Mann mit Panikattacke im Aufzug
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Panikattacke: Wie erkennt man die Symptome und was tun?

Von: Miriam Kunz (Ärztin)
Letzte Aktualisierung: 08.09.2022 - 11:26 Uhr

Eine Panikattacke ist für die Betroffenen meist ein sehr unangenehmes Erlebnis. Gerade, weil sie oft ohne Grund und ohne ersichtlichen Auslöser auftritt, kann sie die Betroffenen im Alltag gravierend einschränken. Daher ist eine therapeutische Begleitung bei wiederholten Attacken ratsam. An welchen Symptomen kann man eine Panikattacke erkennen, was tun im Ernstfall und wann liegt eine Panikstörung vor? Wissenswertes zum Thema Panik und Tipps zur Soforthilfe finden Sie hier.

Was ist eine Panikattacke?

Eine Panikattacke zeigt sich durch das plötzliche Auftreten einer heftigen psychischen und körperlichen Alarmreaktion, die bis zur Todesangst gehen kann, ohne dass eine objektive Gefahr besteht. Die Psyche und die unbewusste körperliche Reaktion gaukeln den Betroffenen dabei oft eine Situation von großer Lebensgefahr vor, was die ursprüngliche Angstreaktion noch verstärkt. Es entsteht ein Teufelskreis.

In sehr stark abgeschwächter Form kennen die meisten Menschen dieses Phänomen zum Beispiel beim Halten eines Vortrags vor vielen Menschen: Adrenalin rauscht durch das Blutsystem, Puls und Blutdruck steigen, der Herzschlag wird deutlich spürbar, der Mund wird trocken, man beginnt zu schwitzen, die Muskeln spannen sich an und die Konzentration nimmt ab.

Auch hierbei wird das evolutionär angelegte Angstprogramm geweckt: Der Körper bereitet sich auf die scheinbar bevorstehende körperliche Leistung im Kampf ums Überleben vor ("fight or flight"-Reaktion, also Kampf-oder-Flucht-Reaktion). Während dieser einprogrammierte Mechanismus im Angesicht eines Raubtiers nützlich sein mag, macht er uns allerdings beim Sprechen vor vielen Menschen oder in anderen stressigen Situationen oft das Leben schwer.

Was ist eine Panikstörung?

Panikstörungen sind eine Form der Angsterkrankung. Panikattacken können in Panikstörungen übergehen, wenn sie wiederholt auftreten und die Betroffenen entweder von einer ständigen Angst vor weiteren Panikattacken begleitet werden, oder ein Vermeidungsverhalten aufgrund der Panikattacken auftritt ("Angst vor der Angst"). Dies kann zum Beispiel bedeuten, dass man nicht mehr das Haus verlässt, da man befürchtet, von einer unvorhergesehenen Situation außerhalb der geschützten Umgebung könnte eine Panikattacke ausgelöst werden (Agoraphobie).

Symptome erkennen: Wie äußert sich eine Panikattacke?

Ein weiterer Leidensgrund für die Betroffenen einer Panikattacke ist häufig die Tatsache, dass die Anzeichen nicht als solche erkannt werden und die Personen gar nicht wissen, was mit ihnen geschieht. Viele haben in der Situation Angst, eine Erkrankung oder ein Herzinfarkt könnte hinter den Symptomen stecken. Woran kann man eine Panikattacke erkennen?

Eine Panikattacke kann sich durch unterschiedliche Symptome und Charakteristika äußern, die nicht alle zusammen auftreten müssen. Typische Anzeichen sind:

Wichtig: Obwohl Panikattacken das Gefühl erzeugen, man schwebe in Lebensgefahr, sind sie in der Regel ungefährlich, wenn auch extrem unangenehm.

Panikattacke: Symptome danach

Die Symptome danach sind unter anderem Müdigkeit und Erschöpfung. Dies liegt vor allem daran, dass der Körper und die Psyche während der Attacke hochaktiv sind, als würde man einen Marathon laufen. Im Einzelnen gibt es verschiedene Nachwirkungen, die häufig auftreten:

  • das Gefühl, neben sich zu stehen, nicht man selbst zu sein
  • Müdigkeit und Erschöpfung (körperlich und psychisch)
  • Angst, dass "etwas passieren könnte", sogenannte frei flottierende Angst (Angst ohne konkreten, erkennbaren Auslöser), hierbei können Panikattacken in eine Panikstörung oder Angststörung übergehen

Panik ist dabei ein heftiges, akutes Gefühl der Gefahr, während Angst ein andauerndes, latentes Gefühl der Bedrohung darstellt.

Wie lange dauert eine Panikattacke?

Normalerweise dauert eine Panikattacke etwa zehn Minuten bis zu einer halben Stunde. In der Regel flauen die Symptome von allein wieder ab, nachdem ein Maximum erreicht wurde. Dies kann man als eine natürliche Ermüdungsreaktion wie bei sportlicher Aktivität sehen.

In sehr seltenen Fällen können die Symptome länger andauern, dabei allerdings in abgeschwächter Form. Man kann es sich so vorstellen, dass man bei moderater sportlicher Anstrengung – wie beispielsweise beim Joggen – länger durchhält als beim Sprinten. Die Dauer der Panikattacke kann hierbei auch bis zu mehreren Stunden betragen, selten auch den ganzen Tag. Da die Symptome hierbei nicht so ausgeprägt sind, spricht man auch von einer stillen Panikattacke. Es ist auch möglich, nachts durch eine Panikattacke aus dem Schlaf gerissen zu werden.

Ursachen: Was löst eine Panikattacke aus?

