Schilddrüsenentzündung: Symptome & Behandlung bei Thyreoiditis
Entzündungen gehören zu den eher selteneren Krankheiten der Schilddrüse. Hinter dem medizinischen Fachbegriff der "Thyreoiditis" verbirgt sich eine Gruppe verschiedener Krankheitsbilder mit unterschiedlichen Ursachen und Beschwerden. Informieren Sie sich in folgendem Artikel über die verschiedenen Formen einer Schilddrüsenentzündung, welche Symptome sie jeweils auslösen und wie die Behandlung erfolgt.
Schilddrüsenentzündung: Ursachen und Formen
Eine Schilddrüsenentzündung kann akut, subakut oder chronisch auftreten. Dahinter stecken jeweils unterschiedliche Ursachen. Im Folgenden erklären wir, was sich hinter diesen Begriffen verbirgt und welche Auslöser es für die verschiedenen Formen gibt.
Akute Schilddrüsenentzündung
Eine akute Schilddrüsenentzündung ist sehr selten und wird meistens durch Bakterien verursacht, die sich über die Blutbahn oder Lymphwege ausgebreitet haben. Seltener entwickelt sich diese Form durch andere Erreger wie Pilze oder als Folge einer Bestrahlung oder Verletzung, beispielsweise durch äußere Gewalteinwirkung oder eine Operation.
Meistens geht der akuten Thyreoiditis eine bakterielle Infektion nahegelegener Bereiche voraus, wie zum Beispiel eine Mandelentzündung, eine Rachenentzündung, eine Ohrentzündung oder eine Ohrspeicheldrüsenentzündung.
Subakute Schilddrüsenentzündung
Subakut bedeutet mäßig schnell oder relativ plötzlich auftretend. Sie stellt eine Art Zwischenstufe zwischen einer akuten und chronischen Erkrankung dar. Eine subakute Thyreoiditis wird nochmals in Untergruppen eingeteilt, wovon die subakute Schilddrüsenentzündung de Quervain die häufigste ist. Auslöser sind hierbei vermutlich Viren, da die Erkrankung meistens nach Infektionen mit zum Beispiel Mumps-, Grippe- oder Adenoviren auftritt.
Darüber hinaus gibt es die postpartale Thyreoiditis, also eine Schilddrüsenentzündung nach der Schwangerschaft, die innerhalb eines Jahres nach der Entbindung auftritt. Sie verläuft meist ebenfalls subakut, kann jedoch auch chronisch werden.
Warum einige Menschen diese Arten der Thyreoiditis entwickeln, ist noch nicht abschließend geklärt. Vermutet wird eine genetische Veranlagung, die zu einer verstärkten Immunantwort führt.
Chronische Schilddrüsenentzündung
Die chronische Schilddrüsenentzündung ist die häufigste Form einer Thyreoiditis. Meistens ist eine Autoimmunerkrankung ursächlich, bei der das Immunsystem fälschlicherweise Antikörper gegen körpereigenes Gewebe produziert. Deshalb nennt man die chronische Thyreoiditis auch Autoimmunthyreoiditis.
Häufigster Auslöser für eine chronische Entzündung der Schilddrüse ist die Erkrankung Hashimoto-Thyreoiditis (kurz Hashimoto), aber auch Morbus Basedow kann eine solche Entzündung verursachen.
Ebenfalls autoimmun bedingt ist die seltene Riedel-Thyreoiditis. Dabei kommt es zu einem fibrotischen Umbau von Schilddrüsengewebe. Das bedeutet, das Bindegewebe vermehrt und verhärtet sich. Typwischerweise wird dabei auch eine Struma (auch Kropf genannt) ausgebildet.
Schilddrüsenentzündung: Symptome bei Thyreoiditis
Die Beschwerden und Symptome variieren je nach Form der Schilddrüsenentzündung. Frauen sind zwar häufiger von einer Thyreoiditis betroffen, die Symptome einer Schilddrüsenentzündung unterscheiden sich bei Frauen und Männern jedoch nicht.
Symptome einer akuten Thyreoiditis
Bei der akuten Schilddrüsenentzündung kommt es meist nach einer fiebrigen Infektion im Hals-, Nasen- oder Ohrenbereich zu einem erneuten Fieberanstieg mit Schweißausbrüchen, Herzrasen und einer recht schnell zunehmenden Schwellung der Schilddrüse, die sehr druckschmerzhaft ist.
Die Schmerzen können bis in das Ohr und die Kieferregion ausstrahlen, während sich die Schwellung häufig auf den Bereich der Schilddrüse beschränkt. Die Haut über dieser ist gerötet. Betroffene leiden an einem allgemeinen, starken Krankheitsgefühl und haben Schluckbeschwerden.
