Wunden richtig versorgen – was hilft und was nicht?

Ein kurzer Moment der Unachtsamkeit, schon ist es passiert: Das Gemüsemesser steckt in der Haut statt in der Apfelschale, der Bordstein hat das Knie erwischt, der Finger landet in einer Glasscherbe, der Kopf schaut sich die Welt von unten an. Was nun? Kleinere Verletzungen kommen im Alltag häufig vor, besonders Kinder ziehen sich schnell Wunden und Blutungen zu. Glücklicherweise sehen diese meist schlimmer aus als sie wirklich sind. Wie stark und wie lange eine Wunde blutet, hängt von ihrer Größe ab und davon, ob und welche Gefäße verletzt sind.
Verschiedene Arten von Wunden
Je nach Art der Verletzung lassen sich verschiedene Wunden unterscheiden, die mehr oder weniger weh tun und besser oder schlechter heilen:
- Schürfwunde: Bei dieser typischen Verletzung im Kindesalter schabt sich die obere Hautschicht ab. Da in dieser viele Nerven, aber wenig Gefäße liegen, ist eine Schürfwunde sehr schmerzhaft, blutet aber nur sehr wenig (punktförmig). Stattdessen tritt Gewebswasser aus, eine klare gelbliche Flüssigkeit.
- Platz-, Quetsch-, Risswunde: Eingeklemmte Finger, das Anschlagen des Kopfes auf einem Stein, Katzenkrallen, die sich in eine Hand haken, Angelhaken die statt im Fisch in der Hand landen – bei dieser Art von Verletzung sind die Wundränder zerfetzt und unregelmäßig. Die Wunde blutet mittelstark, oft folgt ein Bluterguss im umliegenden Gewebe. Und: Diese Verletzungen infizieren sich leicht.
- Stich-, Schnittwunde: Spitze und scharfe Gegenstände zertrennen das Gewebe meist glatt, können aber sehr tief reichen. Die Wunde blutet eher stark, heilt aber in der Regel gut. Allerdings können dabei auch tieferliegende Strukturen wie z. B. Sehnen und Nerven verletzt werden.
Wunden richtig versorgen
Warten Sie bis die Blutung aufhört, reinigen Sie verschmutze Wunden mit lauwarmem Leitungswasser (oder auch Mineralwasser), ohne sie mit dem Finger zu berühren.
Desinfizieren können Sie mit Ringelblumenessenz (Verhältnis 1:5 mit warmem Wasser mischen) oder einem Desinfektionsmittel. Dann decken Sie die Wunde keimfrei mit einem Wundschnellverband (Pflaster) oder einer Gazekompresse ab, die Sie mit einem Heftpflaster befestigen.
Vergessen Sie nicht, den Verband 1- bis 2-mal täglich zu wechseln und dabei zu prüfen, ob die Wunde heilt oder sich entzündet – Hinweise sind Rötung, Erwärmung, Schwellung und Schmerz im Bereich der Wunde.
Tipps zur Wundversorgung
- Schürfwunden: Lassen sich Steinchen, Sand oder kleine Holzsplitter nicht mit dem Wasser ausspülen, nehmen Sie ein Pinzette zu Hilfe. Homöopathisch hilft Calendula D12 (5 Globuli 2-stdl., ab dem 2. Tag 3-mal tgl.).
- Platz-, Quetsch-, Risswunde: Kleine Wunden (bis etwa ½ Zentimeter ) können Sie selbst versorgen. Manchmal hilft Abdrücken, um die Blutung schneller zum Stoppen zu bringen. Tupfen Sie die Wunde mit einem sauberen Tuch ab und bringen Sie die Wundränder mit Klammerpflaster spannungsfrei aneinander. Homöopathisch hilft Calendula D12 (5 Globuli 2-stdl., ab dem 2. Tag 3-mal tgl.).
- Eine kleine Bisswunde können Sie mit einer Seifenlösung (Kernseife) reinigen, dann steril abdecken – beim geringsten Entzündungszeichen sollten Sie zum Arzt (bei größeren oder tieferen Bisswunden sowieso). Homöopathisch hilft Ledum D12 (5 Globuli 2-stdl., ab dem 2. Tag 3-mal tgl.).
- Schnittwunden: Kleinere, saubere Schnittwunden versorgen Sie genauso; bei größeren oder solchen, die mit Bewegungseinschränkungen z. B. des Fingers einhergehen, ab zum Arzt. Homöopathisch hilft Staphisagria D12 (5 Globuli 2-stdl., ab dem 2. Tag 3-mal tgl.).
- Splitter, Stachel: Ziehen sie ihn mit einer spitzen Pinzette heraus, manchmal funktioniert das besser, wenn Sie den betroffenen Körperteil vorher eine Viertelstunde in einem warmen Seifenbad einweichen. Noch ein Tipp: Zugsalbe auftragen und Pflaster drauf – am nächsten Tag erneut versuchen. Hilft das alles nichts, muss der Arzt ran. Homöopathisch hilft Silicea D12 (5 Globuli 2-mal tgl.).
