Ein Glas mit Alkohol und eine Packung Antibiotika-Tabletten
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Antibiotika und Alkohol: Was ist zu beachten?

Von: Dr. rer. nat. Isabel Siegel (Diplom-Biologin und Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 20.12.2023 - 09:59 Uhr

Bei den meisten Medikamenten gibt es bestimmte Regeln und Tipps zur richtigen Einnahme. Diese zu befolgen ist wichtig, damit die Inhaltsstoffe ihre gewünschte Wirkung erzielen. Wer beispielsweise ein Antibiotikum als Tablette einnimmt, sollte dazu ein großes Glas Wasser trinken. Aber was passiert eigentlich, wenn man Antibiotika nimmt und Alkohol dazu trinkt? Darf man generell keinen Alkohol trinken, wenn man ein Antibiotikum nimmt? Lesen Sie im folgenden Artikel, wann und warum ein Antibiotikum nicht zusammen mit Alkohol eingenommen werden sollte, welche Wechselwirkungen zwischen Antibiotikum und Alkohol auftreten können und was im Zusammenhang mit der Einnahme von Antibiotika grundsätzlich zu beachten ist.

Antibiotika und Alkohol: die möglichen Folgen

Trinkt man Alkohol bei gleichzeitiger Einnahme von Antibiotika, kann der Alkohol sowohl die gewünschten als auch die unerwünschten Wirkungen (Nebenwirkungen) des Antibiotikums verändern. Das bedeutet, das Antibiotikum kann mit Alkohol stärker oder weniger stark wirksam sein als es sollte. Zudem kann es vorkommen, dass Nebenwirkungen auftreten, die ohne gleichzeitigen Alkoholkonsum nicht oder schwächer aufgetreten wären. Das gilt jedoch nicht für alle Antibiotika. Die möglichen Folgen und Risiken hängen vom konkreten Mittel ab.

Was passiert, wenn man Antibiotika nimmt und Alkohol trinkt?

Die Folgen der gleichzeitigen Aufnahme von Alkohol und bestimmten Antibiotika können sich im Körper unterschiedlich bemerkbar machen:

  • Durch den Alkohol wird die Magenentleerung verzögert und einige Antibiotika, darunter Erythromycin, können nicht ausreichend vom Körper aufgenommen werden. Das führt dazu, dass die Wirksamkeit des Medikaments verringert wird.
  • Der Abbau des Alkohols aus dem Organismus erfolgt durch das Enzym Aldehyd-Dehydrogenase (ALDH). Dieser Prozess wird durch einige Antibiotika behindert – dazu zählen unter anderem Cephalosporine wie Ceftriaxon oder Cefotetan, Isoniazid, Metronidazol, Tinidazol, Trimethoprim, Ketoconazol und Cotrimoxazol. Im Körper sammelt sich ein giftiges Zwischenprodukt des Alkoholabbaus (Acetaldehyd) an, das zu Nebenwirkungen wie Hitzegefühl, einer Gesichtsrötung, Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Blutdruckabfall, Angstgefühlen und Herzrasen führen kann. Das sogenannte Antabus-Syndrom (auch: Acetaldehyd-Syndrom) kann sehr gefährlich werden und in seltenen Fällen sogar tödlich enden.
  • Einige Antibiotika werden in der Leber abgebaut, darunter Isoniazid, Protionamid und Ketoconazol. Da Alkohol ebenfalls in der Leber abgebaut wird, wird diese durch die gleichzeitige Aufnahme von Antibiotikum und Alkohol doppelt belastet. Es besteht dann die Gefahr von Leberschäden.

Wenn Sie ein Antibiotikum verordnet bekommen, lesen Sie bitte den Beipackzettel, bevor Sie Alkohol trinken, oder fragen Sie in Ihrer Apotheke oder Arztpraxis genau nach, ob Alkoholkonsum während der Therapie erlaubt ist.

Alkohol und Antibiotika: Welche sind erlaubt?

Nicht alle antibiotischen Mittel führen zu negativen Effekten, wenn sie zusammen mit Alkohol genommen werden. Bei vielen Antibiotika ist gelegentlicher, maßvoller Alkoholkonsum unproblematisch. Es gibt also kein generelles Verbot, Alkohol zu trinken, wenn man Antibiotika nimmt.

