Frau hält Pregabalin-Kapseln
© istockphoto, Szepy

So wirkt Pregabalin

Von: Dr. med. Lisa Rosch (Ärztin)
Letzte Aktualisierung: 16.08.2018 - 12:06 Uhr

Pregabalin (Lyrica®) ist ein Antiepileptikum, welches die Erregbarkeit der Nervenzellen mindert aber auch schmerzlindernd, angstlösend und sedierend wirkt. Es wird in der Epilepsietherapie bei fokalen Anfällen eingesetzt sowie bei verschiedenen Nervenschmerzen, bei der generalisierten Angststörung und bei der sozialen Phobie. In den USA ist es außerdem zur Therapie der Fibromyalgie zugelassen. Wie genau Pregabalin wirkt, welche Dosierung angemessen ist und welche Nebenwirkungen auftauchen können, lesen Sie in diesem Artikel.

Was ist Pregabalin?

Pregabalin ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der Antiepileptika, auch Antikonvulsiva genannt, und wird unter anderem unter dem Handelsnamen Lyrica® in Deutschland verkauft. Mittlerweile sind jedoch auch viele Generika auf dem Markt. 

Antiepileptika senken die Erregbarkeit der Nervenzellen und werden zur Therapie der Epilepsie angewandt.

Mit Pregabalin Epilepsie behandeln

Pregabalin spielt eine Rolle in der Langzeittherapie von sogenannten Herdanfällen mit oder ohne sekundärer Generalisierung, also speziellen Formen der Epilepsie. Es wird als Zusatzmedikament stets in Kombination mit weiteren Epilepsiemedikamenten verabreicht, zum Beispiel mit Lamotrigin. Pregabalin vermindert nachgewiesenermaßen die Anfallshäufigkeit beziehungsweise kann sogar eine Anfallsfreiheit erzielen.

Pregabalin vs. Gabapentin

Pregabalin ist das Nachfolgemedikament von Gabapentin, einem etablierten Epilepsiemedikament. Sein Vorteil im Vergleich zu anderen Antiepileptika besteht darin, dass es weniger Nebenwirkungen verursacht, im Körper einfacher umgesetzt werden kann und besser an seinem Zielort angreift.

Außerdem ist es im Gegensatz zu Gabapentin zur Therapie weiterer Erkrankungen zugelassen, zum Beispiel von Nervenschmerzen und Angststörungen.

Auch bei Schmerzen und Angst

Ein weiteres großes Anwendungsgebiet ist der Nervenschmerz. Nervenschmerzen zeichnen sich durch Kribbeln und Brennen aus und entstehen durch bestimmte Botenstoffe, deren Ausschüttung Pregabalin hemmt. Daher stellt es eine Alternative für andere Antiepileptika wie Carbamazepin und Gabapentin dar. Es hilft beispielsweise bei Schmerzen der Herpes-Zoster-Erkrankung beziehungsweise des Syndroms der postherpetischen Neuralgie, bei diabetischer Neuropathie und auch bei Rückenmarksverletzungen.

Weiterhin kommt es bei der Therapie der generalisierten Angststörung und der sozialen Phobie zum Einsatz. Andere mögliche Medikamente in der Therapie der generalisierten Angststörung sind zum Beispiel Duloxetin und Venlafaxin.

In den USA ist Pregabalin außerdem in der Behandlung der Fibromyalgie zugelassen. Es hat nachweislich einen schmerzlindernden Effekt und wird in Deutschland zwar bereits bei Patienten mit Fibromyalgie angewandt, hat jedoch noch keine offizielle Zulassung. Alternativ kann man zur Behandlung von Fibromyalgie auf alt bewährte Wirkstoffe wie zum Beispiel Amitriptylin zurückgreifen. 

Pregabalin dosieren und absetzen

Pregabalin wird in Form von Kapseln oder als Lösung angeboten. Es kann unabhängig von den Mahlzeiten eingenommen werden. Wichtig ist, dass Pregabalin über einen Zeitraum von mindestens zwei Wochen stufenweise eingeschlichen werden muss.

Die normale Anfangsdosis von 150 mg am Tag wird auf zwei bis drei Einzeldosen aufgeteilt, die Höchstdosis beträgt 600 mg am Tag. Welche Dosierung tatsächlich für Sie in Frage kommt, muss der behandelnde Arzt festlegen.

Wie schnell wirkt Pregabalin? Nach einer Woche zeigen sich in der Regel bereits erste Effekte.

Im Fall einer Beendigung der Therapie muss Pregabalin ebenfalls wieder schrittweise ausgeschlichen werden, da es sonst zu schweren Nebenwirkungen kommen kann. Ein plötzliches Absetzen von Pregabalin kann dazu führen, dass die Beschwerden schlimmer als zuvor wieder auftreten.

Nebenwirkungen von Pregabalin

Die häufigsten unerwünschten Wirkungen von Pregabalin sind:

Auch die Aufmerksamkeit kann gestört sein. Daher darf während der Einnahme von Pregabalin kein Auto gefahren werden und das Bedienen von komplexen Maschinen ist verboten.

Außerdem können verschwommenes Sehen, Doppelbilder und Erektionsstörungen als Nebenwirkungen auftreten. Manche Patienten, die Pregabalin einnehmen, berichten zudem über eine Gewichtszunahme.

Auch gibt es Hinweise darauf, dass Pregabalin abhängig machen kann, vor allem wenn es bereits eine Abhängigkeit in der Vorgeschichte gibt.

Wechselwirkungen mit Pregabalin

Da Pregabalin im Körper kaum verstoffwechselt und fast unverändert über die Nieren ausgeschieden wird, hat es kaum Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten.

Vorsicht ist jedoch geboten bei der gleichzeitigen Einnahme mit dämpfenden Substanzen wie Alkohol, Benzodiazepinen oder Opioiden. In dieser Kombination kann es zu Atemstillstand bis hin zu einem Koma kommen.

Gegenanzeigen des Wirkstoffs

Die wichtigsten Gegenanzeigen von Pregabalin lauten:

  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
  • Schwangerschaft und Stillzeit
  • Anwendung bei Kindern
  • stark eingeschränkte Nierenfunktion

Wie wirkt Pregabalin?

Pregabalin hat einen ähnlichen chemischen Aufbau wie der Nervenzellenbotenstoff GABA, ein hemmendes Hormon. Es dockt an die gleichen Calciumkanäle der Nervenzellen im Gehirn und Körper an und reduziert dadurch die Freisetzung von aktivierenden Botenstoffen wie Glutamat, Noradrenalin und Substanz P.

Der Effekt ist, dass die Nervenzellen weniger stark erregt werden können, was schmerzlindernd und angstlösend wirkt sowie die Gefahr von epileptischen Anfälle senkt.