Tabletten in einem Blister
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Tabletten, Kapseln und Dragees

Von: Susanne Köhler
Letzte Aktualisierung: 02.11.2018 - 10:53 Uhr

Oftmals ist die Art und Weise, wie Medikamente eingenommen werden, ausschlaggebend für ihren erfolgreichen Einsatz. Ob ein Wirkstoff als Tablette, Dragee oder Saft daherkommt, hängt davon ab, wann er an welcher Stelle und zu welchem Zeitpunkt im Körper wirken soll. Rund 1,4 Milliarden Packungen Arzneimittel werden jährlich in Deutschlands Apotheken verkauft, davon 749 Millionen rezeptpflichtig.Bei der Übergabe der Medikamente weisen Apotheker und Mitarbeiter auf besondere Einnahmevorschriften hin. Wir haben zusammengefasst, was bei der Einnahme von Tabletten, Kapseln & Co. zu beachten ist.

Tabletteneinnahme

Bei Tabletten, die geschluckt werden, wird der Wirkstoff im Magen oder im Darm aufgenommen. Diese Tabletten enthalten Füllstoffe (Hilfsstoffe) wie Milchzucker und sogenannte "Sprengmittel", die die Auflösung der Tablette erleichtern.

Damit die Tablette sich komplett auflöst, muss sie mit viel Flüssigkeit eingenommen werden.

Womit sollte man Tabletten einnehmen?

Am besten eignet sich zurTabletteneinnahme Leitungswasser oder stilles Mineralwasser in Zimmertemperatur. Wärmeres Wasser würde die Tablette bereits im Mund oder während des Schluckens im Rachen auflösen und dann einen unangenehmen Würgereiz auslösen. Milch und Obstsäfte sind ungeeignet weil sie zu Wechselwirkungen mit dem Wirkstoff des Medikamentes führen können.

Tabletten, die mit Alkohol eingenommen werden, führen eher zu einem Leberschaden als zu einer erfolgreichen Gesundung.

Wie nimmt man Tabletten am besten ein?

Tabletten werden am besten mit aufgerichtetem Oberkörper eingenommen.

Schluckt man Tabletten im Liegen oder nur halb aufgerichtet besteht die Gefahr, sich zu verschlucken. Das gilt natürlich auch für alle Medikamente die "oral" (durch den Mund) eingenommen werden, also auch für Dragees, Kapseln, Säfte, Tropfen, Tees oder Sirups.

Um die Tablette leicht einnehmen zu können, sollte man den Kopf am besten leicht nach vorne (!) neigen. Legt man den Kopf nämlich nach hinten, kann die Trinkflüssigkeit vorauslaufen und das Mittel im Mund oder in der Speiseröhre stecken bleiben.

Wann einnehmen? Packungsbeilage beachten!

Wenn Arzt oder Apotheker nichts anderes empfehlen liefert die Packungsbeilage Informationen zum optimalen Einnahmezeitpunkt. Denn sollte man auf jeden Fall berücksichtigen, denn während ein Arzneimittel auf nüchternen Magen geschluckt wird, muss ein anderes wegen seiner magenreizenden Wirkung zusammen mit einer Mahlzeit eingenommen.

Warum sollte man Tabletten nicht zerteilen?

Zerteilen Sie Tabletten nur dann, wenn diese eine extra dafür vorgesehene Bruchkerbe haben und die Gebrauchsinformation eine halbe oder viertel Tablette zur Dosierung vorsieht.

Denn nicht alle Tabletten dürfen geteilt werden: Filmtabletten, Dragees und Retard-Tabletten geben ihre Wirkstoffe gezielt und oft über einen langen Zeitraum ab. Die äußeren Schichten einer Tablette können Bitterstoffe einschließen, die beim Teilen freigesetzt würden.

  • Bei Filmtabletten schützt der Film den Wirkstoff vor einem Angriff durch die Magensäure. Der Film selbst löst sich erst im Dünndarm auf und der Wirkstoff kann dann vom Körper aufgenommen werden. Wenn Filmtabletten also zerbrochen werden, dann zerstört die Magensäure den Wirkstoff, und das Arzneimittel wird unwirksam.
  • Auch die langwirksamen Retard-Tabletten dürfen nicht geteilt werden; denn sie führen den Wirkstoff über Stunden hinweg dem Körper zu. Durch ein Zerbrechen der Tablette würde der Wirkstoff schlagartig im Körper freigesetzt und könnte wie eine unerwünschte Überdosierung wirken.
  • Dragees bestehen aus einem Kern und einer Schicht, die den Kern komplett umgibt. Sie werden am besten unzerkaut mit Flüssigkeit eingenommen.
  • Kapseln haben eine Gelatinehülle, die hart oder weich sein kann. Das Innere der Kapsel enthält den festen, flüssigen oder pastenartigen Wirkstoff. Auch Kapseln müssen mit viel Flüssigkeit eingenommen werden.

