Frau mit Burning-Mouth-Syndrom
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Burning-Mouth-Syndrom – wenn Mund & Zunge kribbeln

Von: Jasmin Rauch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 23.09.2022 - 14:23 Uhr

Hinter Schmerzen, Brennen, Kribbeln und einem wunden Gefühl im Mund und an der Zunge kann das sogenannte Burning-Mouth-Syndrom stecken. Häufig kommt die Störung als begleitendes Symptom bei chronischen Erkrankungen vor, sie kann aber auch unabhängig davon auftreten. Besonders oft sind Frauen im mittleren oder höheren Lebensalter betroffen. Was ist das Burning-Mouth-Syndrom, welche Symptome treten dabei auf und wie kann man die Störung behandeln?

Was ist das Burning-Mouth-Syndrom?

Beim Burning-Mouth-Syndrom (BMS) kommt es zu Missempfindungen am Gaumen, an der Zunge und an der Innenseite der Unterlippe. Diese treten nicht nur sporadisch auf, sondern machen sich täglich über mehrere Stunden bemerkbar. "Burning Mouth" bedeutet dabei auf Deutsch "brennender Mund".

Zahlreiche Erkrankungen können die Entstehung eines Burning-Mouths begünstigen, in einigen Fällen kann aber auch kein Auslöser für die Beschwerden gefunden werden. Dann spricht man von einer somatoformen Störung, also einem Symptom, für das keine körperliche Ursache gefunden werden kann.

Weitere Bezeichnungen für das Burning-Mouth-Syndrom sind Zungenbrennen, Stomatodynie, Glossalgie oder Glossodynie.

Symptome beim Burning-Mouth-Syndrom

Das Burning-Mouth-Syndrom verursacht bei Betroffenen unangenehme Beschwerden, die meist in den vorderen beiden Dritteln der Zunge, im vorderen Teil des Gaumens und auf der Innenseite der Unterlippe auftreten. Sie beginnen nicht selten am Morgen und werden über den Tag immer stärker.

Folgende Symptome sind für ein Burning-Mouth-Syndrom typisch:

Lediglich in Ausnahmefällen sind der Mundboden, der hintere Teil des Gaumens und das Zahnfleisch von Symptomen betroffen.

Zunge kribbelt, Mund brennt: zahlreiche Ursachen möglich

Die möglichen Ursachen für ein Burning-Mouth-Syndrom sind äußerst vielfältig. Auch wenn bisweilen gar kein körperlicher Auslöser gefunden werden kann, gibt es sehr viele Erkrankungen, bei denen ein brennender Mund als Begleitbeschwerde auftritt. Dabei können lokale Erkrankungen (also Krankheiten im Mundraum) dahinterstecken, oder allgemeine Erkrankungen, die den ganzen Organismus betreffen.

Grundsätzlich kann ein Burning-Mouth als Begleitsymptom von Erkrankungen aus folgenden Bereichen auftreten:

  • zahnmedizinische Erkrankungen, beispielsweise Dysfunktionen der Zunge wie Zungenpressen, Erkrankungen der Zähne
  • Unverträglichkeiten gegenüber Dentalmaterialien
  • Erkrankungen im Mundraum, wie unter anderem Aphthen, Pilzinfektionen, Herpes simplex
  • Stoffwechselstörungen, vor allem Diabetes mellitus
  • bakterielle Infektionen, beispielsweise ausgelöst durch Brucellen
  • Erkrankungen im Magen-Darm-Bereich (wie Colitis ulcerosa oder Reflux) sowie der Leber
  • Erkrankungen der Schleimhäute, wie erosiver Lichen ruber planus oder Sklerodermie
  • Blutarmut (Anämie, zum Beispiel pernizöse Anämie)
  • Vitamin-B12-Mangel (Möller-Hunter-Glossitis) oder andere Nährstoffmängel, wie Mangel an Vitamin A oder Eisenmangel
  • Neoplasmen, also Neubildung von Körpergewebe, beispielsweise bei einem Bronchialkarzinom
  • Erkrankungen der Blutgefäße, wie Arteriosklerose oder ein Myokardinfarkt
  • psychische Störungen, beispielsweise Depressionen oder Schizophrenie

Darüber hinaus wird ein Östrogenmangel als möglicher Auslöser vermutet, was auch das gehäufte Auftreten des Burning-Mouth-Syndroms in den Wechseljahren erklären könnte. Wissenschaftlich belegt ist dieser Zusammenhang bisher nicht.

