Coxarthrose im Röntgenbild
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Hüftarthrose (Coxarthrose): Was tun bei Arthrose in der Hüfte?

Von: Susanne E. Kaiser, Nadja Annerl (geb. Weber) (Medizinredakteurin), Silke Schwertel (geb. Hamann) (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 08.11.2021 - 17:38 Uhr

Vor allem im Bereich der Hüfte und der Knie sind unsere Gelenke großen Belastungen ausgesetzt. Bei einer übermäßigen Abnutzung des Knorpels im Hüftgelenk kann eine sogenannte Coxarthrose, auch als Hüftarthrose oder Hüftgelenksarthrose bezeichnet, die Folge sein. Arthrose und ein Verschleiß der Knorpelschicht nehmen in unserer Gesellschaft immer mehr zu. Das liegt zum Teil daran, dass wir immer älter werden und dass sich solche Erkrankungen oft mit dem Alter einstellen. Aber auch immer mehr junge Menschen sind von einer Hüftgelenkarthrose betroffen. Wie entsteht eine Coxarthrose, welche Symptome sind typisch für den Gelenkverschleiß in der Hüfte und welche Alternativen zum künstlichen Hüftgelenk gibt es hinsichtlich der Behandlung?

Was ist eine Coxarthrose?

Coxarthrose (lateinisch: coxa = Hüfte) ist die medizinische Bezeichnung für eine Hüftarthrose – eine degenerative Erkrankung des Hüftgelenks, bei welcher der Gelenkknorpel verschleißt. Insbesondere die Knorpeloberflächen der Hüftpfanne und des Hüftkopfes sind betroffen. Der Verschleiß des Gelenks tritt meist erst im fortgeschrittenen Alter auf. Die Hüftgelenksarthrose stellt eine der häufigsten Arten von Arthrose in Deutschland dar.

Bei einer Coxarthrose wird die Knorpelschicht im Gelenk im Zeitverlauf dünner und bildet sich zurück. Durch den Abbau von Knorpelmasse verengt sich der Gelenkspalt zunehmend, bis die Knochen aneinanderreiben.

Ursachen für Arthrose der Hüfte

Die Hüftgelenke des Menschen sind enormen Belastungen ausgesetzt. Beim Rennen oder Tragen von Lasten müssen sie ein Vielfaches unseres Körpergewichts abfangen. Erkrankungen dieser wichtigen Angelpunkte in unserem Körper sind daher nicht selten. Arthrose kann schon junge Menschen betreffen und ist keine reine Alterserscheinung.

Die Gelenkabnutzung unterliegt zahlreichen Faktoren und einem komplexen Erkrankungsprozess. Zu den möglichen Ursachen einer Coxarthrose gehören eine genetische Veranlagung sowie ein fortgeschrittenes Alter (primäre Hüftarthrose). Doch auch Unfälle und Verletzungen oder eine andauernde starke Belastung (zum Beispiel beim Sport oder im Beruf) können zu einer Hüftarthrose führen.

Weitere Faktoren, die eine Arthrose im Hüftgelenk begünstigen können, sind:

  • Übergewicht
  • Diabetes mellitus
  • entzündliche Gelenkerkrankungen wie Gicht
  • erblich bedingte Fehlstellungen des Hüftgelenks (Hüftdysplasie)
  • weibliches Geschlecht
  • Bewegungsmangel

Kommen mehrere dieser Faktoren zusammen, erhöht sich das Risiko eines Gelenkverschleißes in der Hüfte. Allerdings lässt sich nicht immer eine genaue Ursache für die Coxarthrose feststellen. Sind vorangegangene Verletzungen, Fehlstellungen des Hüftgelenks, Nebenwirkungen von Medikamenten oder Vorerkrankungen Ursache der Hüftarthrose, spricht man von einer sekundären Coxarthrose.

Symptome: Wie macht sich eine Coxarthrose bemerkbar?

Eine Arthrose im Hüftgelenk entwickelt sich über Jahre und macht sich nur schleichend bemerkbar. Im Anfangsstadium einer Coxarthrose fallen die ersten Schritte nach dem Aufstehen nicht so leicht wie sonst und schmerzen vielleicht etwas. Das gibt sich schnell wieder, kommt aber immer öfters vor.

