Behandlung eines Corona-Patienten
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Corona: Medikamente & Behandlung bei COVID-19

Von: Annika Lutter (Medizinredakteurin), Jasmin Rauch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 07.02.2024 - 16:58 Uhr

Die Forschung zur Behandlung von COVID-19 läuft weiter. Mittlerweile existieren ein paar Mittel, die man als "Corona-Medikament" bezeichnen könnte. Dabei müssen die Medikamente je nach Krankheitsverlauf eine unterschiedliche Wirkung zeigen. Bei schweren Verläufen erfolgt die symptomatische Behandlung von COVID-19 weiterhin im Krankenhaus. Das medizinische Personal muss für eventuelle Komplikationen gewappnet sein, um etwa im Falle von Lungenversagen schnell eingreifen zu können. Wie erfolgt die Behandlung einer Corona-Infektion, welche Medikamente werden im Rahmen der Therapie eingesetzt und welche befinden sich in der Erprobung?

Symptomatische Therapie bei mildem Verlauf

Bei der Therapie der Erkrankung steht nach wie vor die Linderung der Symptome im Vordergrund. Dazu gehört etwa, den typischerweise trockenen Husten zu stillen oder Fieber zu senken. Zusätzlich sollen antivirale Medikamente die Vermehrung des Virus im Körper hemmen.

Corona: Behandlung zu Hause

Äußert sich COVID-19 nur durch leichte Symptome, können Betroffene normalerweise zu Hause bleiben und sich dort in häuslicher Quarantäne auskurieren. Dann hilft es, viel zu trinken und sich ausreichend Ruhe zu gönnen. Zusätzlich können die Symptome der Erkrankung, wie leichtes Fieber, Kopfschmerzen oder leichter Husten, mit passenden Medikamenten aus der Hausapotheke behandelt werden. Verschlimmern sich die Symptome und tritt beispielsweise Atemnot auf, sollte aber in jedem Fall ärztlicher Rat gesucht werden.

Auch wenn man nicht im Krankenhaus behandelt werden muss und sich zu Hause auskurieren kann, sollte man den Kontakt zu anderen Menschen strikt meiden und, wenn möglich, getrennt von den anderen Personen im Haushalt in einem separaten Zimmer untergebracht sein. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn Personen aus Risikogruppen im selben Haushalt leben.

Bei Kontakt zu anderen Personen im Haushalt sollten die Mindestabstände eingehalten und ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden. Auch regelmäßiges und gründliches Lüften ist sinnvoll.

Ansonsten sollten alle üblichen Hygieneregeln, wie regelmäßiges Händewaschen oder die Husten- und Niesetikette, eingehalten werden. Auch wenn die Kontaktpersonen im Haushalt geimpft sind, ist eine Infektion mit dem Coronavirus nicht ausgeschlossen, sodass diese Regeln weiterhin beherzigt werden sollten.

Behandlung im Krankenhaus

Je nach Schweregrad der Symptomatik kann auch eine stationäre Behandlung im Krankenhaus angezeigt sein. Bei komplizierten Verläufen von COVID-19 ist das medizinische Personal besonders gefordert, mögliche Komplikationen frühzeitig zu erkennen und nach Bedarf rechtzeitig einzugreifen.

Intensivmedizinische Maßnahmen inklusive einer Beatmung der erkrankten Person können innerhalb kürzester Zeit notwendig werden, etwa wenn das Coronavirus die tiefliegenden Atemwege infiziert hat. In den allermeisten Fällen führt das Auftreten von Atemnot (Dyspnoe) sowie einer erhöhten Atemfrequenz zu einer Einweisung auf die Intensivstation.

Beatmung bei COVID-19

Ist der Sauerstoffgehalt im arteriellen Blut zu niedrig (Hypoxämie), gilt die Person als sauerstoffpflichtig. Dann wird zunächst Sauerstoff, beispielsweise über eine Nasensonde oder Sauerstoffmaske, gegeben. Meist kommt die sogenannte High-Flow-Sauerstofftherapie mit Verwendung eines gewärmten und angefeuchteten Sauerstoff-Gas-Gemisches zum Einsatz.

