AstraZeneca-Impfstoff: Die wichtigsten Fragen zu Vaxzevria

Vaxzevria – so lautet der Name des Corona-Impfstoffes, den AstraZeneca gemeinsam mit der Oxford-Universität entwickelt hat. Der Vektor-Impfstoff gilt als wirksam und sicher – dennoch machte er zahlreiche negative Schlagzeilen. Viele Menschen sind nun verunsichert und sagen ihre Impftermine ab, andere möchten sich dennoch mit dem Vakzin impfen lassen.

Vaxzevria oder nicht? Vielen fällt die Entscheidung nicht leicht, denn sie haben Fragen: Erst sollten sich ältere Menschen nicht mit dem Vakzin impfen lassen, jetzt wird er jüngeren nicht mehr empfohlen – warum? Wie hoch ist das Thromboserisiko wirklich und kann man den Impfabstand verkürzen? Warum soll die Zweitimpfung mit einem mRNA-Impfstoff erfolgen? Diese und weitere Fragen zum AstraZeneca-Impfstoff beantwortet die folgende Fotostrecke.

Darüber hinaus finden Sie in diesem Artikel ausführliche Informationen zu dem Vakzin, seiner Wirksamkeit und den möglichen Nebenwirkungen.

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Erst für Jüngere, dann für Ältere – warum hat sich die Empfehlung geändert?

Älterer Mann erhält AstraZeneca-Impfstoff © Getty Images/Drazen Zigic
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Als im Januar 2021 über die Zulassung des Impfstoffes von AstraZeneca in der EU entschieden wurde, lagen noch weniger Daten über das Vakzin vor als heute. Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) beurteilte die Datenlage jedoch als ausreichend und erteilte dem Impfstoff eine Zulassung für alle Personen ab 18 Jahren.

In Deutschland spricht die Ständige Impfkommission (STIKO) Empfehlungen zum Einsatz von Impfstoffen aus – sie kann dabei zu anderen Einschätzungen kommen als die EMA. Die STIKO beurteilte die Datenlage für Menschen ab 65 Jahren eingangs als nicht ausreichend und empfahl das Vakzin deshalb zunächst nur für Menschen unter 65 Jahren. Spätere Studien schlossen die Lücke in der Datenlage, weshalb die STIKO das Vakzin im März auch für Menschen ab 65 Jahren empfahl.

Dann jedoch führten Berichte über seltene Sinusvenenthrombosen zu einem vorübergehenden Impfstopp. Die Impfungen wurden nach einer Prüfung durch die EMA kurz darauf fortgesetzt. Die STIKO sprach aber am 1. April die Empfehlung aus, den Impfstoff nur noch ab 60 Jahren einzusetzen, da das Risiko für die seltene Nebenwirkung von allem bei Jüngeren erhöht scheint. Jüngere Menschen können auf eigenen Wunsch und nach ärztlicher Beratung dennoch damit geimpft werden.



Thrombose als Nebenwirkung: Wie hoch ist das Risiko?

Frau hat starke Kopfschmerzen – Symptom der Sinusvenenthrombose? © Getty Images/JGI/Jamie Grill
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In einigen Fällen wurden vier bis 16 Tage nach der Impfung sogenannte Sinusvenenthrombosen (Hirnvenenthrombosen) beobachtet – oft in Verbindung mit einem Mangel an Blutblättchen (Thrombozytopenie). Vereinzelt kam es in der Folge sogar zu Todesfällen. Mittlerweile ist bekannt, wie man die seltene Form der Thrombose erkennt und behandelt.

Gemäß der EMA kommt es bei einer von 100.000 geimpften Personen zu der Nebenwirkung – das entspricht 0,001 Prozent. Insbesondere bei älteren Menschen ist das Risiko für einen schweren Verlauf von COVID-19 im Vergleich weitaus höher. Nach Einschätzung der EMA überwiegt daher der Nutzen des Impfstoffes das Risiko. Ist das Risiko, sich mit dem Coronavirus anzustecken, jedoch sehr gering (etwa bei einer sehr niedrigen Inzidenz), dann überwiegt der Nutzen nicht – Menschen zwischen 20 und 49 Jahren sollten dann laut der EMA abwägen, auf eine Impfung mit diesem Vakzin vorerst zu verzichten.