Im weiteren Verlauf entstehen Schmerzen bei bestimmten Bewegungen wie beispielsweise beim Bücken, beim Aussteigen aus dem Auto oder beim Hinuntersteigen von Treppen.

Im fortgeschrittenen Stadium der Arthrose kann das Hüftgelenk dann auch im Ruhezustand, wie etwa im Sitzen oder Liegen, stark schmerzen und die Beweglichkeit wird zunehmend eingeschränkt. Es kann sich ein Dauerschmerz entwickeln.

Zusammenfassend weisen folgende Anzeichen auf eine Coxarthrose hin:

  • Anlaufschmerzen in der Hüfte sind Beschwerden, die zu Beginn einer Bewegung entstehen, zum Beispiel morgens nach dem Aufstehen oder nach längerem Sitzen. Nach einiger Zeit klingen die Schmerzen wieder ab.
  • Belastungsschmerzen: Hüftgelenkschmerzen bei längerer Belastung oder beim Abwärtssteigen von Treppen. Die Schmerzen können auch über den Oberschenkel bis in das Knie ausstrahlen und dort Knieschmerzen verursachen.
  • Ruheschmerzen im Sitzen oder Liegen, zum Beispiel nachts.
  • Eingeschränkte Beweglichkeit: Der Oberschenkel lässt sich kaum und nur unter Schmerzen strecken, beugen, abspreizen oder drehen.
  • Verändertes Gangbild (Hinken): Durch die einseitige Gelenkabnutzung und um Schmerzen gering zu halten, bewegen sich viele Betroffene eingeschränkt fort.
  • Hörbares Knacken und Reiben: Knack- und Reibegeräusche, wenn die Knochen aufeinanderreiben.
  • Lenden- oder Leistenschmerzen der Muskeln, infolge andauernder Gelenkschmerzen und Verspannungen im Hüftbereich.

Anzeichen einer aktivierten Coxarthrose

Auch wenn eine Hüftarthrose an sich keine entzündliche Erkrankung ist, können bei Arthrose vorübergehende entzündliche Prozesse entstehen. Man bezeichnet dies als aktivierte Arthrose. Diese zeigt sich durch typische Symptome einer Entzündung, beispielsweise Rötung, Schwellung oder Überwärmung. Starke Schmerzen können vor allem nachts als besonders quälend empfunden werden.

Probleme im Gelenkstoffwechsel

Im Verlauf der Hüftarthrose geraten die Auf- und Abbauprozesse im Gelenkknorpel aus dem Gleichgewicht. Der Knorpel verliert seine Funktion als Stoßdämpfer und federt das betroffene Gelenk nicht mehr ausreichend ab. Der umliegende Knochen wird überlastet und versucht, sich durch unregelmäßiges Wachstum zu verstärken. Dabei wird der Gelenkkopf durch die überschießende Knochenproduktion regelrecht eingemauert.

Diagnose der Coxarthrose

Wer fürchtet, an Coxarthrose zu leiden, sollte frühzeitig ärztlichen Rat einholen. Eine hausärztliche Untersuchung kann dabei der erste Schritt sein, oft erfolgt dann eine Überweisung in eine orthopädische Praxis. Mithilfe von Röntgenbildern lässt sich erkennen, ob es sich um eine Hüftarthrose handelt. Zudem sollten andere Gelenkerkrankung ausgeschlossen werden, die ebenfalls Hüftschmerzen verursachen können. Denn auch Gicht und Rheumatismus sind nicht selten in unserer Gesellschaft.

Zu Beginn der Untersuchung wird die betroffene Person hinsichtlich ihrer Krankheitsvorgeschichte, der Lebensweise und möglicher ähnlicher Fälle in der Familie befragt (Anamnese).

Im Anschluss folgt eine körperliche Untersuchung. Hier werden Gang und Haltung auf eine mögliche Fehlstellung geprüft sowie Gelenke auf Druckempfindlichkeit und Schwellungen abgetastet. Auch die Beweglichkeit des Gelenks wird untersucht, um festzustellen, wie weit die Arthrose fortgeschritten ist.

