Tuberkulose: Symptome, Ansteckung und Behandlung bei Schwindsucht
Viele Menschen halten Tuberkulose – ähnlich wie Pest oder Lepra – zumindest in der westlichen Welt für besiegt. Doch leider ist dem nicht so. Im Jahr 2024 wurden in Deutschland etwa 4.400 Tuberkulose-Fälle gemeldet. Weltweit sterben jährlich über eine Million Menschen an der umgangssprachlich auch Schwindsucht genannten Infektionskrankheit. Mit der richtigen Behandlung können Todesfälle jedoch meist vermieden werden. Wie man sich mit Tuberkulose anstecken kann, welche Symptome dann auftreten und wie die Behandlung erfolgt, das und mehr lesen Sie im Folgenden.
Tuberkulose – was ist das?
Tuberkulose (auch TB oder Tbc genannt) ist eine Infektionskrankheit, die durch Bakterien ausgelöst wird. In der Regel handelt es sich dabei um das Tuberkelbakterium Mycobacterium tuberculosis. Seltener sind andere Mykobakterien die Ursache, beispielsweise das Mycobakterium bovis. Dieses löst bei Rindern Tuberkulose aus und kann über nicht pasteurisierte Milch auf Menschen übertragen werden. In Industrienationen kommt es aber nur noch selten zu Ansteckungen auf diesem Wege.
Am häufigsten befallen die Krankheitserreger die Lunge, sie können aber auch andere Organe und Bereiche des Körpers (beispielsweise die Nieren, die Lymphknoten oder die Knochen) infizieren. Menschen mit geschwächtem Immunsystem, wie beispielsweise Personen mit Diabetes mellitus oder AIDS, haben ein höheres Risiko, an Tuberkulose zu erkranken.
Welche Bedeutung hat der Name Schwindsucht?
Der Begriff "Schwindsucht" ist eine historische Bezeichnung der Tuberkulose. Sie bezieht sich darauf, dass viele Betroffene durch die Erkrankung bei fehlender Therapie stark an Gewicht verlieren. Patient*innen wirken dadurch ausgezehrt, sie "schwinden" bildlich gesprochen dahin. Auch der Name "weiße Pest" war früher geläufig. Dieser Ausdruck kommt von der blassen Gesichtsfarbe der Erkrankten und der hohen Sterberate im 18., 19. und frühen 20. Jahrhundert.
Wie kann man sich mit Tuberkulose anstecken?
Ob Tuberkulose ansteckend ist, hängt von der Art der Erkrankung ab. Generell sind nur Personen mit einer sogenannten offenen Tuberkulose ansteckend. Dabei sind die Krankheitsherde im Körper nicht abgekapselt, sondern werden an Körpersekrete abgegeben. Bei Infektionen der Lunge gelangen die Bakterien so in die Atemwege. Dadurch kann eine Ansteckung über eine Tröpfcheninfektion erfolgen. Das heißt, erregerhaltige Tröpfchen (Aerosole) werden durch Husten, Sprechen, Singen oder Niesen ausgestoßen, gelangen in die Atemluft und können dann von anderen eingeatmet werden.
Grundsätzlich ist auch eine Ansteckung bei Infektionen anderer Organe möglich. Allerdings spielen andere Infektionswege, wie über Blut oder Geschlechtsverkehr (nur bei Infektion der Geschlechtsorgane), eher eine untergeordnete Rolle.
Neben der offenen gibt es die geschlossene Tuberkulose, bei der die Erreger abgekapselt und deshalb keine Bakterien in Körperflüssigkeiten nachweisbar sind.
Nicht jeder Kontakt mit einer infizierten Person führt automatisch dazu, dass man sich ansteckt. Bei einer geschlossenen Infektion ist keine Ansteckung möglich. Doch auch bei einer Person mit offener Tuberkulose ist es möglich, dass keine Ansteckung erfolgt, wenn der Kontakt eher kurz ausfällt und man ansonsten gesund ist. Denn Tuberkulosebakterien sind insgesamt weniger ansteckend als beispielsweise Corona- oder Herpesviren, die sich ebenfalls durch Aerosole verbreiten.