Bislang ließen sich keine eindeutigen Faktoren identifizieren, an denen man das jeweilige Risiko, nach einer Impfung mit Vaxzevria eine Hirnvenenthrombose zu erleiden, festmachen könnte. Noch ist also unklar, ob beispielsweise die Antibabypille, Rauchen, vorausgegangene Thrombosen oder eine genetische Veranlagung das Risiko für diese seltene Nebenwirkung erhöhen.

Zu den möglichen Symptomen einer Sinusvenenthrombose gehören Schwindel, starke Kopfschmerzen, Sehstörungen oder punktförmige Hauteinblutungen (Petechien).



Welche anderen Nebenwirkungen können auftreten?

Mann hat Schmerzen im Arm nach AstraZeneca-Impfung © Getty Images/Anut21ng
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Nach einer Impfung gegen COVID-19 können sogenannte Impfreaktionen auftreten, die üblicherweise nach einigen Tagen von selbst wieder verschwinden. Dazu gehören:

  • Schmerzen an der Einstichstelle
  • Müdigkeit und Abgeschlagenheit
  • Kopfschmerzen
  • Krankheitsgefühl
  • Frösteln und Schüttelfrost
  • Fieber oder erhöhte Temperatur
  • Muskel- und Gliederschmerzen
  • Übelkeit

Diese Impfreaktionen fallen bei der Erstimpfung in der Regel stärker aus als bei der Zweitimpfung. Jüngere Menschen berichteten häufiger über Impfreaktionen als ältere. Klingen die Beschwerden nach mehreren Tagen nicht ab oder verstärken sich sogar, sollte man ärztlichen Rat einholen.

Darüber hinaus kann es zu extrem seltenen Nebenwirkungen kommen. Neben der bereits genannten Hirnvenenthrombose zählen dazu auch andere Formen der Thrombose (beispielsweise Lungenembolien). Auch könnte das Clarkson-Syndrom (Kapillarlecksyndrom), bei dem die Kapillargefäße zu durchlässig werden, eine mögliche, sehr selten auftretende Folge sein, vor allem bei einer entsprechenden medizinischen Vorgeschichte.

Zu den sehr seltenen Nebenwirkungen wird außerdem das Guillain-Barré-Syndrom gezählt, eine Nervenerkrankung. Auch die Transverse Myelitis kann infolge der Impfung auftreten. Bei der seltenen neurologischen Erkrankung verursacht eine Entzündung des Rückenmarks Symptome wie Missempfindungen (Kribbeln, Taubheit, Schmerzen etc.), Schwäche in den Armen und Beinen oder eine beeinträchtigte Blasen- oder Darmfunktion.



Sollte man den Abstand zwischen Erst- und Zweitimpfung verkürzen?

Corona-Impfstoff auf Kalender zur Terminplanung © Getty Images/fotolgahan
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Gemäß der Zulassung kann der Abstand zwischen Erst- und Zweitimpfung bei Vaxzevria vier bis zwölf Wochen betragen. Viele Menschen bevorzugen einen frühen zweiten Termin, um möglichst schnell den vollständigen Impfschutz zu erhalten. Die meisten Fachleute raten jedoch von einer Verkürzung des Abstandes ab und empfehlen, lieber den maximalen Abstand auszuschöpfen. Denn Studiendaten weisen darauf hin, dass die Wirksamkeit der Impfung steigt, wenn die beiden Dosen zwölf Wochen auseinanderliegen. Dann könnte die Wirksamkeit des Impfstoffes bis zu 81 Prozent betragen. Die Ständige Impfkommission empfiehlt einen Abstand von neun bis zwölf Wochen, wenn beide Impfungen mit Vaxzevria erfolgen.

