Sushi und Algensalat als Jodquelle bei Schilddrüsenunterfunktion
© IMAGO/imagebroker

Ernährung bei Schilddrüsenunterfunktion: Das sollten Sie beachten!

Von: Dr. med. Lisa Rosch (Ärztin), Jasmin Rauch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 23.06.2025

Zwischen einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) und der Art der Ernährung gibt es einen Zusammenhang. Viele Menschen wissen, dass ein Jodmangel eine Unterfunktion der Schilddrüse bedingen kann. Doch auch weitere Faktoren können eine Hypothyreose bedingen. Mehr dazu und welche Ernährungstipps man bei einer diagnostizierten Schilddrüsenunterfunktion beachten sollte, lesen Sie im Folgenden.

Jod: Mangel als Auslöser für eine Schilddrüsenunterfunktion

Die Schilddrüse produziert zwei Hormone: das Thyroxin (T4) und das Trijodthyronin (T3). Über diese Botenstoffe steuert das Organ den Stoffwechsel sehr vieler Organe. Dadurch haben die Hormone unter anderem Auswirkung auf:

  • den Wärmehaushalt
  • die Gewichtszunahme oder -abnahme
  • die Darmfunktion
  • die Gehirntätigkeit und das psychische Wohlbefinden
  • den Knochenstoffwechsel
  • die Herzfrequenz
  • den Cholesterinspiegel
  • bei Kindern das Wachstum

Für die Herstellung des T4 und des T3 benötigt die Schilddrüse das Spurenelement Jod. Spurenelemente müssen dem Körper mit der Nahrung in geringen Mengen zugeführt werden.

Fehlt der Schilddrüse Jod, kann sie nicht ausreichend Hormone herstellen und eine Unterfunktion kann auf Dauer die Folge sein. Um das auszugleichen, vermehrt sich das Schilddrüsengewebe und ein Kropf (Struma) entsteht. Man spricht dann von einer Jodmangelstruma.

Insgesamt ist die Jodmangelstruma heutzutage aber eher selten. Häufigere Ursachen für eine Schilddrüsenunterfunktion sind Entzündungen und Autoimmunerkrankungen sowie eine Unterfunktion nach einer Schilddrüsenoperation oder -bestrahlung.

Wann muss Jod extra zugeführt werden?

Sofern ein Jodmangel nachgewiesen ist, sollte bei einer Unterfunktion der Schilddrüse auf eine ausreichende Jodzufuhr geachtet werden. Die Empfehlung beträgt täglich 100 bis 180 µg (Mikrogramm) für Kinder (je nach Alter gelten leicht unterschiedliche Werte) und 180 bis 200 µg für Jugendliche ab 13 Jahren sowie Erwachsene.

Ein Sonderfall sind Schwangerschaft und Stillzeit, wo ein erhöhter Bedarf von 230 µg beziehungsweise 260 µg besteht.

Jodtabletten können einen Mangel oder einen erhöhten Bedarf, der nicht über die Nahrung gedeckt werden kann, ausgleichen. Jod als Nahrungsergänzung sollte jedoch nur nach ärztlicher Absprache eingenommen werden.

Selen für eine gesunde Schilddrüse

Ein weiteres Spurenelement, das wichtig für die Funktion der Schilddrüse ist, ist Selen. Fehlt Selen, kann unter anderem das Schilddrüsenhormon Thyroxin nicht in Trijodthyronin umgewandelt werden.

Bei einer ausgewogenen Ernährung ist eine zusätzliche Zufuhr von Selen in Form einer Nahrungsergänzung aber in der Regel nicht nötig. Lediglich wenn ein Mangel an dem Spurenelement diagnostiziert wurde oder in bestimmten Fällen, zum Beispiel beim Vorliegen einer Hashimoto-Thyreoiditis, kann die Einnahme nach ärztlicher Rücksprache sinnvoll sein.

Weitere wichtige Mineralstoffe, Vitamine und Fettsäuren

Auch die ausreichende Zufuhr von Eisen ist wichtig, damit die gesunde Funktion der Schilddrüse erhalten bleibt. Denn Eisen ist ein zentraler Bestandteil des Enzyms Thyreoperoxidase, welches wiederum für die Bildung von T3 und T4 benötigt wird. Bei Personen mit Schilddrüsenunterfunktion liegt in etwa 60 Prozent der Fälle ein Eisenmangel vor.

