Mann nimmt Pantoprazol
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Pantoprazol: Dosierung, Wirkung & Nebenwirkungen

Von: Kathrin Mehner (Medizinredakteurin), Jasmin Rauch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 03.08.2023 - 11:45 Uhr

Viele Menschen kennen das schmerzende Gefühl des Sodbrennens, das entsteht, wenn die Magensäure beim Aufstoßen in die Speiseröhre fließt. Hier kann der Wirkstoff Pantoprazol Abhilfe schaffen, da dieser eine Verminderung der Säureproduktion im Magen bewirkt. Deshalb wird er auch bei Geschwüren im Magen und im Zwölffingerdarm sowie bei einer krankhaften Überproduktion von Magensäure, dem sogenannten Zollinger-Ellison-Syndrom, eingesetzt. Wie bei anderen Medikamenten kann auch die Anwendung von Pantoprazol mit Nebenwirkungen verbunden sein. Welche sind das und was sollte man bei der Einnahme und Dosierung des Mittels beachten?

Welche Wirkung hat Pantoprazol?

Pantoprazol gehört zur Gruppe der Protonenpumpenhemmer (auch Protonenpumpeninhibitoren, kurz PPI), zu der auch Esomeprazol, Lansoprazol, Omeprazol und Rabeprazol gehören. Protonenpumpenhemmer bewirken eine Verringerung der Magensäureproduktion.

Chemisch betrachtet handelt es sich bei der Magensäure um Salzsäure, die sich aus positiv geladenen Wasserstoff-Protonen und negativ geladenen Chlorid-Ionen zusammensetzt. Für die sauren Eigenschaften des Magensaftes sind jedoch nur die Wasserstoff-Protonen von Bedeutung. Wie der Name schon sagt, behindern die Protonenpumpenhemmer die Arbeit der Protonenpumpen und sorgen somit dafür, dass weniger Protonen in den Magen gelangen. Dadurch sinkt die Konzentration der Magensäure und der pH-Wert im Magen steigt an.

Im Vergleich zu den übrigen PPI zeichnet sich Pantoprazol durch einen schnellen Eintritt der Wirkung sowie durch eine lange Wirksamkeit aus. Wegen seiner schnellen Wirkung kann es bei Sodbrennen auch spontan beim Auftreten der Beschwerden angewendet werden.

Anwendung: Wofür wird Pantoprazol eingesetzt?

Pantoprazol ist nicht nur bei Sodbrennen (beispielsweise ausgelöst durch Übergewicht, einen Zwerchfellbruch oder die Refluxkrankheit) wirksam, sondern hilft auch Patient*innen, die an Geschwüren im Magen-Darm-Bereich leiden (Magengeschwür oder Zwölffingerdarmgeschwür). An den betroffenen Stellen ist die Schleimhaut durch die Magensäure oft stark beschädigt, was zu starken Magenschmerzen führen kann. Infolge der geschädigten Magenschleimhaut liegen die unter der Schleimhaut gelegenen Gewebsschichten offen und sind meist ebenfalls geschädigt. Pantoprazol beschleunigt die Heilung der Geschwüre, indem es die Ursache der Schädigung, die Magensäure, ausschaltet. Zudem hilft es, krampfartige Schmerzen zu lindern, die insbesondere dann auftreten, wenn der Verdauungstrakt aktiv ist.

PPI werden auch eingesetzt, wenn Medikamente eingenommen werden, die unter Umständen Schäden im Magen-Darm-Bereich hervorrufen können, beispielsweise aus der Gruppe der nicht steroidalen Antirheumatika (NSAR). In solchen Fällen kann das Arzneimittel als Magenschutz der Entstehung von Geschwüren vorbeugen oder bereits entstandene Geschwüre heilen.

