Ganglion am Handgelenk
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Ganglion: Überbein am Finger, Knie, Handgelenk & Co.

Von: Kathrin Mehner (Medizinredakteurin), Nadja Annerl (geb. Weber) (Medizinredakteurin), Jasmin Rauch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 12.06.2025

Unter einem Ganglion ist eine gutartige Geschwulstbildung zu verstehen, die im Bereich einer Gelenkkapsel auftritt. Typischerweise bildet sich eine mit Flüssigkeit gefüllte Zyste, die nach außen hin gut sicht- und tastbar ist. Besonders häufig tritt eine solche Gelenkzyste an der Hand oder den Fingern auf. Die elastischen Knötchen bereiten oft keinerlei Beschwerden, sie können jedoch auch mit Schmerzen oder einem Taubheitsgefühl einhergehen. Mehr zu Ursachen, Behandlung und OP bei einem Ganglion lesen Sie in diesem Artikel.

Ganglion oder Überbein?

Im Volksmund wird ein Ganglion häufig auch als Überbein bezeichnet. Der Fachbegriff "Ganglion" ist aber eindeutiger, da das Wort "Überbein" im allgemeinen Sprachgebrauch auch für sogenannte Exostosen verwendet wird.

Exostosen sind knöcherne Wucherungen an der Außenwand eines Knochens, die beispielsweise am Fuß, an den Knien oder den Handgelenken auftreten können. Auslöser sind entweder ständige Fehlbelastungen oder gutartige Tumoren der Knochen.

Ein Ganglion zählt dagegen zu den gutartigen Weichteiltumoren, wobei der Begriff Tumor zwar für viele zunächst beängstigend klingen mag, aber lediglich die Schwellung beschreibt, die durch die Gelenkzyste auftritt. Ein Ganglion entsteht besonders häufig an den Handgelenken oder den Fingern, seltener auch an den Knien oder den Füßen.

Von Ganglien sind in erster Linie jüngere Menschen zwischen 20 und 30 Jahren betroffen – Frauen etwa dreimal so häufig wie Männer.

Übrigens: Auch der Begriff Ganglion kann noch eine andere Bedeutung haben – gemeint ist dann eine Ansammlung von Nervenzellkörpern innerhalb eines Nervenstrangs.

Was sind die Ursachen für ein Ganglion?

Warum genau ein Ganglion entsteht, ist bislang nicht sicher geklärt. Vermutlich ist sowohl eine Spontanbildung (zum Beispiel als Folge einer akuten Entzündung oder Verletzung) als auch eine Entstehung durch chronische Reizzustände möglich. Durch die ständige Reizung des Gewebes kann es passieren, dass vermehrt Flüssigkeit in Gelenken oder Sehnenscheiden hergestellt wird. Dies ist beispielsweise bei Arthrose, Gicht oder immer wiederkehrenden, gleichförmigen Bewegungen der Fall.

Entsteht durch die erhöhte Flüssigkeitsproduktion ein Riss in der Gelenkkapsel oder in der Sehnenscheide, kann Flüssigkeit austreten und eine Zyste entstehen. Dabei handelt es sich um einen mit Flüssigkeit gefüllten Hohlraum, der über stielförmige Auswüchse mit der Gelenkkapsel oder der Sehnenscheide in Verbindung bleibt.

Symptome: So erkennen Sie ein Ganglion

Durch die Flüssigkeitsansammlung entsteht bei einem Ganglion in der Regel eine sichtbare Schwellung, die in Extremfällen die Größe einer Kirsche erreichen kann. Meist ist ein Ganglion jedoch etwas kleiner. Charakteristisch ist, dass es in Form eines prall gefüllten, elastischen Knötchens auftritt.

Häufig bereitet ein Ganglion keinerlei Beschwerden. Lediglich bei der Ausübung von Druck auf die Schwellung können Schmerzen entstehen.

Doch auch wenn die Zyste Druck auf Nerven oder Blutgefäße ausübt, kann es zu starken Schmerzen oder zu Taubheitsgefühlen und Kribbeln kommen, die oftmals bei Bewegung zunehmen. Mitunter strahlen die Schmerzen auch in das umliegende Gewebe aus – beispielsweise von der Hand in den Oberarm. Ebenfalls kann es, je nach Lage des Überbeins, zu einer eingeschränkten Beweglichkeit des betroffenen Körperteils kommen.

