Frau mit Frozen Shoulder
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Frozen Shoulder: schmerzhafte Schultersteife

Von: Dr. rer. nat. Isabel Siegel (Diplom-Biologin und Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 14.10.2022 - 09:00 Uhr

Erst starke Schmerzen, dann eine zunehmende Unbeweglichkeit der Schulter. So zeigt sich das Frozen-Shoulder-Syndrom, das auch Schultersteife oder adhäsive Kapsulitis (auch Capsulitis) genannt wird. Aber warum bekommt man eigentlich eine Frozen Shoulder? Können psychische Ursachen zur Schultersteife führen? Welche Übungen können helfen und welche Rolle spielt die Ernährung? Antworten auf diese Fragen und weitere Informationen zur Schultersteife erhalten Sie hier.

Was ist eine Frozen Shoulder?

Frozen Shoulder bedeutet auf Deutsch "eingefrorene Schulter". Der Name beschreibt sehr treffend, um was es sich bei dieser Erkrankung handelt: Das Gelenk in der Schulter wird nach einer anfänglichen Schmerzphase steif und in seiner Beweglichkeit stark eingeschränkt. Grund für diese Bewegungseinschränkung des Schultergelenks sind eine Entzündung und die nachfolgende Verklebung der Schultergelenkskapsel.

Die Frozen Shoulder betrifft mehr Frauen als Männer und tritt meist im mittleren Lebensalter auf.

Symptome: Wie äußert sich eine Frozen Shoulder?

Die Frozen Shoulder bringt in ihrem Verlauf je nach Erkrankungsphase unterschiedliche Symptome mit sich. Die Dauer der einzelnen Stadien ist individuell sehr unterschiedlich. Die folgenden Zeitangaben sind daher lediglich grobe Richtwerte.

Phase 1: "Freezing Shoulder = Einfrierende Schulter"

Zu Beginn ist die Erkrankung durch schleichend einsetzende, immer stärker werdende Schulterschmerzen geprägt. Diese treten vor allem bei Bewegung auf, können aber auch in Ruhe vorkommen und nachts den Schlaf empfindlich stören. Die Schmerzen sind auf eine Entzündung der Gelenkschleimhaut und Gelenkkapsel zurückzuführen. In dieser ersten Phase ist die Beweglichkeit des Schultergelenks noch nicht eingeschränkt. Wie lange die Schmerzphase dauert, ist unterschiedlich. Sie kann bis zu drei Monate anhalten.

Phase 2: "Frozen Shoulder = Eingefrorene Schulter"

Im Verlauf dieser Phase lassen die Schmerzen langsam nach. Die zunehmende Verklebung und Verwachsung des Kapselgewebes führt zu einer Schrumpfung der Schulterkapsel. Es kommt zu teils umfangreichen Bewegungseinschränkungen des Schultergelenks und zu dessen Einsteifung. Die Schulter fühlt sich an wie "eingefroren". Dieses Stadium dauert meistens zwischen vier und acht Monate an.

Phase 3: "Thawing Shoulder = Auftauende Schulter"

Nach ungefähr acht Monaten beginnt die Schulter, langsam wieder beweglicher zu werden, sie "taut auf". In der Auftauphase treten kaum noch Schmerzen auf. Bis das Schultergelenk seine volle Beweglichkeit wiedererlangt, kann es jedoch Monate bis Jahre dauern.

Frozen Shoulder: Ursache oft unbekannt

Während die Entstehung der Frozen Shoulder aus medizinischer Sicht weitgehend erforscht ist, sind die Ursachen größtenteils unbekannt. Abhängig von den Auslösern werden zwei unterschiedliche Formen der Schultersteife unterschieden.

Primäre Schultersteife

Diese Form der Frozen Shoulder ist am häufigsten und entsteht ohne erkennbare Ursache. Sie lässt sich auf keine bestehende Erkrankung oder vorangegangene Verletzung zurückführen. Sie wird auch idiopathische Schultersteife genannt.

Sekundäre Schultersteife

Die Frozen Shoulder folgt bei dieser Form auf eine andere Erkrankung oder einen Unfall. Zu den möglichen Ursachen gehören beispielsweise:

  • Ruhigstellung des Schultergelenks nach einer Verletzung (etwa einer Ruptur der Rotatorenmanschette oder Prellungen)
  • Impingement-Syndrom
  • Kalkschulter
  • Infektion der Schulter
  • Verschleiß des Schultergelenks (Omarthrose)
  • Diabetes
  • Schilddrüsenerkrankungen
  • Erkrankungen an Herz, Lunge oder Halswirbelsäule

Schulterschmerzen: psychische Ursachen

Häufig sind es körperliche Auslöser, wie Verletzungen in der Schulter, die Schulterschmerzen nach sich ziehen. Es können aber auch psychische Ursachen zu Beschwerden im Bereich der Schulter führen. Bei Stress, Angst oder Sorgen ziehen viele Menschen die Schultern hoch, was Fehlhaltungen und Verspannungen der Schultermuskulatur zu Folge haben kann. Schmerzen in der Schulter, die auf psychische Ursachen zurückzuführen sind, fallen damit in den Bereich der Psychosomatik. Ob auch das Krankheitsbild der Frozen Shoulder eine Folge psychischer Belastung darstellt, darüber kann nur spekuliert werden.