Eine Attacke kann von den verschiedensten Auslösern ausgehen. Teilweise gibt es Aspekte, beispielsweise Gerüche oder Geräusche, die Betroffene in eine Situation zurückwerfen, in der sie eine objektive Gefahr erfahren haben. Dies tritt vor allem als Folge eines Traumas auf. Auch die Furcht vor einem bevorstehenden Ereignis, beispielsweise einer Prüfung, einer Fahrt auf der Autobahn oder einer Reise mit dem Flugzeug, kann solche Angstanfälle auslösen.

Beim Konsum von Rauschmitteln wie LSD, Cannabis, Ecstasy und psychedelischen Pilzen können bei einmaligem oder regelmäßigem Gebrauch ebenfalls bei einigen Personen Panikattacken ausgelöst werden.

Häufig haben Panikattacken jedoch keinen konkreten Auslöser und treten ohne erkennbaren Grund auf. Manchmal liegen dann länger andauernder Stress oder ungelöste Konflikte zugrunde, die in diesem Moment plötzlich an die Oberfläche treten.

Panikattacke – was tun?

Da Panikattacken extrem unangenehm sind, ist meist das oberste Ziel, sie so schnell wie möglich zu durchbrechen. Dabei gilt es, die schwierige Aufgabe zu meistern, aus dem Teufelskreis der psychischen Panik, der daraus folgenden körperlichen Reaktion und der sich dadurch wiederum verstärkenden psychischen Panik auszubrechen.

Wichtig ist, während einer Panikattacke möglichst ruhig zu bleiben sowie langsam, tief und ruhig zu atmen. Betroffene sollten versuchen, sich rational klarzumachen, dass kein Grund zur Panik besteht und dass die Attacke gleich vorbeigehen wird. Oft hilft es, sich auf etwas Harmloses zu konzentrieren, etwa einen Gegenstand, ohne dabei die Angstgefühle "gewaltsam" unterdrücken zu wollen.

Sind Betroffene unsicher, ob es sich tatsächlich um eine Panikattacke handelt oder beispielsweise um einen Herzinfarkt oder ähnlich, sollte immer der Notruf verständigt werden.

Medikamente: Was hilft gegen Panikattacken?

Panikattacken können durch angstlösende Medikamente unterbrochen werden, die auch zur Vorbeugung eingesetzt werden. Hierzu zählen einige Antidepressiva. Die am häufigsten eingesetzten Mittel sind dabei Citalopram, Escitalopram (SSRIs) oder Venlafaxin (SNRI), die in Form von Tabletten dauerhaft über einen bestimmten Zeitraum angewendet werden.

Eine große Rolle bei der Therapie spielt auch, ob andere psychische Krankheiten vorliegen, die Panikattacken begünstigen. Liegt beispielsweise eine generalisierte Angststörung vor, können auch Antikonvulsiva (Medikamente, die primär zur Behandlung von Epilepsie dienen) wie Pregabalin eingesetzt werden. Bei Unwirksamkeit der Medikation kann auch Opipramol (ein trizyklisches Anxiolytikum) angewendet werden.

Zu beachten ist allerdings, dass manche Medikamente mit angstlösender Wirkung (zum Beispiel Benzodiazepine) ein sehr starkes Abhängigkeitspotential bergen. Daher sollten sie nur kurzzeitig und als Akutmittel verwendet werden. Eine Sucht, vor allem in Kombination mit einer Panikstörung, ist nur sehr schwer zu überwinden. Hierbei sollte man sich unbedingt professionelle Hilfe suchen.

Psychotherapie zur Behandlung von Panikattacken

Eine andere Möglichkeit, Panikattacken loszuwerden, besteht in der Psychotherapie (meist kognitive Verhaltenstherapie), auch in Kombination mit einer Konfrontationstherapie. Man erhofft sich dabei einen Gewöhnungseffekt, der dazu führt, dass die Ursache der Panikattacken nicht mehr als bedrohlich wahrgenommen wird und daher keine Alarmreaktion mehr auslöst.

Bei vielen Betroffenen mit Panikattacken liegt gleichzeitig eine andere psychische Krankheit vor, beispielsweise eine Depression, spezifische Phobien oder soziale Angststörungen. Dabei kann das eine das andere bedingen. Eine Psychotherapie ist in diesen Fällen besonders ratsam, um die Ängste und psychischen Beschwerden in den Griff zu kriegen.

Gehen Panikattacken von allein weg?

Viele Menschen erholen sich auch ohne professionelle Hilfe von selbst von ihren Panikattacken. Dies gilt insbesondere dann, wenn sie wiederholt mit Situationen konfrontiert werden, die bei ihnen eine Attacke auslösen können. Es findet eine Gewöhnung statt, die dazu führt, dass diese Umstände als weniger bedrohlich wahrgenommen werden. Bei anderen Betroffenen legen sich die Symptome auch ohne die regelmäßige Konfrontation mit der Zeit (häufig über einen Zeitraum von Jahren).

Bei wiederholten Panikattacken oder wenn diese als sehr belastend erlebt werden, ist es aber grundsätzlich ratsam, sich professionelle Hilfe zu suchen.

Rezeptfreie Hausmittel gegen Panikattacken

Eine rezeptfreie medikamentöse Soforthilfe gegen Panikattacken ist in der Regel nicht nützlich, da eine Panikstörung oder eine Angststörung meist professionelle Hilfe erfordert. Zur Entspannung und zur Selbstfürsorge können allerdings verschiedene Atemübungen oder Entspannungsverfahren und Massagen hilfreich sein, Meditation und Achtsamkeitsübungen sind ebenfalls einen Versuch wert. Auch gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf und regelmäßige Bewegung können dazu beitragen, den Körper zu stärken und Panikattacken vorzubeugen.

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