Achtung: Unabhängig davon, ob eine Verletzung groß oder klein ist – ein Wundstarrkrampf (Tetanus) ist immer möglich. Deshalb ist eine Schutzimpfung gegen diese Infektion für Kinder und Erwachsene wichtig! Vergessen Sie also nicht die Auffrischimpfung. Und suchen Sie den Arzt auf, wenn Sie sich nicht über Ihren aktuellen Schutzstatus sicher sind.
Was in einer Hausapotheke griffbereit sein sollte
- Mittel zur Wunddesinfektion
- Wundheilsalbe, Gel gegen Verbrennungen (meist in Kombination gegen Insektenstiche erhältlich)
- Kühlkissen (im Kühlschrank aufbewahren)
- Sortiment an Verbandmaterial: sterile Kompressen, Mullbinden, Wundheilverband (Pflaster), Fixierpflaster, Einmalhandschuhe, elastische Binden, Dreiecktuch zur Ruhigstellung von Gelenken
- kleine Schere, Pinzette zum Entfernen von Fremdkörpern
Wunde: Wann zum Arzt?
Wichtig: Blutungen, die stark und spitzend sind oder sich innerhalb einer halben Stunde nicht stoppen lassen, gehören zum Arzt. Gleiches gilt für Gesichtsverletzungen, tiefe Schnitt-, Platz- oder Quetschwunden, Verletzungen mit klaffenden Wundrändern und Fremdkörper, die sich nicht entfernen lassen. Eine selbst versorgte Wunde, die sich im Verlauf entzündet, gehört ebenfalls in Expertenhände.
Irrtümer: Was sollte man bei Wunden nicht tun?
Manche Hausmittel halten sich hartnäckig als Heilungsverbesserer, obwohl sie eher Nachteile haben, wirkungslos sind oder gar das Gegenteil erreichen:
- Alkohol auf einer offenen Wunde brennt stark. Deshalb sollten vor allem kleine Kinder nicht mit alkoholhaltigen Desinfektionsmitteln behandelt werden: Die Erfahrung bleibt unvergessen und beim nächsten Mal wird man große Schwierigkeiten haben, die Kleinen zum Stillhalten zu überreden. Fragen Sie in Ihrer Apotheke nach schmerzlosen Desinfektionsmitteln.
- Wundpuder: Eine blutende Wunde sollte man nicht mit Wundpuder oder gar Babypuder behandeln. Die feinen Körnchen wirken wie unzählige, winzige Fremdkörper, die die Wundheilung empfindlich stören.
- Honig: Zwar besitzt Honig wirklich eine milde desinfizierende Wirkung. Allerdings kann er auch die Sporen von gefährlichen Bakterien (Clostridien) enthalten, die sich in der Wunde vermehren und deren Gifte vor allem Kleinkindern gefährlich werden können. Deshalb: Honig nicht auf Wunden geben!
- Beim Betupfen von Wunden mit Pflanzenstängeln oder Blättern können Bakterien und andere unerwünschte Stoffe in die Wunde geraten und allergische Reaktionen ausgelöst werden. Allerdings helfen zerriebene Blätter von Gänseblümchen oder Spitzwegerich gegen Insektenstiche.
- Mehl gehört nicht auf Wunden oder Verbrennungen: Es hat keinerlei kühlende oder heilende Wirkung, sondern verzögert die Wundheilung.
Wie heilt eine Wunde?
Bei einer Blutung bildet das verletzte Gefäß selbst den ersten provisorischen Wundverschluss: seine Wand zieht sich zusammen und verkleinern das Loch. Dann eilen die Blutplättchen herbei und ballen sich zusammen, um die Lücke zu stopfen. Durch diese Aktivitäten werden die im Blut schwimmenden Gerinnungsfaktoren angelockt und bilden am Ort des Geschehens eine Art Klebstoff, das Fibrin. Dieser dichtet den Blutplättchenpfropf ab und verschließt damit das Loch im Gefäß bis durch die Heilungsvorgänge die Struktur der Gefäßwand innerhalb weniger Tage wieder hergestellt ist.
Wann werden Wunden genäht?
Liegen die Ränder der Wunde direkt aneinander, kann der Körper sie miteinander verbinden (primäre Wundheilung). Muss dagegen ein größerer Wundspalt überbrückt werden, füllt der Körper diesen Spalt zunächst mit Ersatzgewebe. Später entsteht eine Narbe (sekundäre Wundheilung). Deshalb werden Verletzungen, bei denen die Haut komplett durchtrennt wurde und bei denen die Wundränder auseinander klaffen, genäht oder geklammert: Der Arzt bringt die Ränder möglichst nah aneinander, um die Heilungsdauer möglichst kurz und die Narbenbildung gering zu halten.
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