Zahnarzt zeigt Modell von Zähnen mit Zahnimplantat
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Zahnimplantat – die künstliche Zahnwurzel

Von: Initiative proDente e.V., Nathalie Blanck (Ärztin und Medizinautorin), Silke Schwertel (geb. Hamann) (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 23.12.2020 - 17:10 Uhr

Ein Zahnimplantat ist eine echte Alternative zu Brücken oder lockeren Zahnprothesen, denn das Implantat ersetzt einen fehlenden Zahn perfekt und sitzt dabei so fest wie die eigenen Zähne. Doch wie läuft solch eine Behandlung beim Zahnarzt ab? Kann jeder Zahnimplantate bekommen? Welche Risiken bestehen und welche Kosten und Schmerzen sind damit verbunden? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Was ist ein Zahnimplantat?

Zahnimplantate verwenden künstliche Zahnwurzeln, die in einem kleinen operativen Eingriff im Kieferknochen befestigt werden, um eine Zahnlücke zu schließen. Auf einem solchen Implantat kann anschließend ein Zahnersatz befestigt werden, beispielsweise eine Krone, bei mehr als zwei fehlenden Zähnen aber auch eine Brücke, oder auch ein herausnehmbarer Zahnersatz (Zahnprothese).

Die künstlichen Zahnwurzeln werden aus Titan gefertigt, einem besonders gut verträglichen, widerstandsfähigen Metall, das sich in der Medizin schon seit längerer Zeit etwa für künstliche Gelenke bewährt hat.

Das Implantat besteht aus:

  • einem Implantatkörper, der wie eine künstliche Zahnwurzel im Kieferknochen verankert wird und dort einheilt
  • einem Implantataufbau (Abutment), der als Zwischenstück zwischen Implantatkörper und Zahnersatz dient und aus Titan oder Keramik besteht
  • einer Implantat-Krone (Suprakonstruktion), die auf den Implantataufbau geschraubt wird und den künstlichen Zahn darstellt. Sie besteht meist aus Gold, Titan oder Keramik.

Vorteile eines Implantats

Zahnimplantate haben sich als Alternative zur Zahnbrücke bewährt, denn für diese benötigt es auf beiden Seiten der Zahnlücke ausreichend gesunde, stabile Zähne, an denen die Brücke befestigt werden kann. Diese "Brückenpfeiler" müssen jedoch abgeschliffen und überkront werden, um die Brücke zu befestigen, weshalb Implantate meist als schonender gelten.

Abgesehen von der Tatsache, dass diese dritten Zähne absolut fest sitzen und eine ästhetische Lösung darstellen, um verlorene Zähne passgenau zu ersetzen, haben Implantate noch einen entscheidenden Vorteil: Sie verhindern den Knochenschwund (Atropie), denn ein nicht mehr belasteter Knochen bildet sich zurück. Wenn also ein Zahn oder mehrere Zähne fehlen und noch dazu bei schlecht sitzenden Prothesen die Knochen gar nicht mehr belastet werden, dann werden Wangen und Lippen irgendwann nicht mehr durch Kochen gestützt. Betroffene sehen dann "eingefallen" aus.

Zudem entlasten Implantate die noch vorhandenen Zähne, denn sie können, da sie ja fest sitzen, wie natürliche Zähne belastet werden.

Zahnimplantat: Vorbereitung beim Zahnarzt

Vorab bespricht der behandelnde Zahnarzt oder Kieferchirurg mit dem Patienten, ob er einen festsitzenden Zahnersatz oder etwas Herausnehmbares möchte. Besprochen werden auch Vorerkrankungen und die Einnahme von Medikamenten. Der Patient wird untersucht und es werden eine Röntgen-Aufnahme und Abformungen der Kiefer angefertigt.

Auf den entsprechenden Gipsmodellen und mithilfe der Röntgenbilder kann der Zahnarzt den späteren Zahnersatz planen. Bei Bedarf werden nun zunächst eine professionelle Zahnreinigung durchgeführt und erkrankte Zähne und Zahnfleisch behandelt. Sollte im Implantationsgebiet zu wenig Knochen vorhanden sein, muss der vor der Implantation noch aufgebaut werden.