Ist die Unterfunktion durch Autoimmunerkrankungen bedingt, sollte die ausreichende Aufnahme von Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren sichergestellt werden. Beide wirken sich positiv auf fehlgeleitete Immunreaktionen aus. Wer an einer Hypothyreose leidet, sollte also darauf achten, über Sonnenlicht genug Vitamin D aufzunehmen und häufiger zu Lebensmitteln mit hohem Gehalt an Omega-3-Fettsäuren, wie Lachs, Walnüssen oder Leinöl, greifen.

Besondere Ernährung bei Hashimoto

Jod sollte nicht bei jeder Form der Unterfunktion extra zugeführt werden. Bei der sogenannten Hashimoto-Thyreoiditis, einer autoimmun bedingten Entzündung der Schilddrüse, die auf Dauer zu einer Unterfunktion des Organs führt, kann zu viel Jod das Krankheitsbild sogar verschlechtern. Betroffenen wird deshalb empfohlen, Jod zu vermeiden und beispielsweise kein Jodsalz zu sich zu nehmen. Gänzlich auf jodhaltige Lebensmittel zu verzichten, ist aber in den meisten Fällen nicht nötig.

Neben Selen könnte die zusätzliche Einnahme von Vitamin D laut ersten Studien gegebenenfalls zu einer Verbesserung der Symptome bei Hashimoto-Thyreoiditis beitragen. Es sollte aber in jedem Fall mit einem*einer Arzt*Ärztin über die richtige Ernährung bei der Schilddrüsenerkrankung gesprochen und nicht ohne ärztliche Rücksprache Vitamin D oder Selen zusätzlich eingenommen werden.

Auch haben viele Betroffene mit einer Gewichtszunahme zu kämpfen, sodass eine gesunde und nachhaltige Umstellung der Ernährung hilfreich sein kann.

Was sollte man bei einer Schilddrüsenunterfunktion nicht essen?

Generell gibt es Lebensmittel, die bei einer Schilddrüsenunterfunktion zu einer Verschlechterung der Symptome beitragen können.

Dazu gehören sogenannte goitrogene Lebensmittel. Dies sind Nahrungsmittel, die den Jod-Stoffwechsel und somit die Bildung von Schilddrüsenhormonen beeinflussen. So können sie die Vergrößerung der Schilddrüse und damit die Entstehung eines Kropfs (englisch "goiter") begünstigen. Goitrogene Lebensmittel sind unter anderem solche mit Glykosiden (zum Beispiel Kohl, Radieschen, Senf, Mandeln, Mais), Disulfiden (wie Knoblauch und Zwiebeln) sowie Polyphenolen (beispielsweise Paprika, Brokkoli oder Rote Bete).

Leiden Sie an einer vergrößerten Schilddrüse oder nehmen Sie bereits Schilddrüsenhormontabletten ein, sollten Sie diese Nahrungsmittel weder roh noch in großen Mengen zu sich nehmen. Kocht man die genannten Lebensmittel, wird die goitrogene Wirkung herabgesetzt.

Daneben stehen auch verschiedene Inhaltsstoffe von Soja und Sojaprodukten im Verdacht, die Produktion von Schilddrüsenhormonen und/oder deren Transport im Körper beeinflussen zu können. Bisher gibt es jedoch nur wenige Studien mit geringen Teilnehmerzahlen, die diesen Effekt untersucht haben. Ein eindeutiger Beweis für diese Wirkung fehlt also derzeit. Möchte man auf Nummer sicher gehen, sollte man bei einer Schilddrüsenunterfunktion den Verzehr von Soja und Sojaprodukten reduzieren.

Welche Lebensmittel wirken sich auf L-Thyroxin aus?

Zur Behandlung einer Hypothyreose wird oftmals Levothyroxin (L-Thyroxin) in Form von Tabletten eingenommen. Dieser Wirkstoff ist identisch mit dem körpereigenen Hormon T4 und wird nach der Einnahme in das wirksamere T3 umgewandelt.

Verschiedene Lebensmittel können die Aufnahme von L-Thyroxin behindern. Dazu gehören Nahrungsmittel mit einem hohen Gehalt an Calcium, wie Milch, Joghurt, Quark und andere Milchprodukte. Zwischen der Einnahme von calciumreichen Produkten und dem Medikament sollte deshalb mindestens ein Abstand von zwei Stunden liegen.

