Mutter mit Baby nach Kaiserschnitt
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Kaiserschnitt – Gründe, Ablauf und Tipps für die Zeit danach

Von: Sophia Jäger (Ärztin)
Letzte Aktualisierung: 14.07.2020

Ein Kaiserschnitt ist für viele werdende Mütter eine gefürchtete Komplikation während der Geburt, andere Schwangere wünschen einen Kaiserschnitt dagegen ausdrücklich. Doch was wird bei einem Kaiserschnitt eigentlich wirklich gemacht, wie gefährlich ist der Kaiserschnitt und wie lange dauert die Heilung danach? Antworten auf all diese Fragen finden Sie in diesem Artikel.

Wann ist ein Kaiserschnitt notwendig?

In der Gynäkologie gibt es verschiedene Kategorien, in die ein Kaiserschnitt eingeteilt werden kann.

Zunächst einmal wird zwischen einem primären und sekundären Kaiserschnitt unterschieden. Der primäre Kaiserschnitt wird durchgeführt, bevor geburtsfördernde Wehen einsetzten. Der sekundäre Kaiserschnitt dagegen wird bei Komplikationen durchgeführt, die während der Geburt auftreten. Die werdende Mutter hat zu diesem Zeitpunkt bereits Wehen.

Außerdem kann ein Kaiserschnitt geplant ablaufen oder ein Notfall sein. Für all diese Szenarien gibt es unterschiedliche Gründe.

Gründe für einen geplanten Kaiserschnitt sind zum Beispiel:

  • Plazenta- oder Gebärmutterfehlbildungen
  • Vorerkrankungen der Mutter
  • Fehlbildungen des Kindes
  • auf Wunsch
  • ein vorangegangener Kaiserschnitt
  • Geburtsstillstand

Bei einem Wunschkaiserschnitt ohne medizinische Notwendigkeit werden die Kosten übrigens nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.

Gründe für einen Notkaiserschnitt:

  • starke vaginale Blutungen
  • Unterversorgung des Neugeborenen (zum Beispiel Abfall der Herztöne)
  • Verdacht auf eine Gebärmutterruptur
  • Nabelschnurvorfall

Je nachdem ob der Notkaiserschnitt, vor oder nach Einsetzen der Wehen vollzogen werden muss, handelt es sich um einen primären oder sekundären Notkaiserschnitt.

Wie läuft ein Kaiserschnitt ab?

Solange es sich nicht um eine Notfallsituation handelt, beginnt die Vorbereitung auf einen Kaiserschnitt circa zwei Stunden vor der Operation. Noch vor Betreten des OP-Saals wird die werdende Mutter über mögliche Risiken aufgeklärt, erhält Thrombosestrümpfe und wird, wenn nötig, im Intimbereich rasiert. Auch ein CTG (Kardiotokografie) wird erstellt, um ein letztes Mal die Herztöne des Babys zu überprüfen.

Im Operationssaal erhält die werdende Mutter eine Periduralanästhesie (kurz: PDA) oder eine Narkose. Eine PDA wird rückenmarksnah injiziert. Der große Vorteil hierbei ist, dass die Mutter während der Operation wach ist und nur ihre untere Körperhälfte nicht oder nur sehr wenig spürt. Sobald ihr Kind auf der Welt ist, kann sie es somit in Empfang nehmen.

Eine sogenannte Intubationsnarkose, bei der die Gebärende nicht bei Bewusstsein ist, wird vor allem bei Notkaiserschnitten gewählt. Sie kann aber auch unter gewissen Umständen bei einem geplanten Kaiserschnitt eingesetzt werden, beispielsweise wenn die werdende Mutter sehr große Angst vor dem Eingriff hat, wobei dies eher selten vorkommt.

Zusätzlich erhält die Mutter einen Blasenkatheter, damit die Harnblase während der Operation leer bleibt. Dadurch wird das Risiko für Harnblasenverletzungen verringert. Der Mutter wird außerdem noch eine Antibiotikaprophylaxe verabreicht, um Infektionen zu verhindern.

Ablauf eines Notkaiserschnitts

Der Notkaiserschnitt unterscheidet sich nicht nur im Hinblick auf die Narkose, sondern auch auf den Ablauf vom normalen Kaiserschnitt. Wichtigstes Ziel ist es hier nämlich, die Zeit zwischen der Entscheidung für den Kaiserschnitt und der Entbindung des Kindes möglichst gering zu halten, im besten Fall bei unter 20 Minuten. Dementsprechend wird auf vieles verzichtet, was beim normalen Kaiserschnitt Standard ist. Dazu gehören zum Beispiel das Anlegen der Thrombosestrümpfe oder die Rasur.

Was wird bei einem Kaiserschnitt gemacht?

Die Operation selbst beginnt mit einem kleinen Hautschnitt in horizontaler Richtung oberhalb des Schambeins. Der Schnitt ist etwa acht bis 15 Zentimeter lang. Danach werden die einzelnen Bauchmuskelschichten vorsichtig freigelegt und durchtrennt, bis der Arzt zur Gebärmutter gelangt und auch diese mit einem Querschnitt öffnet. Falls die Fruchtblase noch nicht geplatzt ist, wird auch diese aufgeschnitten und das Kind kann aus dem Bauch der Mutter entnommen werden.

