Manuka-Honig im Glas
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Wie gesund ist Manuka-Honig?

Von: TB, Silke Schwertel (geb. Hamann) (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 07.03.2022 - 14:30 Uhr

Honig kommt seit Jahrtausenden nicht nur als Lebensmittel, sondern auch als Heilmittel gegen verschiedene Krankheiten zum Einsatz. Als besonders wirksame Form gilt der neuseeländische Manuka-Honig. Dank seiner antibakteriellen Wirkung soll er bei verschiedensten Beschwerden helfen, etwa gegen Entzündungen und zur Unterstützung der Wundheilung. Er findet in Form von zahlreichen Produkten wie Salbe oder Bonbons Anwendung. Doch ist er wirklich so gut für die Gesundheit oder kann er auch gefährliche Nebenwirkungen haben? Wie gesund Manuka-Honig ist und worauf man beim Kauf des Honigs achten sollte, erklären wir hier.

Was ist Manuka-Honig?

Genau wie gewöhnlicher Honig wird auch Manuka-Honig aus Blütennektar gewonnen. Während die heimischen Bienen ihren Honig jedoch aus Raps, Klee oder anderen Blüten produzieren, entsteht Manuka-Honig aus dem Nektar des Manuka-Strauches, der Südseemyrte (Leptospermum scoparium).

Woher kommt Manuka-Honig?

Der Manuka Strauch – ein Teebaumgewächs – ist im südöstlichen Australien, aber vor allem in Neuseeland beheimatet. Dort wird der Manuka-Honig auch hauptsächlich hergestellt.

Als Manuka-Honig darf nur der Honig bezeichnet werden, der nachweislich aus der Manuka-Pflanze gewonnen wird. Die Einhaltung der Qualitätsrichtlinien wird mit Labortests überprüft.

Was ist das Besondere an Manuka-Honig?

Hauptsächlich unterscheidet sich Manuka-Honig durch seinen besonders hohen Anteil an Methylglyoxal (MGO) von normalem Honig. Methylglyoxal hat eine antibakterielle Wirkung und seine Konzentration in Manuka-Honig ist um ein Vielfaches höher als in konventionellem Honig.

Was bedeutet die Zahl bei Manuka-Honig?

Die Wirkstärke des Manuka-Honigs wird mit einer Zahl angegeben, die den MGO-Wert (in Milligramm pro Kilogramm Honig) beziffert. Je höher dieser Wert ist, desto höher ist der Gehalt an Methylglyoxal. Und umso höher ist auch die antibakterielle Wirkweise des Manuka-Honigs. Der MGO-Wert von Manuka-Honig sollte mindestens 100 betragen. Herkömmliche Honigsorten haben im Vergleich dazu höchstens einen MGO-Gehalt von 20 Milligramm pro Kilogramm Honig.

Bei Manuka-Honig, der in Neuseeland abgefüllt wurde, wird allerdings oftmals nicht nur der MGO-Gehalt angegeben, sondern zusätzlich der UMF – der Unique Manuka Factor, welcher eine direkte Aussage über die antibakterielle Wirksamkeit treffen soll. Diese Kennzeichnung ist jedoch nur Mitgliedern im Verband der Unique Manuka Factor Honey Association (UMFHA) gestattet.

Folgende Beispiele zeigen die Entsprechung von MGO- und UMF-Wert:

  • Manuka-Honig 250: UMF 10
  • Manuka-Honig 400: UMF 13
  • Manuka-Honig 550: UMF 16
  • Manuka-Honig 800: UMF 20

Weitere Inhaltsstoffe von Manuka-Honig

Neben den antibakteriellen Inhaltsstoffen enthält Manuka-Honig vor allem Wasser und Zucker. Auch verschiedenste andere Stoffe sind enthalten – allerdings in kaum nennenswerter Konzentration. Dazu zählen:

Die antibakterielle Wirkung von Honig

Wissenschaftler nehmen an, dass die antimikrobielle Wirkung von Honig Enzymen zu verdanken ist, die von den Bienen produziert werden. Denn in normalem Honig ist Wasserstoffperoxid ein zentraler Inhaltsstoff zur Bekämpfung von schädlichen Mikroorganismen. Es entsteht bei einer Reaktion des Honigs mit dem Enzym Glucose-Oxidase. Zum Erhalt dieses Wirkstoffs darf Honig jedoch nicht wärmebehandelt werden.

