Belastungs-EKG
© istockphoto, SerafinoMozzo

EKG (Elektrokardiogramm)

Von: Dagmar Reiche (Ärztin und Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 10.05.2013 - 09:55 Uhr

Damit der Herzmuskel möglichst regelmäßig pumpt, werden Impulse von einem Schrittmacher ausgesendet. Diese elektrischen Aktivitäten können mit der Elektrokardiografie beziehungsweise einem Elektrokardiogramm aufgezeichnet werden. Ihr Muster gibt Aufschluss über Herzfunktion, Rhythmus und abgelaufene Infarkte. Nach 70 Lebensjahren hat sich das Herz etwa 3 Milliarden Mal zusammengezogen und wieder entspannt, um täglich etwa 7.000 Liter Blut durch den Körper pumpen. Um diese Leistung zu erbringen, wird beim gesunden Menschen in Ruhe 60- bis 70-mal pro Minute vom sogenannten Sinusknoten ein Reiz erzeugt, der sich als elektrischer Strom über bestimmte Bahnen zur Herzmuskulatur ausbreitet und diese zum Pumpen animiert. Der Sinusknoten ist ein Geflecht spezialisierter Herzmuskelzellen im rechten Vorhof des Herzens und steuert die Herzschlagfrequenz, dient also als natürlicher Schrittmacher. Das Herz motiviert sich damit ständig selbst zum Arbeiten.

Das EKG – wie funktioniert ein Elektrokardiogramm?

Da der menschliche Körper Strom leitet, kann diese Erregungsausbreitung im Herzen in einem Kurvenbild aufgezeichnet werden. Dazu werden mehrere Metallplättchen als Elektroden in bestimmten Abständen an der Körperoberfläche befestigt und die dazwischen liegenden Spannungsschwankungen (elektrischen Potentiale) abgeleitet. Sie werden im EKG-Gerät verstärkt und am Monitor angezeigt bzw. ausgedruckt.

Da der elektrische Impuls in seinem Verlauf die Richtung ändert, variiert auch das Kurvenbild (Elektrokardiogramm) je nach dem Zeitpunkt der Aktion. Der gesamte sich daraus ergebende Ablauf wiederholt sich bei jedem Herzschlag. Gewebsveränderungen wie sie z. B. nach einem Herzinfarkt auftreten, führen zur Umleitung der Ströme und damit zu typischen Abweichungen.

Was für den Laien bestenfalls wie Strichzeichnungen von Bergen und Tälern aussieht, gibt Fachleuten wertvolle Hinweise über die Herzaktion. Ausgewertet werden neben dem Rhythmus, also der Häufigkeit und Regelmäßigkeit der Spannungsänderungen, auch deren Größe, Richtung und Dauer. So lassen sich Störungen der Erregungsbildung, -ausbreitung und -rückbildung im Erregungsleitungssystem und in der Herzmuskulatur ermitteln und die Lage des Herzens im Brustkorb bestimmen.

Wann das EKG eingesetzt wird

Da das normale EKG beim ruhenden Patienten für diesen risikolos ist, wird es bei Verdacht auf Herzerkrankungen als Routineuntersuchung durchgeführt. Erkennen lassen sich:

  • Durchblutungsstörungen (Erkrankungen der Herzkranzgefäße, Herzinfarkt)
  • Herzrhythmusstörungen (zu schneller, zu langsamer oder unregelmäßiger Herzschlag, Vorhofflimmern/-flattern, Kammerflimmern/-flattern)
  • Medikamentenüberdosierung
  • Mineralstoffmangel oder -überfluss (z. B. Kalium)
  • Entzündungen von Herzmuskel oder Herzbeutel

Außerdem wird das EKG verwendet, um den Verlauf und die Therapie von Herzkrankheiten zu kontrollieren. Auch manche Lungenerkrankungen (z. B. Embolie) führen zu Veränderungen im EKG. Vor und während einer Operation ist es unabdingbarer Bestandteil der Diagnostik, um die Herzfunktion des Patienten zu prüfen.

Wie läuft die Untersuchung ab?

Falls der Betroffene Medikamente einnimmt, sollte er dies dem Untersucher vorher mitteilen. Insbesondere Herzmedikamente können das EKG verändern und sonst zu Fehldiagnosen führen.

Um auswertbare Ergebnisse zu erhalten, werden die Elektroden immer in einer bestimmten Reihenfolge an definierten Stellen am Brustkorb (Brustwandableitungen V1-V6) und den Handgelenken und Fußknöcheln (Extremitätenableitungen) befestigt. Um ihre Leitfähigkeit zu erhöhen, kann bei Saugelektroden ein Gel benutzt und das Elektrodenpapier angefeuchtet werden; bei starker Brustbehaarung ist ggf. eine Teilrasur nötig. Die Elektroden werden mittels Kabel mit dem EKG-Gerät verbunden.

Es werden verschiedene Arten von Elektrokardiogrammen unterschieden:

  • Beim Ruhe-EKG - der "Grundform" – liegt der Patient während der Messung ruhig und entspannt.
  • Manche Veränderung wie Durchblutungs- oder Rhythmusstörungen zeigen sich erst unter körperlicher Belastung; in solchen Fällen ist ein Belastungs-EKG (Ergometrie) auf dem Fahrrad oder Laufband angezeigt. Dabei wird die Belastung kontrolliert in mehreren Schritten gesteigert bis zur "Ausbelastung" (höchste Belastungsstufe, die u.a. von Alter und Geschlecht abhängt) oder bis Beschwerden bzw. schwerwiegende EKG-Veränderungen auftreten. Neben der Herzstromkurve werden auch Blutdruck und Puls gemessen. Die Ergometrie kommt u.a. auch bei Verdacht auf Belastungshochdruck, zur Therapiekontrolle und zur Abklärung der Belastbarkeit nach einem Herzinfarkt oder nach Herzoperationen zum Einsatz. Da Komplikationen wie Herzschmerzen oder sogar ein Infarkt auftreten können, findet die Ergometrie immer unter ärztlicher Aufsicht statt.
  • Besteht Verdacht auf Herzrhythmusstörungen, kann ein Langzeit-EKG angezeigt sein. Dabei trägt der Betroffene ein kleines Aufzeichnungsgerät 24 Stunden mit sich und notiert Tätigkeiten und Beschwerden. Auch Erkrankungen der Herzkranzgefäße und die Kontrolle eines Herzschrittmachers sind Einsatzgebiete des Langzeit-EKGs.
  • Spezielle Formen wie das intrakardiale EKG (während einer Herzkatheteruntersuchung) oder Speiseröhren-EKG bleiben bestimmten Fragestellungen vorbehalten.