Wie lange dauert ein Kaiserschnitt in der Regel?

Ein Kaiserschnitt ist keine sonderlich lange OP. Die Dauer beträgt in etwa eine Stunde. Bis das Baby auf der Welt ist, vergehen im Schnitt nur circa 15 Minuten, bei einem Notkaiserschnitt sind es mitunter sogar nur fünf Minuten. Nachdem das Baby auf der Welt ist, muss noch auf die Ablösung der Plazenta gewartet werden. Dieser Vorgang wird durch das Medikament Oxytocin beschleunigt.

In der Zwischenzeit kümmern sich eine Hebamme und gegebenenfalls ein Kinderarzt um die Erstversorgung des Neugeborenen.
Circa eine halbe Stunde dauert es dann noch, bis die Gebärmutter und die einzelnen Bauchmuskelschichten der frischgebackenen Mutter wieder vernäht sind.

Wie gefährlich ist der Kaiserschnitt?

Die Kaiserschnittrate in Deutschland beträgt heutzutage circa 30 Prozent. Durch eine Schnittentbindung können jährliche viele Leben, sowohl von Mutter als auch Kind, gerettet werden. Aber natürlich hat ein Kaiserschnitt auch einige Risiken und Nachteile, weswegen die Entscheidung für einen Kaiserschnitt nicht leichtfertig getroffen werden sollte.

Zu den Risiken einer Kaiserschnittgeburt zählen vor allem Wundheilungsstörungen und Infektionen an der Kaiserschnittnarbe. Zudem kann während der Operation das die Gebärmuttter umgebende Gewebe verletzt werden, insbesondere die Harnblase. Außerdem ist das Risiko für eine Thrombose im Vergleich zu einer vaginalen Entbindung erhöht.

Viele Schwangere fürchten auch, dass nach einer Kaiserschnitt-OP beim nächsten Kind eine vaginale Entbindung nicht mehr möglich ist. Dies trifft nur zum Teil zu. Generell ist eine vaginale Geburt nach einem Kaiserschnitt, auch nach einem Notkaiserschnitt, möglich. Nur bei einem uterinen Längsschnitt kann danach nicht mehr vaginal entbunden werden. Hierbei handelt sich um eine Schnitttechnik, bei der die Gebärmutter statt im Querschnitt längs geöffnet wird und die nur sehr selten eingesetzt werden muss.

Welche Gefahren gibt es für das Baby?

Für das Neugeborene besteht zudem die Gefahr der sogenannten "nassen Lunge". Da das Baby nicht im Geburtskanal eingeengt wird, wird weniger Flüssigkeit aus der Lunge herausgepresst.

Allgemein kann es in den ersten Lebensstunden nach einem Kaiserschnitt zu leichten Anpassungsstörungen des Säuglings kommen. Diese entstehen vermutlich dadurch, dass Kaiserschnittkinder deutlich schneller und auch stressfreier auf die Welt kommen als dies üblicherweise bei einer natürlichen Geburt der Fall ist. Neugeborene, die per Kaiserschnitt zur Welt kommen, brauchen daher oft ein bisschen länger, bis sie so munter und aufgeweckt sind wie Kinder, die auf natürlichem Weg zur Welt kommen.

Zusätzlich gibt es Hinweise darauf, dass Kinder, die per Kaiserschnitt zur Welt kommen, häufiger unter Allergien und anderen Autoimmunerkrankungen leiden.

Was kommt nach dem Kaiserschnitt?

Das Wochenbett nach der Kaiserschnittentbindung gestaltet sich ein wenig anders als nach der vaginalen Entbindung. Zunächst verbleibt die Mutter klassischerweise länger im Krankenhaus. Meist sind es etwa fünf bis sieben Tage im Vergleich zu drei bis fünf Tagen nach einer vaginalen Entbindung.

Die meisten Frauen sind nach einem Kaiserschnitt erschöpfter als nach einer natürlichen Geburt. Einer der Gründe dafür ist, dass der Körper nicht so viele Hormone ausschüttet, die die frischgebackene Mutter wach und euphorisch halten.

Zudem müssen die Operationswunde überwacht und die Wundheilung unterstützt werden. Eine Kaiserschnittnarbe ist eine kleine Wunde im Bikinibereich etwa zwei Querfinger oberhalb des Schambeins, die in den ersten Tagen nach der Geburt lediglich mit einem kleinen Pflaster abgedeckt wird.

Schmerzen nach dem Kaiserschnitt

Schmerzen im Bereich der Operationsnarbe sind in den ersten Tagen vollkommen normal. Nach etwa fünf Tagen können dann die Fäden an der Narbe gezogen werden. Bis die Naht verheilt ist, vergehen insgesamt circa acht bis zwölf Tage.

