Impingement-Syndrom an Schulter und Hüfte: Symptome, Behandlung und OP
Schulterschmerzen oder Hüftschmerzen sind häufig auf das Impingement-Syndrom zurückzuführen. Das Impingement-Syndrom ist ein sogenanntes Engpass- oder Einklemmungssyndrom, das meistens am Schultergelenk, aber auch am Hüftgelenk und an anderen Gelenken vorkommen kann. Es entstehen Schmerzen bei Belastung und Bewegung, weil der Platz für Sehnen und Muskeln im Gelenk eingeengt ist und Weichteile oder Sehnen eingeklemmt werden können. Erfahren Sie im Folgenden mehr zu den Symptomen des Impingement-Syndroms, wie man es behandelt und wann eine Operation erfolgen muss. Außerdem finden Sie hier Anleitungen für Übungen, die bei Schulter- und Hüftschmerzen helfen können.
Was ist ein Impingement-Syndrom?
Beim sogenannten Impingement-Syndrom kann es beispielsweise durch knöcherne Anbauten oder genetische Vorbelastungen in einem Gelenk zu einer Verengung kommen. Dabei kann es passieren, dass Sehnen, Schleimbeutel oder andere Weichteile bei bestimmten Bewegungen im Gelenk eingeengt oder eingeklemmt werden. Das kann schmerzhafte Reizungen oder Entzündungen verursachen.
Durch die Entzündung schwillt das Gewebe an, wodurch der Platz im Gelenk noch enger wird – ein Teufelskreis entsteht. In der Folge kann die Beweglichkeit des betroffenen Gelenks weiter eingeschränkt sein und zu starken Schmerzen führen – auch in Ruhe, zum Beispiel bei bestimmten Schlafpositionen.
Für das Impingement-Syndrom gibt es weitere Fachbegriffe, die das gleiche Krankheitsbild beschreiben. Dazu zählen je nach betroffenem Gelenk das subakromiale Impingement an der Schulter und das femoroacetabuläre Impingement-Syndrom, kurz FAIS, an der Hüfte.
Auch das Gelenk am Knie oder das Sprunggelenk am Fuß kann von einem Impingement betroffen sein. Aufgrund der größeren Häufigkeit wird im Folgenden aber hauptsächlich auf das Impingement-Syndrom der Schulter und der Hüfte eingegangen.
Impingement: Ursachen für die Schulterschmerzen
Bei einem sogenannten Impingement-Syndrom der Schulter wird es zwischen dem Oberarmkopf (Humeruskopf) und dem Schulterdach (Akromion) – das ist der höchste Punkt des Schulterblattes – zu eng. Wenn der Arm bewegt wird, kann es passieren, dass Sehnen oder ein Schleimbeutel aufgrund des Platzmangels in der Schulter links oder rechts eingeklemmt und gereizt werden.
Typisch für das Impingement-Syndrom ist, dass den Symptomen keine akute Verletzung der Schulter vorangeht. Folgende Ursachen können zu einem Engpasssyndrom in der Schulter führen:
- Knöcherne Verwachsungen, sogenannte Knochenanbauten (Osteophyten) können durch eine dauerhafte Reizung oder degenerative Veränderungen (Arthrose) entstehen und den Gelenkspalt verengen (primäres Outlet-Impingement-Syndrom).
- Eine langjährige Überlastung, zum Beispiel durch Sport wie Badminton, Schwimmen oder Wurfsportarten oder durch berufliche Tätigkeiten, wie Überkopfarbeiten ist ein möglicher Auslöser. Diese kann wiederum zu Entzündungen führen, beispielsweise des Schleimbeutels (Bursitis). Daraus kann eine Funktionsstörung oder Fehlbelastung der Schultermuskulatur und eine veränderte Stellung und Beweglichkeit der Schulter entstehen (sekundäres Non-Outlet-Impingement-Syndrom).
- Ein anlagebedingt bereits schmaler Gelenkspalt kann das Auftreten des Impingement-Syndroms begünstigen.