Auch koffeinhaltige Getränke sowie Mineralwasser mit hohem Calcium-, Eisen- oder Magnesiumgehalt stören die Verwertung von Levothyroxin. Es empfiehlt sich deshalb, das Mittel mit Leitungswasser einzunehmen.

Zudem ist beim Verzehr besonders ballaststoffreicher Lebensmittel, wie Haferflocken, Weizenkleie, Hülsenfrüchten oder rohem Gemüse, kurz vor oder nach der Einnahme von L-Thyroxin Vorsicht geboten, denn Ballaststoffe können ebenfalls die Aufnahme des Wirkstoffes im Darm erschweren.

Die genannten Wechselwirkungen gelten natürlich nicht nur für Lebensmittel, sondern auch für entsprechende Nahrungsergänzungsmittel, wie Calcium- oder Eisenpräparate.

Generell gilt: Müssen Sie L-Thyroxin einnehmen, besprechen Sie Besonderheiten in Ihrer Ernährung mit Ihrem*Ihrer behandelnden Arzt*Ärztin oder mit dem pharmazeutischen Fachpersonal in der Apotheke.

Gewichtszunahme – wie gesund abnehmen?

Eine der möglichen Folgen einer Schilddrüsenunterfunktion ist eine leichte bis mäßige Gewichtszunahme. Eine passende Einstellung mit Medikamenten hilft häufig dabei, dieses Symptom auszugleichen, sodass Betroffene wieder an Gewicht verlieren. Dies ist aber nicht immer der Fall.

Dann gilt: Eine professionelle Ernährungsberatung kann helfen, überschüssige Pfunde auf gesunde Art und Weise loszuwerden und gleichzeitig die Besonderheiten in der Ernährung zu beachten, die mit der Einnahme von L-Thyroxin und einer Hypothyreose an sich einhergehen. Eine strikte Diät ist nicht zu empfehlen, um den Körper nicht zusätzlich zu belasten und Mangelzustände zu vermeiden.

Ernährungstipps zum Erhalt einer gesunden Schilddrüsenfunktion

Im Allgemeinen sollte man stets auf eine ausgewogene Ernährung achten. Wichtig für die Bildung von Schilddrüsenhormonen sind besonders die Spurenelemente Jod und Selen.

Jodreiche Nahrungsmittel sind vor allem Seefische wie Schellfisch, Scholle, Seelachs und Kabeljau. Auch Meeresfrüchte, Meeresalgen, Brokkoli und Cashews enthalten nennenswerte Mengen des Spurenelements. Ein ideales Gericht ist also zum Beispiel Sushi.

Selen findet sich in größeren Mengen in Schweinefleisch, Fisch, Nüssen und Innereien (Leber und Niere). Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung ist eine tägliche Aufnahme von 60 bis 70 µg für Erwachsene empfehlenswert.

Passend zum Thema
Ärzte zeigt Modell einer Schilddrüse zur Erklärung einer Schilddrüsenunterfunktion
Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose): Symptome und Behandlung
Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose): Symptome und Behandlung
Darstellung der Schilddrüse
Die Schilddrüse: Symptome & Therapie häufiger Erkrankungen
Die Schilddrüse: Symptome & Therapie häufiger Erkrankungen
Schilddrüsenuntersuchung bei Frau mit Hashimoto-Thyreoiditis
Hashimoto-Thyreoiditis: Symptome, Ernährung und Behandlung
Hashimoto-Thyreoiditis: Symptome, Ernährung und Behandlung
Anatomisches Bild einer Entzündung der Schilddrüse
Schilddrüsenentzündung: Symptome & Behandlung bei Thyreoiditis
Schilddrüsenentzündung: Symptome & Behandlung bei Thyreoiditis
Struma (Kropf) am Hals einer Frau
Struma (Kropf): Symptome & Behandlung bei vergrößerter Schilddrüse
Struma (Kropf): Symptome & Behandlung bei vergrößerter Schilddrüse
Lebensmittel mit viel Jod
Jod und Jodmangel
Jod und Jodmangel
L-Thyroxin in Tablettenform
L-Thyroxin (Levothyroxin): Nebenwirkungen, Einnahme & Dosierung
L-Thyroxin (Levothyroxin): Nebenwirkungen, Einnahme & Dosierung