Ärztin hält eine Packung Cotrimoxazol-Tabletten
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Cotrimoxazol: Anwendung und Nebenwirkungen

Von: Nathalie Wagner (Studentin der Humanmedizin)
Letzte Aktualisierung: 10.06.2025

Cotrimoxazol ist ein Antibiotikum, also ein Medikament, das gegen Bakterien zum Einsatz kommt. Eine Besonderheit des Arzneimittels ist, dass es sich dabei um eine feste Kombination von zwei verschiedenen Wirkstoffen handelt. Es findet vor allem bei Infektionen der Harn- und Atemwege Anwendung. Wie Cotrimoxazol wirkt, in welchen Dosierungen es genommen wird, welche Nebenwirkungen möglich sind und worauf man bei der Einnahme achten sollte, lesen Sie hier.

Was ist Cotrimoxazol?

Cotrimoxazol vereint die beiden antibiotischen Wirkstoffe Trimethoprim und Sulfamethoxazol. Es ist in Form von Tabletten, Saft oder als sogenannte i.v.-Anwendung (intravenös direkt ins Blut) erhältlich.

Das Anwendungsgebiet umfasst unter anderem Atem- und Harnwegsinfektionen. Besonders wirksam ist das Arzneistoffgemisch gegen die gefährliche Pneumocystis-jirovecii-Infektion, eine Form der Lungenentzündung.

Cotrimoxazol ist beispielsweise unter den Handelsnamen CotrimHEXAL®, Cotrimoxazol AL forte, Bactrim®, Eusaprim® oder Cotrim erhältlich. 

Wie wirkt Cotrimoxazol?

Cotrimoxazol ist ein Kombinationspräparat aus den zwei antibiotisch (antibakteriell) wirksamen Substanzen Trimethoprim und Sulfamethoxazol. Beide Stoffe greifen gezielt in den Folsäurestoffwechsel von Bakterien ein und hemmen ihn an unterschiedlicher Stelle. So verstärken sie ihre Wirkung gegenseitig.

Konkret verhindern sie bei den Erregern die Bildung (Synthese) von Tetrahydrofolsäure – einem Grundbaustein der Erbsubstanz, besser bekannt als DNA. Ohne die Neubildung der DNA kann das Bakterium sich nicht weiter fortpflanzen und seine Vermehrung wird verhindert. Diesen Effekt nennt man auch bakteriostatische Wirkung. Infolgedessen kommt es zusätzlich zum Absterben der bereits existierenden Erreger, wodurch Cotrimoxazol also auch eine sogenannte bakterizide Wirkung aufweist.

Wichtig zu wissen: Auch der menschliche Körper benötigt Folsäure. Da der Folsäurestoffwechsel beim Menschen aber anders funktioniert als bei Bakterien, ist die Einnahme von Cotrimoxazol in der Regel ungefährlich. Unter Umständen kann es jedoch trotzdem zu einer verminderten Produktion von Tetrahydrofolsäure, also der aktiven Form von Folsäure kommen, weshalb bei Personengruppen, die vermehrt auf eine ausreichende Menge dieses Stoffes angewiesen sind (unter anderem Schwangere und kleine Kinder), besondere Vorsicht geboten ist.

Indikationen: Für was nimmt man Cotrimoxazol?

Cotrimoxazol ist ein Breitbandantibiotikum, das gegen eine ganze Reihe an verschiedenen Bakterien eingesetzt werden kann. Es weist dadurch ein sehr vielseitiges Anwendungsgebiet auf und kommt unter anderem zum Einsatz bei:

  • Infektionen der Harnwege wie Blasenentzündungen (Zystitis), Entzündung der Harnröhre (Urethritis) oder Nierenbeckenentzündungen (Pyelonephritis) 
  • Atemwegsinfektionen der oberen und unteren Atemwege, insbesondere Lungenentzündungen
  • Infektionen des Hals-Nasen-Ohren-Bereichs (außer einer durch Streptokokken verursachten Angina)
  • Magen-Darm-Infektionen 
  • Typhus und Paratyphus (bakterielle Darminfektionen infolge bestimmter Salmonellen)
  • Granulomatose mit Polyangiitis (früher Morbus Wegener, eine entzündliche Gefäßerkrankung)
  • ANCA-assoziierten Vaskulitiden (eine Gruppe von Gefäßentzündungen, bei denen ein bestimmter Antikörper eine Rolle spielt) 

Cotrimoxazol gegen Pneumonie

Besonders wichtig ist das Medikament bei der sogenannten Pneuomcystis-jirovecii-Pneumonie. Diese Infektion der Lunge wird durch den Erreger "Pneumocystis jirovecii" verursacht, einen Schlauchpilz. Viele Menschen infizieren sich bereits in der Kindheit mit dem Pilz und tragen ihn ein Leben lang in sich, ohne es überhaupt zu bemerken. Bei immungeschwächten Menschen, etwa in Folge einer Organtransplantation, einer HIV-Infektion oder nach einer Chemotherapie, kann der Erreger jedoch zu einer Lungenentzündung führen. Diese ist lebensbedrohlich.