Die wichtigste Untersuchung zur Diagnosefindung ist jedoch die Röntgenuntersuchung. Denn auf einem Röntgenbild lässt sich zum Beispiel erkennen, ob und wie stark der Gelenkspalt verengt ist und ob sich Auswüchse an den Knochen (Osteophyten) gebildet haben. Weitere Anzeichen einer Hüftgelenksarthrose sind Löcher in der Knochenoberfläche (Geröllzysten) oder eine verdichtete Knochensubstanz unterhalb der Gelenkflächen (subchondrale Sklerosierung).

In der Regel reichen diese Untersuchungen als Maßnahmen der Diagnostik aus. Um andere Erkrankungen im Hüftgelenk auszuschließen oder um Schäden an den Weichteilen wie Bändern und Muskeln zu erkennen, können weitere bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder Magnetresonanztomographie (MRT) angewendet werden. Auch Blutuntersuchungen können erforderlich sein.

Konservative Behandlung der Hüftarthrose

Die Coxarthrose ist keine einfache Verschleißerkrankung, sondern eine ernst zu nehmende Krankheit. Rückgängig machen lässt sich der langsame Abbau des Gelenkknorpels bislang zwar nicht, der Knorpelverschleiß ist also nicht heilbar. Doch die Begleitsymptome wie Schmerzen lassen sich lindern und das Fortschreiten der Erkrankung kann verlangsamt werden. Besonders im Anfangsstadium können Betroffene aktiv dazu beitragen, die Arthrose in Schach zu halten.

Bei der konservativen Therapie der Hüftarthrose stehen Schmerzlinderung sowie die mechanische Entlastung des Hüftgelenks im Vordergrund. Neben einer Behandlung mit Medikamenten wie Schmerzmitteln oder nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) können auch orthopädische Hilfsmittel wie Keilkissen, Gehwagen oder ein Toilettenaufsatz helfen.

Durch gezielte physiotherapeutische Übungen können Gelenkblockaden verringert und die Beweglichkeit des Gelenks erhalten oder sogar deutlich verbessert werden. Bewegung ist bei einer Arthrose generell empfehlenswert, da Inaktivität den Gelenkverschleiß begünstigt. Auch Methoden wie die Kältetherapie oder die Elektrotherapie können zum Einsatz kommen.

Darüber hinaus sollte man sich über die richtige Ernährung bei Arthrose informieren, da diese bei der Behandlung der Erkrankung eine Rolle spielen kann. Im Vordergrund stehen dabei vor allem gesunde pflanzliche Fette und der Verzicht auf gesättigte Fettsäuren und entzündungsfördernde Lebensmittel. Eine Gewichtsreduktion hilft, das Hüftgelenk zu entlasten.

Operative Therapie der Coxarthrose

Ist die Coxarthrose zu weit fortgeschritten, hilft oftmals nur noch eine Operation. Hier gibt es zwei OP-Verfahren.

  • Osteotomie: Dieses Verfahren korrigiert die Position der Gelenkflächen und wird meist bei Fehlstellungen angewandt. Allerdings sinken die Erfolgschancen mit zunehmendem Alter und fortgeschrittenen Stadium der Arthrose. Daher wird diese Operation heute eher selten durchgeführt.
  • Endoprothese: Die Implantation eines künstlichen Hüftgelenks ist die weitaus häufigere Therapiemaßnahme. Bei einer Hüfttotalendoprothese (Hüft-TEP) werden sowohl der Gelenkkopf als auch die Gelenkpfanne ersetzt. Bei einer Teilprothese wird hingegen lediglich der Hüftkopf ersetzt.

OP bei Hüftarthrose: Künstliches Hüftgelenk

Bis jetzt gibt es noch kein Material, das ebenso belastbar und leistungsfähig ist wie das natürliche Gelenk. Doch im Schnitt halten Hüftgelenksprothesen über 15 Jahre. Ob man eine Prothese aus Keramik, Metall oder Plastik nehmen sollte, hängt von vielen Faktoren ab und muss daher individuell entschieden werden.