Können Schulterschmerzen psychische Ursachen haben?
Körperliche und seelische Beschwerden hängen oft zusammen. Schulterschmerzen, wie auch das Impingement-Syndrom, können nicht nur mit körperlichen Faktoren, sondern auch mit seelischem Stress, Angst, depressiver Stimmung oder ungelösten seelischen Konflikten verbunden sein. Studien zeigen, dass Menschen mit Schulterschmerzen häufiger unter psychischen Belastungen leiden.
Auch Persönlichkeitsmerkmale wie eine starke Neigung zu Sorgen (Neurotizismus) spielen eine Rolle. Obwohl noch nicht genau geklärt ist, wie ein Impingement-Syndrom und psychische Belastungen konkret zusammenhängen, ist es wichtig, bei anhaltenden Beschwerden nicht nur die Schulter selbst, sondern auch mögliche seelische Ursachen in den Blick zu nehmen.
Symptome bei Impingement-Syndrom der Schulter
Das häufigste Symptom sind Schulterschmerzen – im fortgeschrittenen Stadium oft nachts in bestimmten Schlafpositionen, aber auch tagsüber bei verschiedenen Bewegungen. Insbesondere kommt es zu Schmerzen beim seitlichen Anheben und Abspreizen des Arms zwischen etwa 60 und 130 Grad – das nennt man den "schmerzhaften Bogen" (painful arc). Bei dieser Bewegung werden Sehnen oder Schleimbeutel im Gelenk, das heißt zwischen Schulterdach und Oberarm, eingeklemmt. Schmerzen können auch beim Anheben des Arms nach vorne oder hinten auftreten.
Typisch sind zudem Beschwerden bei Alltagsbewegungen, wie dem Anziehen einer Jacke und vor allem bei Überkopfbewegungen, wie Geschirr in ein hohes Regal räumen oder Fensterputzen. Auch beim Fahrradfahren kann es zu Schmerzen in der Schulter kommen. In diesem Fall sollte die Körperhaltung auf dem Fahrrad überprüft werden.
Ursachen des femoroacetabulären Impingement-Syndroms (FAIS)
Beim Impingement der Hüfte kommt es zu einer mechanischen Einengung im Hüftgelenk. Ursache ist meist eine Formveränderung des Hüftkopfes oder der Hüftpfanne – oder beides. Der Hüftkopf ist der kugelförmige obere Abschluss des Oberschenkelknochens, der in der Hüftpfanne, also einer halbrunden Ausbuchtung im Hüftknochen, liegt. Man unterscheidet den Cam-Typ (Hüftkopf zu dick oder unförmig) und den Pincer-Typ (Gelenkpfanne zu tief oder überstehend).
Die knöchernen Veränderungen führen dazu, dass die Hüftknochen bei bestimmten Bewegungen aneinanderstoßen. Das kann auf Dauer die Knorpel und die Gelenklippe (Labrum) schädigen. FAIS kann angeboren sein oder sich im Laufe der Jahre entwickeln – oft bei sportlich aktiven Menschen oder durch wiederholte Überlastung.
Impingement der Hüfte: Symptome
Typische Beschwerden bei einem FAIS sind Leistenschmerzen, die bei Bewegung – vor allem beim Sitzen, Drehen oder Beugen der Hüfte – zunehmen. Viele Betroffene beschreiben ein Stechen oder ein tiefes Druckgefühl im Gelenk. Auch Bewegungseinschränkungen, wie eine verminderte Beugung oder Drehung der Hüfte, sind häufig. Manchmal kommt es auch zu einem spürbaren "Klemmen" oder "Schnappen" in der Hüfte.
Die Schmerzen beginnen oft schleichend, können aber bei körperlicher Belastung, etwa beim Sport oder längeren Sitzen, deutlich zunehmen. Unbehandelt kann ein FAIS langfristig zu Knorpelschäden und Arthrose führen.