Abgrenzung zu anderen Schultererkrankungen

Frozen Shoulder, Impingement-Syndrom, Kalkschulter oder Omarthrose sind Erkrankungen der Schulter, die mit Schmerzen verbunden sind. Bei der Stellung der Diagnose ist daher die Abgrenzung von anderen Schultererkrankungen entscheidend. Bildgebende Verfahren wie Röntgen oder Ultraschall zeigen bei der Frozen Shoulder in der Regel keine Veränderungen in der Gelenkstruktur.

Im Gegensatz dazu können bei der Kalkschulter Kalkablagerungen und beim Impingement-Syndrom eine Entzündung des Schleimbeutels sowie eine Engstelle zwischen Oberarmkopf und Schulterdach sichtbar werden.

Es kann auch von dem*der Arzt*Ärztin ein Test angewendet werden, um die Frozen Shoulder von anderen Erkrankungen der Schulter zu unterscheiden. Dabei handelt es sich um den sogenannten Inferior-Glide Test. Bei einer Frozen Shoulder löst dieser Test Schmerzen in der Schulter aus, beim Impingement-Syndrom oder bei Arthrose jedoch nicht.

Behandlung: Was hilft bei Frozen Shoulder?

Das erste Behandlungsziel bei einer Frozen Shoulder ist das Erreichen von Schmerzfreiheit und voller Beweglichkeit des Schultergelenks. Die Art der Therapie richtet sich danach, welche Ursache der Krankheit zugrunde liegt und in welcher Phase sich die Frozen Shoulder befindet.

Es können sowohl konservative Verfahren wie Krankengymnastik (Physiotherapie) oder Osteopathie, als auch die Aufdehnung des Schultergelenks durch Spritzen (Distensionsarthrografie) oder verschiedene schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikamente zum Einsatz kommen. Bei bis zu 90 Prozent der Patient*innen führt die konservative Behandlung der steifen Schulter zum Erfolg.

Eine Operation kommt meist nur dann infrage, wenn die konservative Therapie nicht erfolgreich war, der Krankheitsverlauf langwierig und der Leidensdruck sehr hoch ist.

Physiotherapie und Bewegung

In der frühen Phase der Erkrankung, die meist von Schmerzen geprägt ist, steht die Schmerzlinderung im Vordergrund. Intensive Bewegung ist oft nur schwer möglich. Eine physiotherapeutische Behandlung wird daher erst in der zweiten und dritten Phase der steifen Schulter angeraten, wenn es darum geht, die Beweglichkeit des Schultergelenks zu verbessern.

Wird die Schulter in der dritten Phase der Erkrankung zunehmend beweglich und schmerzfrei, kann man neben der Physiotherapie auch sanfte Sportarten betreiben, beispielsweise Schwimmen, um die Muskulatur der Schulter zu kräftigen.

Übungen für zu Hause

Mit verschiedenen Übungen kann man die Schulter dehnen. Einige der Dehnübungen können auch alleine zu Hause durchgeführt werden. Bei allen Übungen sollten Schmerzen vermieden werden.

Im Folgenden zeigen wir Ihnen einige Beispiele für Schulterübungen, die bei einer Frozen Shoulder helfen können:

  1. Lassen Sie im Stand den betroffenen Arm seitlich neben Ihrem Körper mit kleinen Bewegungen für etwa drei Minuten locker vor- und zurückpendeln. Sie können sich auch mit der gesunden Körperseite neben einen stabilen Stuhl stellen und an diesem festhalten, leicht vorbeugen und den erkrankten Arm vor dem Körper leicht seitwärts hin- und herpendeln lassen.
  2. Im Stand heben Sie den Arm auf der erkrankten Seite mithilfe des anderen Arms auf Brusthöhe an und halten ihn gerade gestreckt. Umfassen Sie den Arm am Ellenbogen und ziehen ihn vorsichtig an Ihren Oberkörper heran. Führen Sie die Dehnübung für etwa 20 Sekunden aus.
  3. Stellen Sie sich vor eine Wand und berühren Sie mit den Fingerspitzen des betroffenen Arms die Wand etwa auf Höhe Ihres Bauchnabels. "Krabbeln" Sie nun mit den Fingern langsam und vorsichtig die Wand hoch, soweit es schmerzfrei möglich ist, und lassen Sie ihn dann vorsichtig wieder sinken. Der gesunde Arm kann den anderen notfalls unterstützen.

