Frau mit Kalkschulter macht Übung mit Physiotherapeut
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Kalkschulter: Was tun bei Schmerzen in der Schulter?

Von: Dr. med. Lisa Rosch (Ärztin)
Letzte Aktualisierung: 20.01.2021 - 11:02 Uhr

Die Kalkschulter ist ein harmloses, aber äußerst schmerzhaftes Krankheitsbild, das auch jüngere Menschen betreffen kann. Die Beschwerden täuschen nicht selten eine ernsthafte Verletzung der Schulter vor, weil der Arm schmerzbedingt kaum bewegt werden kann. Die Therapie umfasst verschiedene konservative Maßnahmen mit Schmerz- und Physiotherapie, manchmal kann jedoch auch eine Operation nötig sein. 

Symptome einer Kalkschulter

Eine Verkalkung in der Schulter (lateinisch Tendinosis calcarea) ist eine mögliche Ursache für starke Schmerzen im Schultergelenk. Betroffen sind vor allem Menschen zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr.

Die Schmerzen beginnen schleichend, ein plötzlicher und nicht selten nächtlicher Schmerz mit einer schmerzbedingten Kraftminderung ist im Verlauf typisch. Die Schmerzen ziehen gelegentlich bis in den Unterarm und in die Finger und werden bei Bewegung schlimmer, vor allem beim Anheben des Armes. Auch das Auswärts- oder Inwärtsdrehen des Armes kann Schmerzen verursachen.

Ursachen: Woher kommt der Kalk in der Schulter?

Die genaue Ursache der Kalkentstehung ist nicht geklärt. Eine gängige Theorie vermutet eine verminderte Durchblutung des Sehnengewebes, die zu einer Umbildung von Sehnen- in Knorpelzellen führt, welche dann kalkartiges, bröseliges Gewebe produzieren. 

Am häufigsten betroffen ist die sogenannte Supraspinatussehne, eine der vier Sehnen der Rotatorenmanschette, dem starken Muskelapparat der Schulter. Die Sehne verläuft über die Schulter und setzt seitlich am Oberarm an. Hier bildet sich auch am häufigsten der Kalk.

Kalkschulter erkennen und behandeln

Tendinitis calcarea und Tendinosis calcarea

Das Vorhandensein von Kalk im Sehnengewebe nennen Mediziner "Tendinosis calcarea". Wenn eine begleitende schmerzhafte Entzündung vorliegt, spricht man von einer "Tendinitis calcarea". Oftmals werden die beiden Bezeichnungen jedoch auch synonym verwendet. 

Prinzipiell kann solch eine Verkalkung in allen Sehnen des Körpers entstehen, andere Lokalisationen als die der Schulter sind jedoch selten. 

Wie ist der Verlauf und wie lange dauert die Heilung?

Das Krankheitsbild der Kalkschulter verläuft in drei Stadien:

  1. Präkalzifikationsstadium: Aus nicht endgültig geklärter Ursache entwickeln sich Sehnenzellen (Tenozyten) zu Knorpelzellen (Chondrozyten). Diese Phase verläuft unbemerkt.
  2. Verkalkungsstadium: Die Knorpelzellen bilden kalkartiges, bröseliges Gewebe, woraus im Verlauf ein größeres Kalkdepot entsteht. Diese Phase ist weitgehend schmerzfrei. Langsam zunehmende Schmerzen können durch die mechanische Behinderung des Gleitvorgangs der Sehne entstehen.
  3. Postkalzifikationsstadium: Der Körper beginnt, den Kalk aufzulösen und abzubauen. Dazu bildet er neue Gefäße und schickt Entzündungszellen in die Region, was in Kombination zu einer Volumenzunahme und somit zu Schmerzen führt. Wenn der Kalk in das umliegende Sehnengewebe oder den Schleimbeutel einbricht, treten plötzliche stärkste Schmerzen auf. Nach einigen Wochen oder Monaten ist der Kalk vollständig abgebaut.

Langzeitschäden entstehen im Normalfall nicht, die Muskulatur und das Sehnengewebe heilen narbenfrei aus.

Diagnose der Kalkschulter

Bei starken Schulterschmerzen sollte man seinen Hausarzt aufsuchen. Besteht nach der klinischen Untersuchung der Verdacht einer Kalkschulter, wird ein Röntgenbild angefertigt, welches den Kalk gut abbilden kann. Manche Mediziner können das Kalkdepot auch mittels eines Ultraschalls diagnostizieren. 

Keine Rolle spielt bei der Diagnose der Kalkschulter die MRT (Magnetresonanztomographie). Diese wird allenfalls aus differentialdiagnostischen Gründen zurate gezogen, also um andere Erkrankungen als Ursache für die Schulterschmerzen auszuschließen.

Behandlung der Kalkschulter

Eine Kalkschulter wird zunächst konservativ behandelt. Dabei kommen Schmerzmittel und Physiotherapie zum Einsatz. Um den Verlauf, also den Abbau des Kalks in der Schulter, zu beschleunigen, kann auch eine Ultraschalltherapie helfen. Die Therapie mit der extrakorporalen Stoßwelle (ESWT) – eine durch ein spezielles Gerät erzeugte Druckwelle, die den Kalk zerrüttet – bricht das Kalkdepot auf und ermöglicht dem Körper den schnelleren Abbau. 

Welches Schmerzmittel hilft am besten gegen die Kalkschulter?

