Streptokokken (Illustration der Bakterien)
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Streptokokken: Symptome & Behandlung der ansteckenden Infektion

Von: Henrik Janke (Student der Humanmedizin)
Letzte Aktualisierung: 24.04.2023 - 13:51 Uhr

Streptokokken sind eine Gruppe von Bakterien, von denen einige Arten verschiedene Krankheiten verursachen können. Dazu gehören beispielsweise leichte Infektionen im Ohr, Hals oder in den Weichteilen (zum Beispiel Fettgewebe und Muskeln), aber auch schwere Erkrankungen wie Lungenentzündung (Pneumonie), Hirnhautentzündung (Meningitis) und Entzündungen am Herzen. Des Weiteren ist es möglich, dass durch von den Bakterien produzierte Toxine (Giftstoffe) Erkrankungen wie Scharlach entstehen können. Ist man mit Streptokokken infiziert, sollte umgehend eine ärztliche Therapie eingeleitet werden. Ohne Behandlung kann es zu Komplikationen wie dem rheumatischen Fieber kommen. Was sind Streptokokken genau, wie ansteckend sind sie, welche Symptome treten bei einer Infektion mit Streptokokken auf und wie behandelt man diese? Das und mehr lesen Sie hier.

Was sind Streptokokken?

Streptokokken sind Mikroorganismen aus der Gattung der Bakterien. Der Name bezieht sich auf die Form und Anordnung der Bakterien unter dem Mikroskop. Sie sind kugelig rund (kókkos) und in Ketten (streptós) angeordnet. Zudem sind sie unbeweglich und können keine gefährlichen Sporen produzieren. Streptokokken gehören wie die Bakteriengattung der Staphylokokken zur Gruppe der grampositiven Bakterien. Das bedeutet, sie lassen sich mikroskopisch speziell anfärben.

Es gibt viele verschiedene Arten von Streptokokken, die hauptsächlich als Teil der normalen Bakterienbesiedlung auf der Haut und den Schleimhäuten, insbesondere im Mundraum, vorkommen. Die meisten Vertreter sind ungefährlich. Nur wenige Arten von Streptokokken sind für den Menschen schädlich, allerdings können diese teils schwerwiegende Krankheiten verursachen.

Einteilung: Welche Arten von Streptokokken gibt es?

Streptokokken können auf vielfältige Art und Weise eingeteilt werden. Zunächst werden die Streptokokken im Labor nach ihrer Fähigkeit unterschieden, rote Blutkörperchen (Erythrozyten) aufzulösen. Diesen Vorgang bezeichnet man als Hämolyse, man spricht dann auch von hämolysierenden Streptokokken. Zu den Alpha-hämolysierenden Streptokokken, die das Hämoglobin (also den roten Blutfarbstoff) reduzieren, zählen unter anderem Pneumokokken (Streptococcus pneumoniae), die eine Lungenentzündung oder eine Mittelohrentzündung verursachen können.

Streptokokken, die Erythrozyten komplett auflösen können, heißen Beta-hämolysierende Streptokokken. Einige wichtige Vertreter davon sind:

  • Streptokokken der Gruppe A (A-Streptokokken): Der Hauptvertreter Streptococcus pyogenes verursacht vor allem Racheninfektionen wie Angina (Mandelentzündung) und Scharlach.
  • Streptokokken der Gruppe B (B-Streptokokken): Der Hauptvertreter Streptococcus agalactiae verursacht vor allem die Neugeborenenmeningitis, also eine Hirnhautentzündung bei Babys.
  • Streptokokken der Gruppe D (D-Streptokokken): Diese befinden sich im Magen-Darm-Trakt und werden auch als Enterokokken bezeichnet.

Übertragung: Sind Streptokokken ansteckend?

Krankheitserregende Streptokokken sind ansteckend. Das sollte man über die Übertragung wissen:

  • Streptokokken werden über Schmierinfektionen, also direkten Kontakt zu mit dem Bakterium verunreinigten Flächen oder Körperteilen (etwa den Händen), sowie durch Tröpfcheninfektionen übertragen. Letzteres geschieht beispielsweise durch Husten oder Niesen.
  • Die Inkubationszeit einer Streptokokken-Infektion beträgt bis zu drei Tage, in selten Fällen bis zu einer Woche.
  • Wie lange man ansteckend ist, hängt davon ab, ob eine Therapie erfolgt: Ohne Behandlung bleibt die betroffene Person bis zu drei Wochen übertragungsfähig. Mit einer antibiotischen Therapie endet die Ansteckungsfähigkeit nach 24 Stunden.
  • Vor einer Ansteckung schützen kann man sich durch eine gute Körper- und Händehygiene. Außerdem sollte man infizierten Personen mit Maske (Mund-Nasen-Schutz) begegnen.
  • Daneben empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) eine Impfung gegen Pneumokokken für Kleinkinder und Menschen über 60 Jahren, um eine potenziell gefährliche Lungenentzündung zu verhindern.
  • Auch in der Schwangerschaft kommt dem Thema eine besondere Bedeutung zu: Jede dritte Schwangere trägt, ohne Symptome zu haben, Streptokokken B in Darm oder Scheide. Bei der Geburt können die Erreger auf das Baby übergehen und schwerste Infektionen auslösen. Um das zu verhindern, empfiehlt sich ein Abstrich zum Test auf Streptokokken B in der 35. bis 37. Schwangerschaftswoche. Im Falle eines positiven Befunds erfolgt eine entsprechende Behandlung.

Wie bekommt man eine Streptokokken-Infektion?