Der Auslöser von Geschwüren ist häufig das Bakterium Heliobacter pylori, das bei über 80 Prozent aller Personen, die an einem Geschwür leiden, vorhanden ist. Um diesen Keim zu bekämpfen, wird eine Woche lang Pantoprazol häufig gemeinsam mit zwei verschiedenen Antibiotika eingenommen. Diese Behandlungsmethode wird als Eradikationstherapie bezeichnet. Auch eine Gastritis (Magenschleimhautentzündung) kann durch Helicobacter pylori ausgelöst werden. Dann kann ebenfalls Pantoprazol als ein Bestandteil der Therapie eingenommen werden.

Zum Einsatz kommt der Wirkstoff zudem beim sogenannten Zollinger-Ellison-Syndrom. Dabei wird durch einen Bauchspeicheldrüsentumor eine hohe Menge des Hormons Gastrin produziert, das wiederum die Bildung von Magensäure fördert. Pantoprazol soll diesem Effekt entgegenwirken.

Pantoprazol bei Magenschmerzen oder gegen Übelkeit?

Wie bereits erwähnt, wird Pantoprazol insbesondere zur Behandlung von Sodbrennen, der Refluxkrankheit, bei Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren sowie bei Infektionen mit Helicobacter pylori eingesetzt. Alle diese Erkrankungen können Symptome wie Übelkeit oder (mit Ausnahme von Sodbrennen und der Refluxkrankheit) Magenschmerzen auslösen.

Liegt keine dieser Erkrankungen vor, wird Pantoprazol nicht zur Therapie von Magenschmerzen und Übelkeit eingesetzt.

Dosierung von Pantoprazol

Das ist bei der Dosierung zu beachten:

  • Bei akuten Beschwerden kann über einen längeren Zeitraum eine Dosis von täglich 40 mg Pantoprazol eingenommen werden. Ausnahme ist die Behandlung der gastroösophagealen Refluxkrankheit. Hier genügen 20 mg Pantoprazol pro Tag.
  • Wird es nur vorbeugend angewendet, genügt ebenfalls eine Dosis von 20 mg. Vorbeugend wird Pantoprazol eingenommen, um Entzündungen im Magen und Zwölffingerdarm sowie in der Speiseröhre zu verhindern.
  • Ab einer Dosis von 80 mg sollte die Anwendung von Pantoprazol zweimal täglich erfolgen. Diese Dosierung wird beispielsweise zur Langzeittherapiedes Zollinger-Ellison-Syndroms oder bei der Eradikationstherapie zur Therapie des Helicobacter pylori empfohlen. Auch bei einer Refluxösophagitis, also einer Entzündung der Speiseröhre, kann eine Behandlung mit 80 mg Pantoprazol notwendig sein.

Generell empfiehlt sich, ärztlich abzustimmen, in welcher Dosis und wie lange man Pantoprazol einnehmen sollte.

FAQ: Häufige Fragen zur Einnahme

Pantoprazol wird in Form von magensaftresistenten Tabletten eingenommen. Diese Tabletten sollte man unzerkaut circa eine Stunde vor einer Mahlzeit auf nüchternen Magen mit ausreichend Flüssigkeit einnehmen. Im Idealfall findet die Einnahme also morgens vor dem Frühstück statt.

Muss man das Medikament zweimal am Tag einnehmen, sollte die zweite Dosis abends eingenommen werden. Wichtig ist auch hier, den Abstand zu den Mahlzeiten einzuhalten.

Nimmt man Pantoprazol unmittelbar vor, zum oder nach dem Essen ein, beeinflusst dies die Wirksamkeit des Arzneimittels. Dies liegt daran, dass der pH-Wert im Magen bei der Aufnahme von Nahrung steigt. Der gestiegene pH-Wert kann wiederum dazu führen, dass sich die eingenommene Tablette bereits im Magen auflöst. Eigentlich soll der Wirkstoff aber erst im Dünndarm freigesetzt werden, denn ansonsten wird er durch die Magensäure zerstört.

