Frau zeigt Menstruationstasse
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Menstruationstasse: Alternative zum Tampon?

Von: Maria Lengemann (Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 14.07.2020 - 13:59 Uhr

Nachhaltigkeit und Umweltschutz sind Themen, die heutzutage auch im Bereich der Frauenhygiene eine große Bedeutung besitzen. Menstruationstassen bieten während der Periode eine nachhaltige Alternative zu Tampon und Binde. Doch was sind Menstruationstassen und wie werden sie verwendet? Warum Menstruationstassen immer beliebter werden, welche Vor- und Nachteile der Hygieneartikel bietet und was beim Kauf zu beachten ist, erfahren Sie im Folgenden.

Was sind Menstruationstassen?

Wer noch nie von einer Menstruationstasse gehört hat, fragt sich wahrscheinlich: "Was ist das?". Die Menstruationstasse besitzt vielerlei Namen, darunter Menstruationsglocke, Menstruations-Cup, Menstruations- oder Periodenbecher. Hierbei handelt es sich um ein Produkt, welches während der monatlichen Regel in die Scheide eingeführt wird und dort die Menstruationsblutung auffängt.

Sie ist geformt wie ein Becher, der am unteren Ende einen Stiel besitzt. Gefertigt wird sie zumeist aus einem flexiblen Material. Häufig handelt es sich dabei um Silikon oder Gummi, inzwischen gibt es jedoch auch Modelle, die aus Thermoplastischen Elastomeren gefertigt werden.

Im Grunde funktionieren Menstruationstassen ähnlich wie Tampons und sind, sofern sie richtig sitzen, genauso bequem. Allerdings verursachen sie keine großen Müllberge und haben daher den Vorteil, dass sie schonender für die Umwelt sind. Denn nach der Benutzung werden die Tassen nicht weggeworfen, sondern gereinigt und wiederverwendet.

Was sind die Vorteile einer Menstruationstasse?

Natürlich steht im Vordergrund einer jeden Menstruationstasse ihre Wiederverwendbarkeit. Doch es gibt noch andere Vorteile, die das Produkt ausmachen:

  • Sie bietet einen hohen Tragekomfort, wenn sie richtig sitzt.
  • Es ist keinerlei Chemie enthalten, da die meisten Modelle aus medizinischem Silikon bestehen.
  • Die Anwendung ist sehr hygienisch.
  • Sie ist während des Gebrauchs völlig geruchsfrei.
  • Sie besitzt eine lange Haltbarkeit, die bis zu zehn Jahre umfasst.
  • Sie ist ideal für den Sport, sowohl beim Fahrradfahren als auch beim Reiten.
  • Das Jungfernhäutchen wird durch ihre Verwendung nicht verletzt.
  • Sie wird meist aus rein veganen Materialien hergestellt.
  • Langfristig ist sie eine günstige Alternative zu anderen Frauenhygieneprodukten.

Ein großer Vorteil besteht außerdem darin, dass man sie inzwischen in fast jeder Drogerie kaufen kann und es einige Hersteller gibt, zwischen denen man sich entscheiden kann. Somit kann man das perfekte Modell für den eigenen Gebrauch finden.

Nachteile und Risiken der Menstruationstasse

Die Anwendung einer Menstruationstasse geht jedoch nicht nur mit Vorteilen einher, sondern hat auch ein paar Nachteile:

  • Auf öffentlichen Toiletten gestaltet es sich für viele Frauen schwierig, die Menstruationstasse zu wechseln.
  • Wenn sie falsch eingeführt wird, kann sie recht unbequem sein.
  • Um sie wiederzuverwenden, ist stets eine einwandfreie Sauberkeit vonnöten, was unter anderem bedeutet, dass man sie auskochen muss.
  • Je nach Verträglichkeit besteht das Risiko für Infektionen oder eine Blasenentzündung.
  • Für Frauen, die eine Spirale als Verhütungsmittel benutzen, ist sie nicht verwendbar.

