Metronidazol gegen Bakterien und Protozoen
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Metronidazol: Wirkung und gefährliche Nebenwirkungen des Antibiotikums

Von: Kathrin Mehner (Medizinredakteurin), Marina Bierbrauer (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 16.01.2025

Das Antibiotikum Metronidazol wird zur Behandlung von bakteriellen Infektionen sowie von Erkrankungen, die durch Protozoen ausgelöst werden, verwendet. Es steht in Form von Tabletten, Vaginalzäpfchen und Infusionen (bestimmte Parasiten) sowie als Creme, Gel oder Salbe zur Verfügung. Ob während der Einnahme von Metronidazol gefährliche Nebenwirkungen und Langzeitfolgen auftreten können sowie mehr zu den Anwendungsgebieten, zur Dosierung und zu Alternativen, lesen Sie in diesem Artikel.

So wirkt Metronidazol

Metronidazol ist ein verschreibungspflichtiges Antibiotikum, das zur Gruppe der Nitroimidazole gehört. Es wird zur Behandlung von Infektionen verwendet, die durch anaerobe Bakterien oder Protozoen (tierische Einzeller, die als Parasiten leben) hervorgerufen werden. Anaerobier sind Mikroorganismen, die ohne Sauerstoff überleben können.

Nitroimidazole werden durch bakterielle Enzyme zu sogenannten Nitroso-Radikalen verstoffwechselt. Diese greifen die DNA der Erreger an. Dadurch stirbt die Zelle ab und die Infektion kann wirksam bekämpft werden.

Anwendungsgebiete: Für was nimmt man Metronidazol?

Bei Infektionen mit anaeroben Bakterien wird Metronidazol vorwiegend in diesen Bereichen eingesetzt:

  • Entzündungen im Mund-Kiefer- und Hals-Nasen-Ohren-Bereich
  • Infektionen des Magen-Darm-Trakts mit Helicobacter pylori
  • bakterielle Vaginose

Wirksam ist das Mittel außerdem gegen diese Protozoen:

  • Darminfektionen mit Giardiasis (Giardien) oder Amöbiasis (Amöbenruhr)
  • Infektion der Geschlechtsorgane mit Trichomonaden

Trichomonaden werden überwiegend beim Geschlechtsverkehr übertragen, weshalb Sexualpartner*innen immer mitbehandelt werden sollten.

Als Salbe oder Creme wird Metronidazol zur Behandlung von Hauterkrankungen wie Rosacea, perioraler Dermatitis (Mundrose) sowie von Ekzemen und Abszessen verwendet. Bei einem Hautabszess liegt häufig eine bakterielle Infektion vor. Bei Rosacea wird – neben weiteren Faktoren – eine verstärkte Besiedelung mit Haarbalgmilben als Auslöser vermutet. Zudem hat Metronidazol eine entzündungshemmende Wirkung, was sich ebenfalls positiv auf die genannten Hautkrankheiten auswirkt.

Metronidazol wird bei Operationen des Magen-Darm-Trakts sowie im gynäkologischen Bereich auch prophylaktisch (zur Vorbeugung von Infektionen) eingesetzt.

Dosierung und Einnahme von Metronidazol

Je nach Schweregrad und Art des Infekts kann die Dosierung von Metronidazol sehr unterschiedlich ausfallen. Metronidazol-Tabletten gibt es in den Wirkstoffstärken 125 mg, 250 mg, 400 mg und 500 mg. Die folgenden Dosierungsangaben stellen deswegen lediglich eine allgemeine Richtlinie dar. Die genaue Dosierung sollten Sie immer ärztlich besprechen sowie die Angaben der Packungsbeilage beachten.

Die Behandlungsdauer beträgt bei innerlicher Anwendung in der Regel drei bis sieben Tage und sollte zehn Tage nicht überschreiten.

Unkomplizierte Infektionen können durch die Gabe von dreimal 200 mg Metronidazol täglich für fünf bis sieben Tage behandelt werden. Wird der Wirkstoff höher dosiert (ein bis zwei Gramm), kann ein Einnahmezeitraum von einem bis drei Tagen ausreichend sein.

