Untersuchung mit Herzkatheter
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Herzkatheter

Von: Susanne Köhler, Dagmar Reiche (Ärztin und Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 18.02.2020 - 11:43 Uhr

Werden Herzprobleme diagnostiziert, folgt oft eine Untersuchung mit einem Herzkatheter. Dabei werden das Herz und die Herzkranzgefäße meist mittels Kontrastmittel und Röntgenverfahrens dargestellt, gegebenenfalls schließt sich direkt eine Therapie an. Dieses Verfahren wird in Deutschland rund 700.000 Mal pro Jahr eingesetzt. Was ist eine Herzkatheter-Untersuchung, wie funktioniert sie und was ist danach zu beachten?

Was ist eine Herzkatheter-Untersuchung?

Bei einer Herzkatheter-Untersuchung wird ein dünner Kunststoffschlauch (Katheter) über eine Vene (Rechtsherzkatheter, "kleiner Herzkatheter") oder eine Arterie (Linksherzkatheter, "großer Herzkatheter") in das Gefäßsystem eingeführt. Mithilfe eines in den Katheter gespritzten Kontrastmittels werden Herz und Gefäße im Röntgenbild sichtbar gemacht.

Meist wird vor allem die Linksherzkatheter-Untersuchung nicht nur zur Diagnostik durchgeführt, sondern in der gleichen Sitzung mit einem therapeutischen Verfahren gekoppelt.

Der Linksherzkatheter

Mit der häufiger durchgeführten Katheter-Untersuchung am linken Herzen werden krankhafte Veränderungen der Herzkranzgefäße, der Herzklappen, des Herzmuskels oder Herzfehler der Klappen am linken Vorhof oder der linken Kammer diagnostiziert. Die Kenntnis über die genaue Lage von Verengungen an den Herzkranzgefäßen ist notwendig, um zum Beispiel eine Gefäßweitung mithilfe eines Ballons (Ballondilatation) oder eine Bypass-Operation durchzuführen.

Zur Untersuchung wird nach örtlicher Betäubung der Katheter über eine Einstichstelle in der Leistenbeuge (oder seltener über eine freigelegte Schlagader in der Ellenbeuge) gegen die Strömungsrichtung zur linken Herzkammer vorgeschoben. Dann wird ein Röntgenkontrastmittel in die linke Herzkammer, die Hauptschlagader und die linke und rechte Herzarterie eingespritzt. Auf dem Monitor kann der Arzt dann genau feststellen, an welchen Stellen die Gefäße verengt oder verschlossen sind.

Dieser Teil der Linksherz-Katheteruntersuchung wird als Koronarangiografie bezeichnet und kann durch eine Ultraschalluntersuchung (IVUS = intravaskulärer Ultraschall) und eine Druckmessung in den Gefäßen (Pressure Wire) ergänzt werden.

Der Rechtsherzkatheter

Mit dem Rechtsherzkatheter werden vor allem der Druck in den Lungenschlagadern und die Pumpleistung des Herzens gemessen. Deshalb kommt man in der Regel ohne Kontrastmittel und Röntgen aus.

Der Rechtsherzkatheter wird üblicherweise über eine Einstichstelle an der Armbeuge eingeführt, gelegentlich auch über die Leistenbeuge. An der Spitze des Schlauches befindet sich ein winziger aufblasbarer Ballon, der mit dem Katheter in die Vene eingeführt und dann aufgeblasen wird. Der Ballon wird mit dem Blutstrom in den rechten Vorhof und durch die rechte Herzkammer in die Lungenschlagader geschwemmt (deshalb auch "Einschwemmkatheter").

Während der Untersuchung bleibt der Katheter jeweils für kurze Zeit an den verschiedenen Herzabschnitten stehen, um an diesen Stellen den Blutdruck und die Sauerstoffsättigung des Blutes zu messen. Erhöhte Druckwerte im Lungenkreislauf können Anzeichen einer Durchblutungsstörung des Herzmuskels sein.

Belastungsprobe als Zusatzuntersuchung

Oft wird der Rechtsherzkatheter mit einer Belastungsuntersuchung verbunden. Dabei tritt der Patient im Liegen eine Fahrradpedale. Die bei dieser körperlichen Belastung gemessenen Werte werden dann mit den entsprechenden Ruhewerten verglichen und geben so Aufschluss über die Herzfunktion als Ganzes. Diese Wertedifferenz ist vor allem bei der Beurteilung der Wirksamkeit der Herzklappen wichtig.

Erhöhte Drücke im Lungenkreislauf unter Belastung können auch ein Maß für die Größe und Wirksamkeit von Herzscheidewanddefekten sein. Bei Verdacht auf krankhafte Veränderungen der rechten Herzhälfte kann aber natürlich über den Rechtsherzkatheter auch eine Kontrastmittel-kontrollierte Röntgenuntersuchung durchgeführt werden.