Osteopathie

Das Ziel einer osteopathischen Behandlung ist, verklebte Faszien zu lösen und Blockaden zu lockern. Mit bestimmten Massagetechniken aus der Osteopathie, die wiederholt angewendet werden, kann eine deutliche Verbesserung der Beschwerden eintreten.

Medikamente

Sowohl entzündungshemmende Mittel als auch Schmerzmittel, darunter sogenannte NSAR (Ibuprofen, Diclofenac) oder Steroide (Kortison) werden zur Behandlung der Schultersteife eingesetzt. Die medikamentöse Therapie spielt insbesondere in der ersten Phase der Frozen Shoulder eine wichtige Rolle, da diese stark von Schmerzen geprägt ist. Die Schmerzlinderung ist zudem Voraussetzung für die erfolgreiche Durchführung physiotherapeutischer Übungen. Medikamente führen jedoch nur vorübergehend zu einer Besserung der Symptome. Für eine dauerhafte Anwendung sind sie aufgrund ihrer Nebenwirkungen nicht geeignet.

Operation

Wenn ein operativer Eingriff notwendig wird, erfolgt dieser in der Regel minimalinvasiv. Das bedeutet, es werden nur kleine Hautschnitte durchgeführt, um die Verletzung des Gewebes so gering wie möglich zu halten. Während der Operation wird die Gelenkkapsel abgelöst und Verklebungen werden entfernt. Anschließend werden schmerzstillende Mittel gegeben und sofort mit einem passiven Bewegungsstraining und Physiotherapie begonnen. Eine Operation kann die Erkrankungsdauer der Frozen Shoulder verkürzen.

Distensionsarthrografie

Unter örtlicher Betäubung wird eine Kochsalzlösung mit Kortison in das Gelenk gespritzt. Durch die eingebrachte Flüssigkeit dehnt sich das Gelenk, was zu einer Linderung der Beschwerden und einer gesteigerten Beweglichkeit beitragen kann. Das Kortison wirkt gleichzeitig entzündungshemmend. Diese Art der Behandlung kann jedoch äußerst schmerzhaft sein, daher wird sie heutzutage nicht mehr empfohlen.

Weitere Behandlungsansätze

Zudem gibt es weitere Behandlungsansätze bei Schultersteife, deren Wirksamkeit jedoch bei einer Frozen Shoulder wissenschaftlich nicht ausreichend belegt ist:

  • Zellbiologische Regulationstherapie (Matrixtherapie): Bei dieser Therapie sollen der Stoffwechsel in der Schulter und die Eigenschwingung der Muskulatur mithilfe eines speziellen Massagegerätes verbessert werden, um so die Erkrankungsdauer zu verkürzen.
  • Ultraschalltherapie: Mittels Ultraschallwellen sollen im Schultergewebe Wärme erzeugt, die Durchblutung gefördert und Verklebungen gelöst werden.

Welche Rolle spielt die Ernährung?

Bei der steifen Schulter liegt eine Entzündung im Gelenk vor. Manche Nahrungsmittel stehen im Verdacht, Entzündungsprozesse zu unterstützen. Dazu gehören tierische Lebensmittel, besonders solche, die viel Arachidonsäure enthalten, wie beispielsweise Schweinefleisch, Wurst oder Butter.

Andere Nahrungsmittel hingegen können Entzündungen hemmen, indem sie einer Übersäuerung des Körpers entgegenwirken. Zu diesen sogenannten basischen Lebensmitteln gehören Obst, Gemüse und Fisch, sowie Pflanzenöle wie Leinöl, Olivenöl und Rapsöl. Mit einer antientzündlichen Ernährung kann man den Körper unterstützen, die Entzündung im Schultergelenk zu bekämpfen.

Frozen Shoulder und Berufsunfähigkeit

Einschränkungen der Beweglichkeit und Schmerzen im Zusammenhang mit einer Frozen Shoulder können dazu führen, dass der Beruf zeitweilig nicht mehr ausgeführt werden kann. Dabei sind Menschen, die körperlich arbeiten, verständlicherweise eher von einer vorübergehenden Berufsunfähigkeit durch die Versteifung der Schulter betroffen als Menschen mit einem Bürojob. Wie lange die betroffene Person arbeitsunfähig ist und wie lange eine Krankschreibung benötigt wird, hängt also von der Stärke der Beschwerden und vom ausgeübten Beruf ab.

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