Verschlechtert sich der Zustand der betroffenen Person, muss gegebenenfalls invasiv beatmet werden (Intubation). Dabei wird die infizierte Person über einen Tubus, also einen Schlauch, mechanisch beatmet. Dieser wird über den Mund, die Nase oder über einen Schnitt direkt in die Luftröhre eingesetzt. Die Behandlung wird nur im Notfall angewendet, da diese Therapieform für Betroffene eine große psychische und physische Belastung darstellt. Auch kommt es häufig zu Komplikationen, wie Atemwegsinfektionen, Sprech- oder Schluckstörungen.

Bei Personen mit Atemversagen, die nicht intubiert wurden, wird eine Wach-Bauchlagerung durchgeführt, um die Therapieerfolge zu verbessern.

Heparin zur Vorbeugung von Thrombosen

Da es in der Vergangenheit häufiger zum Auftreten von Thrombosen und Lungenembolien bei im Krankenhaus behandelten Menschen mit COVID-19 gekommen ist, wird vorbeugend eine erhöhte Gabe von Heparin bei Personen mit mittelschwerem Krankheitsverlauf empfohlen. Heparin ist ein Gerinnungshemmer. Der Wirkstoff kann verhindern, dass sich Blutgerinnsel (Thromben) im menschlichen Körper bilden, die dann schwere Erkrankungen auslösen können.

Weitere Komplikationen einer Corona-Infektion

Neben der Lunge können auch andere Organe, wie Nieren, das Nervensystem oder das Herz, durch das Coronavirus befallen werden. Weitere mögliche Komplikationen sind unter anderem Thrombosen, Lungenembolien oder den gesamten Organismus betreffende Entzündungsreaktionen, die durch eine überschießende Immunreaktion ausgelöst werden (Hyperinflammationssyndrom). Die Behandlung im Krankenhaus muss dann jeweils an die auftretenden Symptome angepasst werden.

Isolation und Hygiene bei der Behandlung von Coronavirus-Infizierten

Die Coronavirus-Pandemie stellt das gesamte Gesundheitswesen vor immense Herausforderungen. Das behandelnde Personal sollte speziell für die Viruserkrankung COVID-19 geschult sein und darf nur mit mehrlagigem medizinischem Mund-Nase-Schutz zu den Patient*innen. Erkrankte Personen werden in der Regel räumlich getrennt von anderen Patient*innen im Krankenhaus behandelt. Außerdem sollte das für COVID-19 eingesetzte ärztliche und pflegerische Personal möglichst keine Patient*innen mit anderen Erkrankungen behandeln.

Zugelassene Medikamente gegen Corona

Bisher wurden durch die Europäische Kommission verschiedene Wirkstoffe sowie Antikörper-Präparate speziell für die Therapie von COVID-19 zugelassen. Alle Mittel werden nach Feststellung einer Infektion und nach ärztlicher Rücksprache eingesetzt. Teilweise können die Medikamente zu Hause eingenommen werden.

Remdesivir

Der RNA-Polymerasehemmer ist ein Wirkstoff, der ursprünglich für die Behandlung von Ebola entwickelt wurde, aber hierfür noch keine Zulassung hat. Remdesivir kann die Vermehrung des Coronavirus im Körper stoppen, indem der Wirkstoff die Polymerase, also ein Enzym, das für die Vermehrung des Erbguts von SARS-CoV-2 zuständig ist, hemmt. Es wirkt also antiviral.

Hat sich das Virus bereits im Körper ausgebreitet, hat Remdesivir keinen Einfluss mehr auf den Krankheitsverlauf oder die Sterblichkeit von Betroffenen. Nach aktueller Empfehlung sollte der Wirkstoff also möglichst früh (innerhalb der ersten sieben Tage) nach Beginn der Symptome gegeben sowie nur bei Infizierten eingesetzt werden, die ein hohes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf haben. Zusätzlich können es Betroffene erhalten, die an einer durch das Coronavirus ausgelösten Lungenentzündung leiden oder bei denen eine High-Flow-Sauerstofftherapie durchgeführt wird.

