Frau sitzt auf dem Sofa und leidet unter Benommenheit
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18 häufige Ursachen von Benommenheit

Von: Dr. med. Jana Wittkowski (Ärztin), Marina Bierbrauer (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 23.05.2024 - 11:38 Uhr

Ein dumpfes Gefühl im Kopf, man fühlt sich wie in Watte gepackt, nimmt die Umgebung eingeschränkt wahr, reagiert verlangsamt und fühlt sich "wie im Halbschlaf": Benommenheit ist ein als sehr unangenehm empfundener Zustand, für den es verschiedenste Ursachen geben kann. Viele davon sind harmlos, doch es gibt auch Warnzeichen, die auf ernsthafte Erkrankungen hindeuten können. Wir erklären, welche Ursachen Benommenheit haben kann und was Sie dagegen tun können.

Was ist Benommenheit?

Laut medizinischer Definition ist Benommenheit die leichteste Form einer sogenannten quantitativen Bewusstseinsstörung. Das bedeutet, dass bei klarem Bewusstsein die Wachheit (Vigilanz) reduziert ist.

Die Steigerungen von Benommenheit sind Somnolenz (Schläfrigkeit), Sopor (ein tiefschlafähnlicher Zustand) und Koma. Von den quantitativen Bewusstseinsstörungen abzugrenzen sind Bewusstseinstrübungen, die sich beispielsweise durch Verwirrtheit oder Orientierungsstörungen äußern können.

Benommenheit und begleitende Symptome

Benommenheit fühlt sich wie ein dumpfes Gefühl im Kopf an. Denken und Handeln sind verlangsamt, die Wahrnehmung ist verzögert und Informationen werden eingeschränkt verarbeitet. Häufig treten Konzentrationsschwierigkeiten auf, auch Aufmerksamkeit und Merkfähigkeit können vermindert sein. Nicht selten geht Benommenheit zudem mit einem Schwindelgefühl, Druck im Kopf oder Müdigkeit einher.

Ursachen: Was löst Benommenheit aus?

Hinter dem dumpfen Gefühl im Kopf können verschiedene harmlose Ursachen stecken, doch auch ernsthafte Erkrankungen können sich durch ein Benommenheitsgefühl äußern. Wir haben für Sie einen Überblick über mögliche Ursachen von Benommenheit zusammengestellt:

