Die Pille danach
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Die Pille danach: Einnahme & Nebenwirkungen

Von: Dagmar Reiche (Ärztin und Medizinautorin), Jasmin Rauch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 24.08.2022 - 12:03 Uhr

Vor einer Verhütungspanne ist keiner gefeit: Die Anti-Baby-Pille wurde vergessen, das Kondom ist gerissen, das Diaphragma verrutscht. Oder Liebe und Verlangen waren so übermächtig, dass gar nicht verhütet wurde. Mit der sogenannten "Pille danach" lässt sich in solchen Ausnahmesituationen eine Schwangerschaft verhindern. Die Pille danach ist eine Möglichkeit, eine ungewollte Schwangerschaft zu vermeiden, wenn die normale Verhütung fehlgeschlagen ist oder gar nicht stattgefunden hat. Was Sie zu Wirkung und Nebenwirkungen sowie zur Einnahme wissen müssen, wo man die Pille danach kaufen kann und wer die Kosten trägt, erfahren Sie hier.

Wirkung: Was macht die Pille danach im Körper?

Kommt es zu einer Schwangerschaft, wurde vorher eine Eizelle durch ein Spermium befruchtet. Am Anfang dieses Prozesses steht zunächst der Eisprung. Beim Eisprung wandert eine Eizelle vom Eierstock über den Eileiter in die Gebärmutter. Im Eileiter kann die Eizelle durch die Spermien befruchtet werden.

Grundsätzlich besteht die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden, circa fünf Tage vor dem Eisprung bis zu einem Tag danach (fruchtbares Zeitfenster). Außerhalb dieser Zeit kann keine Befruchtung erfolgen. Kam es außerhalb der fruchtbaren Tage zu ungeschütztem Geschlechtsverkehr, ist die Pille danach also in der Regel nicht erforderlich.

Bei der Pille danach kommen Präparate mit zwei unterschiedlichen Wirkstoffen zum Einsatz, die eine Schwangerschaft auf verschiedene Weise unterbinden.

Levonorgestrel

Levonorgestrel ist ein Progesteron-Rezeptor-Agonist. Der Wirkstoff unterdrückt den Anstieg des luteinisierenden Hormons (LH-Peak). Dieses Hormon löst bei erhöhter Konzentration den Eisprung aus. Levonorgestrel unterdrück damit den Eisprung ganz oder verschiebt ihn nach hinten. Mittel auf Basis von Levonorgestrel sind beispielsweise PiDaNa® und Levonoraristo®.

Ulipristalacetat

Bei Ulipristalacetat handelt es sich um einen selektiven Progesteron-Rezeptor-Modulator. Dieser hemmt ebenfalls den LH-Peak und verhindert oder verschiebt so den Eisprung. Präparate mit Ulipristalacetat sind unter anderem ellaOne® und Lencya®.

Einnahme – wann und wie lange möglich?

Unabhängig vom Wirkstoff kann durch die Pille danach nur eine Schwangerschaft verhindert werden, solange der Eisprung noch nicht stattgefunden hat. Deshalb ist es wichtig, die Pille danach so früh wie möglich nach erfolgtem Geschlechtsverkehr einzunehmen – im Idealfall maximal zwölf Stunden danach.

Grundsätzlich ist es auch möglich, das Arzneimittel zu einem späteren Zeitpunkt einzunehmen – je länger man wartet, desto höher ist aber die Wahrscheinlichkeit, dass der Eisprung zum Zeitpunkt der Einnahme bereits stattgefunden hat. Die Wirksamkeit sinkt also im Laufe der Zeit. Nimmt man die Pille danach während des Eisprungs oder direkt nach dem Eisprung ein, ist sie nicht mehr wirksam.

Mittel mit Levonorgestrel können bis zu drei Tage nach erfolgtem Geschlechtsverkehr eingenommen werden, Präparate mit Ulipristalacetat bis zu fünf Tage.

Wie erfolgt die Einnahme?

Die Pille danach wird, anders als die Anti-Baby-Pille, nicht über einen längeren Zeitraum, sondern einmalig nach einer Verhütungspanne eingenommen. Dabei kann die Einnahme unabhängig von der Tageszeit oder von Mahlzeiten erfolgen. Betroffene sollten die Tablette unzerkaut mit Wasser zu sich nehmen.

Alkohol beeinträchtigt die Wirkung der Pille danach nicht, dennoch sollte man beim Konsum Vorsicht walten lassen, da Erbrechen durchaus die Wirksamkeit reduzieren kann. Kommt es kurz nach der Einnahme zum Erbrechen des Medikaments, dann muss das Präparat erneut eingenommen werden.

Generell sollte auch nach Einnahme des Arzneimittels bis zum Ende des Zyklus ein nicht-hormonelles Verhütungsmittel, wie ein Kondom, verwendet werden, da die Pille danach die Wirkung hormoneller Verhütungsmittel herabsetzen kann.

Pille danach – mittlerweile rezeptfrei

Seit Anfang 2015 ist die Pille danach rezeptfrei erhältlich. Bis dahin musste das Rezept für die Pille danach von einem*einer Arzt*Ärztin (nicht zwingend einem*einer Frauenarzt*Frauenärztin – eine gynäkologische Untersuchung war nicht nötig) ausgestellt werden. Auch heute kann man sich die Pille danach verschreiben lassen, was, je nach Alter der betroffenen Person, Auswirkungen auf die Übernehme der Kosten durch die Krankenkasse haben kann.