Obwohl es sich um einen Pilz handelt, wirken normale Antipilzmittel (Antimykotika) nicht ausreichend gegen den Keim. Auch andere Antibiotika sind zur Behandlung dieser Krankheit nicht geeignet. Cotrimoxazol wirkt deshalb so gut, weil der Pilz einen sehr ähnlichen Folsäurezyklus nutzt wie viele Bakterien. Hier kann das Medikament seine Wirkung entfalten. Deshalb ist Cotrimoxazol in diesem Fall das Mittel der ersten Wahl. Es wird nicht nur zur Therapie, sondern auch zur Prophylaxe (Vorbeugung) der Erkrankung bei Hochrisiko-Patient*innen eingesetzt, etwa bei Menschen mit einer Krebserkrankung.

Welche Nebenwirkungen können auftreten?

Cotrimoxazol kann zu einer Reihe von Nebenwirkungen führen. Viele davon sind unbedenklich, in wenigen Fällen können jedoch schwere Komplikationen auftreten. Mögliche Nebenwirkungen sind: 

  • Magen-Darm-Probleme: Antibiotika töten Bakterien im Körper ab. Der Magen-Darm-Trakt beinhaltet aber viele für die Darmflora wichtige Bakterien, die ebenfalls angegriffen werden. Dadurch kann es vorübergehend zu Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen oder Durchfall kommen. Auch Appetitlosigkeit kann eine Folge sein. 
  • Hautprobleme: Es kann zu einer allergischen Reaktion kommen, die sich in Form von roten Flecken oder Hautausschlägen äußern kann. Zusätzlich ist eine erhöhte Sonnenempfindlichkeit möglich. In sehr seltenen Fällen kann eine schwere Hautreaktion auftreten, das sogenannte Stevens-Johnson-Syndrom (SJS). Bei ersten Warnzeichen wie Fieber, Halsschmerzen oder Brennen der Augen in Kombination mit einem großflächigen Hautausschlag sollte deshalb umgehend ärztlicher Rat gesucht und das Arzneimittel abgesetzt werden. 
  • Orale Beschwerden: Es können Entzündungen von Mundschleimhaut, Zunge und Zahnfleisch sowie Geschmacksstörungen auftreten.
  • Veränderungen im Blutbild: Insbesondere bei längerer Einnahme kann Cotrimoxazol die Bildung der Blutzellen beeinflussen und so zu einer Verminderung der Blutplättchen und der weißen Blutkörperchen führen. Infolgedessen kann es zu einer Blutarmut (Anämie), erhöhter Infektanfälligkeit und Blutungsneigung kommen. Zusätzlich ist eine Hyperkaliämie (erhöhter Kaliumwert im Blut) möglich. Bei einem zu starken Anstieg des Kaliums kann dies zu gefährlichen Herzrhythmusstörungen führen, weshalb bei einer längeren Anwendung regelmäßig Blutbildkontrollen durchgeführt werden sollten.

Für eine vollständige Liste der möglichen unerwünschten Effekte lesen Sie bitte die Hinweise im Beipackzettel oder erkundigen Sie sich in der Apotheke. Bei leichten Beschwerden wie Übelkeit kann das Medikament meist unbedenklich weiter eingenommen werden. Treten jedoch Symptome wie Hautausschläge, Fieber oder Atemprobleme auf, sollte die Einnahme umgehend pausiert und ärztlicher Rat eingeholt werden. Insbesondere bei längerer Anwendung werden regelmäßige Blutuntersuchungen empfohlen, um Veränderungen im Blutbild rechtzeitig erkennen und behandeln zu können.

Kontraindikationen – wann darf Cotrimoxazol nicht angewendet werden?

Einige Personen dürfen Cotrimoxazol aufgrund bestimmter Vorerkrankungen nicht einnehmen. Zu diesen sogenannten Kontraindikationen zählen: 

  • Allergie gegen den Wirkstoff: Patient*innen, die bereits zuvor allergisch auf einen der Inhaltsstoffe Sulfamethoxazol oder Trimethoprim reagiert haben, dürfen Cotrimoxazol nicht einnehmen. Auch allergische Reaktionen auf sogenannte Sulfonamide (eine Antibiotikagruppe) zählen zu den Gegenanzeigen.
  • Leber- oder Nierenerkrankung: Da Cotrimoxazol über Leber und Niere abgebaut wird, dürfen Menschen mit schweren Erkrankungen wie Leber- oder Niereninsuffizienz das Medikament ebenfalls nicht einnehmen. 
  • Bestimmte Bluterkrankungen: Personen, die bereits eine Anämie durch einen Folsäuremangel aufweisen, sollten den Arzneistoff ebenfalls nicht nehmen, da sich die Anämie ansonsten verschlimmern kann. 
  • Schwangerschaft und Stillzeit sowie Kleinkinder: Cotrimoxazol kann bei ungeborenen Kindern (Föten) oder Neugeborenen das Risiko für schwere Komplikationen erhöhen. Auch bei der Anwendung von Cotrimoxazol in der Schwangerschaft kann das Risiko des ungeborenen Kindes für eine Blutbildveränderung erhöht sein. Stillende Frauen sollten die Einnahme ebenfalls vorher mit einem*einer Arzt*Ärztin absprechen.
  • Hohes Lebensalter: Bei älteren Menschen steigt das Risiko für Nebenwirkungen an. Deshalb wird meist auch bei kurzer Einnahme des Mittels das Blutbild regelmäßig kontrolliert, um gefährliche Komplikationen frühzeitig zu erkennen. 