Bei komplizierten Infektionen werden zu Beginn zwischen 1,6 und zwei Gramm Metronidazol, danach für fünf bis sieben Tage jeweils ein Gramm verabreicht. Unter komplizierte Infektionen fallen unter anderem Entzündungen der Gebärmutterschleimhaut, der Eierstöcke und des Bauchfells, Entzündungen im Mund- und Kieferbereich sowie solche im Hals-Nasen-Ohren-Bereich.

Bei Kindern wird die jeweilige Dosis je nach Körpergewicht und Erkrankung individuell festgelegt. Meist bekommen Kinder zwischen 35 und 50 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht.

Bei Infektionen mit dem Bakterium Helicobacter pylori ist eine Kombinationstherapie mit einem weiteren Antibiotikum (Tetracyclin), einem Protonenpumpenhemmer (Omeprazol oder Pantoprazol) sowie Bismut angezeigt.

Metronidazol-Creme wird in der Regel zweimal täglich über einen durchschnittlichen Zeitraum von zwölf Wochen angewendet.

Bakterielle Vaginose und Trichomoniasis

Eine bakterielle Vaginose oder Trichomoniasis kann unter Umständen bereits durch eine Einmaldosis von zwei Gramm Metronidazol behandelt werden.

Alternativ empfiehlt sich bei bakterieller Vaginose die Einnahme von täglich einem Gramm des Arzneimittels (aufgeteilt auf zwei bis drei Einzeldosen) über sieben Tage.

Nach dem gleichen Einnahmeschema kann bei Trichomoniasis eine Dosis zwischen 0,8 und 1,6 Gramm Metronidazol verabreicht werden.

Als Alternative zu Tabletten ist auch eine Therapie mit Vaginalzäpfchen oder -cremes möglich. Diese werden einmal täglich, am besten vor dem Schlafengehen und je nach Wirkstärke für ein bis sechs Tage angewendet. Die Behandlung sollte nicht während der Menstruation erfolgen.

Nebenwirkungen von Metronidazol

Die Einnahme von Metronidazol kann mit verschiedensten Nebenwirkungen verbunden sein. Entscheidend ist neben der Dosis und der Länge der Einnahme auch die Darreichungsform.

Bei der äußerlichen und vaginalen Anwendung von Metronidazol in Form von Salbe, Creme oder Zäpfchen kommt es häufig zu trockener oder geröteter Haut, Juckreiz, Brennen oder Hautreizungen. Allergische Hautreaktionen (Kontaktdermatitis) sind möglich, wobei die Häufigkeit nicht bekannt ist. In diesem Fall ist das Medikament abzusetzen.

Bei Tabletten oder Infusionen sind deutlich mehr Nebenwirkungen möglich. Die folgenden unerwünschten Effekte können grundsätzlich auch bei einer vaginalen Anwendung auftreten, da der Wirkstoff bei dieser Anwendungsform zu 20 Prozent in den Blutkreislauf übergeht. Jedoch ist etwas seltener mit Nebenwirkungen zu rechnen.

Häufig löst Metronidazol diese Nebenwirkungen aus:

Gelegentlich treten unter anderem Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Schwindel, Schlafstörungen, Schwächegefühl, Benommenheit, veränderte Blut- und Leberwerte, Blasenprobleme und Genitalpilzinfektionen auf.

Gefährliche, zum Teil lebensbedrohliche Nebenwirkungen sind möglich, aber sehr selten. Dies können unter anderem starke, über Wochen anhaltende Durchfälle, schwere allergische Reaktionen oder Nervenstörungen sein. Eine vollständige Liste entnehmen Sie der Packungsbeilage.

Langzeitfolgen: Ist Metronidazol krebserregend?