Mit etwas Übung lassen sich aber meist einige der Nachteile beseitigen.

Sind Menstruationstassen gefährlich?

Sofern man das richtige Fassungsvermögen auswählt, kann eine Menstruationstasse zwischen acht und zwölf Stunden in der Scheide verbleiben – bei einem größeren Durchmesser ist theoretisch sogar eine längere Dauer möglich.

Genau wie bei Tampons besteht grundsätzlich auch bei Menstruationstassen, die zu lange in der Scheide verbleiben, das Risiko einer Infektion. Dies wird als das sogenannte Toxische Schocksyndrom (TSS) oder umgangssprachlich als "Tamponkrankheit" bezeichnet. Diese Krankheit kommt zwar nur äußerst selten vor, trotzdem sollte man sie ernst nehmen. Das Risiko ist dabei ungefähr genauso groß wie bei Tampons.

Verursacht wird TSS durch ein Bakterium, das Staphylococcus aureus genannt wird. Zu den typischen Symptomen gehören:

Toxisches Schocksyndrom: So können Sie vorbeugen

Um das Risiko einer Erkrankung möglichst zu minimieren, ist es empfehlenswert, Menstruationstassen nicht länger als sechs Stunden am Stück zu tragen. Nachts wäre es demzufolge besser, auf Binden zurückzugreifen. Laut Herstellerangaben können aber auch Tampons nachts getragen werden, sofern man sie direkt vor dem Schlafengehen und nach dem Aufstehen wechselt.

Außerdem ist es durchaus zu empfehlen, eine Menstruationstasse aus hochwertigerem Kunststoff zu wählen, da das Risiko, an TSS zu erkranken, bei günstigen Modellen erhöht sein kann.

Besteht der Verdacht auf TSS, ist es empfehlenswert, die Menstruationstasse sofort zu entfernen und einen Arzt aufzusuchen, da die Krankheit schlimmstenfalls zu Nieren- und Leberschäden sowie zu Organversagen führen kann.

Welche Menstruationstasse ist die Richtige?

Bei der Anschaffung kommt stets die Frage auf, welche Menstruationstasse die richtige ist. Hierbei sind vor allem das Fassungsvermögen und der Härtegrad der Tasse von hoher Wichtigkeit.

Bezüglich der Frage, welche Größe beziehungsweise welches Fassungsvermögen geeignet ist, muss jede Frau ihre eigene Entscheidung treffen. Es stehen sowohl kleine als auch große Modelle zur Auswahl. Die einen sind für stärkere, die andere für leichtere Tage gemacht. Je nach Hersteller fassen sie zwischen 20 und 46 Milliliter Blut.

Zum Vergleich: Eine Frau verliert während einer normalen Monatsblutung etwa 40 bis 50 Milliliter Blut. Ist die Periode stärker, können es auch etwa 80 Milliliter sein. Bei den meisten Frauen genügt also in der Regel ein Modell, welches im mittleren Bereich liegt. Für welche Größe man sich entscheidet, hängt davon ab, mit welcher Größe man sich wohlfühlt. Daher ist es ratsam, anfangs verschiedene Größen auszuprobieren.

In Bezug auf den Härtegrad gilt: Je fester das Material, desto leichter entfalten sich Menstruationstassen nach dem Einführen. Das macht härtere Cups besonders für Anfängerinnen geeignet, allerdings empfinden manche Frauen das Gefühl des "Aufploppens" als störend. Bei weicheren Tassen sollte man nach dem Einführen ertasten, ob sie sich komplett aufgefaltet haben oder noch Dellen spürbar sind. Oftmals ist ein mittlerer Härtegrad ein guter Kompromiss.

Wie viele Menstruationstassen braucht man?

Menstruationstassen besitzen im Allgemeinen eine lange Haltbarkeit. Bei richtiger Pflege und Aufbewahrung lassen sie sich bis zu zehn Jahre lang verwenden.

