, wird auch die umliegende Sehnenscheide in Mitleidenschaft gezogen und es kann sich eine Entzündung entwickeln. Grundsätzlich kann sich aber jede Sehne entzünden, beispielsweise auch an den Knien, am Sprunggelenk oder an den Füßen.

Welche Ursachen hat eine Sehnenscheidenentzündung?

Eine typische Ursache für eine Sehnenscheidenentzündung sind meist sich ständig wiederholende, eintönige Bewegungen oder ungewohnte, anstrengende Tätigkeiten. Ersteres ist oftmals bei Computerarbeit der Fall – etwa beim Bedienen der Maus oder der Tastatur. Aber auch Musiker*innen oder Personen, die im Handwerk arbeiten, sind häufig betroffen, da sie immer gleiche, sich wiederholende Bewegungen (vor allem mit den Händen und Armen) ausführen.

Daneben kommt auch eine Überlastung beim Sport als Auslöser infrage. Typische Sportarten, die eine Entzündung der Sehnenscheide zur Folge haben können, sind:

  • Bodenturnen
  • Golf
  • Klettern
  • Tennis

Bei diesen Sportarten treten die Beschwerden vorwiegend im Bereich der Hand, des Ellenbogens oder der Schulter auf. Beim Klettern und Turnen können zusätzlich die Sehnen im Fuß betroffen sein.

Schließlich können auch verschiedene Arbeiten im Haushalt eine Sehnenscheidenentzündung auslösen. So kann die Überlastung durch ungewohnte Tätigkeiten wie Renovierungsarbeiten, Arbeiten im Garten sowie schweres Tragen bei einem Umzug ausgelöst werden.

Infektionen und Krankheiten als Auslöser

In seltenen Fällen steckt hinter einer Sehnenscheidenentzündung keine Überlastung, sondern eine bakterielle Infektion mit Erregern wie Chlamydien, Gonokokken oder Mykoplasmen.

Zudem begünstigen einige Grunderkrankungen wie Diabetes mellitus, Gicht oder rheumatische Erkrankungen die Entstehung einer Sehnenscheidenentzündung. Während einer Schwangerschaft und der Stillzeit tritt die Erkrankung ebenfalls etwas häufiger auf.

Sehnenscheidenentzündung: Symptome

Typisch für eine Sehnenscheidenentzündung sind starke ziehende oder stechende Schmerzen im Bereich der betroffenen Sehne. Oftmals schmerzt die jeweilige Stelle bei jeder Bewegung. Teilweise treten die Schmerzen aber auch in Ruhe auf.

Daneben können eine Rötung und Schwellung auf eine Sehnenscheidenentzündung hindeuten. Kommt es zu einer starken Verdickung der Sehnenscheide, zeigt sich eine kleine Beule unter der Haut. Beim Bewegen der Sehne können zudem manchmal knirschende Geräusche auftreten. Dies wird als Schneeballknirschen bezeichnet. Ursächlich für das Knirschen ist, dass die entzündeten Sehnen verkleben können.

Die Schmerzen führen zu Bewegungseinschränkungen im entzündeten Bereich. Sind Sehnen betroffen, die für das Beugen der Finger zuständig sind, lassen sich diese oftmals nur schwer wieder durchstrecken. Dies wird als sogenannter "Schnappfinger" bezeichnet. Diese Form der Sehnenscheidenentzündung nennt man Tendovaginitis stenosans beziehungsweise Tendovaginits de Quervain (wenn der Daumen betroffen ist).

Symptome einer Sehnenscheidenentzündung im Überblick:

  • starke ziehende oder stechende Schmerzen sowie Druckschmerz
  • schmerzbedingte Bewegungseinschränkungen
  • Rötung und Schwellung
  • Knirschgeräusche bei Bewegung

Symptome einer bakteriellen Sehnenscheidenentzündung

Eine bakterielle Sehnenscheidenentzündung äußert sich grundsätzlich mit den gleichen Symptomen. Jedoch setzen diese plötzlich und sehr stark ein, während dies bei einer Überlastung als Auslöser eher langsam und schleichend der Fall ist. Zudem können Fieber und Abgeschlagenheit hinzukommen.

In diesem Fall ist es wichtig, schnell eine Arztpraxis aufzusuchen, um eine entsprechende Behandlung zu beginnen.

Diagnose einer Sehnenscheidenentzündung

Bei einer Sehnenscheidenentzündung kann die Diagnose in den allermeisten Fällen anhand der typischen Symptome gestellt werden. Zusätzlich kann der*die Arzt*Ärztin die entsprechende Stelle abtasten und einige Druck- und Bewegungstests durchführen.