Pille danach kaufen

Die Hürden für den Erhalt der Pille danach sind mittlerweile niedrig. Sie kann grundsätzlich in allen Apotheken gekauft werden. Das Bestellen über eine Online-Apotheke ist gesetzlich nicht erlaubt. Dies liegt zum einen an der fehlenden Beratungsmöglichkeit, zum anderen daran, dass die Einnahme des Medikaments so schnell wie möglich nach dem Geschlechtsverkehr erfolgen soll – Lieferzeiten im Versandhandel machen dies meist nicht möglich.

Außerhalb der üblichen Öffnungszeiten kann die Pille danach auch im Nacht- oder Notdienst der Apotheken erworben werden.

Wer trägt die Kosten für die Pille danach?

Die Kosten für die Pille danach können unter bestimmten Umständen ganz oder teilweise durch die Krankenkassen getragen werden. Dies gilt für gesetzlich versicherte Personen unter 18 Jahren (komplette Übernahme der Kosten) sowie von 18 bis einschließlich 21 Jahren (Übernahme der Kosten, es fällt eine Rezeptgebühr an). Gesetzlich versicherte Frauen ab 22 Jahren müssen die Kosten selbst übernehmen. Privatversicherte können sich die Kosten je nach Krankenkasse im Nachhinein erstatten lassen.

Voraussetzung für die (teilweise) Übernahme der Kosten ist allerdings eine ärztliche Verschreibung. Der Preis für die Pille danach beträgt abhängig vom Produkt etwa 15 bis 35 Euro.

Nebenwirkungen der Pille danach

Die Nebenwirkungen der Pille danach unterscheiden sich bei beiden Wirkstoffen nicht wesentlich.

Sehr häufig (eine von zehn behandelten Personen kann betroffen sein) kommt es zu:

Eine genaue Auflistung aller möglichen Nebenwirkungen finden Sie in der jeweiligen Packungsbeilage.

Wann sollte man die Pille danach nicht einnehmen?

Nach der Einnahme des Präparates können sich schwere Lebererkrankungen verschlechtern – leiden Sie an einer solchen, sollten Sie die Verwendung der Pille danach in jedem Fall vorher ärztlich abklären. Das Gleiche gilt für Mädchen und Frauen mit schwerem Asthma oder falls Anzeichen vorliegen, die auf eine bereits bestehende Schwangerschaft hindeuten könnten.

Auch bei der Einnahme von einigen Medikamenten ist Vorsicht geboten: So können beispielsweise Antibiotika, Präparate mit Johanniskraut, Mittel zur Therapie von HIV oder Epilepsie sowie im Fall des Wirkstoffes Ulipristalacetat auch hormonelle Verhütungsmittel wie die Anti-Baby-Pille die Wirkung der Pille danach beeinflussen. Umgekehrt ist auch ein Einfluss der Pille danach auf die Wirksamkeit hormoneller Verhütungsmittel möglich.

Hatten Sie in der Vergangenheit eine Bauchhöhlen- oder Eileiterschwangerschaft oder hatten Sie eine Eileiterentzündung, sollten Sie vor der Anwendung des Arzneimittels ärztlichen Rat suchen.

Vorsicht bei höherem Gewicht

Sowohl die Wirksamkeit von Ulipristalacetat als auch die von Levonorgestrel kann ab einem bestimmten Körpergewicht abnehmen. Bei Ulipristalacetat ist dies ab einem Gewicht von circa 95 Kilogramm der Fall, bei Levonorgestrel bereits bei einem Gewicht von 70 Kilogramm.

Generell gilt: Bei starkem Übergewicht (BMI über 35) sollte man die "Spirale danach" als Alternative in Betracht ziehen.

Alternative: Spirale danach

Sollten Gründe vorliegen, die gegen die Einnahme der Pille danach sprechen (beispielsweise eine Lebererkrankung oder Übergewicht), kann als Alternative die Spirale danach bis zu fünf Tage nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr eingesetzt werden.

Dabei handelt es sich um die normale Kupferspirale. Diese wirkt empfängnisverhütend, indem das enthaltene Kupfer die Spermien schädigt und zusätzlich die Gebärmutterschleimhaut dahingehend beeinflusst, dass sich keine befruchtete Eizelle einnisten kann. Sobald die Spirale entfernt wird, ist dieser Effekt aufgehoben.

Eine Kupferspirale muss durch eine*n Frauenärztin*Frauenarzt in die Gebärmutter eingesetzt werden.

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Schwanger trotz Pille danach?

Die Wirksamkeit der Pille danach variiert je nach Einnahmezeitpunkt – ist also davon abhängig, wie lange der ungeschützte Geschlechtsverkehr her ist und an welchem Zyklustag sich die betroffene Person befindet. Die Wirksamkeit liegt daher zwischen 59 bis 98 Prozent. Theoretisch ist es also möglich, trotz Pille danach schwanger zu werden, auch wenn die Wahrscheinlichkeit dafür nicht hoch ist.

Die Pille danach ist nicht dazu geeignet, eine bestehende Schwangerschaft zu beenden, da sie nur die eigentliche Befruchtung verhindert. Sie stellt also keine "Abtreibungspille" dar.

Pille danach als Verhütung im Notfall

Ob mit oder ohne Rezept: Die Pille danach ist eine Notfallverhütung und sollte genau als solche angesehen und eingesetzt werden. Denn wie jedes Medikament kann sie Nebenwirkungen mit sich bringen.

Steht man häufiger vor dem Problem, auf die Pille danach zurückgreifen zu müssen, sollte man sich an eine gynäkologische Praxis wenden und sich dort hinsichtlich einer passenden Langzeitverhütung beraten lassen.