Sofern es jeden Monat zu einer normalen Periode kommt, genügt eine einzige Tasse. Wer jedoch ganz sichergehen möchte, kann zusätzlich eine zweite anschaffen. Dies erleichtert insbesondere den Wechsel, wenn man gerade unterwegs ist. Dann kann man sie einfach austauschen, ohne sie aufwändig reinigen zu müssen.

Sich eine zweite Menstruationstasse anzuschaffen, ist ebenfalls empfehlenswert, wenn die Stärke der Periode variiert. Eines ist in jedem Fall sicher: Je mehr Erfahrungen man mit den unterschiedlichen Tassen sammelt, desto eher ist man dazu in der Lage, die perfekte Tassengröße für den eigenen Bedarf zu finden.

Wie führt man eine Menstruationstasse richtig ein?

In Bezug auf die richtige Anwendung der Menstruationstasse ist einiges zu beachten. Denn nur wenn sie richtig sitzt, ist ihr Gebrauch auch bequem und unproblematisch.

Jede Menstruationstasse besteht aus einem flexiblen Material, welches man ganz leicht falten kann. Das hat nicht nur den Vorteil, dass man sie leicht einführen kann, sondern auch, dass sie sich den Konturen des Körpers relativ gut anpasst.

Zum Einführen der Menstruationstasse hilft folgende Anleitung:

  1. Zuallererst sollte man sich gründlich die Hände waschen.
  2. Um eine Menstruationstasse ordnungsgemäß einzuführen, muss sie zunächst gefaltet werden. Entweder geschieht dieses Falten der Länge nach, oder aber man drückt sie zusammen und legt eine Ecke des oberen Randes nach unten und zur Seite.
  3. Nun führt man sie mit der Öffnung voran in die Scheide ein. Dies kann sowohl im Stehen, im Sitzen, als auch in der Hocke durchgeführt werden. Eben so, wie es am bequemsten ist. Das Einsetzen funktioniert im Grunde ähnlich wie bei einem Tampon.
  4. Ist sie erst einmal drin, lässt sie sich dank des integrierten Stiels noch etwas tiefer einführen. Doch wie weit sollte man sie einführen? Es gilt dieselbe Regel wie beim Pendant aus Watte: Erst wenn man sie nicht mehr spürt, sitzt sie richtig. Für gewöhnlich sitzt die Menstruationstasse im unteren Drittel der Scheide, sodass der Stiel mit den Fingern noch leicht zu erreichen ist.
  5. Zu guter Letzt prüft man den richtigen Sitz. Doch wie merkt man, dass die Menstruationstasse richtig sitzt? Um das zu überprüfen, führt man einfach den Finger in die Scheide ein und um die Menstruationstasse herum. Auf diesem Weg lässt sich auch kontrollieren, ob sie sich vollständig geöffnet hat. Wenn nicht, lässt sich dies meist durch leichtes Drehen oder Kippen beheben.

Wie lässt sich die die Menstruationstasse herausnehmen?

Während des Gebrauchs kann es dazu kommen, dass sich die Tasse ein wenig an der Scheidenwand festsaugt. Dies stellt beim Entnehmen jedoch kein Problem dar und lässt sich mit einem leichten Druck gegen den Stiel beheben, denn so löst sich der entstandene Unterdruck rasch. Anschließend lässt sie sich durch Ziehen am Stiel ganz einfach entfernen – gegebenenfalls kann man sie dabei leicht kippen.

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Anleitung für die korrekte Reinigung

Um die Menstruationstasse erneut zu verwenden, ist es erforderlich, sie vorher zu reinigen. Diese Vorgehensweise trägt dazu bei, dass keinerlei Keime in die Scheide gelangen und man vor Infektionen weitgehend geschützt ist.

