Terbinafin-Salbe zur Behandlung von Hautpilz
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Terbinafin bei Hautpilz und Nagelpilz: Wirkung und Nebenwirkungen

Von: Dr. med. Julia Völker (Ärztin und Journalistin), Marina Bierbrauer (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 26.03.2024 - 08:59 Uhr

Terbinafin ist ein häufig verwendetes Medikament, das zur Behandlung von Pilzerkrankungen eingesetzt wird. Es wirkt hemmend auf ein Enzym, das wichtig für die Vermehrung von Pilzen ist. Dadurch wird ihr Wachstum unterdrückt. Terbinafin ist besonders effektiv bei Fußpilz und Nagelpilz. Wann verwendet man Creme, Nagellack oder Tabletten? Lesen Sie mehr zur Anwendung, möglichen Nebenwirkungen und ob Terbinafin auch gefährlich sein kann.

Was ist Terbinafin?

Terbinafin ist ein Breitband-Antimykotikum. Das heißt, es wirkt gegen viele verschiedene Pilze gleichzeitig. Der Wirkstoff liegt in Arzneimitteln in Form der Verbindung Terbinafinhydrochlorid vor. Er wird hauptsächlich zur Therapie von Pilzinfektionen der Haut (kutane Mykosen) und der Nägel (Onychomykosen) eingesetzt.

Wie wirkt Terbinafin?

Terbinafin bildet zusammen mit Naftifin die Gruppe der Allylamine. Diese Untergruppe der Antimykotika (Antipilzmittel) greift vor allem die äußere Hülle der Pilze an: ihre Zellmembran aus dem Stoff Ergosterol. Terbinafin wirkt über die Hemmung des Enzyms Squalenepoxidase schädlich auf diese Hülle und damit erschwerend auf das Wachstum, die Vermehrung und das Überleben der Haut- und Nagelpilze. Dadurch kann die Infektion abklingen.

Terbinafin wirkt auf Dermatophyten (Fadenpilze) sowie Schimmelpilze fungizid, das heißt pilztötend, und auf Hefepilze fungistatisch, also hemmend auf das Wachstum und die Vermehrung.

Darüber hinaus gibt es eine leicht antibakterielle und entzündungshemmende Wirkung.

Anwendungsgebiete von Terbinafin

Terbinafin wird bei Pilzinfektionen der Haut und der Nägel angewendet. Insbesondere gehören dazu diese Erkrankungen:

  • Fußpilz (Tinea pedis)
  • Nagelpilz (Onychomykose)
  • Hautpilzerkrankungen in der Leistengegend (Tinea cruris)
  • Hautcandidosen (Infektionen der Haut mit Hefepilzen)
  • Kleienpilzflechte (Pityriasis versicolor)
  • Ringelflechte: ringförmiger Ausschlag, der überall am Körper auftreten kann (Tinea corporis)

Darreichungsformen: Terbinafin als Tabletten, Creme und Nagellack

Je nachdem, wo und wie stark sich der Pilz ausgebreitet hat, kommt Terbinafin in verschiedenen Darreichungsformen zum Einsatz:

  • Terbinafin-Nagellack bei Nagelpilz
  • Terbinafin-Creme bei Hautpilz
  • Terbinafin-Tabletten

Während es sich bei Terbinafin als Creme oder Nagellack um eine topische, also lokale, Therapie handelt, nennt man die Behandlung mit Tabletten systemische Therapie.

Eine systemische Therapie wird häufig bei Nagelpilz verordnet, da dieser für gewöhnlich schwerer zu behandeln ist. Außerdem kommt sie bei besonders großflächigen oder starkem Befall zum Einsatz. In der Regel wird parallel eine lokale Therapie durchgeführt, da durch diese Kombination die besten Erfolge erzielt werden.

Anwendung von Terbinafin

Bei einer systemischen Therapie sollte das Arzneimittel einmal täglich, immer zur gleichen Uhrzeit, eingenommen werden. Weitere Besonderheiten sind bezüglich des Einnahmeschemas im Normalfall nicht zu beachten – das Mittel kann auch unabhängig von den Mahlzeiten eingenommen werden.