Lässt sich auf diesem Weg keine eindeutige Diagnose stellen, kann eine Ultraschall-Untersuchung, eine Röntgenaufnahme oder ein MRT (Magnetresonanztomografie) gemacht werden. Besteht der Verdacht auf eine bakterielle Infektion oder andere Krankheit als Auslöser, kann man dies mittels einer Blutuntersuchung feststellen oder ausschließen.

Behandlung: Was tun bei Sehnenscheidenentzündung?

Bei einer Sehnenscheidenentzündung ist es wichtig, möglichst schnell mit einer Behandlung zu beginnen. Warten Sie nicht, bis die Schmerzen unerträglich schlimm sind. Dann dauert die Heilung wesentlich länger und das Risiko einer chronischen Entzündung steigt. Bei einer Sehnenscheidenentzündung gibt es verschiedene Möglichkeiten der Therapie.

Schonung und Ruhigstellen

Bei einer Sehnenscheidenentzündung ist es wichtig, das betroffene Gelenk – egal ob Hand, Ellenbogen oder Knie – möglichst ruhigzustellen und zu schonen. Tatsächlich ist dies die erste und wichtigste Maßnahme bei einer Sehnenscheidenentzündung. Damit beschleunigt man die Heilung und verringert das Risiko einer Chronifizierung. Bandagen oder Schienen (Orthesen) können dazu beitragen, dass das Gelenk ruhiggestellt ist und nicht weiterhin übermäßig belastet wird. Wichtig ist auch, die Tätigkeit zu meiden, die zu der Entzündung geführt hat.

Kühlen oder wärmen?

Es empfiehlt sich, die betroffene Stelle bei einer Sehnenscheidenentzündung zu kühlen. Die Schmerzen sowie Rötungen und Schwellungen lassen sich so lindern. Verwendet werden kann ein kühles, feuchtes Tuch oder eine Kühlkompresse aus dem Gefrierfach. Legen Sie die Kühlkompresse allerdings nicht direkt auf die Haut, ansonsten kann es zu Erfrierungen kommen. Wickeln Sie die Kompresse stattdessen in ein dünnes Tuch.

Medikamente bei Sehnenscheidenentzündung

Bei sehr starken Schmerzen kann die Einnahme von Schmerzmitteln mit den Wirkstoffen Diclofenac oder Ibuprofen vorübergehend infrage kommen. Diese haben zusätzlich einen entzündungshemmenden Effekt und können somit für eine schnellere Heilung sorgen. Neben Tabletten gibt es diese Wirkstoffe auch als Salbe. Diese haben den Vorteil, dass sie deutlich weniger und seltener Nebenwirkungen hervorrufen.

Bei starken Beschwerden kann durch den*die Arzt*Ärztin eine Mischung aus Kortison und einem Lokalanästhetikum (ein betäubender Wirkstoff, meistens Lidocain) in den entzündeten Bereich gespritzt werden. Dadurch werden die Beschwerden zumeist schnell gelindert, jedoch hält der Effekt nur kurz an. Spritzen werden bei einer Sehnenscheidenentzündung nur selten verabreicht und zumeist nur bei einer entzündeten Sehne im Daumen (Tendovaginitis de Quervain).

Physiotherapie bei Sehnenscheidenentzündung

Begleitend oder nach Abklingen der akuten Beschwerden kann eine Physiotherapie helfen. Dabei werden zum Beispiel Massagen sowie Dehn- und Bewegungsübungen durchgeführt. Diese Übungen kann die betroffene Person dann meist auch zu Hause selbst durchführen.

Operation als letzte Möglichkeit

Eine Operation wird bei einer Sehnenscheidenentzündung nur in Ausnahmefällen durchgeführt und stellt die letzte Therapieoption dar. Notwendig ist eine OP manchmal bei einem chronischen Verlauf oder wenn die Entzündung immer wiederkehrt. Durch die Schwellung kann die Sehne außerdem in einigen Fällen so stark eingeengt sein, dass sie nicht mehr richtig durch die Sehnenscheide gleiten kann. Auch hier kann jedoch zunächst eine konservative Therapie versucht werden.

Ist eine OP unumgänglich, kann diese meistens ambulant erfolgen. Dabei kann die verengte Stelle eingeschnitten oder entfernt werden, sodass die Sehne sich wieder frei bewegen kann.

