Blasenentzündung durch Kälte – mehr als ein Mythos?
Nicht nur Atemwegsinfekte treten im Winter häufiger auf. Auch das Risiko für Harnwegsinfekte wie eine Blasenentzündung (Zystitis) ist erhöht. Besonders Menschen, die zu Blasenentzündungen neigen, kennen es vermutlich: Man saß am Abend einige Minuten draußen auf einer kalten Bank und am nächsten Tag brennt es beim Wasserlassen. Gibt es da einen Zusammenhang oder ist eine Blasenentzündung durch Kälte ein Mythos? Und falls nein, wie kann man einer solchen Infektion vorbeugen? Diese Fragen beantwortet folgender Artikel.
Kann man eine Blasenentzündung durch Kälte bekommen?
Um eine Blasenentzündung zu bekommen, müssen Keime über die Harnröhre in die Blase gelangen und sich dort vermehren. In den allermeisten Fällen wird eine solche Harnwegsinfektion von Bakterien verursacht. In der Regel handelt es sich dabei um das Bakterium Escherichia coli aus dem Darmtrakt.
Bestimmte Faktoren begünstigen die Entstehung einer Blasenentzündung. Einer davon ist Kälte. Der Grund: Kühlt der Beckenbereich aus, ziehen sich die Blutgefäße zusammen und die Durchblutung in der Körperregion – inklusive der Blase – wird verringert. Dadurch ist auch der Stoffwechsel verlangsamt und Immunzellen gelangen schwerer in die Blase. Als Folge davon kommt es zu einer lokalen Immunschwäche. Bakterien können sich leichter vermehren und eine Entzündung hervorrufen. Kälte kann also tatsächlich eine Blasenentzündung verursachen und es handelt sich dabei nicht um einen Mythos.
Das Risiko einer verkühlten Blase ist besonders erhöht, wenn man sich im Winter draußen auf kalte Böden und Untergründe, wie Bänke, Steinmauern oder Ähnliches, setzt. Aber auch Nässe kann zu einer Unterkühlung führen – selbst im Sommer. Nach einem Aufenthalt im Wasser sollten Menschen, die zu Infektionen der Harnwege neigen, daher die nassen Badesachen am besten direkt gegen trockene Kleidung tauschen.
Nicht nur die Blase selbst, auch die Füße sollten warm und trocken gehalten werden. Kalte Füße begünstigen ebenfalls die Entstehung einer Blasenentzündung, wie kleinere Studien bereits zeigen konnten. Auch hier scheint eine verminderte Durchblutung ursächlich zu sein, die sich dann negativ auf andere Körperregionen auswirkt.
Ein Harnwegsinfekt entwickelt sich meistens recht schnell. Erste Beschwerden, wie häufiger Harndrang und Schmerzen beim Wasserlassen, treten oft schon nach 24 Stunden auf. So kann es auch bei einer durch Kälte verursachten Blasenentzündung schnell zu Symptomen kommen.
Menschen, die zu Blasenproblemen durch Kälte neigen, sollten Risikofaktoren, wie das Sitzen auf einem kalten Boden, generell vermeiden. Denn einen genauen Zeitraum, wie lange dies ohne Folgen möglich ist, kann man nicht benennen. Mitunter können wenige Minuten ausreichen.
Blasenentzündung durch Kälte vorbeugen
Neben allgemeinen vorbeugenden Maßnahmen, darunter ausreichend trinken, die richtige Intimhygiene und Wasserlassen nach dem Geschlechtsverkehr, helfen diese Tipps gezielt, um einer Unterkühlung der Blase vorzubeugen:
- Ziehen Sie sich bei niedrigen Temperaturen warm genug an. Pullover und Jacke sollten über die Hüfte reichen, damit diese nicht auskühlt. Ebenso wichtig sind warme Socken und Schuhe.
- Setzen Sie sich im Winter nicht auf kalte, harte Untergründe. Wenn Sie draußen sitzen möchten, legen Sie sich ein weiches Kissen oder eine wärmende Decke auf die Sitzfläche.
- Wechseln Sie nasse Badekleidung möglichst direkt nach dem Schwimmen.
- Bevorzugen Sie Unterwäsche aus Naturmaterialien wie Baumwolle. Kunstfasern begünstigen ein feucht-warmes Klima, in dem sich Bakterien besser vermehren können.
Was tun bei einer Blasenentzündung durch Unterkühlung?
Die Behandlung einer Blasenentzündung ist unabhängig davon, ob sie durch Kälte ausgelöst wurde oder nicht. Viel trinken (idealerweise stilles Wasser und spezielle Blasen- und Nieren-Tees), eine Wärmflasche und körperliche Schonung helfen bei der Genesung. Vorübergehend können auch schmerzlindernde und entzündungshemmende Wirkstoffe (am besten Ibuprofen) eingenommen werden.
Grundsätzlich empfiehlt sich bei den Symptomen einer Blasenentzündung jedoch ein Besuch in der hausärztlichen oder gynäkologischen Praxis. Denn häufig, wenn auch nicht immer, ist eine Therapie mit einem Antibiotikum angezeigt. Spätestens jedoch, wenn sich die Beschwerden nach drei Tagen nicht bessern, Blut im Urin erkennbar ist oder Sie sich krank fühlen und Fieber bekommen, ist eine ärztliche Behandlung unbedingt notwendig.