Das bedeutet konkret, dass Pantoprazol immer mindestens eine Stunde vor und/oder zwei bis drei Stunden nach einer Mahlzeit eingenommen werden sollte.

Pantoprazol kann auch in Form einer Injektion über die Venen gespritzt werden. Diese Therapie wird in der Regel aber nur eingesetzt, wenn die Nutzung von Tabletten nicht möglich ist (beispielsweise bei starkem Erbrechen).

Nebenwirkungen von Pantoprazol

Wie für andere Medikamente gilt auch für Pantoprazol, dass die Einnahme mit Nebenwirkungen verbunden sein kann. Allgemein gilt das Mittel aber als gut verträglich.

Diese Nebenwirkungen können unter anderem bei der Einnahme von Pantoprazol auftreten:

Bekannt sind ebenfalls Fälle von Nierenentzündung als Nebenwirkung. Diese Nebenwirkung ist besonders tückisch, da ihre Symptome jenen, die zur Einnahme von Pantoprazol geführt haben, ähneln. Treten Übelkeit und Erbrechen auch während der Behandlung weiterhin auf, sollte an eine Nierenentzündung als mögliche Ursache unbedingt gedacht werden. Denn nur, wenn die Einnahme rechtzeitig beendet wird und die Nieren anschließend behandelt werden, kann eine dauerhafte Nierenschädigung vermieden werden.

In Einzelfällen kann es bei der Einnahme von Pantoprazol zu weiteren schweren Nebenwirkungen wie Leberschädigungen oder schweren Hautreaktionen kommen. Eine ausführliche Liste der Nebenwirkungen von Pantoprazol entnehmen Sie bitte dem Beipackzettel.

Ist die langfristige Einnahme von Pantoprazol gefährlich?

Umstritten ist die langfristige Einnahme von Pantoprazol und anderen Protonenpumpeninhibitoren, da sie die Aufnahme von Vitaminen und Mineralstoffen (genauer von Vitamin B12, Calcium, Kalium, Natrium und Magnesium) behindern und Darminfektionen begünstigen können und mit verschiedenen weiteren Nebenwirkungen in Verbindung gebracht werden.

Die geminderte Aufnahme von Calcium kann im Extremfall einen Calciummangel auslösen, wodurch auch das Risiko für Knochenbrüche unter der langfristigen Einnahme des Mittels steigen kann.

Seit Langem wird zudem diskutiert, ob sich die langfristige Einnahme von Pantoprazol oder anderer Protononenpumpenhemmer auf das Gedächtnis auswirken und eine Demenz begünstigen kann. Eine im Jahr 2023 veröffentlichte großangelegte US-amerikanischen Studie liefert darauf entsprechende Hinweise. Dabei hatten Menschen, die für mindestens 4,4 Jahre regelmäßig Protonenpumpenhemmer einnahmen, ein 33 Prozent höheres Risiko, eine Demenz zu entwickeln, als die Teilnehmenden, auf die dies nicht zutraf. Die Studienergebnisse der letzten Jahre kommen jedoch in Bezug auf diese mögliche Nebenwirkung zu widersprüchlichen Ergebnissen. Es ist also weitere Forschung notwendig, um einen Zusammenhang bestätigen oder widerlegen zu können.

Generell gilt: Protonenpumpenhemmer sollten nicht ohne Notwendigkeit oder ärztliche Rücksprache dauerhaft eingenommen werden. Zudem sollten die Blutwerte mit Blick auf die oben genannten Nährstoffe bei Verdacht auf einen Mangel regelmäßig kontrolliert werden.