Herzkatheter: Untersuchungsvorbereitung

Bevor eine Herzkatheter-Untersuchung durchgeführt wird, müssen einige Voruntersuchungen – in der Regel vom Hausarzt – durchgeführt werden. Dazu gehören:

  • EKG
  • Belastungs-EKG
  • Röntgenbild von Lunge und Herzen
  • eine Blutuntersuchung, bei der das Blutbild und die Blutgerinnungswerte festgestellt werden

Besonders wichtig ist die Bestimmung der Schilddrüsen- und Nierenwerte. Eine Schilddrüsen-Überfunktion muss ausgeschlossen werden, weil sich diese Fehlfunktion durch die jodhaltigen Kontrastmittel verschlimmert.

Außerdem müssen Allergien auf Kontrastmittel oder Betäubungsmittel ausgeschlossen werden. Weil das Kontrastmittel über die Nieren wieder ausgeschieden wird, muss die Nierenfunktion abgeklärt werden.

Die Untersuchung mit dem Herzkatheter: Ablauf

Die Untersuchung wird meist in einem speziellen Herzkatheterlabor durchgeführt. Der Patient befindet sich dabei auf einer Liege, über ihm die Durchleuchtungsanlage. Dazu erlauben Monitoren dem Personal den ständigen Blick auf die Untersuchung selbst, aber auch die Herz- und Kreislauffunktionen des Patienten. Die Untersuchung dauert in der Regel eine halbe bis eine Stunde; bei besonders komplizierten Veränderungen an den Herzkranzgefäßen oder bei hochgradigen Verkalkungen und Klappenfehlern auch länger.

In der Regel ist die Untersuchung nicht schmerzhaft. Bei einigen Patienten aber führt die Vorstellung, dass der Eingriff direkt am Herzen vorgenommen wird, trotz ihrer Zustimmung zu innerer Unruhe und Spannungen – in solchen Fällen kann ein Beruhigungsmittel gegeben werden. Das Kontrastmittel kann bei der Injektion zu einem Hitzegefühl oder Übelkeit führen, die aber in Sekundenschnelle wieder verschwinden.

Herzkatheter als Therapie-Instrument

Im Rahmen einer Herzkatheter-Untersuchung werden meist direkt therapeutische Maßnahmen wie die Aufdehnung der Herzkranzgefäße (PTCA) mithilfe eines Erweiterungsballons oder zusätzlich die Stabilisierung der Gefäßwand mittels eines Stützgitters (Stents) durchgeführt. Auch Herzmuskelbiopsien sind möglich. In diesem Fall befindet sich ein Zangeninstrument am Katheter, mit dem eine Gewebeprobe entnommen werden kann.

Welche Risiken gibt es?

Die Herzkatheter-Untersuchung birgt durchaus Risiken – neben einer Blutung oder einem Bluterguss an der Einstichstelle insbesondere Herzrhythmusstörungen, Herzinfarkt, Schlaganfall oder Gefäßverletzungen. Das bei der Koronarangiografie eingesetzte Kontrastmittel kann zu allergischen Reaktionen und (vorübergehenden) Beeinträchtigung der Nierenfunktion führen.

Besonders gefährdet sind älter Menschen oder solche mit chronischen Krankheiten wie einer Nieren- oder Herzschwäche. Deshalb müssen die Risiken immer mit den erhofften Nutzen abgeglichen werden.

Nach der Untersuchung

Nach der Untersuchung wird der Patient intensiv beobachtet. Damit es an der Punktionsstelle nicht zu Nachblutungen kommt, wird diese mit einem Druckverband geschlossen und häufig der Druck durch einen aufgelegten Sandsack erhöht. Werden sogenannte Ankersysteme oder aber Nähte zum Verschluss der Punktionsstelle eingesetzt, kann auf einen Druckverband verzichtet werden. Ein leichtes Druckgefühl an der Punktionsstelle und eine geringfügige Empfindlichkeit, die durch den Einstich und die anschließende Wundheilung ausgelöst werden, sind normal.

Wenn nur eine Untersuchung, aber kein therapeutischer Eingriff durchgeführt wurde, kann der Patient schon nach zwei bis drei Stunden wieder aufstehen. Wichtig ist jedoch, dass körperliche Anstrengungen, vor allem schweres Heben, vermieden werden. Nach der Herzkatheter-Untersuchung sollte man sich also zunächst schonen. Nach acht bis zehn Tagen ist der Patient wieder einsatzfähig und kann auch wieder Sport treiben. Dialysepflichtige Patienten werden nach einer Herzkatheter-Untersuchung immer an die künstliche Niere (Dialyse) angeschlossen.

Alle Patienten sollten nach der Untersuchung viel trinken, um die Ausscheidung des Kontrastmittels zu unterstützen. Nur Patienten mit schwerer Beeinträchtigung der Herzleistung dürfen nicht so viel trinken, weil die vermehrte Flüssigkeitsaufnahme das Herz noch weiter belasten würde.