Behandlung bei bakteriellen Auslösern

Ist eine Infektion mit Bakterien ursächlich für die Entzündung, muss in aller Regel eine Antibiotikaeinnahme erfolgen. Das Ruhigstellen und Kühlen des betroffenen Körperbereichs kann die Genesung auch hier zusätzlich unterstützen.

Prognose: Dauer einer Sehnenscheidenentzündung

Ist die Sehnenscheide entzündet, dauert es in der Regel einige Tage bis Wochen, bis die Beschwerden nachlassen beziehungsweise ganz abgeklungen sind. Dabei hängt der Heilungsprozess maßgeblich davon ab, ob das betroffene Gelenk ausreichend geschont wird.

Deshalb wird man bei einer Sehnenscheidenentzündung in vielen Fällen auch krankgeschrieben – insbesondere dann, wenn der Beruf die Erkrankung ausgelöst hat oder die Genesung erschweren würde. Je nach Tätigkeit und Schwere der Entzündung erfolgt die Krankschreibung für mindestens eine Woche, sie kann jedoch auch mehrere Wochen bis Monate dauern.

Wenn die Schmerzen nachlassen, ist es wichtig, die Belastung langsam wieder aufzubauen. Die auslösende Tätigkeit oder Bewegung sollte auch nach überstandener Erkrankung möglichst vermieden oder reduziert werden. Das ist bei bestimmten Berufsgruppen – zum Beispiel bei einer Bürotätigkeit – häufig jedoch nicht möglich. Deshalb haben Betroffene in diesem Fall ein erhöhtes Risiko, dass die Krankheit erneut auftritt oder chronisch wird. Dem können Sie mit vorbeugenden Maßnahmen entgegenwirken.

Sehnenscheidenentzündung vorbeugen

Mit ein paar einfachen Tipps und Tricks können Sie dafür sorgen, dass bei Ihnen keine Sehnenscheidenentzündung (erneut) auftritt. Wenn Sie viel am PC arbeiten, ist es wichtig, dass Sie ihre Hände und Finger schonen:

  • Verwenden Sie eine möglichst flache Tastatur, damit Sie die Handgelenke beim Arbeiten nicht zu sehr anwinkeln müssen.
  • Legen Sie ein Polster vor die Tastatur und stützen Sie die Handballen beim Tippen ab – dadurch werden die Handgelenke entlastet.
  • Benutzen Sie eine ergonomisch geformte Maus oder bedienen Sie die Maus zur Abwechslung statt mit der rechten mit der linken Hand.
  • Machen Sie zwischendurch immer wieder Pausen und bewegen und dehnen Sie Ihre Handgelenke etwas.

Auch bei anderen monotonen Bewegungen sind regelmäßige Pausen und Dehnübungen empfehlenswert, in denen Sie sich bewegen und somit dem Körper Abwechslung von den sich wiederholenden Bewegungsabläufen bieten.

Um einer durch Sport hervorgerufenen Sehnenscheidenentzündung vorzubeugen, ist es wichtig, sich vor dem Training sorgfältig aufzuwärmen und zu dehnen. Legen Sie außerdem ausreichend Pausen ein und überlegen Sie, ein Techniktraining zu absolvieren. Denn die richtige Technik beim Sport hilft ebenfalls, einer Sehnenscheidenentzündung vorzubeugen.

Karpaltunnelsyndrom oder Sehnenscheidenentzündung?

Bei einer Sehnenscheidenentzündung im Bereich des Armes und der Hand ähneln die Symptome häufig denen des Karpaltunnelsyndroms. Beim Karpaltunnelsyndrom liegt jedoch eine Schädigung des Nervus medianus vor, der durch den Ober- und Unterarm bis in die Innenseite der Hand verläuft. Diese Schädigung des Nervs entsteht durch einen erhöhten Druck innerhalb des Karpaltunnels.

Eine Sehnenscheidenentzündung stellt aber eine mögliche Ursache für den erhöhten Druck im Karpaltunnel dar. Neben dem Nervus medianus laufen nämlich auch verschiedene Sehnen durch den Tunnel. Schwillt bei einer Sehnenscheidenentzündung die betroffene Sehne an, verringert sich der Platz im Karpaltunnel und der Nerv kann geschädigt werden. Typische Symptome sind dann Schmerzen und Taubheitsgefühl in den Fingern. Das Karpaltunnelsyndrom kann jedoch viele weitere Ursachen haben und nicht jede Sehnenscheidenentzündung führt automatisch zu einem Karpaltunnelsyndrom.

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