Chronische Pankreatitis

Unter einer Pankreatitis versteht man die chronische Entzündung der Bauchspeicheldrüse. Es gibt akute und chronische Formen der Bauchspeicheldrüsenentzündung. Im Folgenden stellen wir Ihnen die Besonderheiten der chronischen Pankreatitis vor.
Definition: Was ist eine chronische Pankreatitis?
Die chronische Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) wird definiert als chronische Erkrankung der Bauchspeicheldrüse, die immer weiter fortschreitet, bis es zum Ausfall der exokrinen Funktion (Produktion von Verdauungsenzymen) und später auch der endokrinen Drüsenfunktion (Produktion von Hormonen) kommt.
Betroffen sind vor allem Männer zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr.
Ursachen der chronischen Pankreatitis
In den westlichen Ländern ist die häufigste Ursache einer chronischen Pankreatitis der Alkoholmissbrauch. Man nimmt an, dass der Konsum von mehr als 80 Gramm Alkohol pro Tag beim Mann, mehr als 40 Gramm bei der Frau, nach vier bis acht Jahren zu irreparablen Schäden führt.
Die genauen Zusammenhänge sind noch nicht detailliert bekannt. Man weiß, dass Alkohol in zahlreiche Mechanismen im Körper eingreift und so auch zur Schädigung der Bauchspeicheldrüse führt. Entsprechend der Grunderkrankung hat die Entzündung häufig chronischen Charakter, obgleich schon ein einziger Alkoholexzess zur Auslösung einer (akuten) Pankreatitis ausreicht.
Seltene Ursachen sind:
- Arterienverkalkung
- Missbildungen
- Gallenwegserkrankungen
- Störungen im Hormon- und Fettstoffwechsel
- Verletzungen
- Verstopfung des Pankreasganges
Häufig bleibt die Ursache einer chronischen Pankreatitis aber auch unbekannt.
Chronische Pankreatitis: typische Symptome
Die chronische Pankreatitis äußert sich in dumpfen, zum Teil aber auch schneidenden Schmerzen im Oberbauch, die zunächst gelegentlich auftreten und durch Essen oder Alkohol ausgelöst werden können. Die Schmerzen können bis in den Rücken ausstrahlen.
Später dauern die Schmerzen über Tage oder sogar Wochen an. Die Betroffenen kauern sich zusammen, weil sich die Schmerzen so bessern. Es gibt auch schmerzlose Formen (fünf Prozent der Fälle). Völlegefühl, Übelkeit, Brechreiz und Blähungen können auftreten.
Im Verlauf der chronischen Pankreatitis entwickeln sich Verdauungsstörungen. Allerdings zeigen sich diese erst dann, wenn das Pankreas bereits nur noch zehn bis 20 Prozent seiner normalen exokrinen Leistung liefert. Es kommt zu fettigen Stuhlgängen, das Stuhlgewicht steigt. Gewichtsabnahme und Gelbsucht sind ebenfalls möglich.
So erfolgt die Diagnose bei chronischer Pankreatitis
Zur Diagnosestellung gehört die klinische Untersuchung, in der sich ein Druckschmerz im Ober- und Mittelbauch findet. Das Körpergewicht in Bezug auf die Körpergröße kann vermindert sein.
Erhöhungen von Pankreasenzymen sind nicht beweisend für eine chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung. Sie weisen lediglich auf eine Entzündung hin (siehe auch akute Pankreatitis) oder darauf, dass Sekret zurückbehalten wird (beispielsweise in Zysten).
Bei fortgeschrittener Erkrankung entwickelt sich eine Steatorrhoe (auch bekannt als Fettstuhl oder Pankreasstuhl) und das Stuhlgewicht steigt auf über 300 Gramm pro Tag.
Unterschiedliche Diagnoseverfahren
Zur Diagnose einer chronischen Pankreatitis kommen unterschiedliche Verfahren zur Anwendung:
- Im Ultraschall lassen sich der Umriss der Bauchspeicheldrüse untersuchen und Verkalkungen feststellen.
- In einer Röntgenaufnahme sind eventuell vorhandene Verkalkungen ebenfalls zu erkennen. Verkalkungen finden sich bei 70 Prozent der Betroffenen.
- Weitere Einzelheiten (Ausmaß der Gewebezerstörung, Blutungen) werden mit Computertomographie dargestellt.
