Warum weinen wir?

Weinende Frau
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Wenn wir weinen, können verschiedene Emotionen der Auslöser sein: Neben Trauer kommen auch Ärger, Angst und Schmerz sowie Freude in Frage. Manchmal weinen wir aber auch scheinbar ohne Grund. Passiert das häufiger, können Medikamente oder eine Depression die Ursache darstellen. Unabhängig von der Ursache treten nach längerem Weinen häufig Kopfschmerzen und geschwollene Augen auf. Wir informieren Sie rund um das Thema "Weinen" und verraten, was gegen solche Beschwerden hilft.

Weinen als Zeichen von Trauer

Ganz nüchtern betrachtet ist Weinen ein emotionaler Ausdruck, der meist – allerdings nicht immer – mit Tränen einhergeht. Weinen ist häufig ein Zeichen von Trauer, es kann aber auch mit anderen Emotionen verknüpft sein. Dazu gehören beispielsweise Ärger, Angst und Schmerz, aber auch Freude.

Warum wir Menschen in bestimmten Situationen weinen, ist noch umstritten. Generell gibt es zu dieser Frage zwei verschiedene Thesen:

  • Weinen als eine Form des Sozialverhaltens, also der Kommunikation und der sozialen Interaktion.
  • Weinen als eine Schutzreaktion unseres Körpers und unserer Psyche, durch die die verspürten Emotionen besser verarbeitet werden können.

Weinen als Reflex

Vom emotionalen Weinen abzugrenzen sind Tränen, die rollen, wenn uns etwas ins Auge geflogen ist. Ihre Funktion ist eindeutig geklärt: Sie helfen, den Fremdkörper aus dem Auge zu entfernen und schützen das Auge vor dem Austrocknen.

Woraus bestehen Tränen?

Weinen ist bei den meisten Menschen mit Tränenfluss verbunden. Bei Tränen handelt es sich um eine salzige Körperflüssigkeit, die von den Tränendrüsen produziert wird.

Je nach Anlass kann sich die chemische Zusammensetzung von Tränen unterscheiden: So enthalten "emotionale" Tränen beispielsweise deutlich mehr Hormone wie Prolaktin als Tränen, die zur Befeuchtung des Augapfels produziert werden. Ebenso ist beim emotionalen Weinen die Konzentration von Kalium und Mangan in den Tränen erhöht.

Weinen: Kopfschmerzen als Folge

Wer länger geweint hat, hat anschließend häufig mit Kopfschmerzen zu kämpfen. Warum genau die Kopfschmerzen auftreten, ist noch nicht endgültig geklärt. Vermutlich entstehen sie durch die Anspannung und die Anstrengung des Körpers.

Versuchen Sie deswegen, sich nach dem Weinen wenn möglich etwas zu entspannen – machen Sie beispielsweise einen Spaziergang. Im Notfall kann auch eine Kopfschmerztablette helfen.

Geschwollene Augen nach dem Weinen – das hilft!

Eine weitere Folge von starkem Weinen sind häufig geschwollene Augen – man sieht "verheult" aus. Wir haben drei Tipps für Sie zusammengestellt, was gegen geschwollene Augen hilft:

  1. Kühlen Sie Ihre Augen mit zwei Esslöffeln. Geben Sie die Löffel zuvor für einige Minuten ins Gefrierfach und legen Sie sie anschließend auf Ihre Augenlider. Achten Sie dabei darauf, dass die Löffel nicht zu kalt sind.
  2. Anstatt eines Löffels können Sie zum Kühlen auch eine mit Gel gefüllte Augenmaske verwenden. Lagern Sie die Maske bei sich im Kühlschrank – so haben Sie sie im Notfall immer zur Hand.
  3. Neben Kühlen hilft auch Schwarzer Tee gut gegen durch Weinen geschwollene Augen. Tauchen Sie einfach einen Teebeutel für 30 Sekunden in lauwarmes Wasser, drücken Sie ihn aus und legen Sie ihn sich auf die Augen.

