Ärztin untersucht Frau mit Bauchschmerzen
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Bauchschmerzen als Symptom: mögliche Ursachen

Von: Nathalie Blanck (Ärztin und Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 22.06.2016 - 15:26 Uhr

Kein anderes Symptom kann auf so verschiedene Krankheiten hinweisen wie der Bauchschmerz. Ob Gallenbeschwerden, Stress, Magen-Darm-Infekt, Herzinfarkt, Nieren- oder Wirbelsäulenprobleme oder andere Beschwerden des Rückens – Bauchschmerzen sind äußerst vielfältig und bedürfen einer sorgfältigen Abklärung. Jeder hatte schon mal Bauchschmerzen und weiß aus eigener Erfahrung, dass sich selbst Bauchkrämpfe jedes Mal anders anfühlen können. Um die Ursache für den Bauchschmerz herauszufinden, muss man wissen, wie Bauchschmerzen entstehen und genau nach Ort und Art des Schmerzes fahnden.

Arten von Bauchschmerzen unterscheiden

Zu Bauchschmerzen kommt es, wenn schmerzleitende Nervenbahnen Reize zum Gehirn leiten. Je nach Art der gereizten Nervenbahnen werden somatische und viszerale Schmerzen unterschieden.

Somatische Bauchschmerzen

Somatischer Schmerz entsteht, wenn Nerven, die die Bauchwand, das äußere Bauchfell oder den Bereich hinter den Baucheingeweiden (das Retroperitoneum) versorgen, gereizt werden. Dieser Schmerz ist eher

  • "hell",
  • brennend,
  • schneidend,
  • gleichmäßig intensiv und
  • lokalisierbar.

Somatischer Schmerz tritt oft bei einer akuten Blinddarm- oder Gallenblasenentzündung (die Entzündung reizt das äußere Bauchfell), bei Nierenkoliken oder Wirbelsäulenproblemen auf.

Bei somatischen Schmerzen wird die betroffene Person sich eher hinlegen wollen, die Beine leicht anziehen, also eine Schonhaltung einnehmen, da jede Bewegung den Schmerz verstärkt. Oft ist die Bauchdecke angespannt und jede Berührung des Bauches schmerzhaft.

Viszerale Bauchschmerzen

Viszeraler Schmerz ist im Vergleich zu somatischem Schmerz

  • dumpf,
  • bohrend,
  • krampfartig,
  • eher diffus,
  • nicht genau einem bestimmten Ort zuzuordnen und
  • entsteht, wenn Nerven, die in der Organhaut, dem inneren Anteil des Bauchfells, verlaufen, gereizt werden.

Viszeraler Schmerz ist häufig bei Magen-Darm-Infekten, bei chronischen Entzündungen der Gallenblase oder Bauchspeicheldrüse, aber auch bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten, z.B. auf Gluten, Laktose oder Fruchtzucker.

Bei viszeralem Schmerz ist das Verhalten umgekehrt zum Verhalten bei somatischen Bauchschmerzen: Ruhe verstärkt die Schmerzen, Umhergehen und massierende Bauchbewegungen sind schmerzlindernd. Da beim viszeralen Schmerz das vegetative Nervensystem aktiviert wird, begleiten den Schmerz vegetative, also nicht beeinflussbare Symptome wie Übelkeit, Schwitzen, Unruhe oder Erbrechen.

Krankheiten als Ursache von Bauchschmerzen

Die vielen Nervenverschaltungen im Bauchraum und der angrenzenden Organe führen dazu, dass nicht nur Schmerzen der eigentlichen Bauchorgane wie Magen, Darm, Gallenblase, Bauchspeicheldrüse oder weibliche Geschlechtsorgane im Bauchraum lokalisiert werden, sondern auch Erkrankungen, die an den Bauch angrenzen und somit in den Bauch ausstrahlen. So können Bauchschmerzen beispielsweise auch vom Rücken kommen.

Die Lokalisation der Bauchschmerzen kann helfen, die Ursache einzugrenzen:

  • Oberhalb des Zwerchfells, das die natürliche Grenze zwischen Bauch- und Brustraum darstellt, können z.B. ein Herzinfarkt, eine Brustfellentzündung oder eine Speiseröhrenentzündung mit Sodbrennen zu Bauchschmerzen im Oberbauch führen.
  • Im Ober- und Mittelbauch können sich auch Schmerzen, die eigentlich von der Wirbelsäule oder zum Beispiel einer Verspannung der Rückenmuskulatur ausgehen, manifestieren.
  • Seitlich am Bauch sind Schmerzen häufig, die von den Nieren ausgehen.
  • Bei Schmerzen im Mittel- und Unterbauch muss bei älteren Menschen außer an Darm-, Eierstock- oder Gebärmutterbeschwerden auch an eine Aortenaussackung (Aneurysma) gedacht werden.

Auch Schmerzen, die von den Bauchorganen ausgehen, müssen genau untersucht werden, da zwar oft eine Eingrenzung des schmerzenden Bereichs möglich ist, durch die enge Lagebeziehung der Organe zueinander aber eine eindeutige Zuweisung zu einem bestimmten Organ misslingt. So können Schmerzen im Oberbauch nämlich sowohl von Gallenblase oder -wegen, dem Magen oder dem Dünndarm als auch von der Bauchspeicheldrüse oder dem Dickdarm ausgehen. Ohne weitere Untersuchungsmethoden ist eine Diagnose nicht möglich.

Diagnostik: Wie lassen sich die Ursachen für Bauchschmerzen bestimmen?

Mit einer sorgfältigen Tastuntersuchung kann der Schmerz oft eingegrenzt werden. Mit bestimmten Handgriffen lässt sich z.B. bei der akuten Blinddarmentzündung der Schmerz verstärken.