Diagnose eines Impingement-Syndroms
Häufig gelingt es, die Diagnose "Impingement" anhand typischer Zeichen und Beschwerden sowie mithilfe körperlicher Tests zu stellen. Der*die Arzt*Ärztin lässt die betroffene Person im Rahmen der Untersuchung beispielsweise bei Verdacht auf ein Impingement-Syndrom an der Schulter die Bewegung des "painful arc" ausführen, um festzustellen, ob dabei Beschwerden auftreten. Auch Schmerzen bei gezielten Hüftbewegungen können Aufschluss geben.
Die Diagnose kann bei Bedarf auch durch bildgebende Verfahren wie Röntgen, Ultraschall und Magnetresonanztomografie (MRT) gesichert werden.
Therapie: Wie behandelt man das Impingement-Syndrom?
Zur Behandlung des Impingement-Syndroms, ganz gleich in welchem Gelenk, bietet sich zunächst eine konservative Therapie an: zum einen entzündungshemmende und schmerzlindernde Medikamente und zum anderen Physiotherapie mit Muskelkräftigung sowie Kälte- beziehungsweise Wärmebehandlungen. Bei akutem Schmerz ist Kälte, bei chronischem Schmerz Wärme lindernd.
Beim Impingement-Syndrom der Schulter gehören auch Medikamente, die mit einer Spritze in den Bereich zwischen Schulterdach und Oberarm gegeben werden, zu den häufig angewendeten konservativen Therapien. Für diese Injektionen werden oft Kortison, aber auch Schmerzmittel, genauer nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR), und örtliche Betäubungsmittel verwendet.
Zur Unterstützung der Muskulatur kann es helfen, die überlasteten Muskeln zu tapen. Als wichtigste Maßnahme der Behandlung bleiben aber meist die Übungen zur Kräftigung der umgebenden Muskulatur, die in einer physiotherapeutischen Praxis erlernt werden. Bei sehr starken Schmerzen, bei denen Physiotherapie und Medikamente nicht mehr helfen, kann eine Operation nötig werden.
Impingement-Syndrom: Wann muss eine OP erfolgen?
Etwa vier von fünf Patient*innen, die vom Impingement-Syndrom der Schulter betroffen sind, können ohne Operation behandelt werden. Mithilfe von Übungen und Physiotherapie können die Betroffenen die Schmerzen gut in den Griff bekommen.
Eine Operation ist dann angeraten, wenn eine konservative Therapie auch nach etwa neun Monaten nicht zum gewünschten Erfolg geführt hat. Wenn eine Operation nötig ist, genügt häufig eine Gelenkspiegelung (Arthroskopie), um wieder genügend Freiraum im Gelenkspalt der Schulter zu schaffen (subakromiale Dekompression) oder gerissene Muskelsehnen der Rotatorenmanschette wieder zu verbinden. Die OP erfolgt in der Regel ambulant und nicht in Vollnarkose. Stattdessen findet eine Betäubung über das Rückenmark statt. Über kleine Schnitte im Bereich des Schultergelenks können eine Kamera und Operationsinstrumente in den Körper eingeführt werden.
In seltenen Fällen ist eine offene Schulter-OP nötig, beispielsweise, wenn die knöchernen Verwachsungen sehr kompliziert sind oder eine Gelenkspiegelung fehlgeschlagen ist. Dabei werden jedoch deutlich größere Schnitte gesetzt und mehr Gewebe muss zurückgehalten werden.
Beim Impingement der Hüfte wird häufiger in früheren Stadien eine minimalinvasive Operation (Hüftarthroskopie) empfohlen. Denn die operative Wiederherstellung der Form des Oberschenkelkopfes und eine Beseitigung der Schäden am Knorpel können dazu beitragen, die Funktion des Hüftgelenks zu erhalten und einer Arthrose vorzubeugen.
Impingement-Übungen zur Kräftigung der Schulter und zur Behandlung der Hüfte
Wir stellen Ihnen zwei Übungen zur Kräftigung und Stabilisierung der Schultermuskeln und eine Übung für die Hüfte vor. Für die beiden Schulter-Übungen ist die Ausgangsposition dieselbe: Stellen Sie sich bequem hin, die Füße etwa 20 Zentimeter weit auseinander.
