Gifte in der Schwangerschaft

Zigarette als Gift in der Schwangerschaft
© istockphoto, MarcBruxelle

Neun Monate, das sind 40 Wochen oder rund 280 Tage, braucht das ungeborene Baby, um sich im Mutterleib entwickeln zu können - eine lange Zeit, in der die Plazenta, auch Mutterkuchen genannt, das wachsende Leben versorgt. Tag für Tag nimmt die Mutter Nährstoffe, aber auch gefährliche, ungesunde oder gar giftige Stoffe auf. Alles teilen sich Mutter und Kind, auch das, was ihnen nicht bekommt, z.B. Zigaretten, Alkohol, Drogen und viele Medikamente. So gelangen Stoffe zum Ungeborenen, die ihm schaden können.

Alkohol und Zigaretten meiden

Auf Platz eins der gefährlichen Stoffe steht der Alkohol: Embryonen sind in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten auch für kleine Mengen Alkohol extrem anfällig; sie bezahlen nicht selten einen hohen Preis, wenn sie regelmäßig oder reichlich Alkohol "mittrinken" müssen. Sie kommen mit körperlichen und geistigen Entwicklungsrückständen oder Schädigungen zur Welt, die Ärzte oft nicht wieder gutmachen können. Die so genannte "Alkohol-Embryopathie" trifft Babys unterschiedlich schwer, z.B. mit Herzfehlern, Gesichtsmissbildungen, Hörstörungen, Hyperaktivität oder Hirnschäden.

Die Plazenta kann nicht unterscheiden

Die Plazenta ist kein Filter, der zwischen schädlichen und nützlichen Stoffen unterscheidet - und so bekommt das Ungeborene seinen Anteil an Giften ab, etwa beim Rauchen: Zigarettenrauch enthält etwa 4.000 verschiedene giftige und krebserregende Substanzen wie Arsen, Benzol, Blausäure, Blei, Kadmium, Kohlenmonoxyd und Teer.

Auf Zigaretten reagieren alle Ungeborenen mit Entwicklungsproblemen und geringer Gewichtszunahme. Denn mit jedem Zug gelangt Nikotin in den gemeinsamen Kreislauf von Mutter und Kind. Die Blutgefäße verengen sich und stören die Sauerstoffversorgung des Babys. Außerdem wird es mit giftigem Kohlenmonoxyd belastet, was ebenfalls die Sauerstoffversorgung verschlechtert.

Es kann dann als Frühgeburt zur Welt kommen oder vielleicht zwar zeitgerecht, aber als "Mangelgeborenes". In beiden Fällen haben Babies meist viel Mühe, ihren Entwicklungsrückstand aufzuholen. Laut medizinischer Studien ist das Risiko für Kinder rauchender Mütter, an Allergien und Asthma zu erkranken, um 30 Prozent höher. Passivrauchen ist nach zahlreichen Untersuchungen übrigens ebenso gefährlich wie aktives Qualmen.

Genussmittel: Kaffee und Tee in Maßen

Eine Studie des Universitätskrankenhauses Aarhus in Dänemark (Quelle: British Medical Journal 2003, Band 326) hat untersucht, ob Kaffeekonsum während der Schwangerschaft das Risiko einer Totgeburt oder der Sterblichkeit eines Säuglings im ersten Lebensjahr erhöht. Diesen Verdacht hatten Wissenschaftler durch Untersuchungen an Affen gewonnen. Sie analysierten die Daten von über 18.000 Schwangerschaften in Bezug auf den Kaffeekonsum: Es zeigte sich, dass jene Frauen, die mindestens acht Tassen Kaffee pro Tag tranken, ein dreifach erhöhtes Risiko für eine Totgeburt hatten gegenüber jenen Frauen, die koffeinabstinent blieben.

Erstaunlicherweise war bei jenen Frauen, die ein bis drei Tassen Kaffee pro Tag tranken, eine leichte, allerdings nicht signifikante Risikoabsenkung gegenüber den völlig kaffeeabstinenten Schwangeren zu beobachten. Vier bis sieben Tassen erhöhten das Risiko leicht. Die Studienleiter schließen daraus, dass der "Schwellenwert" für die schädliche Wirkung des Kaffees bei etwa vier bis sieben Tassen Kaffee pro Tag liegen dürfte. Zwischen dem Kaffeekonsum und der Säuglingssterblichkeit im ersten Lebensjahr zeigte sich keinerlei Zusammenhang. Ähnliches gilt für schwarzen Tee. Kräutertees jedoch sind erlaubt und sogar erwünscht.

