Fersensporn – was ist das und was tun?
Haben Sie Fersenschmerzen oder das unangenehme Gefühl, ein Steinchen oder eine Reißzwecke im Schuh zu haben, obwohl dies nicht der Fall ist? Dann haben Sie möglicherweise einen Fersensporn, auch Kalkaneussporn genannt. Rund zehn Prozent der Bevölkerung haben einen solchen dornartigen Auswuchs am Fersenknochen. Was ein Fersensporn genau ist, ob man selbst etwas dagegen tun kann und wie die ärztliche Behandlung aussieht, erfahren Sie im folgenden Artikel.
Was ist ein Fersensporn?
Bei einem Fersensporn handelt es sich um eine spitze, dornartige Knochenwucherung. Man unterscheidet einen unteren und einen oberen (auch hinteren) Fersensporn:
- Der untere Fersensporn befindet sich mittig auf der Unterseite des Fersenbeins (lateinisch Calcaneus) an jener Stelle, an der die Sehnenplatte (medizinisch Plantarfaszie oder Plantaraponeurose) der Fußsohle und die kurzen Fußmuskeln ansetzen. Er wird auch plantarer Fersensporn genannt.
- Der obere beziehungsweise hintere Fersensporn bildet sich an der Rückseite des Fersenbeins im Bereich der Achillessehne. Man spricht dann auch von einem dorsalen Fersensporn. Diese Ausprägung ist seltener.
Ursachen: Warum bekommt man einen Fersensporn?
Ein Fersensporn ist meist die Folge entzündlicher Prozesse aufgrund einer ständigen Überlastung. Ursachen dafür können sein:
- starkes Übergewicht
- ein Beruf, der langes Stehen oder lange Autofahrten erfordert
- ein abgeflachtes Fußlängsgewölbe oder (bei oberem Fersensporn) ein zu stark gewölbtes Fußlängsgewölbe
- längere Fehlbelastungen durch hartes Schuhwerk
- falsche Lauftechnik
- unzureichendes Aufwärmen vor sportlichen Aktivitäten
Ständige Überlastung führt zu kleinen Rissen im Knochen, die der Körper mit Kalkeinlagerungen repariert. Dadurch wächst der Fersensporn Stück für Stück und drückt auf das umgebende Bindegewebe. Spätestens dann brauchen Sie ärztliche Hilfe.
Fersensporn erkennen und behandeln
Welche Symptome treten bei einem Fersensporn auf?
Je nachdem, ob es sich um einen unteren oder oberen Fersensporn handelt, können sich die Symptome leicht unterscheiden.
Typisch für einen unteren Fersensporn sind:
- stechende Schmerzen an der Fußsohle
- verstärkte Schmerzen zu Beginn einer Bewegung, die sich dann aber bessern (Anlaufschmerzen), allerdings erneute Zunahme der Schmerzen bei langer und starker Belastung, beispielsweise beim Joggen
- Einnahme von Schonhaltungen, beispielsweise verstärktes Laufen auf dem Vorderfuß oder der Fußaußenkante
Bei einem oberen Fersensporn treten folgende Symptome auf:
- drückende Schmerzen im Bereich des Fersenbeins
- Zunahme der Beschwerden beim Tragen von Schuhen mit erhöhter oder harter Fersenkappe
- geröteter, druckschmerzhafter und geschwollener Bereich um die Achillessehne
- Vermeidung von Abrollbewegungen beim Gehen aufgrund der Schmerzen
Fersensporn: Wie erfolgt die Diagnose?
Der*die Arzt*Ärztin wird zu Beginn der Untersuchung zunächst Fragen zum Beschwerdebild stellen und den Fuß abtasten sowie testen, ob bei bestimmten Bewegungen Schmerzen auftreten. Besteht der Verdacht auf einen Fersensporn, wird eine seitliche Röntgenaufnahme des Fußes gemacht. Auf dem Röntgenbild ist die knöcherne Verwachsung dann sichtbar. Möchte man mehr über das Stadium der Erkrankung erfahren, kann auch eine Magnetresonanztomografie (MRT) durchgeführt werden.
Daneben gibt es auch andere Erkrankungen, die zu Fersenschmerzen führen können. Dazu zählen:
- eine Plantarfasziitis
- Nerveneinklemmungen
- Stressfraktur des Fersenbeins
- entzündliche Gelenkerkrankungen
Diese Krankheiten sollten zu Sicherung der Diagnose ärztlich ausgeschlossen werden.
Behandlung: Was tun bei einem Fersensporn?
Die konservative Behandlung bei oberem und unterem Fersensporn unterscheidet sich nicht. Als wichtigste erste Maßnahme gilt es, den Fuß vorübergehend zu entlasten.
Zu den klassischen Therapieformen zählen zum Beispiel individuell angepasste Einlagen mit Aussparungen oder Schaumgummi-Unterfütterung im Bereich der Ferse beziehungsweise des Fersensporns. Zudem sind Einlagen, die das Fußlängsgewölbe unterstützen, sinnvoll. Zusätzlich sollte eine gleichzeitig vorhandene Fußfehlstellung wie ein Knick- und/oder Senkfuß mittels Einlagen berücksichtigt werden.
Auch bequeme und gut gepolsterte Schuhe für den Alltag und Sport sowie die richtige Lauftechnik und das Aufwärmtraining sind sehr wichtig.
Daneben kann eine Physiotherapie bei einem Fersensporn Abhilfe schaffen. Die dort erlernten Übungen dehnen und kräftigen die Muskeln und Sehnen an der Wade und Fußsohle. Die Schmerzen verringern sich.