Auch als Nebenwirkung von Arzneimitteln kann es zu einem trockenen und dadurch auch brennenden Mund kommen. Beispiele sind Glukokortikoide (bei der Langzeiteinnahme), Penicillin, Zytostatika oder Tetrazykline.

Eine Krankheit, die bei typischen Beschwerden eines Burning-Mouths zugrunde liegen kann, ist zudem das Sjögren-Syndrom. Bei der Autoimmunerkrankung kommt es zur Schädigung von Schleimhautdrüsen im ganzen Körper, unter anderem auch von Speicheldrüsen.

Insgesamt gibt es noch viele weitere mögliche Ursachen für ein Burning-Mouth-Syndrom.

Burning-Mouth-Syndrom: Diagnose

Die Vielfalt der möglichen Ursachen hat zur Folge, dass die Diagnostik und Behandlung eines Burning-Mouth-Syndroms keine rein zahnmedizinischen Aufgaben sind. Stattdessen muss die Abklärung des Krankheitsbildes meist interdisziplinär erfolgen. Dies erfordert üblicherweise eine Zusammenarbeit von Fachleuten aus den Bereichen der Zahnmedizin, inneren Medizin, Gynäkologie, Hals-Nasen- Ohrenheilkunde sowie der Psychologie und Psychosomatik.

Zu Beginn steht das Arzt-Patienten-Gespräch (Anamnese), in dem der*die Arzt*Ärztin die Begleitumstände der Beschwerden erfragt – also beispielsweise, wann genau diese auftreten, wie lange sie schon bestehen, ob Medikamente eingenommen werden und ob es Kenntnis über andere Erkrankungen gibt.

Die Diagnose Burning-Mouth-Syndrom erfolgt in der Regel über ganz unterschiedliche Tests, da insbesondere die zugrundeliegende Erkrankung ermittelt und behandelt werden muss. Dies können Blutuntersuchungen sein, Gewebeproben aus der Mundschleimhaut oder Allergietests.

Können keine begleitenden Krankheiten, zahnmedizinischen Auslöser oder Unverträglichkeiten gefunden werden, erfolgt die Diagnose des Burning-Mouth-Syndroms als eigenständige, somatoforme Störung.

Behandlung des Burning-Mouth-Syndroms

Entsprechend den zahlreichen möglichen Ursachen ist eine Therapie des Burning-Mouth-Syndroms oft sehr schwierig. Durch die vielfältigen Auslöser gibt es auch keine einheitlichen Richtlinien dazu, wie Menschen mit einem Burning-Mouth-Syndrom behandelt werden sollten. Häufig kommen deshalb verschiedene Medikamente probeweise zum Einsatz, um die vorliegenden Symptome zu lindern. Arzneimittel, die beispielsweise eingesetzt werden können, sind Schmerzmittel, Mundspülungen mit Capsaicin oder Antiepileptika. Resultiert das Burning-Mouth-Syndrom aus einem trockenen Mund, können Speichelersatzpräparte verschrieben werden.

Generell kann eine psychotherapeutische Unterstützung sehr hilfreich sein. Da je nach Auslöser die Suche nach einer lindernden Therapie recht langwierig sein kann und viele Betroffene sich infolge der andauernden Beschwerden sozial immer mehr zurückziehen, hilft die psychologische Begleitung dabei, mit den Beschwerden besser umzugehen. Häufig wird dazu eine gezielte Verhaltenstherapie eingesetzt.

In einigen Fällen stecken auch psychische Belastungen hinter dem Mund- und Zungenbrennen, sodass dann eine Psychotherapie gleichzeitig dabei helfen kann, die Auslöser zu beseitigen.

Daneben können einige Hausmittel und Verhaltensweisen dazu beitragen, die Beschwerden beim Burning-Mouth-Syndrom zu lindern:

  1. Bei Mundtrockenheit sollte auf die Ausnahme von ausreichend Flüssigkeit geachtet werden. Auch das Kauen von Kaugummi oder das Lutschen von Bonbons kann den Speichelfluss anregen.
  2. Lauwarmer Salbeitee wirkt beruhigend und entzündungshemmend.
  3. Das Lutschen von Eiswürfeln beruhigt ebenfalls den irritierten Mund und kühlt.
  4. Wird eine Zahnprothese getragen, sollte diese nachts herausgenommen werden.
  5. Reizende Stoffe, wie Alkohol, Zigarettenrauch und bestimmte Gewürze und Kräuter, wie Zimt und scharfe Pfefferminze, sollte man meiden.
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