Bei einer lokalen Behandlung sollte die betroffene Stelle vorher gründlich gereinigt und abgetrocknet werden – achten Sie dabei darauf, Einmaltücher zu verwenden oder ein Handtuch im Anschluss an die Nutzung bei 60 Grad Celsius zu waschen, um eine Übertragung der Pilze zu vermeiden. Anschließend wird das Medikament dünn aufgetragen und leicht eingerieben. Auch Ihre Hände sollten Sie davor und danach waschen.

Die Anwendung von Terbinafin Nagellack und -Tabletten ist nur für Erwachsene empfohlen. Terbinafin in Form von Creme kann bei Kindern ab 12 Jahren angewendet werden.

Terbinafin: Dosierung

Die übliche Dosierung bei einer systemischen Therapie mit Terbinafin ist eine Tablette à 250 mg am Tag als Einzeldosis. Die Einnahme kann unabhängig von den Mahlzeiten erfolgen.

Bei einer Behandlung mit Terbinafin als Creme oder Nagellack sollte das Medikament ein- bis zweimal täglich auf die betroffene Körperpartie aufgetragen werden.

Wie lange nimmt man Terbinafin ein?

Wie lange Terbinafin eingenommen beziehungsweise aufgetragen werden muss, hängt von der Erkrankung ab. Fußpilz und Pilz an anderen Hautbereichen des Körpers werden üblicherweise für eine Dauer von ein bis zwei Wochen mit Creme behandelt. Eine systemische Therapie erfolgt für gewöhnlich für zwei bis sechs Wochen.

Noch länger dauert die Behandlung von Nagelpilz. Dann wird die Anwendung für bis zu drei Monate empfohlen. In schwerwiegenden Fällen kann die Therapie sogar bis zu ein Jahr dauern. Dann wird der Nagellack jedoch nur noch einmal pro Woche aufgetragen.

Auch wenn sich Ihre Symptome bereits deutlich gebessert haben: Nehmen Sie das Arzneimittel in jedem Fall so lange ein, wie es Ihre Arztpraxis oder Apotheke empfohlen hat. Sonst kann es zu einem Rezidiv (Wiederauftreten) der Pilzinfektion kommen.

Wirkungseintritt: Wie schnell wirkt Terbinafin?

Bei Pilzerkrankungen der Haut kann Terbinafin bereits nach wenigen Tagen eine deutliche Besserung der Symptome und des Hautbildes bewirken. Nagelpilz ist meist deutlich langwieriger zu behandeln und es kann Wochen, zumeist Monate dauern, bis ein positiver Effekt auf das Pilzwachstum zu sehen ist. Das liegt auch daran, dass Nägel relativ langsam wachsen, während sich unsere Haut häufiger erneuert.

Wie lange ist Terbinafin im Blut?

Terbinafin reichert sich vor allem in Haut, Haaren und in Nägeln an. Im Körper ist Terbinafin noch etwa 200 bis 400 Stunden nach der Einnahme im Gewebe oder Blut nachweisbar. Cremes reichern sich üblicherweise nicht so stark im Körper an und wirken vor allem lokal. Doch auch hier sollte bei Kindern, Schwangeren und Menschen mit Leber- und Nierenerkrankungen eine Anwendung nur nach ärztlicher Rücksprache erfolgen.

Nebenwirkungen von Terbinafin

Eine lokale Anwendung ist in der Regel nebenwirkungsarm. Es kommt lediglich häufig zu juckender und schuppiger Haut, was jedoch eine normale Reaktion auf den Wirkstoff und keine Allergie darstellt.

Folgende Nebenwirkungen können bei einer Behandlung mit Terbinafin-Tabletten häufig bis sehr häufig auftreten:

Ist Terbinafin gefährlich?

Normalerweise ist die Anwendung von Terbinafin nicht gefährlich. Es kann jedoch in bestimmten Fällen bei der Einnahme von Terbinafin-Tabletten zur Schädigung von Leberzellen kommen. Deshalb sollte der Wirkstoff nur unter Vorsicht mit anderen Arzneimitteln zusammen eingenommen werden, die ebenfalls schädigend auf die Leber wirken können. Auch auf Alkohol sollte aus diesem Grund während der Behandlung mit Terbinafin verzichtet werden.