Weitere Maßnahmen zur Therapie des Fersensporns
Daneben existieren konservative physikalische Therapiemaßnahmen zur Behandlung des Fersensporns. Dazu gehören:
- Injektionsverfahren: Dabei werden entzündungshemmende Medikamente wie Kortison oder Botulinumtoxin sowie örtliche Betäubungsmittel in das entzündete Bindegewebe gespritzt. Dies ist jedoch keine Dauertherapie und mit Nebenwirkungen verbunden, weshalb Nutzen und Risiken genau abgewogen werden sollten.
- Iontophorese: Durch Ionenwanderung werden Medikamente durch die Haut in die Blutbahn und das Gewebe eingebracht. Konkret wird dabei die betroffene Stelle mit einer Salbe oder einem Gel behandelt. Anschließend werden dort Elektroden angebracht. Mit schwachem Gleichstrom werden die Wirkstoffe über die Haut in den Körper transportiert, was deren Aufnahme verbessert.
- Tapen: Durch Anwendung eines sogenannten Kinesiotapes sollen Schmerzrezeptoren direkt beeinflusst sowie Entzündungssekrete und Wassereinlagerungen schneller abtransportiert werden. Ob das Tapen wirklich eine medizinische Wirkung hat, ist aufgrund der nicht ausreichenden Studienlage umstritten.
- Stoßwellenbehandlung mit Ultraschall (extrakorporale Stoßwellentherapie, ESWT): Ultraschallimpulse treffen auf den betroffenen Fersenbereich und wirken schmerzlindernd, indem Entzündungen und knöcherne Ablagerungen durch eine Anregung des Stoffwechsels besser abgebaut werden.
- Röntgentiefenbestrahlung/Röntgenreizbestrahlung: Durch die Bestrahlung mit niedrig dosierten Röntgenstrahlen bilden sich die entzündlichen Veränderungen zurück. Dadurch lassen auch die Schmerzen nach.
OP bei Fersensporn als letztes Mittel der Wahl
Eine Operation beim Fersensporn wird nur dann durchgeführt, wenn alle anderen Therapiemaßnahmen über einen Zeitraum von mindestens einem halben Jahr keinen Erfolg gezeigt haben, da die umfassenderen Eingriffe natürlich mit Risiken verbunden sein können.
Bei einem unteren Fersensporn wird im Rahmen der Operation die durch den Fersensporn hervorgerufene Spannung auf die Sehnen reduziert, indem ein Teil der Sehnen von der Sehnenplatte des Fußes abgetrennt wird. Es bestehen OP-Risiken wie Nervenschäden, Schädigungen von Muskel- und Sehnenansätzen und Infektionen. Der Eingriff erfolgt endoskopisch, das heißt spezielle OP-Werkzeuge und eine Kamera werden über kleinste Schnitte in den betroffenen Körperbereich eingebracht.
Beim hinteren Fersensporn wird ein Teil des Sporns operativ entfernt. Teils werden dann auch entzündete Sehnenteile oder Schleimbeutel in der Nähe der Achillessehne abgetragen. Auch hier sind Verletzungen von Nerven oder Muskeln möglich. Die OP erfolgt in der Regel offen, das heißt mittels größerer Hautschnitte und ohne Kamera.
Hausmittel – was hilft noch bei Fersensporn?
Auch Betroffene selbst können etwas tun, um die Beschwerden bei einem Fersensporn zu lindern:
- Nutzen Sie die lokale Kältetherapie. Dazu können Sie einfach Eis oder ein Kühlpack – eingewickelt in ein feuchtes Handtuch – für circa fünf Minuten auf die schmerzende Stelle auflegen.
- Schonen Sie sich bei akuten Schmerzen. Vermeiden Sie körperliche Belastung, insbesondere laufintensive Sportarten wie Joggen oder Fußball.
- Tragen Sie bequeme Schuhe (am besten mit gepolsterter Fersenkappe oder speziellen Einlagen mit Aussparung).
- Bei starken Beschwerden können entzündungshemmende Salben oder Schmerzmittel helfen. Halten Sie sich dabei an die Packungsbeilage und suchen Sie vor der längeren Anwendung ärztlichen Rat.
Übungen bei Fersensporn
Der*die behandelnde Arzt*Ärztin oder Physiotherapeut*in kann Ihnen passende Übungen an die Hand geben. Beispiele für solche Übungen finden Sie im Folgenden:
- Stellen Sie sich aufrecht hin, beide Füße stehen nebeneinander. Nehmen Sie dann ein Bein nach vorne in Schrittstellung und beugen Sie das Knie an. Das hintere Bein bleibt gestreckt und die Fußsohle auf dem Boden. Halten Sie diese Position für 15 Sekunden und wechseln Sie dann das Bein. Diese Übung lindert Spannungszustände im Fußgewölbe und der Achillessehne.
- Bei einem unteren Fersensporn hilft es, die Fußsohle im Stehen mittels eines Tennisballs oder einem ähnlichen Gegenstand mit leichtem Druck zu massieren.
Generell empfiehlt es sich, die Fußmuskulatur zu kräftigen und regelmäßig zu dehnen.
Was passiert, wenn man einen Fersensporn nicht behandelt?
Behandelt man einen Fersensporn nicht, kann es zu dauerhaften Beschwerden kommen. Nicht jeder Fersensporn verursacht Schmerzen. Ist dies aber der Fall, sollte man ärztlichen Rat suchen, um die passende Behandlung einzuleiten.