Wechselwirkungen – Vorsicht bei diesen Kombinationen

Bei der Anwendung von Cotrimoxazol muss beachtet werden, dass keine gleichzeitige Einnahme von Methotrexat erfolgen darf. Beide Arzneistoffe haben einen ähnlichen Wirkmechanismus, sodass sich die Wirkungen gegenseitig verstärken. Infolgedessen kann es zu schweren Panzytopenien, also einer Verminderung aller Blutzellen, kommen.

Außerdem ist bei gleichzeitiger Einnahme einiger Medikamente mit Cotrimoxazol vorsichtig geboten, da die Wirksamkeit sonst verstärkt oder abgeschwächt sein kann:

  • Diuretika: Einige Diuretika (Entwässerungstabletten) erhöhen das Risiko für einen Kaliumüberschuss im Blut. Insbesondere bei sogenannten Sartanen und ACE-Hemmern sollte der Einsatz von Cotrimoxazol nur vorsichtig erfolgen. Generell wird deshalb bei Einnahme von blutdrucksenkenden, entwässernden oder blutzuckersenkenden Medikamenten eine regelmäßige Blutbildkontrolle empfohlen. 
  • Ciclosporin: Das ist ein Arzneistoff, der häufig nach Organtransplantationen genutzt wird, um eine Organabstoßung zu verhindern. In Kombination mit Cotrimoxazol kann es zu einer Schädigung der Nieren kommen.

Da Cotrimoxazol noch mit vielen anderen Medikamenten interagieren kann, sollte der*die Arzt*Ärztin vor der Verschreibung unbedingt über die Einnahme weiterer Arzneimittel informiert werden, um gefährliche Nebenwirkungen zu vermeiden.

Während der Behandlung mit Cotrimoxazol sollte darüber hinaus auf den Konsum von Alkohol verzichtet werden, da dieser die Gefahr von schweren Nebenwirkungen erhöht. 

Dosierung: Was ist bei der Anwendung zu beachten?

Um eine optimale Wirkung zu erzielen, werden die beiden Wirkstoffe in Cotrimoxazol immer im Verhältnis 1:5 gemischt (1 Teil Trimethoprim zu 5 Teilen Sulfamethoxazol). Die erhältlichen Arzneimittel basieren also immer auf diesem festen Mischverhältnis.

Cotrimoxazol kann in Form einer Tablette (oral) oder per Infusion direkt in die Vene (parenteral, intravenöser Zugang) gegeben werden. Für Kinder und Menschen mit Schluckbeschwerden steht der Wirkstoff außerdem als Saft zur Verfügung.

Die Standarddosierung umfasst meist 2-mal täglich 960 mg Wirkstoff und wird über fünf bis acht Tage verabreicht. Für Kinder wird die Dosis alters- und gewichtsentsprechend angepasst. Auch erfordern einige Infektionen besondere Dosierungen, diese sind im Beipackzettel und besonderen Fachinformationen nochmals extra aufgeführt.

Aufgrund der teils schwerwiegenden Nebenwirkungen von Antibiotika und der Gefahr einer Resistenzbildung bei unsachgemäßem Gebrauch ist Cotrimoxazol verschreibungspflichtig und kann nicht rezeptfrei erworben werden. Jede neue Einnahme des Medikaments sollte vorher ärztlich abgesprochen werden.

Ist Cotrimoxazol ein gutes Antibiotikum?

Cotrimoxazol ist ein Antibiotikum, das gegen viele verschiedene Erreger zum Einsatz kommt und vergleichsweise wenige Nebenwirkungen aufweist. Von der WHO wurde es deshalb bereits 1977 zu der Liste der unentbehrlichen Arzneimittel hinzugefügt.

Die Einnahme ist dennoch nicht ungefährlich. Bei unsachgemäßem Gebrauch steigt sowohl die Gefahr für schwere Nebenwirkungen als auch die Wahrscheinlichkeit einer Resistenzbildung.

Das Medikament sollte demnach generell mit Vorsicht eingesetzt und immer nach den vorgegebenen Dosierungen eingenommen werden. Auch bei einer schnellen Besserung der Symptome unter der Therapie muss das Präparat bis zum Ende der verordneten Behandlungsdauer eingenommen werden, da andernfalls Bakterien überleben können und die Infektion erneut aufflammen kann.

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