Mann tropft MCP-Tropfen aus Flasche
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MCP (Metoclopramid): Medikament gegen Übelkeit und Erbrechen

Von: Dr. rer. nat. Isabel Siegel (Diplom-Biologin und Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 09.05.2022 - 17:41 Uhr

Metoclopramid (MCP) ist ein verschreibungspflichtiger Wirkstoff, der bei Übelkeit und Erbrechen angewendet wird. MCP wird insbesondere eingesetzt zur Vorbeugung und Behandlung von Erbrechen nach Operationen, Strahlen- oder Chemotherapien sowie zur Behandlung von Erwachsenen mit akuter Migräne. Nachdem hochdosierte Medikamente mit MCP im Jahr 2014 aufgrund von Nebenwirkungen vom Markt genommen wurden, ist der Wirkstoff seit 2015 wieder in geringerer Dosierung beispielsweise als Tabletten oder Tropfen unter verschiedenen Handelsnamen verfügbar. Lesen Sie mehr über Anwendung, Wirkung und Nebenwirkungen.

Was ist MCP?

MCP (Metoclopramid, Metoclopramidhydrochlorid) gehört zur Arzneimittelgruppe der sogenannten Dopaminantagonisten. Der Wirkstoff ist verschreibungspflichtig, das heißt, er muss ärztlich verordnet werden und ist nicht rezeptfrei erhältlich. MCP wirkt einerseits gegen Übelkeit, Brechreiz und Erbrechen (antiemetisch) und andererseits verdauungsfördernd (gastrokinetisch).

Was bewirkt Metoclopramid?

MCP hat zwei verschiedene Effekte. Es bewirkt, dass:

  1. im Gehirn bestimmte Rezeptoren im Brechzentrum gehemmt und auf diese Weise Übelkeit und Brechreiz unterdrückt werden.
  2. die Beförderung der Nahrung durch Magen und Darm angeregt wird, wodurch sich die Magenentleerung beschleunigt. Dies spielt besonders in der Migräne-Behandlung eine Rolle, da Schmerzmittel so schneller in den Darm und von dort ins Blut gelangen.

Wofür und wann nimmt man MCP?

Folgende Anwendungsgebiete hat MCP bei Erwachsenen:

  • Vorbeugung einer verzögert auftretenden Übelkeit und von verzögert auftretendem Erbrechen nach einer Chemotherapie
  • Vorbeugung von Übelkeit und Erbrechen, die durch eine Strahlentherapie verursacht werden
  • Behandlung von Übelkeit und Erbrechen, auch wenn diese Beschwerden durch eine akute Migräne ausgelöst werden. Im Falle einer Migräne kann MCP zusammen mit Schmerzmitteln eingenommen werden, um die Wirksamkeit des Schmerzmittels zu steigern.

Anwendung bei Kindern und Jugendlichen

Bei Kindern und Jugendlichen im Alter von einem bis unter 18 Jahren wird MCP nur als Mittel der zweiten Wahl angewendet, und zwar zur Vorbeugung von verzögert auftretender Übelkeit und verzögert auftretendem Erbrechen nach einer Chemotherapie, wenn andere Behandlungen nicht wirksam waren oder nicht verabreicht werden können. Bei Kindern unter einem Jahr darf MCP nicht angewendet werden.

Darreichungsformen und Handelsnamen von MCP

MCP ist verschreibungspflichtig und in verschiedenen Darreichungsformen erhältlich:

  • Tabletten
  • Kapseln
  • Tropfen
  • Zäpfchen
  • Injektionen

Metoclopramid wird von zahlreichen Herstellern vertrieben und ist beispielsweise unter folgenden Handelsnamen erhältlich: MCP AL 10, Paspertin®, MCP-Ratiopharm®, Cerucal®, Gastrosil® oder Gastronerton®.

Nachdem im Jahr 2014 hochdosierte, flüssige Zubereitungen ihre Zulassung aufgrund von Nebenwirkungen verloren haben, sind heute MCP-Lösungen in einer Konzentration von höchstens 1 Milligramm pro Milliliter erhältlich.

Wie sollte MCP eingenommen werden?

Die empfohlene Einzeldosis für Erwachsene beträgt 10 Milligramm (10 mg). Diese kann bis zu dreimal täglich eingenommen werden, sodass eine maximale Tagesdosis von 30 Milligramm erreicht wird.

Das ist bei der Einnahme zu beachten:

  • MCP-Tabletten und -Kapseln werden unzerkaut vor den Mahlzeiten mit einem Glas Wasser eingenommen.
  • MCP-Tropfen werden vor den Mahlzeiten mit einem Glas Wasser oder verdünnt mit ausreichend Flüssigkeit eingenommen.
  • MCP-Zäpfchen werden in den After eingeführt.
  • MCP-Injektionen werden von einem*einer Arzt*Ärztin oder von medizinischem Fachpersonal verabreicht. Dies geschieht entweder langsam direkt in eine Vene (intravenös, dauert mindestens drei Minuten) oder als Injektion in einen Muskel (intramuskulär).

Zwischen zwei Einnahmezeitpunkten muss ein Abstand von mindestens sechs Stunden eingehalten werden. Das gilt auch für den Fall, dass das Medikament erbrochen wird.

Die Behandlungsdauer darf fünf Tage nicht überschreiten und sollte so kurz wie möglich sein.

Empfohlene Dosierung für Kinder und Jugendliche

Bei Kindern und Jugendlichen wird das Mittel nach Alter und Körpergewicht dosiert. Die allgemein empfohlene Dosis beträgt 0,1 bis 0,15 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht bis zu dreimal täglich. Die maximale Dosis beträgt 0,5 Milligramm pro Kilogramm Köpergewicht in 24 Stunden.