Während Wasserstoffperoxid in Manuka-Honig nur in vergleichsweise geringer Menge enthalten ist, punktet der Honig vor allem durch seinen hohen Anteil am antibakteriell wirkenden Methylglyoxal. Dieses ist durch seine molekularen Eigenschaften im Vergleich zu Wasserstoffperoxid sehr stabil. Das heißt, Manuka-Honig kann sogar erhitzt werden, ohne den Gehalt an Methylglyoxal zu beeinträchtigen.

Diesem Wirkstoff ist es zu verdanken, dass Manuka-Honig weitaus stärker antibakteriell wirkt als normaler Honig. MGO wirkt unter anderem gegen Coli-Bakterien, also möglichen Auslösern von Darmbeschwerden, und gegen Staphylokokken, die bei Wundinfektionen häufig eine Rolle spielen.

Obendrein bewirkt der hohe Zuckeranteil im Honig, dass den Bakterien Wasser entzogen wird, wodurch sie sich nicht mehr so gut vermehren können.

Studien zur Wirkung von Manuka-Honig

Zur Wirkung von Manuka-Honig gibt es zahlreiche Studien – die meisten davon wurden jedoch in vitro, also in Laborexperimenten, oder an Tieren durchgeführt.

In einer Studie konnten Forschende aus Southampton belegen, dass die antibakterielle Wirkung von Manuka-Honig Bakterien in einer Petrischale am Wachsen hindern kann.1 Auch gegen die Erreger von Nasennebenhöhlenentzündungen zeigte sich bei anderen Laborversuchen eine gute Wirksamkeit.9 Jedoch muss der Honig dafür mit der betroffenen Stelle in Kontakt kommen, weshalb beispielsweise die Anwendung im Mund- und Rachenraum effektiver sein dürfte als etwa die Behandlung von Husten, der aus den Bronchien kommt. Auch als Desinfektionsmittel für Flächen oder Medizingeräte könnte Manuka-Honig der Forschungsgruppe aus Southampton zufolge geeignet sein.

In einer weiteren Studie an Ratten konnte eine entzündungshemmende Wirkung bei Magengeschwüren nachgewiesen werden.2 Die Effekte als natürliches Antibiotikum könnte auch helfen, Infektionen nach einer Leistenbruch-OP vorzubeugen: Forschende beschichteten ein bei solchen Operationen eingesetztes Kunststoff-Netz mit einer dünnen Schicht Manuka-Honig, um eine antibakterielle Schutzschicht darum zu legen. Bei den anschließenden Tests in Zellkulturen wirkte die Honigbeschichtung sogar gegen den multiresistenten Krankenhauskeim MRSA.10

Zudem konnte der Honig bei Ratten den oxidativen Stress reduzieren3 und bei Pferden die Wundheilung fördern4. Auch auf die Heilung oberflächlicher Wunden bei Menschen zeigte eine Studie einen positiven Effekt.7 Des Weiteren gibt es Hinweise darauf, dass der Honig auch bei der Behandlung von Ekzemen (atopischer Dermatitis) wirksam sein könnte.8

Auch wenn die Wirkung von Manuka-Honig noch längst nicht abschließend erforscht ist und vor allem Studien mit Menschen noch ausstehen, so deuten diese und zahlreiche weitere Studien bereits auf antibakterielle und entzündungshemmende Effekte hin. Einen ausreichenden Beleg für die Wirkung beim Menschen gibt es jedoch bislang nicht.