Dexamethason

Dexamethason ist ein künstliches Glukokortikoid. Das Steroidmedikament wirkt nicht antiviral, sondern zielt darauf ab, körpereigene Immunreaktionen abzuschwächen, also Entzündungsreaktionen zu bekämpfen. Dexamethason wird bei Infizierten mit schwerem Krankheitsverlauf oder mit Atemnot eingesetzt, die entweder eine Sauerstofftherapie erhalten oder die nicht-invasiv oder invasiv beatmet werden. Dann kann der Wirkstoff die Sterblichkeit reduzieren. Dexamethason wird oral, also in Tablettenform, oder intravenös für zehn Tage verabreicht.

Monoklonale Antikörper (Antikörper-Medikamente)

Die Wirkung von Antikörper-Medikamenten basiert auf nachgebauten Antikörpern, die sich an das Spike-Protein oder an Zytokine des Coronavirus binden und damit verhindern, dass dieses an Zellen andockt.

Aufgrund dieser Wirkungsweise wird davon ausgegangen, dass monoklonale Antikörper in der Frühphase der Erkrankung am wirksamsten sind, da dann keine oder erst wenige Zellen durch das Virus befallen wurden. Darauf weisen auch bisherige Studienergebnisse hin. Vor oder bei leichten bis mittelschweren Erkrankungen scheinen sich monoklonale Antikörper positiv auf das Ansteckungsrisiko oder den Krankheitsverlauf auszuwirken.

Aus diesem Grund werden monoklonale Antikörper bisher vor allem in der Frühphase einer Infektion mit SARS-CoV-2 und bei Personen mit erhöhtem Risiko für einen schweren Verlauf eingesetzt.

Zugelassene Antikörper-Medikamente

Ein Großteil der zur Behandlung von COVID-19 entwickelten Antikörper-Medikamente zeigt bei der Omikron-Variante des Virus keine ausreichende Wirksamkeit mehr. Dies betrifft sowohl Ronapreve® als auch das Medikament Xevudy®, das auf dem monoklonalen Antikörper Sotrovimab basiert.

Auch das Antikörpermittel Regkirona® wird in der aktuellen Leitlinie zur Behandlung von COVID-19 nicht mehr erwähnt.

Noch im Einsatz ist RoActemra®. Das Mittel enthält den monoklonalen Antikörper Tocilizumab. Dieser bindet an das Zytokin Interleukin-6, welches im Körper an Entzündungsprozessen beteiligt ist. RoActemra® wird in der Europäischen Union bereits zur Behandlung einiger Erkrankungen, wie der rheumatoiden Arthritis, eingesetzt. Es wird nur bei Corona-Patient*innen angewendet, die schwer oder lebensbedrohlich erkrankt sind, um so die Sterblichkeit zu reduzieren. Zudem erfolgt der Einsatz immer in Kombination mit Dexamethason.

Corona-Medikament Paxlovid®

Die EMA hat im Januar 2022 den Einsatz von Paxlovid® als Corona-Medikament empfohlen. Dieses hemmt die Vermehrung des Coronavirus im Körper und kann, ebenso wie Molnupiravir, oral eingenommen werden. Sogar die Anwendung zu Hause ist möglich. Paxlovid® ist auf Rezept in der Apotheke erhältlich. Das Mittel ist bisher aber nur für Erwachsene mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Verlauf von COVID-19 zugelassen.