Um eine Ausbreitung der Krankheit zu vermeiden, muss ein Tuberkulosefall dennoch dem Gesundheitsamt gemeldet werden. Die betroffenen Personen werden dann im Krankenhaus oder wenn möglich zu Hause isoliert.
Schlägt die Behandlung an, sind Infizierte im Normalfall nach etwa zwei bis drei Wochen nicht mehr ansteckend.
Inkubationszeit bei Tuberkulose
Die Inkubationszeit bei Tuberkulose, also die Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Krankheit, kann bei der Infektion sehr unterschiedlich lang sein. Möglich ist, dass sich innerhalb weniger Wochen, aber auch erst nach Monaten oder sogar Jahren Symptome bemerkbar machen.
Dies liegt daran, dass die Bakterien unentdeckt im Körper "schlummern" können – sie nutzen dazu kleine Geschwulste, sogenannte Tuberkel, in denen sie vor den Abwehrzellen des Körpers geschützt sind. Dort können sie Jahrzehnte überdauern und erst aktiv werden, wenn das Immunsystem geschwächt ist.
Symptome: Wie merkt man, dass man Tuberkulose hat?
Haben sich die Tuberkulosebakterien im Körper in Tuberkeln abgekapselt, liegt eine latente Infektion vor. Dabei treten keine Symptome auf.
Sind die Erreger aber aktiv, zeigt sich dies auch durch entsprechende gesundheitliche Beschwerden. Zu den Symptomen bei Tuberkulose gehören:
- Müdigkeit und allgemeines Krankheitsgefühl
- Appetit- und Gewichtsverlust
- verstärktes Schwitzen, vor allem Nachtschweiß
- leichtes Fieber
Je nachdem, welchen Bereich des Körpers die Erreger befallen haben, können weitere Beschwerden hinzukommen. Bei etwa 70 bis 80 Prozent der Erkrankten ist die Lunge betroffen. Mögliche Symptome sind dann zusätzlich:
- Husten mit Auswurf (selten blutig)
- Schmerzen in der Brust
- Atemnot
Tuberkulose: Untersuchungen und Tests zur Diagnose
Der*die Arzt*Ärztin wird zunächst körperliche Beschwerden abfragen, das Körpergewicht messen und gegebenenfalls die Lunge abhören. Besteht der Verdacht auf eine Lungentuberkulose, wird in der Regel eine Röntgenaufnahme des Oberkörpers durchgeführt.
Die charakteristischen Geschwulste sind dann oftmals auf dem Röntgenbild in der Lunge (aber auch an Knochen oder anderen Organen) erkennbar. Sind genauere Aufnahmen nötig, kann eine Computertomografie (CT) erfolgen.
Daneben gibt es verschiedene Tests, mit denen sich die Bakterien im Körper nachweisen lassen. Bei einer offenen Lungentuberkulose sind sie im Bronchialschleim, also im Auswurf, vorhanden.
Daneben kann eine Blutuntersuchung Auskunft darüber geben, ob Bakterien im Blut vorhanden sind – dies ist aber nicht automatisch ein Hinweis auf eine aktive Erkrankung. Stattdessen weist der sogenannte IGRA-Test (Interferon-Gamma-Release-Assay) nach, ob im Blut Interferon-Gamma vorliegt. Dabei handelt es sich um einen Botenstoff, den das Immunsystem nur bildet, wenn es in Kontakt mit Tuberkelbakterien gekommen ist.