Vor dem ersten Einsatz ist es sinnvoll, die Tasse kurz auszukochen. Dies erledigt man am besten, indem man sie in einem großen Topf für etwa 20 Minuten in kochendes Wasser legt. Tipp: Stecken Sie sie in einen Schneebesen oder ein kleines Sieb, da sie so den Boden des heißen Topfs nicht berührt und somit keinen Schaden erleidet.

Während der Periode ist es nicht zwingend notwendig, die Menstruationstasse ständig auszukochen. Für gewöhnlich genügt es während dieser Zeit, sie nach jedem Gebrauch zu entleeren, sie zunächst mit kaltem und dann mit warmem Wasser abzuspülen sowie einer milden, ölfreien Flüssigseife zu reinigen. Ist die Periode vorüber, lässt man sie einfach wieder für etwa fünf Minuten auskochen und kann sie bei der nächsten Menstruation erneut einsetzen.

Übrigens: Unterwegs reicht es vollkommen aus, die gebrauchte Menstruationstasse am Waschbecken auszuspülen und sie in einem praktischen Beutel aufzubewahren. Daheim ist eine eingehende Reinigung möglich. Sofern man sich in öffentlichen Toiletten allerdings nicht traut, den Cup am Waschbecken zu säubern, gibt es Reinigungstücher, die ideal für diesen Zweck geeignet sind. Sie sind außerdem praktisch, wenn man kein Wasser zur Hand hat.

7 häufige Fragen zur Menstruationstasse

Rund um die Menstruationstasse kommen immer wieder Fragen und Unklarheiten auf, da viele Frauen unsicher sind, wo sie eine entsprechende Beratung erhalten. Die häufigsten Fragen haben wir im Folgenden für Sie zusammengestellt:

  1. Soll die Menstruationstasse beim Geschlechtsverkehr entfernt werden? Bei der Tasse handelt es sich nicht um ein Verhütungsmittel, weswegen sie vor dem Geschlechtsverkehr entfernt werden sollte. Außerdem würde sie durch ihren verhältnismäßig tiefen Sitz dabei nur stören.
  2. Für wen ist eine Menstruationstasse geeignet? Bereits vor dem ersten Sex, sogar schon bei der ersten Periode, lässt sich eine Menstruationstasse anwenden. Sie beschädigt das Jungfernhäutchen nicht und ist durch ihre Flexibilität leicht einzusetzen. Selbstverständlich lässt sie sich auch anwenden, wenn man bereits ein Kind geboren hat. Lediglich für Frauen, die eine Spirale tragen, ist sie nicht geeignet.
  3. Besteht ein Überlaufschutz? Im Grunde nicht. Das bedeutet, sie kann, sofern sie nicht rechtzeitig gewechselt wird, auch überlaufen. Man lernt jedoch mit der Zeit, wann es notwendig ist, sie zu wechseln, sodass sich ein Überlaufen meist verhindern lässt.
  4. Wie bewahrt man sie am besten auf? Während man sie nicht benötigt, legt man sie zur Aufbewahrung am besten in einen Stoffbeutel. Dieser wird von den meisten Herstellern mitgeliefert. Gar nicht zu empfehlen ist es hingegen, sie in einer Kunststoffbox aufzubewahren, da hierin das Material nicht atmen kann.
  5. Schädigt die Tasse die Scheidenflora? Im Gegensatz zum Tampon trocknet eine Menstruationstasse die Scheidenflora nicht aus. Das herrschende Milieu wird also nicht negativ beeinflusst. Die Natürlichkeit wird somit erhalten.
  6. Wie viel kostet eine Menstruationstasse? Eine Tasse kostet, je nach Hersteller, zwischen 15 und 30 Euro. Im Vergleich zu Tampons rechnet sich diese Ausgabe jedoch sehr rasch wieder.
  7. Welche Hersteller gibt es? Die bekanntesten Hersteller auf dem Markt sind Meluna®, Lunette® und Merula®. Es gibt jedoch auch noch viele andere Hersteller von Menstruationstassen.