Daneben gibt eine gründliche Anamnese Aufschluss darüber, von welchem Organ der Schmerz höchstwahrscheinlich ausgeht. So treten einige Schmerzen in Abhängigkeit von der Nahrungsaufnahme auf - bei Gallenbeschwerden kommen Schmerzen nach der Essensaufnahme vor, bei einem Magengeschwür sind die Schmerzen oft in nüchternem Zustand schlimmer. Auch die Art der Nahrung kann Hinweise geben: Schmerzen nach fettreichen Mahlzeiten lassen auf Probleme mit Galle oder Bauchspeicheldrüse schließen.

Das Stuhlverhalten, z.B. Durchfall, Verstopfung, Stuhlfarbe, ist ebenfalls hilfreich, eine Stuhluntersuchung auf Blut oder Infektionserreger kann z.B. einen Darmtumor oder eine Magen-Darm-Infektion ausschließen.

Alter und Vorgeschichte entscheidend

Eine wichtige Rolle spielt auch das Alter des Betroffenen. Während bei Kindern Bauchschmerzen ein sehr häufiges und unspezifisches Symptom selbst für einen grippalen Infekt oder Kopfschmerzen sein können, müssen bei älteren Patienten andere Erkrankungen ausgeschlossen werden:

  • bei jemandem mit bekannter Herz-Kreislauf-Erkrankung z.B. ein Herzinfarkt oder ein Aortenaneurysma,
  • bei Patienten, bei denen ein "empfindlicher" Magen bekannt ist, vielleicht eine Nahrungsmittelintoleranz, da sich diese im Laufe des Lebens verschlimmern kann,
  • bei Menschen mittleren Alters mit neu auftretenden häufigen Bauchschmerzen auch ein Darmtumor.

Bauchschmerzen: weitere Untersuchungen

Diese ersten Ergebnisse werden den Arzt veranlassen, weitere Untersuchungen durchzuführen. Mit einer Blutuntersuchung kann geklärt werden, ob eine Entzündung im Körper vorliegt und ob z.B. Leber, Gallenblase oder Bauchspeicheldrüse in den Krankheitsprozess involviert sind, mit der Urinuntersuchung werden Niere und ableitende Harnwege überprüft. Im Ultraschall sind Veränderungen der Leber, der Gallenblase und -wege, der Bauchspeicheldrüse und der Nieren zu sehen. Selbst manche Darmerkrankungen können mit den heutigen Ultraschallgeräten aufgespürt werden.

Mit Röntgenbildern und vor allem der endoskopischen Magen- oder Darmspiegelung kommt man Krankheiten im Bauchinnenraum auf die Spur. Bei Verdacht auf eine gynäkologische Erkrankung werden die inneren Geschlechtsorgane abgetastet und mit Ultraschall untersucht. Bei Verdacht auf eine Herzerkrankung helfen meist ein EKG und eine Ultraschalluntersuchung des Herzen weiter.

Wenn der Schmerz weder durch Handgriffe auslösbar ist noch in einem Zusammenhang mit der Nahrungsaufnahme steht, kann eine Muskelverspannung oder Wirbelsäulenproblematik mit funktionellen Bewegungsübungen abgeklärt werden. Lässt sich mit allen Methoden keine organische Ursache für die Bauchschmerzen finden, kann ein Reizdarmsyndrom vorliegen.

Wann zum Arzt? 4 Alarmzeichen bei Bauchschmerzen

Nicht mit jeden Bauchschmerzen muss man sofort einen Arzt aufsuchen – allerdings gibt es einige Alarmzeichen, die Sie beachten sollten:

  1. Die Bauchschmerzen halten an oder verschlimmern sich und sind mit den üblichen Hausmitteln nicht zu lindern - das kann auf eine akute Entzündung von z.B. Blinddarm oder Gallenblase hindeuten.
  2. Die Bauchschmerzen werden von heftiger Übelkeit, von Erbrechen und Fieber begleitet. Sie fühlen sich schwach und die Schmerzen werden von einer Mitreaktion des Kreislaufs wie kaltschweißiger Haut, erhöhtem Herzschlag oder Schwindelgefühlen begleitet - diese Begleitsymptomatik spricht für ein ernstzunehmendes Geschehen, wie z.B. ein akutes Abdomen eine Bauchspeicheldrüsenentzündung oder einen Blinddarmdurchbruch.
  3. Bei Ihnen ist bisher keine Erkrankung, die mit Bauchschmerzen einhergeht, bekannt. Die Schmerzen treten immer wieder auf. Lassen Sie abklären, ob Sie vielleicht eine Nahrungsmittelintoleranz, Porphyrie oder Gallengrieß entwickelt haben, auch kleine Darmausstülpungen (Divertikel) oder ein Darmtumor können Bauchschmerzen verursachen.
  4. Achten Sie auch auf Ihr Stuhlverhalten - bei veränderter Stuhlgangfrequenz oder -farbe gehen Sie mit einem Arztbesuch auf Nummer Sicher.

Was kann man gegen Bauchschmerzen tun?

Bauchschmerzen sind immer ein Symptom und keine Krankheit, d.h., neben schmerzlindernden Maßnahmen sollte bei anhaltenden oder wiederkehrenden Beschwerden immer nach der Ursache gefahndet werden. Manchmal hilft bereits eine Wärmflasche, ein magenberuhigender Tee, ein Tag Zwieback oder gar keine Nahrung, andere Menschen schwören auf Bewegung, pflanzliche Enzyme leicht bekömmliches oder besonders scharf gewürztes Essen - probieren Sie aus, was für Sie geeignet ist.