Beim sogenannten Tuberkulin-Hauttest wird ein Extrakt aus Tuberkulin, also einer Mischung aus Eiweißen aus Tuberkulosebakterien, unter die Haut gespritzt. Tuberkulin ist nicht infektiös, kann aber bei Menschen, die schon einmal in Kontakt mit Tuberkulosebakterien gekommen sind, eine auf der Haut sichtbare Reaktion auslösen. Da der Test als weniger zuverlässig gilt als eine Blutuntersuchung, wird er in Deutschland aber nur noch selten durchgeführt.
Behandlung: Ist Tuberkulose heilbar?
Die Infektionskrankheit ist heilbar, wenn Betroffene rechtzeitig und konsequent mit passenden Medikamenten therapiert werden. Zur Behandlung der Tuberkulose werden drei bis vier spezielle Antibiotika (Tuberkulostatika) gleichzeitig eingesetzt.
Die Therapie erfolgt in der Regel über sechs bis neun Monate. Auf keinen Fall sollten die Medikamente entgegen ärztlicher Anweisung früher abgesetzt werden, auch wenn man sich wieder gesund fühlt – denn die überlebenden Bakterien können so gegen die eingesetzten Antibiotika widerstandsfähig (resistent) werden. Besteht eine Resistenz, können die Erreger bei erneutem Ausbruch der Krankheit nicht mehr mit Antibiotika behandelt werden.
Um den Erfolg der Therapie und etwaige Nebenwirkungen durch die Einnahme der Tabletten zu überwachen, werden während der Behandlung regelmäßig ärztliche Kontrollen durchgeführt.
Wird die Krankheit nicht behandelt, kann sie zwar ebenfalls folgenlos ausheilen, es ist jedoch auch eine chronische Entwicklung möglich, das heißt, die Erkrankung geht nicht mehr weg. Zudem kann die Krankheit ohne passende Therapie schlimmstenfalls tödlich enden.
Gibt es eine Impfung gegen Tuberkulose?
Der Impfstoff gegen Tuberkulose basiert auf dem sogenannten Bacillus Calmette-Guérin (BCG). Es handelt sich dabei um eine abgeschwächte Form des bereits erwähnten Mycobakteriums bovis. Dieses kann in Form einer Lebendimpfung gespritzt werden.
Die sogenannte BCG-Impfung wird in Deutschland seit 1998 nicht mehr durch die Ständige Impfkommission empfohlen. Grund dafür ist zum einen die mittlerweile geringe Verbreitung der Erkrankung hierzulande sowie zum anderen die verhältnismäßig zu geringe Schutzwirkung vor Ansteckung und schweren Krankheitsverläufen durch die Impfung. Einen anderen Impfstoff gibt es nicht.
Sind Spätfolgen durch eine Tuberkulose möglich?
Eine Tuberkulose kann gesundheitliche Spätfolgen nach sich ziehen – auch wenn die Erkrankung erfolgreich behandelt wurde. Möglich sind bleibender Husten und Einschränkungen bei der Atmung, wenn die Erreger Narbengewebe in der Lunge hinterlassen haben.
Auch weisen einzelne Studien darauf hin, dass sich das Risiko für eine Lungenkrebserkrankung durch eine Tuberkuloseinfektion erhöhen könnte.
Entdeckung der Tuberkulose
1882 entdeckt Dr. Robert Koch, Leiter der Bakteriologischen Abteilung des kaiserlichen Gesundheitsamtes in Berlin, das Tuberkelbakterium. Tbc war damals eine sehr häufige Erkrankung, die oftmals tödlich endete. In Europa waren etwa 15 Prozent der Todesfälle in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf die Krankheit zurückzuführen.
Kochs Versuch, mit der Eiweißmischung Tuberkulin ein Heilmittel gegen die Erkrankung zu entwickeln, scheiterte. Jedoch führten seine Versuche zur Entwicklung des bereits erwähnten Tuberkulin-Tests zur Diagnose von Tuberkulose. Erstmals mit Antibiotika behandelt wurde Tbc erst in den 1940er Jahren.