Symptome einer subakuten Schilddrüsenentzündung
Die Beschwerden bei der subakuten Thyreoiditis können von fehlenden oder sehr leichten Symptomen bis hin zu schweren Verläufen ähnlich der akuten Thyreoiditis reichen. Typisch ist der akute Druckschmerz, der auch ausstrahlen kann. Die Schilddrüse ist nur mäßig vergrößert. Häufig kommt es zu Beginn der Erkrankung zu einer vorübergehenden, leichten Schilddrüsenüberfunktion, die sich unter anderem durch eine Gewichtsabnahme, vermehrtes Schwitzen oder innere Unruhe zeigen kann.
Symptome bei chronischer Schilddrüsenentzündung
Die chronischen Formen einer Schilddrüsenentzündung gehen oft mit einer schmerzlosen Vergrößerung (Struma) der Schilddrüse einher. Gerade zu Beginn haben die Betroffenen häufig keine Beschwerden, weshalb die Krankheit selten in der Frühphase erkannt wird.
Später kann es (insbesondere beim Riedel-Struma) zum Druck auf Atemwege und Halsgefäße kommen. Wenn das Gewebe durch den fortschreitenden Entzündungsprozess zerstört ist, resultiert daraus eine Schilddrüsenunterfunktion mit entsprechenden Symptomen wie beispielsweise Gewichtszunahme, Erschöpfung oder Frieren. Bei einigen Erkrankten kann zunächst auch eine Schilddrüsenüberfunktion auftreten, bevor es zu einer Unterfunktion kommt.
Wie wird die Diagnose Schilddrüsenentzündung gestellt?
Zunächst wird der*die Arzt*Ärztin die Krankengeschichte und die Symptome erfragen (Anamnese). Je nach vermuteter Ursache können dann verschiedene Untersuchungen der Schilddrüse erfolgen:
- Abtasten der Schilddrüse, um Größe und Beschaffenheit abzuschätzen.
- Bei einem Ultraschall (Sonografie) der Schilddrüse kann eine genaue Beurteilung von deren Größe und Struktur erfolgen. Auch Knoten und Entzündungen können erkannt werden.
- Blutuntersuchungen sind wichtig, um eine subakute oder chronische Entzündung zu erkennen. Je nach vermuteter Erkrankung wird der Hormonstatus der Schilddrüsenhormone bestimmt sowie untersucht, ob sich bestimmte Antikörper gegen die Schilddrüse oder Entzündungszeichen im Blut feststellen lassen.
- Bei einer Szintigrafie wird dem*der Patienten*Patientin eine radioaktiv markierte Substanz in eine Vene gespritzt. Die Anreicherung der Substanz in der Schilddrüse wird durch ein spezielles bildgebendes Verfahren dargestellt und gibt Hinweise auf Funktion, Struktur und Stoffwechselaktivität. Dadurch sind unter anderem Rückschlüsse auf eine mögliche Über- oder Unterfunktion möglich.
- Bei unklaren Befunden kann zusätzlich eine kleine Gewebeprobe entnommen und im Labor untersucht werden (Biopsie).
Behandlung und Verlauf einer Schilddrüsenentzündung
Wie eine Schilddrüsenentzündung behandelt wird und wie sie verläuft, hängt ebenfalls von der zugrundeliegenden Ursache und der Form ab.
Da eine akute Entzündung der Schilddrüse meistens bakteriell bedingt ist, werden in diesem Fall Antibiotika und gegebenenfalls entzündungs- und schmerzhemmende Mittel verordnet. Kühlende Umschläge wirken schmerzlindernd und Bettruhe unterstützt die Genesung. Ist eine Strahlentherapie ursächlich, kann Kortison helfen, die dadurch ausgelöste Entzündung zu bekämpfen. Die akute Form heilt mit der richtigen Behandlung innerhalb weniger Wochen vollständig aus.
Für die subakute Thyreoiditis gibt es keine ursächliche Therapie und eine Behandlung ist nicht unbedingt notwendig. In mindestens 80 Prozent aller Fälle heilt die subakute Form innerhalb von drei bis sechs Monaten von allein ohne Folgeschäden aus. Gegen die Beschwerden können dennoch Medikamente wie Schmerzmittel und Entzündungshemmer sowie Kortison verabreicht werden. Solange die Entzündung besteht, erfolgen regelmäßige ärztliche Kontrollen, um den Verlauf zu überwachen.
Eine chronische Thyreoiditis bleibt häufig ein Leben lang bestehen. Da Hashimoto die häufigste Ursache darstellt und diese Erkrankung mit einer Schilddrüsenunterfunktion einhergeht, ist die Einnahme des Schilddrüsenhormons Thyroxin erforderlich. Das selten auftretende Riedel-Struma kann manchmal mit Kortison erfolgreich behandelt werden. Andernfalls – zum Beispiel, wenn durch die vergrößerte Schilddrüse die Atmung behindert wird – kann eine Operation erforderlich sein, bei der im schlimmsten Fall die Schilddrüse komplett entfernt werden muss. Auch dann muss lebenslang Thyroxin eingenommen werden.