Ablauf der Behandlung

Das Setzen eines Zahnimplantats ist ein kleiner Eingriff, der ambulant und in der Regel unter örtlicher Betäubung erfolgen kann.

Mit einem kleinen Schnitt wird die Mundschleimhaut über dem Kieferknochen an der entsprechenden Stelle geöffnet. So wird der Kieferknochen freigelegt und anschließend mit dem Bohrer anhand einer Planungsschablone ein Loch hineingefräst. Dann wird das Implantat in den Knochen eingeschraubt und zunächst mit einem Deckel versehen. Die Knochensubstanz sowie das Zahnfleisch wachsen zu und umschließen das Implantat. Diese Einheilzeit kann zwischen sechs Wochen und neun Monaten dauern, im Durchschnitt geht man von drei Monaten aus.

Wie lange die Operation selbst dauert, ist sehr unterschiedlich. Je nachdem, wie viele Implantate gesetzt werden und in welchem Zustand sich der Kieferknochen befindet, kann die OP zwischen einer Viertelstunde und mehreren Stunden dauern.

Ist der Implantatkörper eingeheilt, wird bei dieser häufigen sogenannten zweiphasigen Methode nach der Einheilzeit das Zahnfleisch über dem Implantatkörper erneut geöffnet (durch Laser oder eine Stanze). Erst dann wird der Zahnersatz auf dem Implantat befestigt, meist verschraubt.

Bei der einphasigen Methode erfolgt dies alles in einem Arbeitsgang. Dabei werden Implantate verwendet, die durch das Zahnfleisch hindurch reichen und an denen gleich zu Beginn ein provisorischer Zahnersatz befestigt wird. So haben Betroffene gleich ein vollständiges Gebiss. Allerdings ist dadurch das Risiko höher, dass das Implantat nicht anwächst.

Risiken: Schmerzen und Komplikationen

Die Behandlung selbst hört sich schlimmer an als sie tatsächlich ist. Für das Einfräsen des Loches und das Einsetzen des Implantates ist normalerweise eine örtliche Betäubung mit einer Spritze ausreichend, wobei der Eingriff auch unter Sedierung oder Vollnarkose erfolgen kann. Besprechen Sie die Betäubung vorab mit Ihrem behandelnden Arzt. Üblicherweise verspürt man beim Einsetzen des Implantats keine Schmerzen, sondern spürt nur die Vibration des Bohrers.

Schmerzen verspürt der Betroffene meist nur in der Mundschleimhaut, doch nach einigen Tagen heilt sie schnell ab. Komplikationen wie starke Blutungen oder Schwellungen sind selten. Wird nach der Behandlung das Zahnfleisch gut gekühlt, gehen die Schwellungen meist sehr schnell zurück. Direkt nach der Implantation sollte man auf Anstrengungen verzichten, ebenso wie auf Alkohol, Zigaretten und Kaffee.

Allerdings kann es zwischen Implantat und Zahnfleisch zu bakteriellen Infektionen kommen. Daher ist eine besonders sorgfältige Mundhygiene sehr wichtig. Dies gilt auch dann, wenn das Implantat eingeheilt ist und der Zahnersatz aufgesetzt wurde. Eine entzündliche Erkrankung im Bereich des Implantats wird als Periimplantitis bezeichnet und kann unbehandelt zum Verlust des Implantats führen. Zahnbelag gefährdet die implantierten Zähne ebenso wie die eigenen Zähne. Ein halbjährlicher Besuch beim Zahnarzt muss also sein. Auch Rauchen birgt das Risiko eines vorzeitigen Implantatverlusts.

Für wen Implantate geeignet sind

Grundsätzlich kann jeder Patient Zahnimplantate bekommen, eine Altersgrenze gibt es nicht. Die Erfahrungen mit Zahnimplantaten sind fast durchweg positiv. Besonders empfiehlt sich die künstliche Zahnwurzel, wenn die Nachbarzähne noch völlig gesund sind und man so deren Abschleifen (wie es für eine Brücke nötig wäre) vermeiden kann.