Umweltbelastungen

Hier fängt das Problem an: Bestimmte Schadstoffe wie Schwermetalle, befinden sich seit Jahrzehnten in unserer Nahrung und finden sich auch heute noch in fast allen Lebensmitteln. Ganz grundsätzlich sollten Obst und Gemüse gründlich gewaschen und geschält werden. Bei Nahrungsmitteln aus biologischem Anbau sind zumindest keine Pflanzenschutzmittel garantiert, doch die Schadstoffe aus Boden und Luft lagern sich auch hier ein. Mediziner haben nachgewiesen, dass Umweltgifte die Fortpflanzungsorgane schädigen. Ärzte raten schon vor Beginn einer Schwangerschaft dazu, entsprechende Tests durchführen und Wohnungen wie Arbeitsplatz überprüfen zu lassen.

Schwermetalle gehören zu den gefährlichen Umweltgiften: Gerade wenn Mütter hoch mit Blei belastet sind, können Fehlbildungen bei ihren Kindern auftreten, Früh- und Totgeburten sind häufiger. In vielen Altbauten belasten alte Bleirohre das Trinkwasser. Blei ist außerdem in vielen Farben enthalten sowie in Nahrungsmitteln, die in Ballungsgebieten angebaut wurden. Ähnliches gilt für Kadmium: Es reichert sich im Fruchtwasser an und stört das Wachstum des Babys. In Schellfisch oder Leber ist es in hoher Konzentration enthalten, außerdem in Zigaretten.

Quecksilber, das über amalgamhaltige Zahnfüllen in den Körper gelangt, kann Hirnschäden beim Ungeborenen verursachen. Zähne sollten nicht unmittelbar vor einer Schwangerschaft saniert werden, denn noch monatelang sind die Stoffe im Blut nachweisbar. Um die Ausscheidung zu unterstützen helfen Selen und Vitamin C.

Medikamente und Vitamine

Bittere Pillen sind vor allem die Kopfschmerztabletten, Beruhigungs- und Schlaftabletten, Schlankheits- oder Abführmittel, die man aus lauter Gewohnheit "mal eben so" nimmt. Die Nebenwirkung: geistige und körperliche Schäden - auch hier sind die ersten drei Monate der Entwicklung besonders brisant. Bei akuten oder chronischen Erkrankungen muss die Schwangere nicht auf Arzneimittel wie Antibiotika verzichten, doch ihr Arzt muss sie beraten.

Bei ausgeprägten Beschwerden wie starken Kopfschmerzen können auch Schmerzmittel eingenommen werden. Empfohlen werden vor allem Tabletten, die Paracetamol enthalten - Acetylsalicylsäure (u.a. in Aspirin) sollte vor allem im letzten Drittel der Schwangerschaft nicht mehr eingenommen werden.

Bei Impfungen sollte der Arzt von einer Schwangerschaft erfahren. Bei Reisen in Länder, für die vorbeugende Impfungen empfohlen werden, sollte man genau abwägen, ob diese Reise für eine Schwangere wirklich notwendig ist. Reiseprophylaxen mit Lebend-Impfstoff (Cholera, Masern, Mumps, Röteln) sind nicht zu empfehlen. Gegen Diphtherie, FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis, wird durch Zecken übertragen), Meningitis, Pneumokokken, Tuberkulose, Tollwut und Typhus sollte nicht geimpft werden. Eine Malariaprophylaxe kann mit einigen, aber nicht allen Medikamenten durchgeführt werden.

Vitamine sind wichtig und lebensnotwendig, besonders natürlich in der Schwangerschaft. Aber: Vorsicht bei Vitamin A, das in tierischen Nahrungsmitteln (und als Provitamin Beta-Carotin auch in pflanzlichen Lebensmitteln) vorkommt. Fehlt es, führt es zu Wachstumsstörungen und Nachtblindheit. Ein Zuviel, etwa bei zusätzlicher Einnahme in Tablettenform oder bei übermäßigem Konsum von t ierischer Leber, kann es zu Missbildungen beim Ungeborenen führen.

Ernährung in der Schwangerschaft

Über eine gesunde Ernährung kann die werdende Mutter eine Menge für das Baby tun. Eine Empfehlung von Medicine-Worldwide besagt: 10 Prozent Eiweiß, 35 Prozent Fett, 55 Prozent Kohlenhydrate sollten Schwangere zu sich nehmen. Die Fette sollten möglichst pflanzlicher Art und außerdem ballaststoffreich (Vollkornbrot, Obst, Gemüse) sein.

Aktualisiert: 23.06.2020

Hat Ihnen dieser Artikel gefallen?