Fuß mit Bänderriss
© Getty Images/Doucefleur

Bänderriss am Sprunggelenk oder Knie: Symptome und Behandlung

Von: Henrik Janke (Student der Humanmedizin)
Letzte Aktualisierung: 01.07.2024 - 14:49 Uhr

Ein plötzlicher Stolperer, eine unglückliche Drehbewegung und es ist passiert: ein Bänderriss. Diese häufig auftretende Verletzung betrifft oft Sportler*innen, kann aber auch durch alltägliche Bewegungen ausgelöst werden. Meist liegt dem Bänderriss ein Unfall zugrunde, sei es beim Sport, im Haushalt oder in der Freizeit. Prinzipiell kann jedes Band im Körper reißen. Im folgenden Text werden vor allem der Riss der am Fuß befindlichen Sprunggelenksbänder sowie Bandverletzungen des Knies behandelt. Was genau verbirgt sich hinter einem Bänderriss und wie sollte man reagieren, wenn es dazu kommt? Alles über Ursachen, Symptome und Diagnose lesen Sie hier.

Bänderriss verstehen: Was ist eigentlich ein Band?

Ein Band (lat. "Ligamentum") ist eine faserartige Struktur, die der Stabilität und Bewegung dient. Diese derben Fasern sind jeweils an benachbarten Knochen fixiert und unterstützen so die Gelenke. Neben dem Knochen kommen sie außerdem zur Fixierung von inneren Organen vor. 

Von Bänderrissen sind hauptsächlich die gelenkunterstützenden Bänder betroffen. Die meisten bestehen aus besonders straffen, parallel angeordneten Kollagen-Fasern, die dem Band vor allem mechanische Stabilität verleihen. Vereinzelte Bänder im Körper weisen dagegen besonders viele elastische Fasern auf und sind für die Beweglichkeit relevant. 

Die für Verletzungen anfälligen Bänder des Knies sind das vordere und hintere Kreuzband sowie die beiden Außenbänder. Während die inneren Kreuzbänder das Kniegelenk in allen Bewegungen stabilisieren, sind die äußeren Bänder vor allem bei der Streckung des Beins angespannt. So verhindern sie eine seitliche Aufklappung (Abduktion/Adduktion). 

Das obere Sprunggelenk besteht ebenfalls aus zwei Außenbändern, die sich aus vielen vereinzelten Bandstrukturen zusammensetzen. Relevant ist hier besonders das Außenband, das beim Umknicken des Fußes nach außen verletzt werden kann. Es verbindet Wadenbein, Sprungbein und Fersenbein.

Ursachen: Wie entsteht ein Bänderriss?

Ein Bänderriss (auch Bandruptur) tritt auf, wenn Bänder überdehnt werden oder abrupter Beanspruchung ausgesetzt sind, die ihre Belastungsgrenze überschreiten. Besonders häufig betroffen sind dabei die Bänder im Sprunggelenk und im Knie.

Die Bänder des Kniegelenks reißen oft bei extremer Rotation (Drehung) des Gelenks im gebeugten Zustand oder wenn der Fuß so fixiert ist, dass er unbeweglich ist. Typische Beispiele sind das Fußballspielen oder Skifahren. Im gebeugten Zustand sind die Seitenbänder locker und das Knie ist instabil. Ist nun der Fuß fixiert, sei es in den Skiern oder mit Stollenschuh im Rasen, so kommt es bei Rotation zu einer derartig starken Kraftübertragung, dass die Bänder reißen können.

Eine bekannte Verletzungskombination ist die unglückliche Triade ("Unhappy Triad"), bestehend aus einem Kreuzbandriss, genauer eines Risses des vorderen Kreuzbandes, des medialen (zur Körpermitte gelegen) Meniskus und des medialen Seitenbandes. Dieses Muster kommt häufig beim eben genannten Unfallhergang vor, wenn das gebeugte Knie stark nach außen gedreht wird.