Implantate sind auch sehr hilfreich bei großen Lücken, die nur schwer mit einer Brücke geschlossen werden können. Auch bei einem Gebiss mit lückig stehenden Frontzähnen sieht ein einzelner implantierter Zahn ästhetisch besser aus als eine Brücke aus fest verbundenen Zähnen. Und wer gar keine Zähne hat, dem können Implantate als eine feste Verankerung der Prothese oder einer umfangreichen Brücke dienen.

Keine Implantate bei schweren Erkrankungen

Implantate sind weniger geeignet:

  • für Patienten mit einer herabgesetzten Immunabwehr, zum Beispiel während einer Kortisontherapie
  • bei schweren Herzerkrankungen
  • bei einer fortgeschrittenen Osteoporose oder anderen Knochenerkrankungen
  • bei erhöhter Blutungsneigung oder Blutgerinnungserkrankungen
  • bei nicht medikamentös eingestellter Diabetes

Auch bei Rauchern und Menschen mit einer schlechten Mundhygiene ist das Einsetzen eines Implantats mit erhöhten Risiken verbunden. Sie sollten sich gründlich beim Facharzt vor einer solchen Zahnbehandlung informieren.

Im Unterkiefer ist das Einsetzen eines Implantats meist unproblematisch, denn hier ist normalerweise genügend dichte Knochenmasse vorhanden, um ein Implantat zu stützen. Im Oberkiefer ist der Knochen weniger dicht. So kann es sogar notwendig werden, Knochen aus dem Unterkiefer oder dem Beckenbereich zu entnehmen und an die gewünschte Stelle im Kiefer einzubringen.

Haltbarkeit und Pflege eines Implantats

Wenn alles gut geht, hält ein Zahnimplantat mindestens zehn oder 15 Jahre und länger. 90 Prozent der Implantate sind nach zehn Jahren noch funktionstüchtig. Oft hält die künstliche Zahnwurzel dabei länger als der aufgesetzte Zahnersatz. Besonders kraftvolles Zubeißen, wie es etwa beim Zähneknirschen (Bruxismus) passiert, kann dazu beitragen, dass die Kronen, Brücken und Prothesen auf den Implantaten vorzeitig repariert oder ersetzt werden müssen.

Implantierte Zähne müssen jedoch auch sehr gründlich gepflegt werden. Denn eine Entzündung führt immer zum Abbau des Knochens – und dann kann die künstliche Zahnwurzel nicht mehr halten und muss heraus genommen werden.

Leider zieht Titan, das meist genutzte Material für Implantate, Zahnbelag besonders an. Deshalb ist eine sorgfältige Reinigung so wichtig. Dabei sollte man neben der Zahnbürste auch spezielle Reinigungsmittel wie zum Beispiel Zahnzwischenraumbürsten verwenden.

Was kostet ein Zahnimplantat?

Ein Zahnimplantat kann mit hohen Kosten verbunden sein. Unterschieden wird dabei zwischen der implantologischen Leistung und der Versorgung mit dem Zahnersatz auf den Implantaten.

Je nachdem, wie aufwändig das Setzen des Implantats ist und welches Material zum Einsatz kommt, kann der Preis unter 1.000 Euro liegen oder auch mehrere Tausend Euro betragen.

Während die Kosten für eine Brücke von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet werden, müssen die Kosten eines Implantats meist privat getragen werden. Viele Krankenkassen zahlen jedoch einen Festzuschuss für den zweiten Teil der Behandlung, also den Zahnersatz auf den Implantaten, der sich nach der Regelbehandlung (Standardtherapie) richtet.

Sprechen Sie unbedingt vor der Behandlung mit Ihrem behandelnden Zahnarzt über die anfallenden Kosten. Ein Heil- und Kostenplan ist wichtig, um die Kosten vorher zu bestimmen und später die Erstattung durch die Krankenkasse zu regeln. Mitunter kann sich eine Zahnzusatzversicherung lohnen, die die Kosten erstattet.

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Wie findet man den richtigen Zahnarzt für den Einsatz eines Implantats?