Demnach gelten für Kinder und Jugendliche folgende Dosierungen:

AlterKörpergewichtDosierungHäufigkeit
1 bis 3 Jahre10 bis 14 Kilogramm1 Milligrammbis zu 3x täglich
3 bis 5 Jahre15 bis 19 Kilogramm2 Milligrammbis zu 3x täglich
5 bis 9 Jahre20 bis 29 Kilogramm2,5 Milligrammbis zu 3x täglich
9 bis 18 Jahre30 bis 60 Kilogramm5 Milligrammbis zu 3x täglich
15 bis 18 Jahremehr als 60 Kilogramm10 Milligrammbis zu 3x täglich

Welche Nebenwirkungen hat MCP?

Unter der Einnahme von MCP wurden unerwünschte Wirkungen beobachtet, die jedoch nicht immer und bei jedem Menschen auftreten müssen.

Die wichtigsten Nebenwirkungen sind:

Metoclopramid: neurologische Nebenwirkungen

Vor allem bei Kindern und jungen Erwachsenen kann es in seltenen Fällen bei hohen Dosierungen – sogar schon nach einmaliger Einnahme – zu neurologischen Nebenwirkungen in Form von unkontrollierbaren Bewegungsstörungen kommen.

Diese sogenannten extrapyramidalen Symptome (EPS) treten meist innerhalb der ersten 24 Stunden nach der Einnahme auf und können sich beispielsweise äußern durch:

  • Zuckungen von Muskeln im Gesicht und am Hals
  • Muskelkrämpfe, zum Beispiel im Rücken
  • einen gedrehten oder gekrümmten Hals (Schiefhals)
  • langsame Bewegungsabläufe oder Bewegungsunruhe
  • Schluckstörungen

Treten extrapyramidale Symptome auf, muss MCP sofort abgesetzt werden. Normalerweise klingen die Auswirkungen von alleine vollständig ab. In manchen Fällen wird jedoch eine Behandlung der Symptome nach ärztlicher Anweisung notwendig.

Warum wurde MCP verboten?

MCP kann – wie beschrieben – in höherer Dosierung seltene neurologische Nebenwirkungen (extrapyramidale Symptome) haben. Aus diesem Grund wurde für hochdosierte, flüssige MCP-Präparate (Lösungen oder Tropfen) mit einer MCP-Konzentration von bis zu 5 Milligramm pro Milliliter im Jahr 2014 die Zulassung widerrufen.

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) setzte damit eine Entscheidung der europäischen Arzneimittelagentur (EMA) um, die den Wirkstoff einem Risikobewertungsverfahren unterzogen hatte. Seit 2015 sind nur niedriger dosierte MCP-Lösungen oder -Tropfen mit höchstens 1 Milligramm Wirkstoff pro Milliliter erhältlich.

Wann darf MCP nicht angewendet werden?

Wie bei anderen Wirkstoffen gibt es auch bei MCP eine Reihe von Gegenanzeigen. So darf das Mittel beispielsweise nicht angewendet werden, wenn eine Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff besteht, bei Kindern unter einem Jahr sowie bei folgenden Erkrankungen:

  • Magen-Darm-Blutungen
  • extrapyramidalen Bewegungsstörungen
  • der Parkinson-Krankheit
  • der Bluterkrankung Methämoglobinämie
  • einem Tumor des Nebennierenmarks (Phäochromozytom)

Wechselwirkungen mit MCP

Während der Einnahme von MCP sind Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln möglich. Diese können die Wirkung und die Nebenwirkungen von Metoclopramid steigern, oder ihre Wirkung kann von MCP abgeschwächt werden. Daher darf MCP nicht zusammen mit bestimmten Medikamenten und Wirkstoffen eingenommen werden. Hierzu gehören neben anderen:

Aufgrund des Risikos für Wechselwirkungen sollte vor der Anwendung von MCP der*die behandelnde Arzt*Ärztin unbedingt über die Einnahme anderer Medikamente informiert werden.

MCP in der Schwangerschaft und Stillzeit

Während der Schwangerschaft kann MCP grundsätzlich eingenommen werden. Lediglich am Ende der Schwangerschaft sollte die Anwendung vermieden werden. Denn das Auftreten von extrapyramidalen Symptomen kann für das ungeborene Baby und das Neugeborene nicht ausgeschlossen werden. Ist es unumgänglich, MCP am Ende der Schwangerschaft anzuwenden, muss der Säugling streng überwacht werden.

Die Anwendung in der Stillzeit wird nicht empfohlen. In diesem Fall sollte auf andere Medikamente gegen Übelkeit und Erbrechen zurückgegriffen werden.

Alternativen – andere Arzneimittel gegen Übelkeit und Erbrechen

Es gibt weitere Arzneimittel zur Behandlung von Übelkeit und Erbrechen, die als Alternative zu MCP dienen können. Hierzu zählen die Wirkstoffe

  • Domperidon (zum Beispiel Motilium® und andere)
  • Diphenhydramin (zum Beispiel Emesan®, Dormutil® und andere)
  • Dimenhydrinat (zum Beispiel Vomex® und andere)

Auch pflanzliche Präparate mit Auszügen aus Ingwer oder Cannabis sowie die Kombination aus verschiedenen Heilpflanzen, darunter Kamille, Pfefferminze, Melisse, Kümmel und Schöllkraut (Iberogast®) können hilfreich sein. Einige der genannten Arzneimittel sind rezeptfrei in der Apotheke zu kaufen und helfen auch gegen weitere Beschwerden wie Magenschmerzen oder Verdauungsprobleme. Lassen Sie sich am besten dort beraten.