Ein Bänderriss im Sprunggelenk entsteht in der Regel durch Umknicken. Im Alltag kann dies beispielsweise beim Treppensteigen oder Laufen auf unebenem Untergrund passieren. Beim Sport kommt es meist durch unkontrollierte Bewegungen zu der Sprunggelenksverletzung, beispielsweise bei der Landung nach einem Sprung oder bei schnellen und abrupten Richtungswechseln. Typische Sportarten, bei denen es häufiger zu einem Bänderriss kommt, sind Fußball, Tennis oder Volleyball.

Symptome: Kann man mit einem Bänderriss noch gehen?

Die Symptome eines Bänderrisses können je nach Schweregrad der Verletzung variieren, aber einige häufige Symptome sind:

  • Schmerzen: Direkt nach der Verletzung treten oft starke Schmerzen auf, die sich an verschiedenen Stellen des betroffenen Gelenks zeigen können, also beispielsweise am Knie oder Knöchel. Diese Schmerzen können durch Bewegungen verstärkt werden.
  • Hämatombildung (blauer Fleck): Dieser Bluterguss ist auf die Beschädigung von Blutgefäßen im Bereich des Bänderrisses zurückzuführen.
  • Schwellung: Eine rasche Schwellung ist ein typisches Symptom eines Bänderrisses. 
  • Instabilität: Diese kann dazu führen, dass sich das Gelenk locker oder "wackelig" anfühlt und die betroffene Person Schwierigkeiten hat, ihr Gewicht darauf zu halten.

Die Gesamtheit der Symptome führt letztendlich zu einer deutlichen Funktionseinschränkung des jeweiligen Gelenks. Sollte man noch gehen können, so meist nur unter Schmerzen.

Bänderdehnung oder Bänderriss?

Die Vorstufe eines Bänderrisses ist eine Bänderdehnung. Eine Bänderdehnung passiert häufig beim Joggen und betrifft vor allem das anfällige Außenband, wenn man mit dem Fuß nach außen umknickt (Supination). Man spricht dann auch von einem Supinationstrauma beziehungsweise bei gleichzeitiger Verletzung des Gelenks von einer Verstauchung des oberen Sprunggelenks. Neben einer Bänderdehnung und einem Bänderriss unterscheidet man noch den Bänderanriss (die Bänder sind nur angerissen).

Auch anhand der Symptome kann man eine Bänderdehnung und einen Bänderriss unterscheiden. Liegt lediglich eine Bänderdehnung vor, tritt selten ein Hämatom auf und die oben genannten Symptome halten nicht so lange an. Außerdem ist die Stabilität im Gelenk weniger stark eingeschränkt.

Diagnose: Wie sieht ein Bänderriss aus?

Die Diagnose des Bänderrisses wird anhand typischer Symptomatik und Bildgebung gestellt. Zunächst sollte der genaue Unfallhergang erfragt werden. Durch Zusammenschau der verschiedenen Symptome kann die Verdachtsdiagnose des Bänderrisses gestellt werden.

Zur genaueren Beurteilung der betroffenen Bänder können verschiedene Funktionstests durchgeführt werden. Am Knie sind das beispielsweise der vordere und hintere Schubladentest. Dabei fixiert die untersuchende Person den Unterschenkel des*der Patient*in in einem 90-Grad-Winkel und versucht, den Unterschenkel nach vorne und hinten zu verschieben. Eine übermäßig starke Verschieblichkeit deutet auf einen Schaden der Kreuzbänder hin.

Um die Außenbänder zu testen, prüft man diese auf Aufklappbarkeit. Dabei fixiert die untersuchende Person das Kniegelenk des*der Patient*in und versucht, den Unterschenkel seitlich nach rechts und links zu verschieben ( Varus- oder Valgusstresstest). Beim Sprunggelenk wird die Ferse mit der einen Hand umfasst und das Schienbein mit der anderen leicht nach innen gedrückt. Lassen sich Schmerzen oder eine übermäßige Beweglichkeit feststellen, so ist der Test positiv. Es besteht der Verdacht auf einen Riss der Außenbänder.