Weinen ohne Grund

Wenn Sie häufiger ohne Grund weinen müssen, kann das verschiedene Ursachen haben. Häufig sind davon stark gestresste Personen betroffen, die mit ihren Kräften am Ende sind. Bei ihnen fließen schnell einmal die Tränen, ohne dass es einen bestimmten Anlass gibt. Um etwas gegen die Überforderung zu tun, sollten Sie eine Liste mit allen anstehen Aufgaben erstellen. Versuchen Sie anschließend, unwichtigere Aufgaben zu verschieben oder zu delegieren.

Neben Überforderung kann Weinen ohne Grund auch durch Medikamente hervorgerufen werden. Wenn Sie regelmäßig bestimmte Medikamente einnehmen, sollten Sie einen Blick in die Packungsbeilage werfen, ob dort Nebenwirkungen wie "depressive Verstimmungen" vermerkt sind. Dies ist beispielsweise bei vielen Anti-Baby-Pillen der Fall.

Weinen Sie häufiger ohne Grund, kann dies auch ein Anzeichen einer Depression sein. In einem solchen Fall sollten Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen und mit diesem das weitere Vorgehen besprechen. Auch unser Selbsttest kann Ihnen helfen, herauszufinden, ob Sie eventuell an einer Depression leiden. Hier geht es zum Depression-Test.

Weinen im Schlaf

Im Schlaf werden die Informationen und Emotionen des vergangenen Tages verarbeitet und neu geordnet. Deswegen ist es in emotional belastenden Situationen – beispielsweise nach einer Trennung oder dem Tod von einer geliebten Person – gar nicht so selten, dass man im Schlaf weint. Denn im Schlaf entladen sich häufig angestaute oder unterdrückte Gefühle. Am nächsten Morgen mit Tränen in den Augen aufzuwachen oder durch das eigene Schluchzen aufzuwachen, ist zwar etwas erschreckend, aber nicht weiter gefährlich.

Wenn Sie häufiger im Schlaf weinen, sollten Sie versuchen, das auslösende Ereignis zu klären und dadurch die Belastung zu verringern. Denn so lange Sie nicht mit dem Ereignis abgeschlossen haben, kann es immer wieder passieren, dass Ihnen im Schlaf die Tränen kommen. Neben einem belastenden Ereignis in der Vergangenheit kann das Weinen im Schlaf auch durch zukünftige Belastungen hervorgerufen werden. Überlegen Sie, warum Sie vor dem Ereignis Angst haben und fragen Sie sich, ob diese tatsächlich berechtigt ist.

Weinen: Hilfreich oder nicht?

Ob Weinen sich positiv auf unsere psychische Gesundheit auswirkt, hängt immer vom Einzelfall ab. Generell gilt, dass ein "wohltuendes" Weinen hilft, Abschiede besser zu verkraften. Es ist ein normaler Teil der Trauer und sollte deswegen auch nicht unterdrückt werden.

Nicht in jedem Fall führt Weinen jedoch zu einer Verbesserung des Gemütszustandes. Besonders verzweifeltes, ohnmächtiges Schluchzen kann sich eher negativ auf unsere seelische Gesundheit auswirken.

Ob Weinen hilfreich ist oder nicht, hängt auch von der Persönlichkeit des Betroffenen sowie der Unterstützung durch anwesende Personen ab. So wird Weinen beispielsweise eher als positiv bewertet, wenn die betroffene Person dabei nicht alleine war. Beim Trösten sollte man darauf achten, zunächst nur für die andere Person da zu sein und zuzuhören, ohne direkt auf eine Veränderung der Situation zu drängen.

Unterschiede zwischen Männern und Frauen

Männer weinen im Durchschnitt deutlich seltener als Frauen. Einer Studie der Ophthalmologischen Gesellschaft zufolge fließen bei Männern durchschnittlich 17 Mal pro Jahr die Tränen, bei Frauen dagegen 64 Mal. Auch die Gründe, aus denen Männer und Frauen weinen, sind unterschiedlich: So fließen bei Frauen häufig bei Verlusten sowie in Konfliktsituationen die Tränen. Männer weinen dagegen eher bei Trennungen oder aus Empathie.

Aktualisiert: 01.09.2020
Autor*in: Kathrin Mehner, Medizinredakteurin

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