Anwendung von Manuka-Honig

In medizinischen und therapeutischen Behandlungen macht man sich die Wirkung des Honigs schon lange zunutze. Es werden beispielsweise Verbände mit Honig angelegt, wenn sich Patient*innen wundgelegen haben. Auch medizinischer Manuka-Honig wird für diesen Zweck verwendet.

Daneben kommt der Honig beispielsweise in folgenden Fällen zur Anwendung:

  • bei Akne und Schuppenflechte
  • bei Pilzinfektionen
  • zur Behandlung von Herpes
  • Bonbons mit Manuka-Honig oder pur bei Entzündungen im Mundbereich, Halsschmerzen, Halsentzündungen und Erkältung
  • Manuka-Salbe bei äußerlichen Wunden wie Schürfwunden und Verbrennungen
  • Cremes mit Manuka-Honig wirken entzündungshemmend und hautberuhigend

Auch als Zutat in Kosmetika, Zahnpasta oder natürlich als Lebensmittel findet Manuka-Honig Verwendung.

Wie sollte man Manuka-Honig einnehmen und anwenden?

Manuka-Honig ist ein Hausmittel, weshalb Empfehlungen zur Anwendung meist auf den Erfahrungen der jeweiligen Betroffenen und Therapeut*innen beruhen – allgemeingültige Empfehlungen zur Anwendung gibt es daher nicht.

  • Bei der äußerlichen Anwendung kann der Honig je nach Bedarf pur oder verdünnt auf die entsprechende Stelle aufgetragen werden – Vorsicht jedoch bei offenen Wunden, da der Honig als Naturprodukt nicht keimfrei ist.
  • Für die innerliche Anwendung werden meist bis zu drei Teelöffel Manuka-Honig über den ganzen Tag verteilt angegeben.
  • Wie viel und wie oft eine Salbe angewendet oder ein Tee getrunken werden soll, wird für gewöhnlich vom Hersteller empfohlen.

Besprechen Sie die Behandlung jedoch im Zweifelsfall vorab mit Ihrem*Ihrer Arzt*Ärztin, da Hausmittel wie Manuka-Honig in vielen Fällen nicht zur alleinigen Behandlung von Beschwerden ausreichen.

Dosierung: Welcher Manuka-Honig ist der beste?

Allgemein lässt sich sagen, dass sich die Dosierung des Manuka-Honigs nach seiner Qualität, sprich der Wirkkraft, richtet. Somit wird ein Honig mit einer höheren Konzentration an Methyglyoxal geringer dosiert als einer mit einem niedrigen MGO-Wert. Dafür ist Manuka-Honig mit einem hohen MGO-Wert auch entsprechend teurer.

Welchen Manuka-Honig man kaufen sollte, hängt von der geplanten Verwendung ab. Folgende Faustregeln gelten bei der Auswahl des richtigen Manuka-Honigs:

  • Manuka-Honig ist ab einem MGO-Wert von 100 erhältlich. Für den medizinischen Einsatz empfohlen wird jedoch Manuka-Honig 400.
  • Zur Linderung von Symptomen einer Erkältung findet meist Manuka-Honig 250 Anwendung.

Da die genauen Effekte der verschiedenen – insbesondere der hohen – MGO-Werte noch nicht erforscht sind, ist es ratsam, eher zu niedrigeren MGO-Werten zu greifen.

Manuka-Honig kaufen und lagern

In Apotheken, im Reformhaus und in Drogerien kann man Manuka-Honig und Manuka-Produkte kaufen – am besten in Bio-Qualität, damit sichergestellt ist, dass keine Rückstände von Pestiziden oder Schadstoffen enthalten sind.

In Neuseeland wird jährlich weniger von dem edlen Produkt hergestellt als verkauft wird. MGO- oder UMF-Prüfsiegel helfen, echten Manuka-Honig von den zahlreichen gefälschten Produkten, die im Umlauf sind, zu unterscheiden. Sie erlauben jedoch auch keine eindeutige Aussage darüber, ob der Manuka-Honig mit solchem gestreckt wurde, der aus dem Nektar anderer Pflanzen gewonnen wurde. Daher empfehlen Fachleute, eher Produkte von großen, bekannten Anbietern zu kaufen.