Zur Pflege der Narbe gibt es verschiedene Salben, die die Wundheilung unterstützen und bei der Rückbildung helfen. Viele Frauen schämen sich am Anfang für ihre frische Narbe und ihren Bauch nach Kaiserschnitt und Schwangerschaft, meist bleibt auf Dauer aber nur eine sehr kleine Narbe zurück.

Wie lange besteht Wochenfluss nach dem Kaiserschnitt?

Auch nach einem Kaiserschnitt stellt sich der sogenannte Wochenfluss, auch Lochien genannt, ein. Hierbei handelt es sich um Wundsekret, das von der Gebärmutter abgesondert wird. Meist ist der Wochenfluss nach einem Kaiserschnitt weniger stark ausgeprägt als nach einer vaginalen Entbindung. Er hält circa drei bis vier Wochen an.

Ab wann ist Sport nach dem Kaiserschnitt möglich?

Wie auch bei einer vaginalen Entbindung, leidet der Beckenboden der Frau durch die Belastung während der Schwangerschaft, auch wenn die starke Belastung durch die Entbindung selbst entfällt. Rückbildungsgymnastik ist also auch hier sehr empfehlenswert. Üblicherweise kann hiermit sechs bis acht Wochen nach der Geburt begonnen werden.

Mit stärker belastendem Sport, wie beispielsweise joggen, sollte eventuell noch länger gewartet werden. Dies kommt ganz auf die individuelle Wundheilung jeder Frau an. Am besten sollte mit dem behandelnden Arzt besprochen werden, ob die Zeit schon reif ist, um wieder Sport zu treiben. Zusätzlich sollte jede Frau auf ihren eigenen Körper hören und sportliches Training nur langsam steigern. Sobald sie Schmerzen im Unterleib verspürt, sollte sie mit der jeweiligen Tätigkeit aufhören.

Auch im Alltag sollte die frischgebackene Mutter vorsichtig und achtsam mit sich umgehen. In den ersten sechs Wochen sollte sie besser nicht schwer heben oder sich auf andere Art und Weise im Haushalt verausgaben

Ab wann kann man duschen und baden nach dem Kaiserschnitt?

Ziel nach einer Kaiserschnittoperation ist es, die frischgebackene Mutter schnellstmöglich wieder zu mobilisieren. Mobilisation bedeutet in diesen ersten Stunden vor allem leichte Bewegung: Also beispielsweise, aufzustehen, sich ein wenig die Beine zu vertreten und sich am Waschbecken zu säubern und erfrischen. Dies kann in der Regel schon sechs bis acht Stunden nach der Operation erfolgen und beschleunigt die Genesung.

Kurze Zeit später, in etwa ab dem dritten Tag, ist auch das Duschen wieder möglich. Empfehlenswert ist, hierfür auf der Station nach einem wasserdichten Pflaster zu fragen. Die Operationsnarbe sollte nicht mit Wasser und Seifen in Kontakt kommen.

Baden sollten Frauen erst wieder, wenn der Wochenfluss versiegt ist, um den Eintritt von Keimen in die Gebärmutter zu verhindern.

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Ab wann darf man nach dem Kaiserschnitt stillen?

Stillen ist auch direkt nach dem Kaiserschnitt kein Problem. Im Gegenteil: Das Stillen unterstützt sogar eher die Bindung zwischen Mutter und Neugeborenem. Viele Mütter sind, vor allem nach einem Notkaiserschnitt, enttäuscht darüber, dass ihr Geburtserlebnis nicht so abgelaufen ist, wie sie es sich erwünscht hatten. Sie haben das Gefühl, dadurch keine so starke Bindung zu ihrem Neugeborenen aufgebaut zu haben. Dagegen kann das Stillen helfen.

Wünscht die Mutter, das Kind zu stillen, sollte es von Anfang an regelmäßig an die Brust angelegt werden. So kann sich schnell ein Rhythmus zwischen Mutter und Baby entwickeln. Ein weiterer Vorteil des Stillens ist, dass der Körper der Mutter hierbei viele Hormone ausschüttet, die die Bindung zum Kind stärken und die Gebärmutterrückbildung fördern.

Ab wann kommt die Periode nach dem Kaiserschnitt?

Die Zeit bis zur ersten Menstruation nach der Schwangerschaft ist sehr unterschiedlich lang. Nachdem der Wochenfluss versiegt, kann die Menstruation generell wieder einsetzen und eine Schwangerschaft ist wieder möglich.

Stillt eine Frau, kann sich der Eintritt der Periode durch die ausgeschütteten Hormone deutlich verzögern. Doch auch das Stillen bietet keine komplette Empfängnisverhütung. Es wird empfohlen, dass Frauen ein Jahr warten, bis sie nach einem Kaiserschnitt wieder schwanger werden. Das garantiert, dass die Gebärmutter und der Bauch um die Kaiserschnitt-Operationsnarbe herum wieder komplett verheilen können. Dementsprechend sollten Paare sechs bis acht Wochen nach einem Kaiserschnitt wieder verhüten.