Weitere Wechselwirkungen

Weitere Wechselwirkungen mit Arzneimitteln sind bei der Einnahme von Terbinafin in Tablettenform möglich. So kann die Wirkung von einigen Antidepressiva und Betablockern (Wirkstoffklasse zur Behandlung von Herzerkrankungen und Bluthochdruck) verstärkt werden.

Hingegen kann die Wirkung von Ciclosporin (Immunsuppressiva, das nach Organtransplantationen und bei Autoimmunerkrankungen eingesetzt wird) und Codein (Opiat gegen starke Schmerzen und Reizhusten) abgeschwächt werden.

Das Antibiotikum Rifampicin schwächt die Wirkung von Terbinafin ab. Die Antimykotika Fluconazol und Ketoconazol, das Magen-Darm-Mittel Cimetidin sowie das Herzmedikament Amiodaron verstärken hingegen die Wirkung.

Sprechen Sie mit Ihrem*Ihrer behandelnden Arzt*Ärztin, falls Sie andere Medikamente einnehmen müssen, auch über eventuelle Anpassungen der Dosis.

Gegenanzeigen: Wann darf Terbinafin nicht verwendet werden?

Terbinafin darf bei einer Überempfindlichkeit gegen Terbinafinhydrochlorid oder einen der sonstigen Bestandteile des Medikaments nicht angewendet werden.

Auch Betroffene mit Einschränkungen der Leberfunktion und/oder Nierenfunktion sollten nur in enger Rücksprache mit ärztlichem Fachpersonal und in niedrigerer Dosierung mit Terbinafin-Tabletten behandelt werden.

Da Terbinafin in Kombination mit Alkohol die Leber schädigen kann, ist der Wirkstoff nicht für Menschen, die an einer Alkoholsucht leiden, geeignet. Dies gilt ebenfalls nur für eine systemische Therapie.

In der Schwangerschaft und während der Stillzeit sollte Terbinafin nur in Ausnahmefällen und wenn kein anderes geeignetes Medikament zur Verfügung steht, angewendet werden, da noch keine eindeutige Studienlage zu einer möglichen schädlichen Wirkung vorliegt. Besser erforscht sind zum Beispiel Clotrimazol und Nystatin. Grundsätzlich sollten Schwangere und Stillende, wenn möglich, nur eine lokale Therapie erhalten.

Wann absetzen?

Beim Auftreten von Nebenwirkungen und im Falle einer Schwangerschaft sollte das Arzneimittel abgesetzt werden. Ein Absetzen sollte in Rücksprache mit der behandelnden Arztpraxis erfolgen, um mögliche alternative Therapien zu erwägen.

Was kostet Terbinafin?

Terbinafinhaltige Tabletten, Cremes und Nagellack gegen Haut-, Nagel- und Fußpilz gibt es in der Apotheke. Tabletten mit Terbinafin sind jedoch verschreibungspflichtig und daher nur mit einem Rezept erhältlich. Bei gesetzlich Krankenversicherten beträgt die Zuzahlung üblicherweise fünf Euro pro Packung.

Nagellack und Cremes mit dem Wirkstoff sind freiverkäuflich ohne Rezept verfügbar. Die  Creme kostet normalerweise weniger als zehn Euro, der Lack ein wenig mehr. Auch wenn Sie diese Produkte rezeptfrei kaufen können, empfiehlt sich haus- oder hautärztlicher Rat. Die behandelnde Arztpraxis kann mit Ihnen die richtige Anwendung besprechen und entscheiden, welches Antipilzmittel für Sie am besten geeignet ist. Lassen Sie sich alternativ in Ihrer Apotheke ausführlich beraten.

Alternativen zu Terbinafin

Eine häufig verwendete Alternative zu Terbinafin stellen Wirkstoffe aus der Gruppe der Imidazole und Triazole dar. Bekannte Vertreter der genannten Antimykotika sind Itraconazol, Clotrimazol und Miconazol. Ein weiterer Wirkstoff, der ebenfalls bei der Behandlung von Pilzerkrankungen verwendet wird, ist Ciclopirox Nagellack.

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