Bei kleinen, tiefliegenden Ganglien können auch nur Begleitsymptome, wie Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen, ohne eine sichtbare Schwellung auftreten. Man spricht dann auch von einem okkulten Ganglion.

Wo kann ein Ganglion auftreten?

Ein Ganglion kann prinzipiell überall dort auftreten, wo Gelenkkapseln oder Sehnenscheiden vorhanden sind. Dies ist beispielsweise an den Füßen, den Knien oder Händen der Fall. Gleichzeitig sind diese Bereiche des Körpers besonders häufig Reizungen ausgesetzt und/oder von Verletzungen oder Erkrankungen wie Arthrose oder Gicht betroffen, was die Entstehung eines Überbeins begünstigt. In seltenen Fällen kann sich ein Ganglion auch an der Schulter, am Rücken oder am Ellenbogen ausbilden.

Ganglion an der Hand oder den Fingern

Ein Ganglion entsteht besonders häufig an den Händen oder den Fingern. An der Hand kann es sowohl am Handrücken als auch an der Beugeseite des Handgelenks auftreten. An den Fingern können die Grund-, aber auch die Mittel- und Endglieder betroffen sein.

Am Handgelenk kann es vorkommen, dass das Ganglion als Beule nur sichtbar wird, wenn man das Gelenk beugt. Neben den Gelenkschmerzen kann auch eine verminderte Griffstärke der Hand ein Hinweis auf eine Gelenkzyste sein.

Ganglion am Knie

Ein Ganglion am Knie tritt immer im Bereich des Meniskus auf. Dabei handelt es sich um Faserknorpel, die als Stoßdämpfer zwischen Unter- und Oberschenkelknochen dienen. Meist liegt ein Ganglion am sogenannten Innenmeniskus, da dieser stärker als der Außenmeniskus mit der Kniegelenkkapsel verwachsen ist.

Ganglion am Fuß

Bildet sich eine Gelenkzyste an den Füßen, ist meist der Bereich des Sprunggelenks betroffen. In der Regel zeigt sich das Überbein am Fußrücken, in selteneren Fällen auch an der Fußunterseite. Aber auch im Bereich der Zehen und des Knöchels kann es zu einem Ganglion kommen.

Ganglion: Wie erfolgt die Diagnose?

Bemerken Sie eine Beule oder einen Knubbel am Handgelenk, Fuß oder einer anderen Körperstelle, die nach einigen Tagen nicht verschwindet, sollten Sie ärztlichen Rat suchen. Ein Ganglion lässt sich oft bereits anhand einer körperlichen Untersuchung diagnostizieren. Dazu nimmt der*die Arzt*Ärztin die Hautveränderung in Augenschein und tastet sie ab.

Zusätzlich wird oftmals ein sogenannter Transilluminationstest durchgeführt. Dabei wird die Schwellung mit einer Taschenlampe beleuchtet. Da ein Ganglion mit Flüssigkeit gefüllt ist, ist es lichtdurchlässig. Das wäre bei einem anderen Auslöser für die Ausstülpung, wie einem Lipom, einem bösartigen Tumor oder einer knöchernen Verwachsung, nicht der Fall.

Um andere Erkrankungen, wie beispielsweise einen bösartigen Tumor, auszuschließen, können zudem Verfahren wie eine Röntgen- oder eine Ultraschalluntersuchung sowie eine Magnetresonanztomografie (MRT) eingesetzt werden. Diese Methoden werden auch angewendet, wenn ein Ganglion weder sicht- noch ertastbar ist.

Konservative Behandlung bei einem Ganglion

Wie genau ein Ganglion behandelt wird, hängt häufig davon ab, ob Beschwerden vorliegen oder nicht. Bei keinen oder nur geringen Beschwerden wird meist abgewartet, ob sich die Gelenkzyste von selbst wieder zurückbildet. Dies kann jedoch bis zu einem Jahr dauern.