Zur Behandlung der Schmerzen und der Entzündungsreaktion eignen sich am besten Schmerzmittel aus der Gruppe der NSAR (Nicht-steroidales Antirheumatikum). Dazu gehört beispielsweise Ibuprofen®. Aufgrund des Nebenwirkungsprofils dieser Medikamente sollte die Einnahme mit einem Arzt abgesprochen werden.

Neben der Einnahme von Tabletten ist auch die Verwendung von Schmerzmitteln über eine Salbe oder ein Gel (beispielsweise Voltaren®) möglich. Bei dieser Anwendung kann auch die Kälte des Gels angenehm sein.

Spritze bei einer Kalkschulter

Beim sogenannten "Needling" perforiert der Arzt das Kalkdepot mit mehreren Nadelstichen, gegebenenfalls unter Ultraschall- oder Röntgenkontrolle. Ist das Kalkdepot groß genug, kann der Kalk mit einer Spritze abgesaugt werden. Manchmal ist es jedoch nicht möglich, den Kalkherd aufzufinden. Alles in allem hat diese Technik aufgrund ihrer mäßigen Erfolge einen untergeordneten Stellenwert.

Zur Symptomlinderung ist auch die Injektion von Schmerzmitteln und Kortison in die Schulter mittels einer Spritze möglich.

Was hilft gegen eine Kalkschulter?

Da der Körper den Kalk nach einiger Zeit wieder abbaut, hilft abwartendes Verhalten in den meisten Fällen – eine Therapie ist also nicht unbedingt nötig. Der Abbau kann jedoch einige Monate dauern.

In dieser Zeit muss die Balance gefunden werden zwischen Bewegung und Ruhe. In der akuten Schmerzphase kann sogar eine kurzzeitige Ruhigstellung des Arms notwendig sein. 

Sind die Schmerzen abgeklungen, sind gezielte physiotherapeutische Übungen zum Erhalt der Muskelkraft und Beweglichkeit sinnvoll. Wichtig ist, einem schmerzbedingten Einsteifen der Schulter vorzubeugen. Lassen Sie sich von Ihrem behandelnden Arzt oder Physiotherapeuten beraten, welche Sportarten und Bewegungen ratsam sind und welche nicht. So gehören Volleyball und Schwimmen beispielsweise zu den Sportarten, die die Schulter zu stark belasten können.

Für einen positiven Effekt durch spezielle Ernährung oder durch andere Hausmittel, wie beispielsweise Apfelessig, finden sich keine wissenschaftlichen Belege.

4 Übungen für zu Hause

Möchte man zu Hause selbst etwas tun, sind Dehnungs- und Bewegungsübungen sinnvoll.

Im Vordergrund von selbstständig durchgeführten Übungen für zu Hause steht die Verbesserung der Beweglichkeit. Folgende Übungen können bei einer Kalkschulter helfen:

  • Pendelübung: Begeben Sie sich in einen schulterbreiten Stand. Halten Sie leichte Gewichte in jeder Hand (beispielsweise zwei kleine Wasserflaschen). Beginnen Sie nun mit einem vorsichtigen gegenläufigen Vor- und Zurückbewegen beider Arme. Lassen Sie dabei die Schultern entspannt hängen.
  • Wandkrabbeln: Stellen Sie sich mit dem Gesicht zur Wand. Stützen Sie sich mit beiden Händen an der Wand in Hüfthöhe ab. Nun krabbeln Sie mit der Hand der schmerzhaften Seite vorsichtig die Wand hinauf. Bei Schmerzen sollten Sie sofort stoppen.
  • Tennisballmassage: Mit einem Tennis- oder Faszienball können Sie den schmerzenden Bereich am Oberarm mit Druck massieren. Hierbei kann sich der Schmerz intensivieren, sollte aber natürlich aushaltbar sein.
  • Dehnung Supraspinatus: Legen Sie die Hand des schmerzhaften Arms auf die andere Schulter. Mit der gesunden Hand greifen Sie den Ellenbogen des schmerzenden Arms und ziehen ihn in die Richtung der gesunden Schulter.

Wann sollte man eine Kalkschulter operieren lassen?

Die Behandlung einer Kalkschulter kann fast immer ohne Operation erfolgen. Wenn die konservative Therapie jedoch nicht zum gewünschten Erfolg führt, besteht die Möglichkeit der operativen Entfernung des Kalks. Liegt der Verdacht nahe, dass neben der Kalkschulter noch andere Veränderungen an der Schulter, vor allem degenerative Verschleißverletzungen, vorliegen, sollte vor der OP eine MRT des Schultergelenks angefertigt werden.

Bei der Operation wird mittels minimalinvasiver Technik und einer Schultergelenksspiegelung der Kalk entfernt. Der Vorteil der Gelenkspiegelung (Arthroskopie) besteht darin, dass auch andere Erkrankungen der Schulter diagnostiziert und in der gleichen Sitzung therapiert werden können.

Wie lange ist man arbeitsunfähig bei einer Kalkschulter?

Die Dauer der Krankschreibung ist ganz vom individuellen Krankheitsverlauf sowie dem ausgeübten Beruf abhängig. Um wieder einsatzfähig zu sein, sollte die Schulter schmerzarm und ausreichend beweglich sein. Ein zu früher Beginn könnte zu einem Wiederaufflammen der Beschwerden bei einer Kalkschulter führen.

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