Erste Übung gegen das Impingement-Syndrom:
- Legen Sie das Theraband unter Ihre Füße und nehmen Sie die Enden jeweils in die rechte und linke Hand, die seitlich an Ihrem Körper herabhängen.
- Bewegen Sie anschließend die gestreckten Arme seitlich vom Körper weg, bis diese sich etwa Schulterhöhe befinden.
- Die Richtung, in der die Arme vom Körper weggeführt werden, kann gerne variiert werden, bestenfalls eine Mischung zwischen seitlich vom Körper weg und leicht nach vorne versetzt, vor den Körper.
- Achten Sie während der Übung darauf, den Daumen nach oben zu richten und gerade stehenzubleiben.
- Danach gehen Sie wieder in die Ausgangsposition zurück und wiederholen die Übung mehrmals hintereinander.
Zweite Übung gegen das Impingement-Syndrom:
- Bringen Sie Ihre Arme in die Waagrechte, sodass linker Oberarm, Schulterpartie und rechter Oberarm eine Linie bilden.
- Beugen Sie anschließend Ihre Arme im Ellenbogengelenk, sodass hier ein 90-Grad-Winkel entsteht.
- Halten Sie diese Position und zählen langsam bis zehn.
- Danach nehmen Sie Ihre Arme nach unten zum Entspannen, zählen bis fünf und beginnen die Übung von neuem.
- Variieren Sie auch die Richtung, in die Ihre Unterarme zeigen, zum Beispiel im ersten Durchgang direkt nach oben, in zweiten Durchgang um 90 Grad verdreht direkt nach vorne ausgerichtet und in dritten Durchgang direkt nach unten zeigend.
Übung bei einem Impingement-Syndrom der Hüfte:
- Setzen Sie sich auf den Boden und winkeln Sie beide Beine an.
- Legen Sie ein Theraband um die Fußsohle des Fußes auf der betroffenen Seite.
- Halten Sie die Enden des Therabands in beiden Händen. Der Fuß sollte sich in etwa in der Mitte des Bandes befinden.
- Strecken Sie nun langsam den Fuß gegen den Widerstand des Bandes aus, bis ihr Bein gerade aufliegt.
- Winkeln Sie das Bein wieder an und wiederholen Sie die Übung.
FAQ: Schlafposition, Arbeitsunfähigkeit, Behinderungsgrad
Sowohl beim Impingement-Syndrom der Schulter als auch der Hüfte ist das Schlafen auf der betroffenen Seite nicht sinnvoll, da dadurch die ohnehin schon verengten Strukturen noch weiter gequetscht und belastet werden. Es empfiehlt sich also, entweder auf der nicht betroffenen Seite zu liegen oder auf dem Rücken. Auf dem Bauch zu schlafen ist auch möglich, bietet aber den Nachteil, dass der Nacken und der untere Rücken in dieser Schlafposition verstärkt belastet werden, was Schmerzen zur Folge haben kann.
Wie lange man bei Impingement krankgeschrieben ist, hängt davon ab, ob eine Operation durchgeführt wurde, wie lange es dauert, bis die Symptome abgeklungen sind und welcher Beruf ausgeübt wird. Die Arbeitsunfähigkeit kann etwa vier bis acht Wochen dauern, wobei eine konservative Behandlung, zum Beispiel physiotherapeutische Übungen, noch etwa sechs bis neun Monate weitergeführt werden sollte.
Beim Impingement-Syndrom der Schulter richtet sich der Grad der Behinderung (GdB) nach dem Ausmaß der Bewegungseinschränkung:
- GdB 10: Armhebung nur bis 120 Grad möglich, mit Einschränkung der Dreh- und Spreizfähigkeit
- GdB 20: Armhebung nur bis 90 Grad möglich, mit Einschränkung der Dreh- und Spreizfähigkeit