Ob Metronidazol gefährlich ist, weil es Krebs begünstigen könnte, wird seit längerer Zeit diskutiert. In Laborversuchen mit Mäusen und Ratten trat eine erhöhte Rate an Tumoren auf, insbesondere an den Lymphknoten und in der Lunge. Allerdings erhielten die untersuchten Tiere das Mittel über längere Zeit in hohen Dosen. Ähnliches wurde vereinzelt bei sehr jungen Patient*innen beobachtet, allerdings nicht im Rahmen einer klinischen Studie.

Metronidazol wird daher als möglicherweise krebserregend eingestuft. Allerdings ist hierzu noch weitere Forschung notwendig. Da diese Langzeitfolge bislang nur bei hohen Dosen und einer langfristigen Einnahme beobachtet wurde, lautet die allgemeine Empfehlung, dass der Wirkstoff so kurz wie möglich – maximal zehn Tage lang – eingenommen werden sollte.

Gegenanzeigen

Metronidazol ist kontraindiziert, wenn eine Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff bekannt ist. Die einzige Ausnahme sind lebensbedrohliche Infekte, für die es keine andere Behandlungsmöglichkeit gibt. 

Zudem darf das Arzneimittel in folgenden Fällen nicht angewendet werden:

  • schwere Leberschäden
  • Erkrankungen des Nervensystems
  • Blutbildungsstörungen
  • Dialysepflichtigkeit

Wechselwirkungen

Auch die Wechselwirkungen hängen von der jeweiligen Darreichungsform ab. Bei einer äußerlichen Anwendung mit Metronidazol-Creme sind keine Wechselwirkungen zu erwarten. Welche Wechselwirkungen in Ihrem Fall auftreten können, klären Sie bitte mit Ihrem*Ihrer Arzt*Ärztin oder in der Apotheke ab. Alternativ kann Ihnen auch ein Blick in die Packungsbeilage weiterhelfen.

Generell können unter anderem mit folgenden Arzneistoffen Wechselwirkungen auftreten:

  • Schlafmittel
  • Lithium
  • Disulfiram (Mittel zur Alkoholentwöhnung)
  • Mariendistel (bei Lebererkrankungen)
  • den Chemotherapeutika Busulfan und 5-Fluorouracil

Menschen, die mit bestimmten Antikoagulantien (gerinnungshemmende Mittel wie Warfarin) behandelt werden, müssen bei einer Einnahme von Metronidazol neu eingestellt werden. Dies ist nötig, da das Antibiotikum die gerinnungshemmende Wirkung der Medikamente verstärken kann.

Metronidazol und Alkohol

Während der Behandlung mit Metronidazol darf kein Alkohol getrunken werden. Metronidazol führt zu einer Alkoholunverträglichkeit, was Symptomen wie Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Erbrechen und Hautrötungen auslösen kann. Dieser Effekt hält noch für 48 Stunden nach der letzten Einnahme an, weshalb Sie frühestens nach dieser Zeitspanne wieder Alkohol konsumieren dürfen.

Metronidazol während Schwangerschaft und Stillzeit

Die Studienlage dazu, ob der Wirkstoff schädlich für ungeborene oder neugeborene Babys sein könnte, ist noch nicht abschließend bewertbar. Allgemein geht man derzeit nicht davon aus, dass Metronidazol eine fruchtschädigende Wirkung hat. Deshalb darf das Medikament auch in der Schwangerschaft eingenommen werden, wenn es eine Notwendigkeit dafür gibt. Das Gleiche gilt für die Stillzeit.

Wenn möglich sollte eine äußerliche Anwendung mit Cremes einer Behandlung mit Tabletten vorgezogen werden.

Welche Metronidazol-Alternativen gibt es?

Metronidazol ist für die genannten Anwendungsgebiete sehr gut wirksam. Für Menschen, die es nicht einnehmen dürfen, gibt es jedoch Alternativen. Das sind zum Beispiel andere Wirkstoffe aus der Gruppe der Nitroimidazole, Clindamycin oder Azithromycin. Welcher Arzneistoff jeweils geeignet ist, hängt von dem zugrundeliegenden Infekt beziehungsweise der Art der Erreger ab. Ihr*Ihre Arzt*Ärztin wird in diesem Fall ein passendes Präparat für Sie auswählen.

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