Tablettenteiler aus der Apotheke

Manchmal verordnet der Arzt nur eine halbe oder viertel Tablette. Dann muss die Tablette geteilt werden. Die Erfahrungen damit sind universell: Selten lässt sich das Medikament glatt teilen. Wie sich die jeweiligen Tabletten am besten teilen lassen, verrät der Beipackzettel.

In der Apotheke kann man darüber hinaus einen Tablettenteiler kaufen, der das Teilen des Medikamentes leichter macht. Es empfiehlt sich, direkt beim Kauf der Tabletten oder beim Einlösen des Rezeptes einen Blick auf die Tabletten zu werfen. Zeichnen sich Probleme beim Einnehmen ab, lassen sie sich dann gleich vor Ort kompetent klären.

Große Tabletten leichter schlucken

Mit einigen Tricks lassen sich besonders große Tabletten leichter schlucken. Ein Schluck Wasser vor der Einnahme befeuchtet den Mund. Die Tablette sollte dann so weit hinten wie möglich auf die Zunge gelegt werden und mit viel Wasser heruntergespült werden.

Gerade bei großen Tabletten sollte man beim Einnehmen den Kopf – wie oben beschrieben – leicht nach vorn (!) neigen, damit das Wasser nicht aus dem Mund läuft und die Tablette nicht auf der Zunge liegen bleibt. Können die Tabletten gar nicht geschluckt werden, ist unter Umständen eine andere Darreichungsform möglich.

Nicht alle Tabletten werden geschluckt

Manche Tabletten entfalten ihre Wirkung nur, wenn sie unter der Zunge zergehen. Die Schleimhaut ist dort außerordentlich dünn und kleinere Arzneistoff-Moleküle können sie deshalb leicht durchdringen. Auf diese Weise gelangt der Wirkstoff direkt ins Blut und das Medikament wirkt sehr schnell.

Angewendet werden solche Tabletten unter anderem bei der Behandlung starker Schmerzen oder bei akuten Angina-pectoris-Anfällen.

Tabletten auf der Zunge zergehen lassen – was beachten?

Damit die Wirkung ausreichend stark ist, muss der Arzneistoff über einen ausreichenden Zeitraum Kontakt zur Mundschleimhaut haben. Deshalb dürfen die entsprechenden Tabletten nicht gelutscht werden, sondern müssen langsam zergehen.

Die Tabletten, die unter der Zunge (sublingual) oder zwischen Zahnfleisch und Wange (bukkal) zergehen, werden auch Lutschtabletten genannt.

Folgende Tipps sollten Sie außerdem beachten:

  • Prothesenträger sollten eine Lutschtablette oberhalb des Gebisses in die obere Wangentasche schieben.
  • Vorsichtiges Essen und Trinken kalter Getränke sind möglich.
  • Mit einer Tablette im Mund sollte allerdings nicht geraucht werden. Werden Medikamente für eine Mund- oder Rachenentzündung verordnet, verhindern die Schadstoffe aus Zigaretten den Heilungsprozess im Mund- und Rachenraum ohnehin.

Hilfestellung aus der Apotheke

Medikamente richtig einzunehmen ist für ältere Menschen oft besonders schwer. Kindersichere Verschlüsse zum Beispiel sind manchmal unüberwindbar, wenn der Deckel mit zitternden Händen gleichzeitig runtergedrückt und gedreht werden muss. Hier kann der Apotheker den Inhalt in ein normales Schraubglas umfüllen und dieses entsprechend beschriften.

Mit einer Durchdrückhilfe können Tabletten aus sogenannten "Blisterpacks" leichter herausgelöst werden.

Brausetabletten: Ruhig aufbrausen lassen!

Brausetabletten werden in Wasser gelöst und dann getrunken. Sie enthalten im Gegensatz zu normalen Tabletten zum Beispiel Natriumcarbonat zur schnellen Auflösung und Geschmacksstoffe wie Beeren-, Zitronen- oder Orangenaroma.

Auch Brausetabletten werden nicht in heißen Getränken, Milch oder Saft aufgelöst – es sei denn, die Packungsbeilage verlangt dies ausdrücklich.

Bei Brausetabletten, die schleimlösend wirken, sollte man außerdem zwischen den einzelnen Einnahmen viel und häufig Wasser trinken. Dadurch kann der gelöste Schleim besser abtransportiert werden.

Wenn die Brausetablette komplett aufgelöst ist, soll sie direkt getrunken werden. Trinkt man sie eher, wird nicht der gesamte Wirkstoff aufgenommen und der gewünschte Effekt verzögert sich oder bleibt ganz aus. Auch hier gilt: Ihre Apotheke berät Sie in allen Medikamentenfragen kompetent und gerne.