Frau nimmt Bupropion-Tablette
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Bupropion: Wirkung und Nebenwirkungen

Von: Nathalie Wagner (Studentin der Humanmedizin)
Letzte Aktualisierung: 02.01.2024 - 12:43 Uhr

Bupropion ist ein Arzneimittel zur Behandlung von Depressionen. Zusätzlich kann es bei der Rauchentwöhnung nikotinabhängiger Menschen unterstützen. Wie Bupropion wirkt, in welchen Dosierungen es eingenommen wird und welche Nebenwirkungen auftreten können, lesen Sie hier.

Was ist Bupropion?

Bupropion ist ein verschreibungspflichtiger Wirkstoff aus der Gruppe der NDRI (Noradrenalin- und Dopamin-Wiederaufnahmehemmer). Diese Medikamentengruppe gehört zu den antriebssteigernden Antidepressiva und wird bei Depressionen eingesetzt.

Mittlerweile ist auch bekannt, dass Bupropion den Ausstieg aus der Nikotinabhängigkeit unterstützen kann, weshalb es auch zur Rauchentwöhnung genutzt wird. Unter der Therapie wird häufig eine geringere Gewichtszunahme beobachtet als bei anderen Hilfsmitteln oder einem Rauchstopp ganz ohne weitere Maßnahmen.

Das Arzneimittel gehört zur Gruppe der Amphetamine, welche starke Wirkungen im zentralen Nervensystem entfalten. Auch wenn es sich dabei nicht um eine Droge handelt, kann das Mittel aufgrund dieser chemischen Ähnlichkeit mit anderen Stoffen aus dieser Gruppe zu einem falsch-positiven Urin-Drogentest führen.

In Medikamenten wird Bupropion in Form von Bupropionhydrochlorid eingesetzt.
Mitunter liest man im Zusammenhang mit dem Antidepressivum auch das Wort Hydroxybupropion. Dies ist der wichtigste sogenannte aktive Metabolit des Arzneimittels, also ein Zwischenprodukt, das bei der Verstoffwechselung von Bupropion im Körper entsteht und für die Wirkungsweise des Mittels verantwortlich ist.

Warum wird Bupropion verschrieben?

Bupropion wird als Antidepressivum zur Therapie von Depressionen eingesetzt. Heute weiß man außerdem, dass es einen positiven Effekt auf die Nikotinentwöhnung haben kann. Hierbei wird es als unterstützende Maßnahme zusätzlich zu anderen Therapieformen verabreicht.

Zudem wird das Arzneimittel vereinzelt auch zur Behandlung von ADHS, dem Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom, verschrieben. Es gibt jedoch noch nicht ausreichend aussagekräftige Studien zu diesem Einsatzzweck, sodass die Anwendung in solchen Fällen off-label, also ohne entsprechende Zulassung, erfolgt.

In Kombination mit Naltrexon wurde Bupropion zudem zeitweise als Hilfsmittel zur Gewichtsreduktion bei Adipositas (krankhaftem Übergewicht) eingesetzt. Durch ihren appetithemmenden Effekt sollte die Kombination beim Abnehmen unterstützen. Ein entsprechendes Arzneimittel wurde in Deutschland zwar zugelassen, aufgrund der möglichen Nebenwirkungen dann jedoch wieder aus dem Handel genommen. Derzeit erfolgt eine Überprüfung des Nutzen-Risiken-Verhältnisses. Aktuell ist man sich nicht sicher, ob der gewichtsreduzierende Effekt hauptsächlich auf das Medikament an sich oder die starken Nebenwirkungen, wie Magen-Darm-Beschwerden, zurückzuführen sind. Auch wurde bislang nicht untersucht, ob der Effekt dauerhaft ist.

Wie wirkt Bupropion?

Bupropion wirkt im zentralen Nervensystem unseres Körpers. Normalerweise werden von Nervenzellen bestimmte Neurotransmitter (Botenstoffe zwischen den Nervenzellen) wie beispielsweise Dopamin und Noradrenalin ausgeschüttet, um anderen Nervenzellen Signale zu senden. Nachdem ein solches gesendet wurde, werden die Neurotransmitter wieder in die Zelle aufgenommen und der Prozess kann von Neuem beginnen.

