Ausschlag bei Tomatengrippe
© Getty Images/Eik Scott

Tomatengrippe in Indien: Was hat es mit dem neuen Virus auf sich?

Von: Jasmin Rauch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 25.08.2022 - 12:28 Uhr
Die ersten Fälle der sogenannten Tomatengrippe wurden im Mai 2022 im indischen Bundesstaat Kerala entdeckt. Bisher sind ausschließlich Kinder von der Erkrankung betroffen. Was ist bisher über die Krankheit bekannt, wie gefährlich ist sie und an welchen Symptomen erkennt man sie?

Erste Studien zur Tomatengrippe liefern bereits Erkenntnisse über die Krankheit, die wie COVID-19 durch Viren ausgelöst wird. Diese stammen allerdings aus einer anderen Familie als das Coronavirus.

Was ist die Tomatengrippe?

Bei der Tomatengrippe (Englisch: Tomato Flu), auch Tomatenfieber genannt, handelt es sich um eine Viruserkrankung, die bisher nur bei Kindern im Alter von bis zu neun Jahren festgestellt wurde.

Welche Ursprünge das Virus genau hat, ist bisher noch nicht geklärt. So könnte die Krankheit als Folge einer Infektion mit dem Dengue- oder Chikungunya-Virus auftreten, aber auch durch eine Variante des Enterovirus, welches ein häufiger Erreger der Hand-Fuß-Mund-Krankheit ist, ausgelöst werden. Im Rahmen einer Untersuchung britischer Forschender konnten in zwei Fällen die zur Spezies der Enteroviren gehörenden Coxsackieviren A16 sowie A6 CA6 bei Betroffenen mit Tomatengrippe nachgewiesen werden.

Welche Symptome löst die Tomatengrippe aus?

Bei der Tomatengrippe kommt es, wie der Name schon sagt, zu grippeähnlichen Symptomen. Folgende Anzeichen können auf die Erkrankung hinweisen:

Daneben kommt es zum Auftreten des typischen Hautausschlags. Die Bläschen sind rot und schmerzhaft und können bis zur Größe einer Tomate anschwellen. Optisch erinnern diese Bläschen an den Ausschlag, der bei jüngeren Betroffenen mit Affenpocken beobachtet wurde. Diesem Symptom sowie den damit einhergehenden grippeähnlichen Beschwerden verdankt die Tomatengrippe ihren Namen.

Wie erfolgt die Ansteckung mit der Tomatengrippe?

Nach bisherigen Erkenntnissen kann die Tomatengrippe ähnlich wie eine Grippe übertragen werden – also über Tröpfcheninfektion beim Sprechen, Husten oder Niesen oder über eine Schmierinfektion durch verunreinigte Gegenstände. Da Kinder weniger auf Abstand oder Hygiene achten und beispielsweise Gegenstände in den Mund nehmen, breitet sich die Erkrankung unter ihnen leichter aus. Prinzipiell sehen Forschende aber die Möglichkeit, dass sich auch Erwachsene mit der Tomatengrippe infizieren können.

Ist die Krankheit gefährlich?

Es existieren vereinzelte Berichte über Todesfälle im Zusammenhang mit der Tomatengrippe. Diese seien zunächst fälschlicherweise als Lebensmittelvergiftung diagnostiziert worden. Die dahingehende Berichterstattung ist jedoch widersprüchlich – gesicherte Informationen, die die Tomatengrippe als Ursache der Todesfälle bestätigen, gibt es bisher nicht.

Allgemein wird zum aktuellen Zeitpunkt angenommen, dass die Krankheit, trotz ihrer unangenehmen Symptome, nicht lebensbedrohlich ist. Dennoch empfehlen die Forschenden, Betroffene bis zu sieben Tage zu isolieren und generell Hygienemaßnahmen, wie häufiges Händewaschen und das Desinfizieren von kontaminierten Gegenständen, zu beachten, um eine Ausbreitung des Virus zu verhindern.

Eine spezifische Therapie gibt es nicht, sodass die Krankheit nur symptomatisch behandelt werden kann – beispielsweise mit Paracetamol gegen das Fieber sowie der Zufuhr von ausreichend Flüssigkeit.

Wie viele Fälle sind bisher bekannt?

Laut einem Bericht im Wissenschaftsmagazin "Immunity, Inflammation and Disease" hatte es bereits im Jahr 2007 Fälle von Tomatengrippe im Bundesstaat Kerala gegeben. Die Forschenden beziehen sich dabei auf einen damals erschienen Artikel der Gesundheitsseite "Medindia". Auch zu dieser Zeit wurde die Erkrankung bereits als "Tomatenfieber" bezeichnet. In medizinischen Kreisen war damals schon vermutet worden, dass es sich um eine Folge des Chikungunya-Fiebers handele.

2022 wurden bis zum 26. Juli 108 Fälle von infizierten Kindern durch die zuständigen Krankenhäuser in Indien gemeldet. 82 davon stammen aus Kerala, 26 aus dem benachbarten Bundesstaat Odisha.

Zudem weist eine Veröffentlichung in "The Pediatric Infectious Disease Journal" vom 19. August auf zwei Fälle der Tomatengrippe in Großbritannien hin. Die betroffenen Kinder hatten sich bei einer Reise nach Kerala infiziert. Allerdings erfolgte die Ansteckung bereits im Mai, die Untersuchung der Kinder im Juni. Beide sind mittlerweile wieder genesen. Weitere Fälle in Großbritannien oder anderen Ländern sind nicht bekannt.

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