Manuka-Honig ist relativ teuer: Preise von 70 Euro und mehr pro Kilogramm sind keine Seltenheit.

Der Honig sollte kühl, trocken und dunkel gelagert werden, allerdings sollte man ihn nicht im Kühlschrank aufbewahren. Ein in Plastik verpacktes Produkt ist übrigens nicht von minderer Qualität als eines in einem Glas: Beim langen Transport aus Neuseeland ist Glas eher unpraktisch, da es schwerer und zerbrechlicher ist als Plastik.

Für wen ist Manuka-Honig geeignet?

Für Menschen mit einem intakten Immunsystem gilt der Verzehr von Manuka-Honig grundsätzlich als unbedenklich. Für Frauen in der Schwangerschaft ist Manuka-Honig genauso geeignet wie normaler Honig.

Auch Kinder nach dem ersten Lebensjahr können von den positiven Eigenschaften des Manuka-Honigs profitieren. Jüngere Kinder beziehungsweise Säuglinge sollten ihn – ebenso wie herkömmlichen Honig – jedoch nicht zu sich nehmen.

Denn Honig kann für Babys gefährlich werden, da ihre Darmflora noch nicht ausreichend entwickelt ist und den in dem Naturprodukt enthaltenen Bakterien nicht genug entgegenzusetzen hat. In der Folge kann Honig bei Säuglingen Botulismus auslösen. Dabei bewirken die Bakterien im Darm die Produktion eines Nervengiftes, das zu Muskel- und Atemlähmungen führen kann. Nach den ersten zwölf Lebensmonat ist die Darmflora von Kindern jedoch soweit entwickelt, dass Honig für sie keine Gefahr mehr darstellt.

Mögliche Nebenwirkungen

Die Nebenwirkungen von Manuka-Honig gelten als noch nicht ausreichend erforscht. In einer Studie mit einer hochkonzentrierten Manuka-Lösung zur Anwendung am Mittelohr kam es zu Schäden am Gehör.5 Insbesondere bei hoher MGO-Konzentration sollte man daher Vorsicht mit eigenständigen Behandlungen walten lassen.

Menschen mit Diabetes sollten Manuka-Honig nicht ohne ärztliche Rücksprache anwenden, da der Honig im Verdacht steht, die Krankheit begünstigen zu können und Methylglyoxal bei dieser Gruppe zudem negative Effekte auf die Wundheilung haben kann.6 Auch bei chronischen Wunden wird von der Anwendung abgeraten, da das Methylglyoxal die Schmerzentwicklung negativ beeinflussen kann.

Als Naturprodukt kann Manuka-Honig zudem Allergien, Durchfall und andere Beschwerden auslösen. Wie bereits erwähnt, ist Manuka-Honig nicht für Kinder unter einem Jahr geeignet, da das Lebensmittel dann einen gefährlichen Botulismus zur Folge haben kann.

Was steckt noch in der Manuka-Pflanze?

Bei der Südseemyrte handelt es sich um einen Strauch, der mit dem australischen Teebaum verwandt ist und in der Sprache der Maori, der neuseeländischen Ureinwohner*innen, als Manuka bezeichnet wird. Bei den Maori gilt der Manuka-Strauch als Heilpflanze und kommt unter anderem bei Magen-Darm-Beschwerden und zur Behandlung von Wunden, Fieber oder Blasenentzündungen zum Einsatz.

Neben Manuka-Honig finden dabei vor allem die Rinde und die Blätter Verwendung, die beispielsweise zu Manuka-Tee verarbeitet werden. Auch Manuka-Öl, welches aus den Blättern und Zweigen der Pflanze destilliert wird, wird wegen seiner heilenden Wirkung geschätzt.

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