Bei einigen Erkrankungen, etwa bei Depressionen, kann dieses Signal jedoch aus verschiedenen Gründen gestört sein. Eine mögliche Behandlungsoption ist dann, die Wiederaufnahme von Dopamin und Noradrenalin zu hemmen. Dadurch können sie länger wirken und das Signal wird verstärkt. Da beide Botenstoffe vor allem aktivierende Signale aussenden, bewirkt eine Signalverstärkung eine Aktivitätssteigerung. Damit wirken sie gut bei Personen mit Depressionen, denn diese Antriebssteigerung kann bei der Erkrankung hilfreich sein.

Auch die Entwöhnung vom Rauchen bei nikotinabhängigen Personen wird durch Bupropion unterstützt. Der genaue Wirkmechanismus ist hierbei jedoch noch unbekannt.

Wann und wie wird Bupropion eingenommen?

Bupropion wird in Form von Retardtabletten verabreicht. Sie werden, zusammen mit genügend Flüssigkeit, geschluckt und geben ihren Wirkstoff über einen längeren Zeitraum ab, wodurch zwischen der Einnahme von zwei Tabletten eine längere Pause liegen kann.

Die Einnahme erfolgt meist ein- bis zweimal täglich, unabhängig von den Mahlzeiten.

Wie erfolgt die Dosierung?

Je nachdem, ob Bupropion gegen Depressionen oder zur Unterstützung bei der Rauchentwöhnung gegeben wird, kommen unterschiedliche Dosierungen zum Einsatz:  

  • Depression: Es wird einmal täglich eine Tablette eingenommen. Diese enthält zu Beginn der Therapie 150 mg Wirkstoff. Wenn nach einigen Wochen keine sichtbare Besserung eintritt, kann die Dosis auf bis zu 300 mg täglich erhöht werden. Allerdings sollte diese Verdopplung nur in ärztlicher Absprache und nach einer ausreichenden Zeit geschehen, da der Wirkeintritt bei Antidepressiva einige Zeit benötigt. Eine vollständige Entfaltung der Wirkung ist gegebenenfalls erst nach Wochen der Einnahme zu erwarten. Die Einnahme erfolgt jeweils morgens, zwischen zwei Einnahmezeitpunkten sollten 24 Stunden liegen.
  • Rauchentwöhnung: Auch hierbei werden anfangs 150 mg pro Tag verabreicht. Nach sieben Tagen erhöht man die Dosis auf 300 mg pro Tag. Zu beachten ist, dass die 300 mg auf zwei Einnahmezeitpunkte (also morgens und abends) aufgeteilt werden. Die Behandlung ist dann am effektivsten, wenn man als aktive*r Raucher*in beginnt und in der zweiten Einnahmewoche das Rauchen einstellt. Die Behandlungsdauer sollte insgesamt sieben bis neun Wochen nicht überschreiten.  

Ältere Personen reagieren gegebenenfalls empfindlicher auf das Mittel, weshalb eine Dosis von 150 mg nur in Einzelfällen erhöht werden sollte.

Eine Überschreitung der Dosierung von 300 mg pro Tag erzielt keine höhere Wirkung und ist in keinem Fall ratsam. Bei einer Überdosis (über 300 mg) erhöht sich die Gefahr, einen Krampfanfall zu erleiden, auch wenn keine Epilepsie vorliegt. Bei einer bestehenden Epilepsie können epileptische Anfälle ausgelöst werden.

Welche Nebenwirkungen hat Bupropion?

Bupropion hat neben seinen positiven Effekten auch eine Reihe an möglichen unerwünschten Wirkungen. Diese sind von der jeweiligen Person abhängig und immer etwas verschieden, da jeder Mensch ein bisschen anders auf die Stimulation (Anregung) des Zentralnervensystems reagiert.

Sehr häufig treten Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen und Mundtrockenheit auf. Auch gastrointestinale Störungen (also Magen-Darm-Beschwerden) wie Übelkeit und Erbrechen sind sehr häufig zu beobachten. Dadurch kann es zu einer Gewichtsabnahme, beim Absetzen jedoch zu einer leichten Gewichtszunahme kommen.

Zusätzlich treten häufig weitere unerwünschte Wirkungen auf, wie Appetitlosigkeit, Juckreiz oder Hautausschlag. Einschränkungen der Sexualität sind nicht zu erwarten, jedoch kann es, besonders beim Mann, zum Harnverhalt kommen.

