Bettruhe bei Wirbelkörperbruch
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Wirbelkörperbruch – eine verkannte Volkskrankheit

Von: Gerlinde Felix (Wissenschafts- und Medizinjournalistin)
Letzte Aktualisierung: 23.12.2019 - 17:15 Uhr

Bei einem Wirbelbruch oder einer Wirbelfraktur handelt es sich in den meisten Fällen um einen Bruch des Wirbelkörpers, doch auch der Wirbelbogen, der Querfortsatz oder der Dornfortsatz eines Wirbels können betroffen sein. Ein Wirbelkörper kann nicht nur bei starker Gewalteinwirkung brechen, sondern auch ohne äußere Kraft bei kleinen Bewegungen. Dadurch leidet die Stabilität der Wirbelsäule. Jedes Jahr erleiden fast 230.000 Menschen zwischen 50 und 79 Jahren in Deutschland einen Wirbelbruch. Frauen und Männer sind im Verhältnis 10:6 betroffen.

Wirbelkörperbruch: mögliche Symptome

Plötzliche Rückenschmerzen können ebenso ein Hinweis auf einen Wirbelbruch sein wie:

  • ein mehr oder weniger starker Rückenschmerz
  • Bewegungsschmerzen
  • Fehlstellungen
  • Blutergüsse
  • Prellmarken

Ist ein Wirbel der Halswirbelsäule (HWS) gebrochen, sind Kopfbewegungen nur unter Schmerzen möglich oder der Kopf verharrt sogar in einer Zwangshaltung.

Wurde das Rückenmark mitverletzt, können folgende Symptome auftreten:

Bei vorgeschädigter Knochenstruktur aufgrund einer Grunderkrankung bleibt der Wirbelbruch mitunter unbemerkt. Erst der ständige, quälende Rückenschmerz führt zu seiner Entdeckung.

Ursachen einer Wirbelkörperfraktur

Gesunde Wirbelkörper können unter starker Krafteinwirkung, wie sie zum Beispiel bei einem Autounfall mit hohen Aufprallgeschwindigkeiten auftreten, brechen. Auch Stürze aller Art, zum Beispiel bei Sportarten wie Reiten, Skifahren oder Paragliding, bergen ein Frakturrisiko.

Mitunter brechen Wirbel aber bereits ohne äußere Krafteinwirkung bei leichten Alltagsbelastungen und manchmal sogar, ohne dass die Betroffenen es gleich merken. Das ist zum Beispiel der Fall bei:

  • Osteoporose, deren häufigste Folge der Wirbelbruch ist (man spricht dann von einem Sinterungsbruch)
  • Knochentumoren
  • Skelettmetastasen
  • Knochenentzündung (Osteitis)
  • Knochenerweichung (Osteomalazie)
  • rheumatischen Erkrankungen

Bei einem durch Osteoporose bedingten Wirbelbruch kann die Deckplatte, also die obere Fläche, des Wirbelkörpers eingedrückt werden. Man spricht dann von einer Deckplattenimpression oder einem Deckplatteneinbruch.

So erfolgt die Diagnose

Je früher ein Wirbelbruch behandelt wird, desto größer ist die Chance, irreparable Folgen zu verhindern. Nach dem Gespräch mit dem Arzt und einer anschließenden körperlichen Untersuchung mit Überprüfung der Nervenfunktionen, wird der verletzte Wirbelsäulenbereich in maximaler Beugung und Streckung geröntgt.

Eine weitere computertomografische Untersuchung (CT) zeigt, ob der gebrochene Wirbelkörper den Rückenmarkkanal einengt. Gegebenenfalls wird noch ein zweites bildgebendes Verfahren, die Magnetresonanztomografie (MRT) eingesetzt. Damit werden Bandscheiben, Bänder und Rückenmark sichtbar.

Therapie beim Wirbelkörperbruch

Im ersten Schritt geht es um die Schmerzlinderung mit geeigneten Präparaten, also etwa Schmerzmitteln. Weitere konservative Maßnahmen sind:

  • Krankengymnastik zur Wiederherstellung der Beweglichkeit
  • gelockerte Bettruhe
  • unter Umständen ein täglich zu tragendes Rückenkorsett beziehungsweise Stützmieder (Orthese), insbesondere bei Wirbelbrüchen im Bereich der Lendenwirbelsäule (LWS)

Handelt es sich um eine sogenannte stabile Wirbelfraktur, wie sie in etwa 85 Prozent der Fälle vorliegt, sind Bänder und Weichteile nicht betroffen und der Rückenmarkkanal wird durch den eingebrochenen Wirbel nicht eingeengt – eine Heilung kann dann meist ohne OP erfolgen. Bei sogenannten instabilen Wirbelbrüchen liegt oftmals eine Verschiebung von Bruchstücken des Wirbelkörpers gegen den Spinalkanal oder sogar eine Durchtrennung des Wirbelbogens vor. Dann sind in der Regel operative Maßnahmen erforderlich.

Behandlung durch Operation

Eine Behandlung eines Wirbelbruchs kann auf verschiedene Arten operativ erfolgen: Bei der Ballon-Kyphoplastie werden zwei Kanülen in den Wirbel eingeführt und durch sie zwei Ballons in den Wirbel vorgeschoben. Die Ballons werden vorsichtig aufgeblasen, sodass sich der Wirbel langsam aufrichtet. Der entstehende Hohlraum wird mit Knochenzement aufgefüllt.

Bei der Vertebroplastie wird eine große Hohlnadel in den betroffenen Wirbel eingeführt und ohne vorherige Aufrichtung direkt in den Wirbelkörper Knochenzement eingespritzt. Eine etwaige Fehlstellung bleibt erhalten.

Bei der Osteosynthese wird der Knochenbruch mit Schrauben oder einer Platte operativ stabilisiert. Bei der Spondylodese werden zwei oder mehr Wirbel versteift, indem meist Platten von vorne und hinten an der Wirbelsäule befestigt werden.

Hat eine Grunderkrankung wie Osteoporose zum Wirbelbruch geführt, muss diese unbedingt ebenfalls behandelt werden.

Einem Wirbelkörperbruch vorbeugen

Gegen äußere Gewalteinwirkung, zum Beispiel im Straßenverkehr, kann man sich nur durch Gurte, Airbags oder beim Sport durch einen Rückenprotektor schützen. Besteht ein erhöhtes Osteoporose-Risiko, sollte eine Knochendichtemessung erfolgen. Körperliche Aktivität wie Muskeltraining zum Beispiel mit Hanteln, Fahrradfahren, Schwimmen und Wirbelsäulengymnastik sind für den Kalziumeinbau in den Knochen wichtig.

Weiterhin beugt eine ausgewogene und kalziumreiche (1 bis 1,3 Gramm täglich) Ernährung, kalziumhaltiges Mineralwasser sowie die Zufuhr von Vitamin D (1.000 Einheiten täglich) vermehrtem Knochenabbau vor. Besteht bereits eine Osteoporose, dann kann der weitere Knochenabbau medikamentös gehemmt werden.