Frau leidet an Verspannungen und steifem Nacken
© istockphoto, Nattakorn Maneerat

Verspannungen und steifer Nacken

Von: Sigrid Born (Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 10.06.2020 - 10:48 Uhr

Fast jeder Erwachsene, der die 30 überschritten hat, kennt das: der Nacken schmerzt, der Kopf lässt sich kaum noch bewegen, die Rücken- und Schultermuskulatur tut unerträglich weh. Der erste Impuls ist: zurück ins Bett, schonen, bloß nicht bewegen. Das allerdings ist grundverkehrt. Bewegung und Wärme sind die beiden wichtigsten Sofortmaßnahmen bei Verspannungen.

Muskelverspannungen und Verkrampfungen

So heftig die Schmerzen auch sind, in den allermeisten Fällen handelt es sich beim "steifen Hals" um Muskelverspannungen und Verkrampfungen, die durch falsches Sitzen oder Liegen entstehen. Wer zum Beispiel mehrere Stunden am Computer sitzt, ohne Pausen einzulegen und Entspannungsübungen zu machen, der wird früher oder später unter Schmerzen leiden.

Ursachen für einen steifen Hals

Die unspezifischen Nacken- und Rückenschmerzen entstehen, so vermuten Mediziner, durch degenerative (das heißt verschleißbedingte) Prozesse in der Wirbelsäule und in den Bandscheiben – eine Folge von falscher oder zu wenig Bewegung. Fast immer ist die Muskulatur bei Patienten mit solchen Beschwerden unterentwickelt.

Kälte und Zugluft sind sehr häufig die Auslöser für solche Schmerzattacken, die nach ein bis zwei Tagen meist von selbst wieder verschwinden. Seelische Probleme können ebenso wie falsches Sitzen oder Liegen zu Muskelverspannungen führen. Seltener sind Muskelzerrungen, wenn man einen untrainierten, "kalten" Muskel plötzlich stark beansprucht.

Bewegung nützt – Bewegung schützt

Unter Verspannungen im Nackenbereich leiden oft Menschen, die viel sitzen. Dabei ist Bewegung so enorm wichtig. Neben einer aufrechten Haltung, Schutz vor Zugluft und Entspannungsübungen ist es vor allem die Bewegung, die hilft. Denn Bewegung erhöht die Stabilität der Knochen und kräftigt die Muskulatur. Selbst bei stärkeren Schmerzen verstärkt zum Beispiel Liegen die Verkrampfung nur noch. Bewegung hingegen erhöht die Stabilität der Knochen und kräftigt die Muskulatur. Selbst bei stärkeren Schmerzen sollte man nicht längere Zeit im Bett verbringen.

Neue Untersuchungen haben gezeigt, dass regelmäßiges körperliches Training die Schmerzen reduzieren kann, so dass sie im Idealfall schließlich ganz verschwinden. Untrainierte Menschen sollten täglich fünf bis 20 Minuten Spazieren gehen, Radfahren oder Schwimmen. Wer dafür keine Zeit hat, sollte wenigstens die Treppen anstatt den Aufzug nehmen oder öfter mal aufs Auto verzichten und zu Fuß gehen. Dauern die Schmerzen mehr als drei Monate an, spricht man von chronischen Beschwerden. In seltenen Fällen können diese Alarmzeichen für eine ernsthafte Erkrankung wie Osteoporose, Bandscheibenvorfälle oder Rheumatismus sein.

Treten die Nacken- oder Rückenschmerzen nach einem Unfall auf, sollte man sofort zum Arzt. Nackenschmerzen, die stärker werden, wenn man versucht, das Kinn an die Brust zu legen, sind Symptome einer Gehirnhautentzündung. Meist kommen aber andere Symptome hinzu, vor allem starke Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, Müdigkeit, Verwirrung, Fieber und Lichtempfindlichkeit. Auch hier ist ein Arztbesuch unumgänglich.

Einen steifen Hals behandeln

Etwa jede dritte Krankschreibung in Deutschland erfolgt aufgrund von Nacken-, Schulter- oder Rückenschmerzen. Etwa 70 Millionen Fehltage sind die traurige volkswirtschaftliche Bilanz der Rückenerkrankungen.

Thermoumschläge sind eine mögliche Maßnahme zur Behandlung mit Wärme. Diese Thermoumschläge enthalten Eisenpulver, das sich unter Lufteinwirkung auf etwa 40 Grad erwärmt und diese Temperatur für acht Stunden hält. Die Auflage ist biegsam und wird nicht zu heiß, deshalb kann sie auch während der Arbeit unter der Kleidung getragen werden. Unter Wärmeeinfluss entspannt sich der Muskel, die Schmerzen lassen deutlich nach.

Hausmittel und "Heiße Rolle"

Einfacher und preiswerter vor allem bei Nackenschmerzen ist die "Heiße Rolle": Ein normales Frottierhandtuch (50 x 100 Zentimeter) wird einmal der Länge nach gefaltet und fest zusammengerollt. Man gießt heißes Wasser langsam ins Innere der Rolle – nicht zuviel, damit kein heißes Wasser heraustropft. Die Wärme soll von der Mitte nach außen dringen. Den Nacken und Rücken deckt man am besten mit einem weiteren Handtuch ab. Nun legt man sich auf den Rücken mit dem Nacken auf die Rolle und bleibt etwa eine halbe Stunde lang liegen.

Ein altes Hausmittel ist der Johanniskrautölfleck: Ein Stück gepresste Watte wird mit Johanniskrautöl beträufelt und auf die schmerzende Stelle gelegt. Die Watte wird mit Folie und einem dicken Tuch abgedeckt. Ein erwärmter Heublumensack, ein Hotpack oder ein warmes Dinkelkissen wirken sogar noch intensiver.