Unter anderem für diese gängigen Antibiotika wird kein oder ein geringes Risiko im Zusammenhang mit kleineren Alkoholmengen beschrieben:

  • Tetrazykline, wie Doxycyclin oder Minocyclin
  • Rifamycine, wie Rifampicin oder Rifabutin
  • Penicillin und Amoxicillin
  • Fluorochinolone, wie Ciprofloxacin
  • Fluconazol
  • Clarithromycin
  • Cephalosporine, wie Cefuroxim oder Cefotaxin
  • Azithromycin

Im Zweifelsfall sollte man sich immer in der Packungsbeilage des Arzneimittels informieren oder sich in der Apotheke beziehungsweise Arztpraxis erkundigen, welche Einnahmeempfehlungen zum verordneten Medikament vorliegen.

Vorsicht bei Alkohol zusammen mit Antibiotika

Unabhängig vom konkreten Arzneimittel ist es grundsätzlich am besten, bei einer bakteriellen Infektion, einer akuten Erkrankung und wenn man ein Antibiotikum nimmt, Alkohol komplett zu meiden, um den Körper nicht noch zusätzlich zu belasten. Denn schon das Antibiotikum alleine hat mitunter negative Auswirkungen auf manche Körperfunktionen, beispielsweise auf die Darmflora, was zu Durchfall führen kann. Wer krank ist und ein Antibiotikum einnehmen muss, verspürt auch normalerweise gar keine Lust, Alkohol zu trinken, sondern sollte sich stattdessen Ruhe und Schonung gönnen.

Wie lange nach der Einnahme von Antibiotika keinen Alkohol trinken?

Je nach Art des Antibiotikums kann sich der Wirkstoff bis zu einer Woche nach der letzten Einnahme im Gewebe des Körpers befinden. Bei dem Arzneistoff Metronidazol kann es beispielsweise noch bis zu 48 Stunden nach der letzten Einnahme zu Wechselwirkungen kommen, bei Tinidazol ist die Kombination mit Alkohol drei Tage lang zu vermeiden.

Auch hier gilt: Wer ganz sicher sein möchte, dass sich Antibiotikum und Alkohol nicht gegenseitig negativ beeinflussen, sollte mit dem Konsum von Bier, Sekt, Wein & Co. auch nach abgeschlossener Behandlung ein paar Tage warten und zum Beispiel auf alkoholfreies Bier zurückgreifen. Am besten trinkt man so lange keinen Alkohol, bis man sich wieder ganz gesund fühlt. Und auch diesbezüglich ist die Apotheke oder die Arztpraxis der richtige Ort, um Informationen zur korrekten Einnahme des verordneten Medikaments einzuholen.

Wechselwirkungen von Antibiotika und Lebensmitteln

Doch nicht nur alkoholische Getränke können zusammen mit einem Antibiotikum Wechselwirkungen verursachen. Manche Antibiotika sollten auch nicht gemeinsam mit bestimmten Lebensmitteln eingenommen werden:

  • Das Calcium in Milchprodukten oder anderen calciumreichen Nahrungsmitteln kann die Wirkung einiger Antibiotika (zum Beispiel Tetrazyklin, Minocyclin oder Norfloxacin) vermindern, denn es verbindet sich mit den Wirkstoffen und führt dazu, dass diese nicht mehr ausreichend über den Darm in den Körper aufgenommen werden können. Die Wirksamkeit kann dadurch beeinträchtigt werden. Wer auf Milchprodukte nicht gänzlich verzichten möchte, sollte zumindest zwei Stunden Abstand zwischen dem Verzehr und der Medikamenteneinnahme lassen.
  • Grapefruit enthält ein bestimmtes Enzym, das den Abbau einiger Antibiotika verhindert. Die Folge: Der Wirkstoff reichert sich im Blut an, was wiederum zu unerwünschten Wirkungen führen kann. Vorsicht ist beispielsweise bei den Makrolid-Antibiotika Erythromycin, Clarithromycin oder Azithromycin geboten.
  • Nahrungsmittel mit Koffein, wie Kaffee, schwarzer Tee oder Cola, können ebenfalls dazu führen, dass manche Antibiotika schlechter abgebaut werden. Dadurch können Schlafprobleme, Unruhe und Herzrasen auftreten. Aufpassen sollte man diesbezüglich besonders bei Fluorchinolonen wie Moxifloxacin.

Zudem gibt es meist klare Empfehlungen, wann das Medikament eingenommen werden sollte, also vor, nach oder zum Essen. Die Dosierung, der Zeitpunkt und die Dauer der Einnahme eines Antibiotikums sollten immer genau nach ärztlicher Anweisung erfolgen.

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