Krankenschwester verabreicht Zytostatika per Tropf
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So wirken Zytostatika

Von: Kathrin Mehner (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 01.09.2020 - 10:28 Uhr

Zytostatika sind Substanzen, die das Zellwachstum und/oder die Zellteilung hemmen. Sie werden in erster Linie im Rahmen einer Chemotherapie bei einer Krebserkrankung eingesetzt. Denn Zytostatika greifen Zellen an, die sich schnell teilen. Dies ist bei Krebszellen, die sich durch unkontrollierte Zellteilung vermehren, aber auch bei einigen gesunden Körperzellen der Fall. Zu diesen Zellen zählen unter anderem die Schleimhautzellen im Mund und im Magen-Darm-Trakt, die Zellen im Knochenmark sowie die Haarzellen. Zellen, die sich während der Behandlung nicht teilen, werden von den Medikamenten dagegen in der Regel nicht beeinflusst.

Zytostatika hemmen die Zellteilung

Zytostatika sorgen dafür, dass die Teilung sowie das unkontrollierte Wachstum von Tumorzellen gehemmt werden und die Zellen absterben. Einige Substanzen bauen dazu Fehler in die DNA der Tumorzellen ein oder hemmen den Kopiervorgang des Erbgutes, der für die Teilung der Zelle unerlässlich ist. Andere Zytostatika nehmen Einfluss auf den Stoffwechsel der Zelle.

Die geschädigten oder abgestorbenen Zellen werden durch einen körpereigenen Kontrollmechanismus erkannt und abgebaut. Schlägt die Therapie an, wird der Tumor deswegen kleiner oder wächst zumindest nicht weiter. Ob die Chemotherapie erfolgreich ist oder nicht, lässt sich jedoch nicht über Nacht erkennen: In der Regel dauert es einige Tage oder sogar wenige Wochen bis sich abzeichnet, ob die Behandlung anschlägt.

Der Erfolg der Behandlung wird in regelmäßigen Abständen kontrolliert. Dabei gilt eine Behandlung als erfolgreich, wenn der Tumor nicht mehr weiter wächst, er sich verkleinert hat oder ganz verschwunden ist. Ebenso wird auch eine Verbesserung des subjektiven Wohlbefindens des Patienten als Erfolg gewertet.

Verschiedene Wirkstoffe

Für eine Chemotherapie stehen viele verschiedene Zytostatika zur Verfügung. Welches Medikament im Einzelfall verwendet wird, hängt unter anderem von der Art der Krebserkrankung ab. Im Folgenden finden Sie eine Auflistung der wichtigsten Zytostatika.

Alkylanzien

Alkylanzien unterbinden in den Tumorzellen die Verdoppelung des Erbgutes, die für die Zellteilung zwingend notwendig ist. Dadurch werden die Vermehrung der Zellen und das Wachstum des Tumors verhindert. Zur Gruppe der Alkylanzien gehören unter anderem Wirkstoffe wie Busulfan, Cyclophosphamid und Ifosfamid.

Zu den Alkylanzien im weiteren Sinne werden auch die sogenannten Platinanaloga gezählt. Sie bekämpfen die Tumorzellen, indem sie sich mit der Erbinformation in den Tumorzellen verbinden und diese dadurch zerstören. Außerdem hemmen sie diejenigen Enzyme, die die verursachten Schäden an der DNA beheben könnten.

Da Platinanaloga zu starker Übelkeit führen können, werden meist Begleitmedikamente verabreicht. Wirkstoffe aus dieser Gruppe sind Cisplatin, Carboplatin und Oxaliplatin.

Antibiotika

Antibiotika hemmen genau wie Zytostatika das Wachstum und die Vermehrung von Zellen. Allerdings richten sich die meisten Antibiotika gegen körperfremde Zellen. Nur einige wenige hemmen die Vermehrung körpereigener Zellen und können somit zu den Zytostatika gezählt werden.

Diese Antitumorantibiotika verursachen in den Tumorzellen Brüche in der DNA und rufen Veränderungen an der Zellmembran hervor. Da sie nicht nur während der Phase der Zellteilung wirken, haben sie meist mehr Nebenwirkungen als andere Zytostatika. Zur Gruppe der Antitumorantibiotika zählen unter anderem Wirkstoffe wie Doxorubicin und Epirubicin.

Antimetabolite

Antimetabolite zerstören das Erbgut der Zellen, indem sie sich als falsche Bausteine in die DNA der Zellen einschleusen. Sie wirken während der Zellteilung und haben im Vergleich zu anderen Zytostatika relativ geringe Nebenwirkungen.

Zur Gruppe der Antimetabolite gehören Wirkstoffe wie:

Hormone

Hormone gehören streng genommen nicht zu den Zytostatika. Sie können im Rahmen einer Chemotherapie jedoch bei denjenigen Tumoren hilfreich sein, deren Wachstum durch Hormone angeregt wird. Weibliche Geschlechtshormone fördern beispielsweise das Wachstum von Brustkrebs, männliche Geschlechtshormone das von Prostatakrebs. Der Einsatz der jeweiligen Gegenspieler kann das Wachstum der Tumore eindämmen. Je nach Krebsart werden etwa Antiöstrogene oder Antiandrogene verabreicht.

Mitosehemmer

Mitosehemmer verhindern, dass sich die Zellkerne der Tumorzellen teilen. Wird dieser Prozess blockiert, ist eine Vermehrung der Zellen nicht möglich. Zu den Mitosehemmer gehören viele Pflanzenstoffe, unter anderem die Vinca-Alkaloide und die Taxane.

  • Vinca-Alkaloide: Sie werden aus der Pflanze Immergrün (Vinca) gewonnen. Beispiele für Wirkstoffe aus dieser Gruppe sind Vinblastin und Vincristin.
  • Taxane: Sie werden aus Eibenrinde gewonnen. Beispiele für Wirkstoffe aus dieser Gruppe sind Docetaxel und Paclitaxol.
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Topoisomerasehemmer

Topoisomerasehemmer blockieren das Enzym Topoisomerase, das die Vermehrung von Zellen erst ermöglicht. Werden die Topoisomerasen der Krebszellen gehemmt, kann der Tumor nicht mehr weiter wachsen. Beispiele für Topoisomerasehemmer sind Etoposid, Irinotecan und Topotecan.