Ein Zahnimplantat sollte immer durch einen Zahnarzt oder Kieferchirurgen mit einer Weiterbildung als Implantologe und mit der entsprechenden Erfahrung gesetzt werden.

Die beste Empfehlung ist ein zufriedener Patient. Wer sich ein Implantat einsetzen lassen will, kann sich zunächst einmal im Freundeskreis umhören – vielleicht haben einige Bekannte ja bereits gute Erfahrungen in Sachen Implantate mit einem bestimmten Zahnarzt gemacht. Welcher Arzt sich auf Implantationen spezialisiert hat, zeigen auch entsprechende Angaben auf dem Praxisschild oder im Internet.

Weitere Anlaufstellen sind:

  • die Webseiten der einzelnen Fachgesellschaften – etwa der Deutschen Gesellschaft für Zahnärztliche Implantologie (DZGI)
  • der Bundesverband der niedergelassenen implantologisch tätigen Zahnärzte (BDIZ EDI)
  • das Deutsche Zentrum für orale Implantologie (BDZI)

Wer offiziell den "Tätigkeitsschwerpunkt Implantologie" angibt, muss dafür bestimmte Kriterien erfüllen, die die verschiedenen medizinischen Fachgesellschaften aus dem Bereich der Zahn-Implantologie festgelegt haben. Die Zahnärzte müssen Fortbildungen absolviert und außerdem eine vorgegebene Zahl von Implantaten eingesetzt haben – mindestens 50 pro Jahr, mindestens 200 insgesamt.

Keine Scheu vor Fragen

Scheuen Sie sich nicht, Fragen zu stellen, um sich bei der Auswahl des Zahnarztes ganz sicher zu sein. Achten Sie besonders auf folgende Aspekte:

  • Führt der Zahnarzt eine gewissenhafte und sorgfältige Planung durch? Dazu sollte neben der klinischen Untersuchung ein Röntgenbild und Planungsmodelle der Kiefer vorliegen, mit deren Hilfe der Zahnarzt dem Patienten auch das Vorgehen erläutern kann. Zur Diagnostik gehört weiter das Abklären anderer Erkrankungen – eventuell auch in Zusammenarbeit mit anderen Ärzten des Patienten.
  • Wie viele Implantate hat er bereits eingesetzt? Ein Anhaltspunkt für eine ausreichende Erfahrung können beispielsweise die oben genannten Mindestzahlen sein.
  • Arbeitet der Zahnarzt mit einem zahntechnischen Meisterlabor zusammen? Die Herstellung von implantatgetragenen Kronen, Brücken und Prothesen (Suprakonstruktionen) erfordert auch vom Zahntechniker besondere Kenntnisse und Fertigkeiten. Der Zahntechnikermeister verfügt hierbei über die höchste Qualifikation.
  • Bildet der Zahnarzt sich fort? Häufig hängen Zahnärzte Nachweise über ihre Fortbildungen in der Praxis aus. Darüber hinaus können Patienten gezielt nachfragen und die Reaktion des Arztes beurteilen.
  • Bietet die Praxis eine umfassende Prophylaxe und professionelle Zahnreinigung an? Auch nach dem Einsetzen von Implantaten sollte das Gebiss regelmäßig eine solche professionelle Zahnreinigung erhalten, um eine optimale Mundhygiene zu gewährleisten – am besten sollte die Implantatversorgung und die Nachsorge in der selben Praxis stattfinden.
  • Was genau kommt auf den Patienten zu? Der Zahnarzt sollte sich Zeit nehmen, alle Behandlungsschritte erklären und über Risiken aufklären.
  • Was kostet den Patienten das Implantat? Weil die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten in der Regel nicht und die privaten Krankenkassen unter Umständen nur einen Teil der Kosten übernehmen, sollte vor der Behandlung geklärt werden, welche Kosten entstehen und welchen Betrag der Patient tragen muss. Dazu sollte ein schriftlicher Heil- und Kostenplan erstellt werden, den der Patient seiner Krankenkasse zur Kostenregelung vorlegen kann.