Streptokokken besiedeln die Haut von Menschen sowie Tieren und kommen auch in der Umwelt vor. Ein Kontakt kann auch bei entsprechenden Hygienemaßnahmen nicht immer verhindert werden. Dabei wird das Bakterium über Körperöffnungen wie den Mund aufgenommen und gelangt so in den Körper, um sich beispielsweise in Lunge oder Darm anzusiedeln.

Normalerweise schützt uns unser Immunsystem vor einem Ausbruch der Infektion. Besonders Menschen mit einer geschwächten Erregerabwehr sind daher betroffen. Das sind vor allem Kleinkinder, Menschen über 60 Jahren oder Personen, bei denen das Immunsystem aufgrund von Medikamenten oder Vorerkrankungen beeinträchtigt ist.

Symptome: Wie äußert sich eine Streptokokken-Infektion?

Die Symptome einer Infektion mit Streptokokken sind sehr vielfältig und richten sich nach dem entsprechenden Krankheitsbild:

  • Allgemein zeigen Patient*innen ein ausgeprägtes Schwächegefühl, fühlen sich nicht leistungsfähig und haben eventuell Fieber sowie geschwollene Lymphknoten.
  • Betroffene von Infektionen des Rachens oder der Atemwege mit Streptokokken A oder Pneumokokken beklagen sich über Halsschmerzen, Fieber, Schüttelfrost, Schnupfen sowie Husten bis hin zu ernsthaften Atembeschwerden im Rahmen einer Lungenentzündung.
  • Eine Rachenentzündung mit Streptokokken kann außerdem zum Scharlach führen. Die Erkrankung tritt meist bei Kindern im Kindergarten- und Grundschulalter auf, ist aber auch bei Erwachsenen möglich. Typisch hierfür ist ein feurig-roter Hautausschlag, der am ganzen Körper auftritt. Ein weiteres Symptom ist eine eitrig-gerötete Zunge, auch Himbeerzunge genannt.
  • Infektionen mit Streptokokken B können eine Meningitis verursachen. Erkrankte klagen über Kopfschmerzen und Sehstörungen, welche sich vor allem durch Lichtreize auslösen lassen. Schwindel und ein steifer Nacken sind ebenfalls typisch.
  • Streptokokken D (Enterokokken) verursachen Magen-Darm-Beschwerden. Diese können sich als Übelkeit, Durchfall oder Erbrechen zeigen.
  • Daneben können die Bakterien durch kleine Hautverletzungen in den Körper gelangen und dann Hautinfektionen auslösen. Diese können sich als eitrige Entzündungen mit Rötungen, Schwellungen und Schmerzen zeigen.

Diagnostik: Welche Tests gibt es?

Bei Fieber und körperlicher Abgeschlagenheit ohne erkennbare Ursache ist ein Arztbesuch ratsam. Dort kann nach einem Arztgespräch, in dem die Beschwerden erfragt werden (Anamnese) und einer körperlichen Untersuchung die Verdachtsdiagnose der bakteriellen Infektion gestellt werden.

Nachgewiesen werden die Streptokokken durch einen Rachenabstrich im Hals oder eine Stuhlprobe. Anhand dieser Proben kann der Erreger im Labor nachgewiesen werden und eine gezielte Therapie erfolgen. Auch ist es möglich, mittels Schnelltests das Ergebnis sofort zu erfahren.

Behandlung: Was passiert, wenn man Streptokokken hat?

Streptokokken-Infektionen sind in den meisten Fällen durch Antibiotika sehr gut behandelbar. Die Erreger sind als grampositive Bakterien empfindlich gegenüber Penicillinen wie zum Beispiel Amoxicillin.

Darüber hinaus kann man mit einer symptomatischen Therapie die Beschwerden verringern. Im Vordergrund stehen dabei fiebersenkende und schmerzlindernde Medikamente wie Ibuprofen oder Novaminsulfon. Bei Magen-Darm-Beschwerden können Antiemetika gegen Übelkeit oder Medikamente gegen Durchfall eingenommen werden. Bei Husten und Atembeschwerden sind dagegen schleimlösende und schleimhautabschwellende Medikamente hilfreich.

Auch Hausmittel wie Ingwer oder Salbei können genutzt werden, beispielsweise um Halsschmerzen zu lindern. Bei Fieber kann man Wadenwickel und kalte Kompressen verwenden.

Zusätzlich lässt sich die Heilung beschleunigen, indem man sich schont und keine schwere körperliche Arbeit verrichtet. Auch auf Sport sollte während der akuten Erkrankung gänzlich verzichtet werden.

Verlauf: Was ist an Streptokokken gefährlich?

Durch eine schnelle Antibiotika-Therapie lässt sich eine Infektion mit Streptokokken meist sehr gut behandeln. Für Menschen, die bei guter Gesundheit sind und ein intaktes Immunsystem haben, stellt eine Infektion meist keine Gefahr dar. Immungeschwächte Personen, alte Menschen und Kleinkinder haben ein erhöhtes Risiko für eine schwerwiegendere Infektion.

Eine gefürchtete Komplikation ist das rheumatische Fieber. Diese Krankheit kann aus einer Infektion des Rachens hervorgehen. Hierbei handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, die zu Entzündungen an zahlreichen Organen wie Haut und Herz oder den Gelenken führen kann. Besonders schlecht für die Prognose der Erkrankten sind bleibende Herzschäden infolge der Krankheit. Auch eine Blutvergiftung (Sepsis) ist eine mögliche, wenn auch sehr seltene Komplikation einer Infektion mit Streptokokken.

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