In seltenen Fällen wurden gefährliche Nebenwirkungen wie Krampfanfälle, schwere Überempfindlichkeitsreaktionen oder psychische Symptome wie Halluzinationen, Verhaltensänderungen sowie paranoide Gedanken oder Wahnvorstellungen beobachtet. 
Da Bupropion auf die Nervenzellen wirkt, kann es die Fahrtüchtigkeit beeinflussen. Bevor unter Medikamenteneinnahme ein Fahrzeug gesteuert wird, sollte deshalb auf beeinträchtigende Nebenwirkungen wie Schwindel und starke Erschöpfung geachtet werden.

Wann darf Bupropion nicht eingenommen werden?

Bupropion wird im Allgemeinen gut vertragen, darf jedoch in einigen Fällen nicht eingenommen werden – man bezeichnet dies in der Medizin als kontraindiziert: 

  • Es kann zu Überempfindlichkeitsreaktionen auf den Wirkstoff oder Bestandteile der Tabletten kommen. 
  • Menschen, die zu epileptischen Anfällen neigen, sollten das Medikament aufgrund seines krampffördernden Potenzials ebenfalls nicht einnehmen.
  • Da Bupropion im zentralen Nervensystem wirkt, sollte es auch nicht eingenommen werden, wenn ein Tumor im Kopf diagnostiziert wurde oder in der Vergangenheit bestimmte psychische Erkrankungen, wie eine bipolare Störung, behandelt wurden.
  • Auch ein bereits gestörtes Essverhalten, wie es bei den Krankheiten Bulimie und Anorexie besteht, kann durch Bupropion verstärkt werden.
  • Menschen, die am sogenannten Brugada-Syndrom (einer seltenen Erbkrankheit des Herzens) leiden, dürfen Bupropion nicht einnehmen. Es besteht das Risiko eines Herzstillstandes oder des plötzlichen Herztods. Vorsicht geboten ist auch, wenn es in der familiären Vorgeschichte zu einem Herzstillstand oder Sekundentod kam.

Da Bupropion in mehreren verschiedenen Medikamenten enthalten ist, muss unbedingt darauf geachtet werden, dass nicht mehrere bupropionhaltige Medikamente parallel eingenommen werden. Dies ist besonders wichtig, da es unter verschiedenen Handelsnamen, unter anderem Zyban®, Wellbutrin® oder Elontril® bekannt ist. Alle diese Arzneimittel enthalten Bupropion und werden von verschiedenen Herstellern (zum Beispiel ratiopharm, 1A pharma oder Orifarm) angeboten. Auch die Bezeichnung Bupropion beta findet sich gelegentlich.

Bupropion in Schwangerschaft und Stillzeit

Bupropionhaltige Tabletten sollten während der Schwangerschaft und Stillzeit nicht eingenommen werden, da der Wirkstoff sonst auf das Baby übergehen und sein zentrales Nervensystem schädigen könnte. Wird Bupropion eingenommen, um die Rauchentwöhnung zu unterstützen, sollte die Patientin unbedingt mit ihrem*ihrer behandelnden Arzt*Ärztin über alternative Behandlungsmöglichkeiten sprechen, um die Gefahr eines Rückfalls während der Schwangerschaft zu minimieren.

Welche Wechselwirkungen können auftreten?

Bupropion wirkt auf ein bestimmtes Enzym im Körper: CYP2D6. Dieses spielt eine große Rolle beim Abbau verschiedener Medikamente. Bupropion hemmt das Enzym und kann somit zu Wechselwirkungen mit zahlreichen Medikamenten führen. Dazu gehören unter anderem: 

  • andere Antidepressiva (zum Beispiel Venlafaxin, Sertralin oder Citalopram)
  • Herzmedikamente (beispielsweise Typ-1-Antiarrhythmika oder Betablocker
  • einige Zytostatika (wie Tamoxifen oder Cyclophosphamid) 
  • Medikamente zur Blutverdünnung (zum Beispiel Clopidogrel)
  • Antiepileptika (zum Beispiel Carbamazepin oder Phenytoin)
  • Medikamente gegen HIV oder andere Viruserkrankungen (etwa Ritonavir oder Lopinavir) 

Da so viele unterschiedliche Medikamente in Wechselwirkung mit Bupropion treten können, sollte der*die behandelnde Arzt*Ärztin immer über eine parallele Einnahme anderer Medikamente informiert werden. Prüfen Sie vor der gleichzeitigen Anwendung mehrerer Medikamente auch stets die jeweiligen Beipackzettel auf mögliche Risiken.

Zusätzlich sollte der Konsum von Alkohol im Einnahmezeitraum minimiert werden, da es auch hierbei zu gegenseitigen Effekten kommen kann.

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