Scheidensekret: Frau hält Intimbereich
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Scheidensekret richtig deuten

Von: Dagmar Reiche (Ärztin und Medizinautorin), Silke Schwertel (geb. Hamann) (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 18.12.2020

Der Ausfluss von Scheidensekret ist normal, doch wie viel ist üblich und welche Hinweise können Veränderungen des Vaginalsekrets auf mögliche Erkrankungen der Scheide liefern? Was Menge, Konsistenz, Geruch und Farbe der Scheidenflüssigkeit über die Vaginalflora und mögliche Erkrankungen der Scheide aussagen, erfahren Sie hier.

Scheidensekret: Wie viel ist normal?

Wie viel Vaginalsekret Tag für Tag produziert wird, ist von Frau zu Frau verschieden: So ist bei manchen Frauen der Slip abends fast blütenweiß, für andere sind ein, zwei Slipeinlagen am Tag normal. Üblicherweise werden insgesamt 5 ml pro Tag nicht überschritten.

Die Menge (sowie die Zusammensetzung, die Konsistenz und der Geruch) der Scheidenflüssigkeit verändert sich nicht nur im Lauf des Lebens, sondern auch während des weiblichen Zyklus, gesteuert von den Sexualhormonen, vor allem Östrogen. So wird sie kurz vor dem Eisprung vermehrt gebildet, um ein besonders befruchtungsfähiges Milieu zu schaffen, und verstärkt sich dann noch einmal kurz vor der Regelblutung.

In seltenen Fällen werden ständig auch größere Mengen abgesondert, die mehrmals täglich das Wechseln von Slip oder Slipeinlage erfordern, ohne dass ein organischer Grund gefunden wird – ein Zustand, der äußerst belastend sein kann. Es wird vermutet, dass diese betroffenen Frauen überaktive Drüsen in der Scheidenregion besitzen, ähnlich wie manche Menschen zum extremen Schwitzen neigen.

Was bedeutet Ausfluss?

Verwirrend ist, dass manche Autoren anders unterscheiden: Vaginalsekret ist bei ihnen das, was der Befeuchtung der Scheide beim Geschlechtsverkehr dient, Ausfluss dagegen immer krankhaft.

Dies entspricht allerdings nicht der in der Medizin üblichen Einteilung, bei der Ausfluss, also Fluor – je nach Ausprägung, Zusammensetzung und Ursache – sowohl normal als auch krankhaft sein kann.

Das ständig produzierte Scheidensekret ist ein wichtiger Teil des Schutzprozesses, mit dem die Scheide vor äußeren Einflüssen geschützt und abgestorbene Zellen, Blut, Krankheitserreger und Spermien nach außen transportiert werden.

Außerdem macht es die Schleimhäute durch die ständige Befeuchtung weniger anfällig für kleine Verletzungen. Einen enorm wichtigen Anteil an der vaginalen Schutzfunktion hat das Scheidenmilieu, also die Zusammensetzung des Sekrets und dessen, was die Schleimhaut besiedelt.

Vaginalsekret: Welches Aussehen ist normal?

Das ständig in geringen Mengen produzierte Vaginalsekret besteht aus abgeschilferten Schleimhautzellen der Scheide, Wasser, Salzen, Harnstoff, Säuren und Eiweißen sowie Bakterien und vereinzelten Blutzellen.

Normales, gesundes Scheidensekret ist weiß-transparent ("Fluor alba"), flüssig und verströmt keinen besonderen Geruch. Während der Zyklusmitte kann die Menge zunehmen, der Ausfluss ist dann klar. Rund um den Eisprung herum wird das Sekret häufig zähflüssiger.

Scheidensekret, das während der sexuellen Erregung erzeugt wird, entsteht übrigens durch Abpressen von Flüssigkeit aus den Zellen der geschwollenen Schleimhaut und dient der Befeuchtung (Lubrikation); es vermischt sich mit einer schleimhaltigen Absonderung der Bartholin-Drüsen am Scheideneingang.