Die Haltbarkeit einer Hüftprothese ist maßgeblich davon abhängig, wie gut sie im Oberschenkelknochen verankert ist. Bei älteren Menschen ist dieser oft nicht mehr so stabil, weshalb das künstliche Hüftgelenk mit einem speziellen Zement mit dem Knochen verbunden wird.

Bei jüngeren Betroffenen kann die Prothese besser in den Oberschenkel einwachsen, weswegen hier häufig eine zementfreie Fixierung verwendet wird. Zudem kann das künstliche Gelenk in solchen Fällen bei Bedarf besser ausgetauscht werden.

Hüftgelenksprothese: Für jeden das richtige Material

Auch künstliche Hüftgelenke müssen viel aushalten, vor allem bei jüngeren, aktiven Betroffenen. Bewährte Implantate bestehen aus Kunststoffen und/oder Metallen. Sie halten im Schnitt 15 Jahre, bevor sie sich lockern und eine neue Operation nötig wird. Besonders geeignet für junge Menschen scheint aber der Werkstoff Keramik zu sein.

In einer fünfjährigen Studie beobachtete ein US-amerikanisches Forschungsteam aus Chicago die Kunstgelenke von über 1.000 Menschen mit künstlichen Hüftgelenken. Die Messungen ergaben, dass die Keramikhüften bis zu 400-mal belastbarer sind als Implantate auf Kunststoff-Metall-Basis.

Bei Gelenkpfannen aus Kunststoff reiben sich stetig kleinste Mengen des Materials ab, was zu Entzündungen rund um das Implantat und damit zu Lockerungen führt. Keramik dagegen ist abriebfest.

Nachsorge bei künstlichem Hüftgelenk

Muss das kranke Gelenk ersetzt werden, kann man schon wenige Tage nach der Operation mit Übungen zur Mobilisierung beginnen. Anschließend lernen Betroffene in der Reha, mit der neuen Beweglichkeit umzugehen. Wichtig ist hierbei der gezielte Muskelaufbau rund um das neue Gelenk, damit dieses ausreichend gestützt wird.

Ob das Implantat richtig sitzt, wird bei regelmäßigen orthopädischen Untersuchungen festgestellt. Röntgenbilder zeigen schon die kleinste Veränderung rund um das Kunstgelenk und oft kann bei frühzeitigem Eingreifen die Lebensdauer der künstlichen Hüfte erheblich verlängert werden.

Coxarthrose vorbeugen

Einer Coxarthrose lässt sich oft nicht vorbeugen, doch verschiedene Tipps können helfen, den Verschleiß des Hüftgelenks zu reduzieren:

  • Fehlstellungen oder Vorerkrankungen wie zum Beispiel Arthritis können die Entstehung einer Arthrose begünstigen. Daher sollten sie frühzeitig erkannt und behandelt werden. So können etwa unterschiedlich lange Beine durch Schuheinlagen ausgeglichen werden.
  • Bewegungen im Beruf, Alltag oder Sport, welche die Hüfte stark belasten, sollten nach Möglichkeit vermieden werden.
  • Regelmäßige Bewegung ist gut für die Gelenke völlige Inaktivität ist schädlich. Doch während manche Sportarten als gelenkschonend für die Hüfte gelten, etwa Wandern, Nordic Walking, Radfahren, Aquafitness oder Schwimmen, stellen andere Sportarten eine übermäßige Belastung dar. Ungeeignete Sportarten sind zum Beispiel Tennis oder Fußball, weil sie das Hüftgelenk stark beanspruchen.
  • Trainieren Sie gezielt und steigern Sie die körperliche Belastung dabei allmählich, um einer Überlastung oder Verletzungen der Hüfte vorzubeugen.
  • Übergewicht sollte nach Möglichkeit reduziert werden, um die Gelenke zu entlasten.
  • Eine gesunde Lebensweise mit einer ausgewogenen Ernährung und dem Verzicht auf Alkohol und Zigaretten ist nicht nur generell empfehlenswert, sondern auch zur Vorbeugung einer Hüftarthrose ratsam.
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