  • Austrocknung: Ein Flüssigkeitsmangel kann sich durch Benommenheit – meist in Kombination mit Müdigkeit und Kopfschmerzen – bemerkbar machen. Achten Sie daher darauf, stets ausreichend Wasser zu trinken. Ein guter Richtwert sind etwa zwei Liter pro Tag.
  • Magen-Darm-Infekte: Bei Infektionen des Magen-Darm-Trakts mit Durchfall kommt es zum Verlust von Flüssigkeit und Elektrolyten, was zu Benommenheit und Schwindel führen kann.
  • Niedriger Blutdruck oder langsamer Puls: Insbesondere in Verbindung mit Schwindel kann Benommenheit ein Hinweis auf ein Kreislaufproblem mit zu niedrigem Blutdruck sein.
  • Schlafmangel: Zu wenig Schlaf kann neben Müdigkeit auch ein Benommenheitsgefühl verursachen.
  • Alkoholkonsum: Sowohl im akuten Rausch als auch beim "Kater" am Morgen danach kann es zu Benommenheit im Kopf kommen.
  • Drogen: Substanzen wie Cannabis, Ecstasy oder "KO-Tropfen" können Benommenheit verursachen.
  • Infektionen: Bei einer Infektion – etwa durch das Epstein-Barr-Virus, bei einer Borreliose oder Grippe – kann es zu ausgeprägter Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Benommenheit kommen. Diese Begleitsymptome können unter Umständen noch für einige Wochen nach der Genesung andauern.
  • Halswirbelsäulensyndrom (HWS-Syndrom): Im Rahmen eines HWS-Syndroms, das unter anderem durch Verspannungen oder Verschleißerscheinungen an der Halswirbelsäule entstehen kann, können Schwindel und Benommenheit auftreten.
  • Schilddrüsenunterfunktion: Bei einer Unterfunktion der Schilddrüse ist der gesamte Stoffwechsel verlangsamt – Müdigkeit, Konzentrationsschwäche und Benommenheit können Symptome sein. Auch eine Schilddrüsenüberfunktion kann das Symptom manchmal auslösen.
  • Blutzuckerentgleisungen: Insbesondere bei Diabetes mellitus können Unter- oder Überzuckerung auftreten – beides kann zu Benommenheit führen.
  • Kopfverletzungen (Schädel-Hirn-Trauma): Nach Stürzen, Stößen oder Schlägen gegen den Kopf kann starke Benommenheit auftreten – etwa bei einer Gehirnerschütterung oder Hirnblutung.
  • Schlaganfall: Bei einer akuten Durchblutungsstörung des Gehirns wie einem Schlaganfall kommt es meistens zu neurologischen Symptomen wie Lähmungen, Seh- und Sprachstörungen. Jedoch sind in manchen Fällen unspezifische Symptome wie Benommenheit, Kopfdruck und Schwindel die ersten oder sogar einzigen Anzeichen.
  • Hirnhautentzündung (Meningitis): Neben Bewusstseinsstörungen wie Benommenheit sind Kopfschmerzen, Fieber und Nackenverspannung (Nackensteifigkeit) typische Symptome einer Hirnhautentzündung.
  • Hirntumor: Raumforderungen im Gehirn wie ein Tumor oder Abszess können den Hirndruck steigern und so zu Bewusstseinsstörungen führen. Dies sind jedoch sehr seltene Gründe für Benommenheit.
  • psychische Ursachen: Bei psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder der Borderline-Störung kann Benommenheit auftreten. Auch Stress kann ein möglicher Auslöser für ein Benommenheitsgefühl sein.
  • Wechseljahre: Die hormonellen Veränderungen in den Wechseljahren wirken sich auch auf den Kreislauf aus. Der Hormonspiegel von Östrogen und Progesteron sinkt. Dieser Mangel kann zu verschiedenen Symptomen, darunter auch Benommenheit, führen.
  • Anämie (Blutarmut): Eine Blutarmut kann sich unter anderem durch Schwindel und Benommenheit äußern. Neben verschiedenen Erkrankungen können ein starker und langanhaltender Mangel an Eisen, Vitamin B12 oder Folsäure zu einer Anämie führen.

Je nach Auslöser kann die Benommenheit akut oder dauerhaft beziehungsweise über einen längeren Zeitraum auftreten. Beispielsweise bei Flüssigkeitsmangel, zu wenig Schlaf oder vorausgegangenem Alkoholkonsum handelt es sich bei dem benommenen Gefühl um einen akuten Zustand, der schnell wieder nachlässt. Bei Ursachen, die über eine längere Zeit oder andauernd bestehen – wie die Wechseljahre oder das HWS-Syndrom – kann es entsprechend auch zu längerer oder dauerhafter Benommenheit kommen.

Medikamente als Ursache von Benommenheit

Viele Medikamente können als Nebenwirkung benommen machen. Hierzu zählen insbesondere Beruhigungs- und Schlafmittel, die zu einem "Hangover" am nächsten Morgen führen können, vor allem wenn sie abends zu spät eingenommen werden. Außerdem können unter anderem folgende Medikamente Benommenheit auslösen:

  • H1-Antihistaminika der 1. Generation wirken sedierend und können auch noch am nächsten Tag stark benommen machen. Deshalb werden diese antiallergischen Wirkstoffe mittlerweile bei Schlafstörungen (Doxylamin, Diphenhydramin) oder (Reise-)Übelkeit (Dimenhydrinat) eingesetzt. Gegen Allergien stehen heutzutage andere Wirkstoffe zur Verfügung, die nicht müde machen.
  • Antipsychotika wirken auf die Psyche und werden beispielsweise bei Schizophrenie eingesetzt. Besonders die sogenannten niedrigpotenten Antipsychotika wie Pipamperon können als Nebenwirkung zu Benommenheit führen.
  • Blutdrucksenker wie Beta-Blocker und ACE-Hemmer können – insbesondere in hohen Dosierungen – durch die Senkung des Blutdrucks einen Benommenheitsschwindel verursachen.
  • Antidepressiva wie Amitryptilin wirken nicht nur gegen Depressionen, sondern können auch bei chronischen Schmerzen angewendet werden. Müdigkeit und Benommenheit sind häufige Nebenwirkungen.
  • Opiate wie Tramadol und Morphin sind starke Schmerzmittel, die Benommenheit verursachen können.