- In einem ERCP (eine endoskopische Untersuchung) lassen sich die Gänge des Pankreas sowie die Gallenwege darstellen und eventuelle Einengungen erkennen. Einengungen können eventuell während der Untersuchung endoskopisch erweitert und Gallensteine entfernt werden.
- Mit einem Cholangiogramm werden (mithilfe eines Kontrastmittels) Einengungen des Gallenganges oder Stauungen desselben sichtbar.
- Zum Ausschluss eines Pankreaskarzinoms wird gegebenenfalls eine Biopsie unter Ultraschall oder eine chirurgische Eröffnung des Bauchraumes durchgeführt.
- Neben den bildgebenden Verfahren spielen Tests zur Messung der Funktionstüchtigkeit des Pankreas eine wichtige Rolle: Hierbei wird die Ausscheidung bestimmter Enzyme mit dem Stuhl gemessen. Die Ausscheidung von Chymotrypsin sinkt unter 5 Einheiten pro Gramm Stuhl.
- Im sogenannten Pankreolauryltest wird eine fluoreszierende Substanz verabreicht. Diese Substanz wird normalerweise durch Pankreasenzyme, so genannte Esterasen, aufgespalten. Da bei Vorliegen eine chronischen Pankreatitis weniger Enzyme vorhanden sind, findet diese Spaltung in geringerem Umfang statt. Indem man misst, wie viel Fluoreszein mit dem Urin über 24 Stunden ausgeschieden wird, lässt sich das Ausmaß der Funktionseinschränkung bestimmen.
- Der empfindlichste Test aber ist der Sekretin-Pankreozymin-Test: Nachdem die Bauchspeicheldrüse angeregt wurde, entnimmt man mithilfe einer Sonde Sekret aus dem Duodenum. In diesem Sekret werden dann Bikarbonat und die Pankreasenzyme gemessen. Mit diesem Test ist eine Funktionseinschränkung schon früh feststellbar.
Verlauf bei einer chronischen Entzündung der Bauchspeicheldrüse
Im Verlauf der Krankheit fällt zunächst die exokrine Funktion des Pankreas aus, wodurch es zu Verdauungsproblemen kommt. Später entwickelt sich durch die Störung der endokrinen Funktion eine Zuckerkrankheit.
Die chronische Pankreatitis ist eine fortschreitende Erkrankung. Meist schließt sich an ein beschwerdefreies Stadium (circa fünf Jahre) ein Stadium mit akuten Entzündungen an, das nach weiteren fünf Jahren zu Störungen in der exokrinen und endokrinen Funktion führt.
Die Lebenserwartung der Patienten ist vermindert und die Prognose ist schlecht, wenn weiterhin Alkohol getrunken wird.
Mögliche Komplikationen
In circa 50 Prozent der Fälle bilden sich Zysten. Erreichen die Zysten eine Größe über 5 cm, müssen sie operativ entfernt werden. Es besteht dann nämlich die Möglichkeit, dass sie platzen, ihr Inhalt frei wird und die darin enthaltenen Enzyme Blutgefäße angreifen. Es kann so zu schweren Blutungen kommen.
Als weitere Komplikation kann es zu Verengungen des nahe gelegenen Zwölffingerdarms kommen (Stenose). Bei einer solchen Verengung des Gallenganges kann ein Ikterus (Gelbsucht) hinzukommen. Auch eine Thrombose der Milzvene mit Vergrößerung der Milz ist möglich.
Pankreaskarzinome scheinen bei Menschen mit chronischer Pankreatitis etwas häufiger vor zu kommen. Schübe einer akuten Pankreatitis treten vor allem in der ersten Phase der Erkrankung auf.
Behandlung chronischer Pankreatitis
Die konservative Behandlung besteht in folgenden Maßnahmen:
- Absolutes Alkoholverbot.
- Ernährungsumstellung auf kalorienreiche, aber fettarme Ernährung, das heißt viele Kohlenhydrate und Proteine.
- Bei Diabetes wird Insulin verabreicht.
Eine Operation kann notwendig werden, wenn Komplikationen eingetreten sind oder anhaltende Schmerzen bestehen. Im Rahmen einer Operation werden eventuell Teile des Pankreas entfernt oder zusätzliche Abflüsse für das Pankreassekret in den Darm angelegt. Zysten werden entfernt oder können auch unter Ultraschallkontrolle punktiert werden.
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