Melperon: Frau mit Angstzuständen
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So wirkt das Neuroleptikum Melperon

Von: Dr. med. Lisa Rosch (Ärztin)
Letzte Aktualisierung: 16.08.2018 - 12:00 Uhr

Melperon ist ein sogenanntes Neuroleptikum, ein Medikament, welches auf das zentrale Nervensystem wirkt und bei verschiedenen psychischen und neurologischen Erkrankungen eingesetzt werden kann. Es gehört zu einer ganzen Gruppe von Arzneistoffen mit dem gleichen Wirkmechanismus, wobei jedes einzelne jedoch ein spezielles Wirkprofil hat.

Spezielles Wirkprofil

Bei den Neuroleptika gibt es stark, mittel und schwach wirksame Präparate. Melperon gehört zu der mittleren Gruppe. Seine Wirkung ist also nur mittelstark ausgeprägt, die Nebenwirkungen sind dadurch jedoch auch moderat. Sein Einsatz erfolgt aufgrund der vergleichsweise geringen Nebenwirkungen vor allem in der Geriatrie, also in der Behandlung von älteren Menschen.

Wirkung von Melperon

Melperon ist ein Medikament, das im Gehirn wirkt. Es besetzt Andockstellen (Rezeptoren) für bestimmte Botenstoffe (Hormone) im Körper und im Zentralen Nervensystem. Dadurch wird die Wirkung dieser Botenstoffe herunterreguliert. Seine Hauptwirkung entfaltet Melperon durch das Besetzen von Serotonin- und Dopaminrezeptoren, welche sich in bestimmten Teilen des Gehirns befinden.

Serotonin wirkt überall im Körper und erfüllt unterschiedlichste Aufgaben. Unter anderem steuert es Emotionen. Ist im Gehirn zu viel Serotonin vorhanden, kann es zu einer Angststörung kommen, weshalb eine Blockade der Serotoninrezeptoren durch Melperon angstlösend wirkt.

Dopamin hat ebenfalls sehr viele unterschiedliche Funktionen. Ein zu hoher Spiegel von Dopamin im Gehirn wird mit psychotischen Symptomen, zum Beispiel Wahnvorstellungen und Halluzinationen, in Verbindung gebracht. Durch die Blockade von Dopaminrezeptoren kann Melperon die Beschwerden mildern. Außerdem hat Melperon einen schlaffördernden und beruhigenden Effekt (Sedation).

Bei diesen Beschwerden hilft Melperon

Aufgrund seiner Eigenschaften hilft Melperon bei Schlafstörungen, Unruhe und Angstzuständen. Erkrankungen, bei denen diese Symptome oft auftreten, sind zum Beispiel:

Auch beim sogenannten Alkoholdelir, bei dem neben den genannten Beschwerden auch Verwirrtheitszustände auftreten, wird Melperon eingesetzt.

Melperon findet vor allem in der Geriatrie Anwendung, da es im Gegensatz zu anderen sedierenden Psychopharmaka keine muskelentspannende Wirkung hat und somit kein erhöhtes Sturzrisiko für ältere Menschen birgt.

Dosierung von Melperon

Die Dosierung von Melperon muss individuell vom behandelnden Arzt festgelegt werden. Wie viele Tabletten der Arzt verschreibt, ist abhängig von der Ausprägung der Symptome und welche Wirkung mit dem Medikament erzielt werden soll.

Außerdem spielen das Alter, Nebenerkrankungen und das Gewicht des Betroffenen eine Rolle. Bis zum Eintritt der vollen Wirkung kann es einige Wochen dauern.

Nebenwirkungen von Melperon

Neben Übelkeit und Erbrechen und gelegentlich auch Allergien, kann es zu einem niedrigen Blutdruck (Hypotension) und Herzrhythmusstörungen kommen. Eine Nebenwirkung, die typisch für die Gruppe der Neuroleptika ist, stellt das extrapyramidalmotorische Syndrom dar. Hierbei kommt es zu Muskelzuckungen, Krämpfen und Bewegungsstörungen. Treten diese Beschwerden auf, muss Melperon sofort abgesetzt werden, denn im späteren Verlauf ist das extrapyramidalmotorische Syndrom nicht mehr heilbar.

Die Verkehrstüchtigkeit kann in den ersten Tagen nach der Melperon-Einnahme nicht gegeben sein, weshalb man sich mit seinem Arzt absprechen sollte.

Wechselwirkungen des Wirkstoffs

Melperon kann nicht mit jedem anderen Medikament kombiniert werden. Welche anderen Arzneistoffe zu gefährlichen Wechselwirkungen führen können, steht im Beipackzettel. Auf keinen Fall sollte Melperon mit Alkohol oder anderen Neuroleptika zusammen eingenommen werden.

Auch Medikamente, die ebenfalls im Gehirn wirken, wie zum Beispiel einige Schlaf-, Beruhigungs- oder Schmerzmittel, sollten zurückhaltend eingesetzt werden. Die Wirkung von Melperon kann nämlich sonst verstärkt werden, sodass es zu vermehrter Schläfrigkeit, Benommenheit und sogar zu Atemstörungen kommen kann.

Gegenanzeigen zum Medikament

Die Gegenanzeigen für Melperon sind vielfältig, weshalb man das Medikament nur nach Absprache mit dem behandelnden Arzt einnehmen darf. Bekannte Gegenanzeigen sind eine Allergie gegen den Wirkstoff Butyrophenon, Leberfunktionsstörungen und ein sogenanntes malignes neuroleptisches Syndrom in der Vergangenheit.

Für Kinder unter 12 Jahren ist Melperon prinzipiell nicht geeignet. Besondere Vorsicht ist in der Schwangerschaft und während der Stillzeit geboten, da es diesbezüglich keine Studien zur Einnahme des Medikaments gibt.

Hinweise zur Einnahme von Melperon

In Melperon-Tabletten ist häufig die salzige Form des Wirkstoffs enthalten, das Melperon-Hydrochlorid. Er gehört der Gruppe der Butyrophenone an, welche sich von dem Opioid Pethidin, einem starken Schmerzmittel, ableiten.

Wichtig zu beachten ist, dass man Melperon nicht mit Milch, Kaffee oder Tee zusammen einnehmen sollte, da es sonst im Verdauungstrakt schwer lösliche Verbindungen bilden kann.