Novaminsulfon: Frau hat Schmerzen
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Novaminsulfon (Novalgin®) – umstrittenes Schmerzmittel

Von: Kathrin Mehner (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 11.05.2023 - 15:17 Uhr

Novaminsulfon ist ein nicht-opioides Schmerzmittel, das auch unter dem Namen Metamizol beziehungsweise unter dem Handelsnamen Novalgin® bekannt ist. Novaminsulfon hat sowohl eine schmerzlindernde als auch eine fiebersenkende sowie leicht entzündungshemmende Wirkung. Das Schmerzmittel wird meist als sogenanntes Reservemittel angewendet – es wird dann verabreicht, wenn andere Medikamente nicht anschlagen. Bei der Einnahme sind jedoch die teilweise gravierenden Nebenwirkungen von Novaminsulfon, deren Eintrittshäufigkeit allerdings umstritten ist, zu beachten.

So wirkt Novaminsulfon

Nicht-opioide Schmerzmittel wie Novaminsulfon entfalten ihre Wirkung im Gegensatz zu den opioiden Schmerzmitteln nicht an den Opioidrezeptoren. Ihre Wirkung kommt stattdessen durch die Unterdrückung von schmerzauslösenden biochemischen Vorgängen zustande.

Innerhalb der nicht-opioiden Schmerzmittel gehört Novalminsulfon zur Gruppe der nicht-sauren Schmerzmittel. Wie genau die Wirkstoffe dieser Gruppe, einschließlich Novalminsulfon, wirken, konnte bislang noch nicht abschließend geklärt werden. Es wird jedoch vermutet, dass Novaminsulfon die Bildung der Prostaglandine – einer Gruppe von Gewebshormonen – hemmt. Sie sind als Botenstoffe wesentlich am Prozess der Schmerzvermittlung beteiligt.

Wann wird Novaminsulfon angewendet?

Der Wirkstoff Novaminsulfon wird aufgrund seiner schmerzlindernden und fiebersenkenden Wirkung zur Behandlung folgender Beschwerden eingesetzt:

  • starke Schmerzen
  • akute sowie chronische Schmerzen, wie beispielsweise Tumorschmerzen oder Schmerzen nach einer Operation oder Verletzung
  • hohes Fieber (nur unter der Voraussetzung, dass andere Medikamente nicht anschlagen)

Im Gegensatz zu den meisten anderen nicht-opioiden Schmerzmitteln hat Novaminsulfon auch eine krampflösende Wirkung. Deswegen kann es zur Schmerzlinderung bei Koliken der Gallenwege oder der Harnwege zum Einsatz kommen. Doch Novaminsulfon wirkt nicht bei jeder Art von Schmerzen: Bei Nervenschmerzen wird Novaminsulfon beispielsweise nicht empfohlen.

Dosierung von Novaminsulfon

Novaminsulfon beziehungsweise Novalgin® ist sowohl in Form von Tropfen, Tabletten und Zäpfchen als auch als Injektionslösung erhältlich. Die Dosierung von Novaminsulfon richtet sich nach den bestehenden Beschwerden und ist stets mit dem behandelnden Arzt abzuklären. Bei hohem Fieber oder chronischen Schmerzen werden Einzeldosen von 500 Milligramm oder 1.000 Milligramm empfohlen.

Je nach Art der Anwendung setzt die Wirkung von Novaminsulfon etwa 30 bis 60 Minuten nach der Verabreichung ein. Wird Novaminsulfon oral und gleichzeitig mit Nahrung eingenommen, kann das einen verzögerten Wirkungseintritt zur Folge haben.

Novaminsulfon: Kontraindikationen

Novaminsulfon, beispielsweise in Form von Novalgin®, sollte nicht eingenommen werden, wenn eine Unverträglichkeit gegenüber dem Wirkstoff vorliegt. Auch bei einer Störung der Produktion des roten Blutfarbstoffes sollte Novaminsulfon nicht verwendet werden.

Ebenso sollte während der Schwangerschaft und der Stillzeit sowie bei Säuglingen unter drei Monaten auf die Anwendung von Novaminsulfon verzichtet werden.

Kinder unter zehn Jahren sollten Novaminsulfon nur in ärztlicher Absprache und in Form von Zäpfchen, nicht aber in Form von Tabletten verabreicht bekommen. Zäpfchen mit 300 Milligramm sollten erst an Kinder ab vier Jahren, Zäpfchen mit 1.000 Milligramm erst an Jugendliche ab 15 Jahren verabreicht werden.

Ebenso sollte bei bestimmten Krankheiten auf Novaminsulfon verzichtet werden. Dazu gehören eine akute hepatische Porphyrie (eine Stoffwechselstörung), ein Mangel an dem Enzym Glucose-6-phosphat-Dehydrogenase sowie Störungen des hämatopoetischen Systems (Bluterkrankungen). Personen, die einen niedrigen Blutdruck haben, sollten Novaminsulfon nicht intravenös verabreicht bekommen, da dadurch ein starker Blutdruckabfall ausgelöst werden kann.

Wechselwirkungen mit Novaminsulfon

Wechselwirkungen ergeben sich vor allem mit Medikamenten, die die Wirkstoffe Efavirenz, Bupropion, Methadon, Valproat, Tacrolimus oder Ciclosporin enthalten, da Novaminsulfon den Blutserumspiegel dieser Wirkstoffe absenkt. Darüber hinaus kann durch Novaminsulfon auch die Wirksamkeit von Diuretika abgeschwächt werden. Zudem können Wechselwirkungen mit Lithium sowie mit blutdrucksenkenden Arzneimitteln (beispielsweise Captopril) auftreten.

Ebenso kann es bei gleichzeitiger Anwendung von Novaminsulfon und dem Wirkstoff Chlorpromazin, der zur Behandlung von psychotischen Störungen eingesetzt wird, zu einem deutlichen Abfall der Körpertemperatur kommen. Auch auf die gleichzeitige Einnahme von Methrotrexat sollte verzichtet werden, da Novaminsulfon die Hämotoxizität (also die giftige Wirkung auf das Blut und seine Bestandteile) von Methrotrexat verstärken kann.