Um die Heilung zu beschleunigen, sollte das betroffene Gelenk geschont werden. Zur Ruhigstellung können Schienen oder Bandagen dienen. Darüber hinaus können abschwellende Salben zum Einsatz kommen.

Daneben sind folgende Therapiemaßnahmen möglich:

  • Physiotherapie: Dadurch kann beispielsweise die Stabilität des Handgelenkes gestärkt und die Beweglichkeit der betroffenen Körperstelle verbessert werden. Auch Fehlbelastungen, die zur Entstehung des Ganglions geführt haben können, werden so reduziert.
  • Massagen: Im Rahmen der Physiotherapie können auch Massagen angewendet werden, um die Flüssigkeit wieder zurück in das Gelenk oder die Sehnenscheide zu drücken.
  • Punktion: Das Ganglion wird mit einer dünnen Nadel punktiert und die Flüssigkeit abgesaugt. Anschließend wird Kortison in die betroffene Stelle gespritzt, um die entstandene Schwellung zu vermindern.

Die Therapie mit Nadelpunktion ist umstritten und wird heute nur noch selten angewendet. Zum einen wird die Ursache des Ganglions durch diese Behandlungsform nicht angegangen. Zum anderen ist die Rückfallquote sehr hoch – etwa die Hälfte aller punktierten Ganglien treten wieder auf.

OP bei einem Ganglion

Reicht eine konservative Therapie nicht aus, muss das Ganglion operativ entfernt werden. Eine OP ist vor allem auch dann notwendig, wenn die Gelenkzyste so starke Schmerzen bereitet, dass eine konservative Behandlung nicht infrage kommt.

Die operative Behandlung sollte durch spezialisierte Chirurg*innen durchgeführt werden, beispielsweise eine*n Handchirurgin*Handchirurgen. Bei der Operation wird versucht, das gesamte Ganglion zu entfernen. Dabei wird nicht nur die flüssigkeitsgefüllte Zyste beseitigt, sondern auch die Verbindung zur Gelenkkapsel oder zur Sehnenscheide verschlossen. In der Regel wird ein dazu ein Hautschnitt gemacht und das komplette Ganglion inklusive Stiel mit einem Skalpell entfernt (offene OP).

Ist das Überbein schwer zugänglich, kann auch eine Entfernung von innen (Arthroskopie oder Spiegelung) erfolgen. Diese Operationsmethode ist aber deutlich anspruchsvoller.

In etwa zehn Prozent aller Fälle tritt nach einem Eingriff zu einem späteren Zeitpunkt erneut ein Ganglion auf. Nach einer operativen Entfernung ist die Gefahr eines Rückfalls jedoch geringer als bei einer konservativen Behandlung.

Helfen Hausmittel bei einem Ganglion?

Löst das Ganglion keine Schmerzen aus, können Betroffene auch versuchen, den Rückgang des Überbeins mit Hausmitteln zu beschleunigen. Dazu gehören Umschläge mit Heilerde und die Anwendung von Arnika-Salbe.

Ob man ein Ganglion kühlen oder wärmen sollte, wird unterschiedlich bewertet. Häufig werden jedoch eher kühlende Umschläge empfohlen, da diese die Schwellung reduzieren können.

Generell gilt: Zur Anwendung von Hausmitteln bei Überbeinen gibt es keine wissenschaftlichen Untersuchungen. Testen Sie also vorsichtig, was Ihnen guttut und holen Sie sich im Zweifelsfall ärztlichen Rat.

Was passiert, wenn man ein Ganglion nicht entfernt?

Sofern ein Ganglion keine Beschwerden verursacht, muss es nicht unbedingt entfernt werden. Im Normalfall wächst es auch nicht immer weiter, sondern nimmt maximal die Größe einer Kirsche an. Wie bereits erwähnt, bilden sich Ganglien nach einiger Zeit auch oftmals von selbst zurück.

Viele Betroffene empfinden die Geschwulst aber optisch als störend. Gerade am Fuß kann es zudem auch an Schuh oder Socken reiben und so unangenehm sein. Im Zweifelsfall sollte man ärztlichen Rat suchen und abklären, ob die Entfernung des Ganglions empfehlenswert ist.

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