Zulassungsantrag für Lagevrio® abgelehnt

Das Corona-Medikament Molnupiravir (Handelsname Lagevrio®) wird seit Februar 2023 in Deutschland nicht mehr eingesetzt, da die Europäische Arzneimittelagentur die Zulassung des Medikaments abgelehnt hat. Molnupiravir wurde bisher bei erwachsenen Patient*innen angewendet, die ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf von COVID-19 hatten, aber noch keine Sauerstofftherapie benötigten. Laut EMA führt die Einnahme des Medikaments mit Blick auf den Krankheitsverlauf aber zu keiner verbesserten Prognose. Anfängliche Studienergebnisse haben sich damit nicht bestätigt. Zuvor hatte die EMA die Anwendung des Medikaments für Notfälle unterstützt, sodass es in diesen Fällen auch ohne Zulassung eingesetzt werden konnte.

Andere Medikamente und Therapiemöglichkeiten

Neben den bereits zugelassenen Wirkstoffen gibt es auch einige andere Medikamente und Therapiemöglichkeiten, die zur Behandlung von COVID-19 dienen sollen. Im Folgenden werden sie genauer vorgestellt.

Ivermectin bei COVID-19?

Das Medikament Ivermectin wird eigentlich bei Wurmerkrankungen eingesetzt. In Lateinamerika und Asien findet es jedoch mitunter auch als Mittel gegen Corona-Infektionen Anwendung . Auch in den USA sorgte das Mittel für Aufsehen, als zahlreiche Menschen es zur Eigenbehandlung nutzten – teils mit gravierenden gesundheitlichen Folgen.

Kleinere Studien hatten scheinbar einen Zusammenhang zwischen dem Einsatz des Medikaments und der Sterberate von Infizierten sowie auch der Verhinderung von Infektionen mit COVID-19 belegt. Diese Studien wiesen jedoch qualitative Mängel auf, etwa eine zu geringe Teilnehmerzahl oder fehlende Vergleiche mit anderen Therapiemethoden.

Umfassendere Studien zur Anwendung von Ivermectin stehen aktuell noch aus. Bis dahin wird von einer Behandlung von COVID-19 mit dem Medikament dringend abgeraten, zumal eine falsche Einnahme ohne ärztliche Anweisung schwere Nebenwirkungen nach sich ziehen kann.

Passiv-Impfung mit Antikörpern?

Auch eine Antikörper-Spritze zur Vorbeugung einer Corona-Infektion ist aktuell in der Erprobung. Eine solche passive Form der Immunisierung könnte beispielsweise bei Personen eingesetzt werden, die Immunsuppressiva einnehmen müssen und bei denen die Wirkung der bisher zugelassenen Corona-Impfstoffe deshalb begrenzt ist.

Da die Antikörper nach und nach vom Körper wieder abgebaut werden, bieten Passiv-Impfungen allerdings nur zeitweise einen Schutz gegen das Coronavirus.

Immunserumtherapie mit Blutplasma

Eine weitere Möglichkeit, die auf einem ähnlichen Prinzip wie die Passiv-Impfung beruht, ist die Immunserumtherapie. Dabei wird COVID-19-Erkrankten antikörperreiches Blutplasma von bereits genesenen Betroffenen verabreicht. Dieses Blutplasma bezeichnet man als Rekonvaleszentenplasma (RKP).

Die Vermehrung des Virus soll durch die Gabe des Plasmas in einem möglichst frühen Stadium aufgehalten werden, um schwere Verläufe von COVID-19 zu verhindern.

Im Moment werden noch weiterreichende Studien zur Wirkung von Rekonvaleszentenplasma bei COVID-19 durchgeführt. Nach Auswertung erster Ergebnisse rät die Weltgesundheitsorganisation aber aktuell von einer weitreichenden Anwendung der Immunserumtherapie bei Erkrankten mit leichten oder mittelschweren Verläufen ab. Grund sei, dass die Therapie bei diesen Personen keine positiven Auswirkungen auf den Schweregrad der Erkrankung und die Sterblichkeit zeige. Der Einsatz bei schwer erkrankten Menschen solle nur im Rahmen von Studien erfolgen. Auch in der aktuellen Leitlinie zur Behandlung von COVID-19 wird diese Therapie nicht empfohlen.

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