Dies ist nur eine Auswahl der Medikamentengruppen, bei denen Benommenheit häufig als Nebenwirkung auftritt. Darüber hinaus gibt es zahlreiche weitere Arzneimittel, die bei einigen Menschen zu dem Schwindelgefühl führen können.

Was tun gegen Benommenheit? 6 Tipps

Benommenheit ist keine Erkrankung, sondern ein Symptom, dessen Ursache es herauszufinden gilt. Wie man Benommenheit behandelt, hängt daher von dem jeweiligen Auslöser ab.

Dennoch können Sie mit ein paar Tipps versuchen, das Benommenheitsgefühl zu lindern:

  1. Trinken Sie ein großes Glas Wasser, um einem möglichen Flüssigkeitsmangel entgegenzuwirken.
  2. Halten Sie Ihre Handgelenke unter fließendes, kaltes Wasser oder spritzen Sie sich kaltes Wasser ins Gesicht, um den Kreislauf anzuregen.
  3. Wechselduschen oder Kneipp-Güsse können dem Kreislauf ebenfalls auf die Sprünge helfen und sind besonders bei Benommenheit durch niedrigen Blutdruck hilfreich.
  4. Ein Spaziergang an der frischen Luft kann bei Benommenheit helfen, einen klaren Kopf zu bekommen.
  5. Halten Sie einen kurzen Mittagsschlaf – aber Achtung: Wer tagsüber länger als 30 Minuten schläft, fühlt sich unter Umständen danach erst recht benommen und müde.
  6. Sorgen Sie für ausreichend Schlaf in der Nacht. Bei Schlafproblemen können Einschlafrituale, Entspannungsübungen oder der Verzicht auf Fernsehen und andere digitale Medien vor dem Einschlafen hilfreich sein.

Benommenheit: Wann zum Arzt?

Wenn Sie seit Wochen oder sogar seit Monaten an dauerhafter Benommenheit leiden, sollten Sie ärztlichen Rat suchen, um der Ursache auf den Grund zu gehen und ernsthafte Erkrankungen auszuschließen. Steckt eine Krankheit hinter der Benommenheit, sollte diese ärztlich behandelt werden. Dann bessert sich in der Regel auch das dumpfe Gefühl im Kopf oder verschwindet ganz. Wenn keine der oben genannten Maßnahmen der Selbsthilfe zur Besserung führt, ist ein Arztbesuch ebenfalls ratsam.

Außerdem sollten Sie bei folgenden Warnzeichen und Begleitsymptomen möglichst schnell ärztliche Hilfe suchen oder den Rettungsdienst verständigen:

  • anhaltende Übelkeit und Erbrechen
  • hohes Fieber
  • Nackensteifigkeit: Schmerzen bei der Kopfbeugung oder Unfähigkeit, diesen richtig zu bewegen
  • plötzliche oder sehr starke Kopfschmerzen
  • tagsüber zunehmende Schläfrigkeit mit Schwierigkeiten, wach zu bleiben
  • Lähmungserscheinungen, Taubheitsgefühle, Seh- oder Sprachstörungen
  • Wesensveränderungen, auffälliges Verhalten oder Apathie
  • Krampfanfälle

Wenn Sie seit kurzem ein neues Medikament einnehmen und die Beschwerden damit in zeitlichem Zusammenhang stehen, sollten Sie das Ihrem*Ihrer Arzt*Ärztin mitteilen. Setzen Sie das Medikament nicht eigenmächtig ab. Häufig tritt das Symptom nur zu Beginn der Einnahme auf. Ansonsten kann nach ärztlicher Rücksprache möglicherweise die Dosierung geändert oder ein alternativer Wirkstoff gefunden werden.

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