Pantoprazol: Wechselwirkungen

Unter anderem kann es mit folgenden Wirkstoffen zu Wechselwirkungen kommen:

  • dem AIDS-Medikament Atazanavir 
  • Ketoconazol und Itraconazol, die bei Pilzerkrankungen eingesetzt werden
  • dem Krebsmedikament Erlotinib
  • Methotrexat zur Behandlung von Krebs, rheumatoider Arthritis oder Schuppenflechte
  • den Vitamin-K-Antagonisten Warfarin und Phenprocoumon
  • dem blutverdünnenden Mittel Clopidogrel
  •  Johanniskraut und Fluvoxamin zur Behandlung von (leichten) Depressionen
  • dem Antibiotikum Rifampicin

Da Alkohol die Magenschleimhaut zusätzlich reizt und die Produktion von Magensäure anregt, sollte auf den Konsum bei einer Behandlung mit Pantoprazol verzichtet werden.

Pantoprazol: Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen

In folgenden Fällen ist bei der Einnahme von Pantoprazol besondere Vorsicht geboten oder von der Anwendung sogar völlig abzuraten:

  • Wie bei anderen Medikamenten auch darf das Mittel bei einer Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff nicht eingenommen werden.
  • Bei Patient*innen, die an einer stark eingeschränkten Funktion der Leber leiden, müssen die Leber-Enzym-Werte regelmäßig kontrolliert werden. Sollte ein Anstieg der Werte festgestellt werden, muss die Behandlung mit dem Arzneimittel abgebrochen werden.
  • Die Auswirkungen der Einnahme von Pantoprazol während der Schwangerschaft und Stillzeit sind bislang nur unzureichend erforscht. Auch wenn bisher keine gesundheitlichen Schäden für Mutter und Kind bekannt sind, sollte der Wirkstoff deshalb nur in dringenden Fällen angewendet werden. Omeprazol gilt als besser untersuchte Alternative.
  • Auch bei Kindern sollte das Medikament möglichst nicht verwendet werden, da auch hier noch nicht genügend Erkenntnisse über mögliche Nebenwirkungen vorliegen.
  • Generell sollte man bei der Einnahme von Pantoprazol beachten, dass es die Symptome von Magenkrebs verschleiern kann. Deshalb muss diese Diagnose zunächst ärztlich ausgeschlossen werden, bevor die Anwendung des Mittels beginnen kann.
  • Da Pantoprazol die Wahrscheinlichkeit von Knochenbrüchen erhöhen kann, sollte bei erhöhtem Risiko oder Vorliegen einer Osteoporose vor der Einnahme ärztliche Rücksprache gehalten werden.

Ist Pantoprazol verschreibungspflichtig?

In der niedrigsten Dosierung von 20 mg ist Pantoprazol bis zu einer Packungsgröße von 14 Tabletten rezeptfrei erhältlich. Höhere Dosen sind verschreibungspflichtig. Generell sollte bei der längeren Einnahme von Pantoprazol aber ärztliche Rücksprache gehalten werden.

Pantoprazol absetzen

Bei der langfristigen Einnahme von Protonenpumpenhemmern sollte regelmäßig durch den*die Hausarzt*Hausärztin überprüft werden, ob die Einnahme noch medizinisch notwendig ist. Ist dies nicht mehr der Fall, kann Pantoprazol auch abgesetzt werden.

Um einen Rebound-Effekt, also eine kurzzeitige Verschlimmerung der Symptome, als Nebenwirkung nach dem Absetzen zu vermeiden, sollte dies nicht abrupt geschehen. Stattdessen sollte man das Medikament langsam ausschleichen. Am besten ist es, mit dem*der behandelnden Arzt*Ärztin einen passenden Entwöhnungsplan zu erstellen.

Omeprazol als Alternative

Bei Omeprazol handelt es sich ebenfalls um einen Protonenpumpeninhibitor. Der Wirkstoff funktioniert ähnlich wie Pantoprazol, seine Wirkung setzt aber etwas später nach der Einnahme ein. Omeprazol löst ähnliche Nebenwirkungen aus. Die Wechselwirkungen mit Medikamenten unterscheiden sich jedoch. Am besten sollte in ärztlicher Rücksprache geklärt werden, ob Pantoprazol oder Omeprazol besser für den persönlichen Fall geeignet ist.

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