Die finale Diagnose wird dann durch eine Magnetresonanztomografie (MRT) der betroffenen Region (wie beispielsweise Fuß oder Knie) gestellt. Röntgenbilder dienen eher der Abbildung von knöchernen Frakturen, weshalb diese Untersuchung hier von untergeordneter Bedeutung ist. Die MRT-Aufnahme erlaubt eine genaue Lokalisierung der Verletzung. Außerdem können die Bandstrukturen und Weichteile gut eingesehen und somit auch die Schwere der Verletzung eingeschätzt werden. Auf Basis dessen wird dann ein persönlicher Therapieplan entworfen.

Behandlung: Kann ein Bänderriss von alleine heilen?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, einen Bänderriss zu therapieren. Die Wahl der richtigen Therapiemethode hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie beispielsweise dem Schweregrad der Verletzung und der individuellen Umstände. Ruhe und Schonung sind von grundlegend wichtiger Bedeutung, um dem betroffenen Gelenk die Möglichkeit zu geben, sich zu regenerieren. Dabei können Hilfsmittel wie Orthesen oder Schienen helfen. Auch kann man die betroffene Regionen tapen, um den Prozess zu unterstützen. Man sollte das ruhiggestellte Bein auf keinen Fall zu stark und zu früh belasten. Kühlung und Kompression können Schwellungen reduzieren.

Man fasst diese Therapieoptionen mit der PECH-Regel zusammen:

  • P: Pause einlegen
  • E: Eis (Kühlung)
  • C: Compression, das heißt einen leichten Druckverband anlegen
  • H: Hochlagern

Physiotherapie spielt eine entscheidende Rolle bei der Wiederherstellung der Beweglichkeit und Stabilität des Gelenks. Durch gezielte Übungen und Behandlungen kann die Heilung beschleunigt werden.

In einigen Fällen können auch vorübergehend entzündungshemmende Medikamente oder Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Diclofenac verschrieben werden, um die Schmerzen zu lindern.

In schweren Fällen oder wenn andere Behandlungsmethoden nicht ausreichend sind, kann eine Operation erforderlich sein. Eine Möglichkeit der Operation am Kniegelenk ist die Rekonstruktion der Kreuzbänder mithilfe einer körpereigenen Muskelsehne. Besonders junge Menschen mit hoher Belastung profitieren davon, da ein erfolgreicher Eingriff eine möglichst hohe Belastbarkeit des Bands für die Zukunft sicherstellen kann. Am Sprunggelenk werden die getrennten Bänder miteinander vernäht und das Bein zeitweise eingegipst.

Wie lange dauert es, bis ein Bänderriss geheilt ist?

Die Heilungsdauer nach einem Bänderriss hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter die Schwere der Verletzung, die rechtzeitige Behandlung und die persönliche Genesungsfähigkeit der betroffenen Person.

Bei einem Bänderanriss kann eine schnelle Genesung innerhalb weniger Wochen möglich sein, während bei einem kompletten Riss oder einer begleitenden Operation der Heilungsprozess bis zu drei Monate dauern kann.

Wie lange man mit einem Bänderriss arbeitsunfähig ist, lässt sich ebenfalls nicht allgemein beantworten. Hier kommt es darauf an, wie schwer die Einschränkungen durch den Bänderriss sind und welcher Beruf genau ausgeübt wird. Der*die behandelnde Arzt*Ärztin entscheidet deshalb von Fall zu Fall, wie lange eine Krankschreibung nötig ist.

Mögliche Spätfolgen eines Bänderrisses

Nach einer angemessenen Therapie erleben viele Patient*innen eine vollständige Genesung. Mithilfe von Physiotherapie können die Beweglichkeit, Stabilität und Kraft des betroffenen Gelenks wiederhergestellt werden. 

Als Spätfolge besteht je nach Schwere ein erhöhtes Risiko für Meniskus- und Knorpelschäden, die durch die Gelenkinstabilität hervorgerufen werden. Diese bewirkt ein vermehrtes Reiben der knöchernen Strukturen auf- und aneinander. Bei schwerwiegenden Bandverletzungen kann es auch zur Abnutzung des Gelenkknorpels im Sinne einer Arthrose kommen.

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