Veränderungen des Vaginalsekrets

Veränderungen in Konsistenz, Farbe und Geruch des Scheidensekrets können auch Hinweise auf eine Störung der Vaginalflora liefern:

  • Wenn der Scheidenausfluss beispielsweise übel riecht, kann das ein Anzeichen einer bakteriellen Fehlbesiedelung der Scheide sein. Oft nehmen betroffene Frauen einen "fischigen" Geruch wahr, das Sekret kann dünnflüssig werden.
  • Ein Scheidenpilz (Vaginalmykose) äußert sich oft durch einen weißlich-gelben Scheidenausfluss. Die Konsistenz des Scheidensekrets ist dann oftmals eher cremig oder krümelig.
  • Auch wenn der Ausfluss gelb, bräunlich oder grünlich ist, kann dies ein Hinweis auf eine krankhafte Veränderung sein. Dies gilt auch, wenn der Scheidenausfluss blutig, schaumig oder bröckelig ist.
  • Ebenso sind Jucken, Schmerzen und Brennen im Intimbereich Warnsignale, die ernst genommen werden sollten.

Allerdings variieren Farbe, Menge und Geruch des Vaginalsekrets nicht nur hormonbedingt (also während des Menstruationszyklus, während der Schwangerschaft, unter der "Pille"), sondern können sich kurzfristig auch durch die Nahrung ändern. So werden zum Beispiel Zwiebeln, Knoblauch und scharfe Gewürze nicht nur über den Atem und die Haut ausgedünstet, sondern auch über die Schleimhäute.

Zusammensetzung der Vaginalflora

Der saure pH-Wert der Vaginalflora macht vielen Krankheitserregern das Leben schwer und wird durch Laktat hervorgerufen. Diese Milchsäure wird von den normalerweise in der Vagina vorhandenen zahlreichen "guten" Laktobazillen beim Abbau von Glykogen hergestellt, ein Zucker, der unter dem Einfluss von Hormonen in die Schleimhautzellen eingelagert wird.

Doch die Laktobazillen, die oft auch als Döderlein-Stäbchen bezeichnet werden, produzieren noch mehr:

  • andere giftige Säuren und Wasserstoffperoxid
  • Stoffwechselprodukte (Bakteriozine), die das Keimwachstum hemmen
  • Biosurfactants, die andere Bakterien daran hindern, sich an die Scheidenwand zu klammern
  • Koaggregationsmoleküle, durch die Erreger am Wandern gehindert werden.

Diese Mischung macht es den meisten potenziell krankmachenden Keimen fast unmöglich, sich in der Scheide häuslich niederzulassen. Damit leuchtet ein, wie wichtig eine gesunde Vaginalflora ist.

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Ursachen einer kranken Vaginalflora

Eine dauerhaft ungesunde Ernährung kann ebenso wie andere Faktoren die Vaginalflora stören und damit zu Beschwerden und Krankheiten führen. Dazu gehören zum Beispiel:

Infektionen und andere Probleme der Scheide

Ist das Scheidenmilieu aus dem Gleichgewicht gebracht, haben krankmachende Bakterien ein leichtes Spiel: Sie können Überhand nehmen und die gesunde Schleimhautflora "überwachsen" (bakterielle Vaginose). Auch Trichomonaden (Geißeltieren, die eine Geschlechtskrankheit auslösen), Pilzen (vor allem der Hefepilz Candida albicans) und Viren (zum Beispiel das Herpes-Virus) gelingt dann eher ein Wachsen und Eindringen. 

Neben den Infektionen führen auch gut- und bösartigen Tumoren in Scheide und Gebärmutter und – vor allem bei neugierigen kleinen Mädchen – eingebrachte und vergessene Fremdkörper zu krankhaftem Ausfluss. Sind die Entzündungsreaktionen im Bereich der Schamlippen lokalisiert, werden sie vom Arzt auch als Vulvitis, in der Scheide als Vaginitis (beziehungsweise Kolpitis) oder – da oft beide Bereiche betroffen sind – als Vulvovaginitis bezeichnet.

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