Frau mit Bromhidrose prüft ihren Schweißgeruch unter der Achsel
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Bromhidrose & Hypohidrose: starker Schweißgeruch & vermindertes Schwitzen

Von: Dagmar Reiche (Ärztin und Medizinautorin), Silke Schwertel (geb. Hamann) (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 15.07.2021 - 18:18 Uhr

Bromhidrose ist eine Störung der Schweißproduktion, bei der es zu starkem Schweißgeruch kommt und der Schweiß unangenehm riecht. Vermindertes Schwitzen wird hingegen als Hypohidrose bezeichnet – ist das Schwitzen gar nicht möglich, spricht man von einer Anhidrose. Auch wenn es sich um sehr unterschiedliche Störungen handelt, können sie alle für die Betroffenen sehr unangenehm sein. Was hinter den beide Störungen der Schweißproduktion steckt und was dagegen hilft, erfahren Sie hier.

Was ist Bromhidrose?

Als Bromhidrose oder Bromhidrosis (auch: Kakhidrosis oder Kakidrose) bezeichnet man einen übermäßig starken und unangenehmen Schweißgeruch. Es handelt sich dabei um eine Sonderform der Hyperhidrose, die durch übermäßiges Schwitzen gekennzeichnet ist. Der starke Schweißgeruch entsteht durch Bakterien, die den abgesonderten Schweiß auf der Haut zersetzen. Abhängig von der Zusammensetzung des Schweißes ist der entstehende Schweißgeruch sauer, ranzig oder muffig. Oft sind vor allem die Füße oder Achseln betroffen.

Die Betroffenen sind besonders in ihrem sozialen Leben meist stark belastet und müssen sich häufig mit psychischen Begleitsymptomen auseinandersetzen: Sie werden am Arbeitsplatz und in der Freizeit oft ausgegrenzt oder vermeiden aus eigenem Antrieb soziale Kontakte und sind sozial stark isoliert.

Woher kommt stark riechender Schweiß?

Meist geht die Bromhidrose mit einer vermehrten Schweißproduktion (Hyperhidrose) einher. Der starke Schweißgeruch entsteht, wenn der eigentlich geruchlose Schweiß durch auf der Haut lebende Bakterien zersetzt wird. Der unangenehme Körpergeruch ist Folge der Abbauprodukte, kurzkettiger Fettsäuren und Amine. Ursache ist dabei kein Mangel an Hygiene, sodass Schweißgeruch trotz Deo oder häufigen Duschens keine Seltenheit ist. Allerdings kann mangelnde Hygiene die Bildung des Schweißgeruchs begünstigen.

Hinter übel riechendem Schweiß kann auch eine Krankheit stecken, etwa verschiedene Störungen des Aminosäurestoffwechsels. Auch manche Medikamente verändern den Schweißgeruch. Deshalb sollte bei Verdacht auf eine Bromhidrose die Ursache des starken Schweißgeruchs stets ärztlich abgeklärt werden. Dies ist besonders dann ratsam, wenn eine Bromhidrosis neu auftritt.

Was hilft bei starkem Schweißgeruch?

Möglichkeiten zur Therapie bestehen von kleinen einfachen Methoden der Behandlung bis hin zum operativen Eingriff. Wird eine Erkrankung als Ursache identifiziert, richtet sich die Therapie nach der Grunderkrankung. Eine Bromhidrosis, für die keine weitere Ursache gefunden wurde, sollte dermatologisch behandelt werden. Eine gründliche Hygiene hat bei der Therapie einen hohen Stellenwert. Um Schweiß und Bakterien zu reduzieren, können folgende Maßnahmen helfen:

  • Tägliches Duschen
  • Verwendung antibakterieller Waschlotionen und Seifen
  • Rasieren der Achselhaare
  • Verwendung von Antitranspirant mit Aluminiumchlorid
  • Natron und Körperpuder können eine austrocknende Wirkung haben
  • Tragen von luftiger, atmungsaktiver Kleidung aus Naturfasern und häufiger Wechsel der Kleidung
  • Salbei kann als Tee (bis zu drei Tassen täglich) sowie äußerlich in Form von Bädern zur Anwendung kommen, er reduziert das Schwitzen
  • Verzicht auf schweißtreibende Aktivitäten und Lebensmittel, etwa Kaffee und scharfe oder heiße Speisen

Weitere therapeutische Maßnahmen sind beispielsweise der Einsatz einer Leitungswasser-Iontophorese (Schwachstromtherapie) oder die Behandlung mit Botulinumtoxin A, um die Aktivität der Schweißdrüsen zu reduzieren. Ein ähnliches Ziel hat die Therapie mit Radiofrequenz, Ultraschall oder Mikrowellen, welche durch die Einwirkung von Wärme die Schweißdrüsen schädigen. Eine medikamentöse Behandlung mit Tabletten erfolgt eher in Ausnahmefällen, da diese Medikamente mitunter starke Nebenwirkungen haben.

In sehr schweren Fällen ist es möglich, die Schweißdrüsen operativ zu entfernen oder aber die Verbindung zu den Nerven zu kappen, die die Schweißdrüsen steuern. Abhängig davon, ob die übermäßige Schweißbildung krankheitsbedingt ist oder psychische Ursachen hat, kommt auch eine psychotherapeutische Behandlung infrage. Eine Heilung ist grundsätzlich möglich – welche Therapie am ehestem zum Erfolg führt, hängt jedoch von den Ursachen ab.

Was ist eine Hypohidrose?

Eine Hypohidrose (auch Hypohidrosis) beschreibt eine verminderte Fähigkeit, zu schwitzen. Wenn Menschen wenig schwitzen, ist das nicht unbedingt krankhaft. Handelt es sich jedoch um eine tatsächliche Störung der Schweißproduktion, bei der weniger Schweiß produziert wird, als zur Regulierung der Körpertemperatur erforderlich wäre, liegt eine Hypohidrose vor. Bleibt die Schweißproduktion vollständig aus, spricht man von einer Anhidrose.

Hypohidrose – Ursachen für vermindertes Schwitzen

Eine verminderte Schweißabsonderung oder Schweißsekretion wie bei der Hypohidrose hat oft eine Erkrankung zur Ursache. Unter anderem bei folgenden Krankheiten gehört die verminderte Schweißproduktion bis hin zu ihrem kompletten Einstellen (Anhidrose) zu den möglichen Symptomen:

Daneben kann einer Hypohidrose auch Nebenwirkungen bestimmter Medikamente sein (zum Beispiel Antidepressiva), Folge eines starken Wassermangels (Dehydratation) oder lokal auftreten nach Verletzungen oder einer Strahlentherapie.

Eine Hypohidrose oder Anhidrose tritt meist nur an bestimmten Hautareale auf, es kann jedoch auch der gesamte Körper betroffen sein.

Was tun bei Hypohidrose?

Vermindertes Schwitzen kann für Betroffene unangenehme Folgen haben:

  • eine sehr trockene Haut, die schnell altert und zu Schäden neigt
  • reduzierte Tränen- und Speichelproduktion
  • Empfindlichkeit gegenüber Temperaturschwankungen (sowohl Kälte als auch Hitze werden schlecht vertragen)
  • die Tendenz zum Hitzestau und Fieber (Kollapsgefahr)

Die Therapie einer Hypohidrose erfolgt, indem die zugrundeliegende Erkrankung behandelt wird. Die Folgen der Störung kann man dagegen nur symptomatisch behandeln. So lässt sich beispielsweise durch entsprechende Pflegecreme (am besten mit Urea) die trockene Haut lindern. Wird Hitze schlecht vertragen, kann eine äußerliche Kühlung ratsam sein, beispielsweise durch Kühlpads. Menschen mit einer Hypohidrose sollten Hitze und körperliche Anstrengung besser meiden.

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