Wird für die Erstimpfung mit dem AstraZeneca-Impfstoff durchgeführt und die Zweitimpfung mit einem mRNA-Impfstoff, sollte der Abstand laut der Empfehlung der Ständigen Impfkommission mindestens vier Wochen betragen. Studien lassen darüber hinaus vermuten, dass bei einem größeren Abstand die unmittelbaren Impfreaktionen, also Beschwerden, die kurz nach der Impfung auftreten, geringer ausfallen könnten als bei einem Abstand von nur vier Wochen.



Zweitimpfung mit einem mRNA-Impfstoff – welche Folgen hat das?

Ärztin zieht Spritze mit Corona-Impfstoff auf © Getty Images/PonyWang
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Bevor im April 2021 die STIKO ihre Empfehlung dahingehen änderte, den Impfstoff bevorzugt bei Menschen ab 60 Jahren einzusetzen, waren bereits zahlreiche jüngere mit dem Vakzin geimpft worden. Diesen Menschen wurde empfohlen, die Zweitimpfung in einem Abstand von neun bis zwölf Wochen mit einem mRNA-Impfstoff, also den Vakzinen von BioNtech/Pfizer oder Moderna, in Anspruch zu nehmen. Im Juli sprach die Ständige Impfkommission die Empfehlung aus, dass alle Menschen, die eine Erstimpfung mit Vaxzevria erhalten haben, unabhängig vom Alter die Zweitimpfung mit einem mRNA-Impfstoff erhalten sollten.

Fachleute halten diese Kombination, die auch als heterologes Impfschema oder Kreuzimpfung bezeichnet wird, für sicher und sogar besonders wirksam. Studiendaten zeigen, dass die geimpften Personen anschließend mehr Antikörper aufweisen als Menschen, die zweimal mit dem gleichen Vakzin geimpft wurden. Es ist davon auszugehen, dass sie damit besser vor dem Coronavirus geschützt sind, insbesondere vor der Delta-Variante. Weitere Untersuchungen zu den Effekten dauern derzeit noch an.

Für die Auffrischungsimpfung (dritte Impfung) werden zurzeit ausschließlich mRNA-Impfstoffe empfohlen.



Schützt der AstraZeneca-Impfstoff vor den Virusmutationen?

Frau erhält Corona-Impfung © Getty Images/PixelsEffect
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Grundsätzlich schützt der Impfstoff auch vor Virusmutationen. Je nach Art der Mutation kann es jedoch zu Unterschieden kommen:

  • Gegen die in Großbritannien verbreitete Variante Alpha (B.1.1.7) schützt das Vakzin gut (60 Prozent).
  • Bei der in Südafrika grassierenden Variante Beta (B.1.351) gilt der Impfschutz als deutlich reduziert in Bezug auf leichte und mittelschwere Krankheitsverläufe – die Wirkung wird hier mit etwa zehn bis 20 Prozent angegeben.
  • Gegen die in Brasilien entdeckte Variante Gamma (P.1) soll der Impfstoff ebenfalls etwas weniger wirksam sein, aber immer noch guten Schutz bieten.
  • Zum Schutz vor der indischen Variante Delta (B.1.617.2) wird eine Wirksamkeit von 60 Prozent angegeben.

In Bezug auf die Omikron-Variante deuten erste Studienergebnisse darauf hin, dass der Impfschutz nach einer zweifachen Impfung erheblich reduziert ist. Eine Auffrischung mit einem mRNA-Impfstoff verbessert den Impfschutz erheblich. Weitere Daten deuten zudem darauf hin, dass eine Boosterimpfung mit dem Vakzin von AstraZeneca (unabhängig davon, welcher Impfstoff für die beiden vorausgegangenen Impfungen verwendet wurde), den Impfschutz wieder auf das Niveau der zweiten Impfung hebt.



Quellen

Aktualisiert: 18.01.2022
Autor*in: Silke Hamann, Medizinredakteurin