Arzt berät zu Wechselwirkungen von Bisoprolol
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Bisoprolol: Wechselwirkungen & Gegenanzeigen

Von: Kathrin Mehner (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 24.02.2023 - 11:24 Uhr

Bisoprolol ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der sogenannten Betablocker. Er sorgt durch die Blockade bestimmter Rezeptoren am Herzen dafür, dass die Hormone Adrenalin und Noradrenalin, die Einfluss auf die Herzfrequenz und den Blutdruck haben, nicht an diese Rezeptoren anbinden können. Dadurch verlangsamt sich der Herzschlag und der Blutdruck sinkt. Aus diesem Grund wird Bisoprolol beispielsweise zur Behandlung von Bluthochdruck eingesetzt. Bei der Einnahme zusammen mit anderen Medikamenten kann es jedoch zu zahlreichen Wechselwirkungen kommen. Auch bei einigen Vorerkrankungen sollte auf den Wirkstoff besser verzichtet werden. Welche sind das, bei welchen Medikamenten treten Wechselwirkungen auf und kann man Bisoporol auch in der Schwangerschaft und Stillzeit einnehmen?

Wechselwirkung: Verstärkung der blutdrucksenkenden Wirkung

Wird Bisoprolol gleichzeitig mit bestimmten anderen Medikamenten eingenommen, kann es zu schweren Wechselwirkungen kommen. Keinesfalls sollte der Betablocker gemeinsam mit Floctafenin, Amiodaron oder Sultoprid angewendet werden. Dies kann zu schweren Herzrhythmusstörungen führen. Auch bei der Einnahme von Calciumkanalblockern vom Verapamil- oder Diltiazem-Typ sowie von anderen Mitteln gegen Herzrhythmusstörungen muss die betroffene Person sorgfältig überwacht werden.

Durch die gleichzeitige Einnahme von Narkosemitteln (Barbituraten), Antihistaminika, Rheumamitteln, Neuroleptika oder trizyklischen Antidepressiva kann die blutdrucksenkende Wirkung von Bisoprolol verstärkt werden. Dieser Effekt kann auch bei den zu den Antidepressiva zählenden MAO-Hemmern (ausgenommen MAO-B-Hemmer) eintreten. Andererseits kann bei gleichzeitiger Einnahme mit Betablockern nach Absetzen der MAO-Hemmer auch ein schneller Anstieg des Blutdrucks einsetzen, wodurch eine hypertensive Krise (massiver Blutdruckanstieg) eintreten kann. Tetrazyklische Antidepressiva wie Mirtazapin oder Maprotilin lösen keine solchen Wechselwirkungen aus.

Auch durch magensäurehemmende Wirkstoffe wie Pantoprazol, Ranitidin oder Cimetidin kann es zu einer verstärkten Senkung des Blutdrucks kommen. Diese Medikamente sollten man also nicht zusammen einnehmen.

Auch die gleichzeitige Einnahme von anderen blutdrucksenkenden Mitteln wie ACE-Hemmern (zum Beispiel Ramipril oder Captopril) oder Sartanen (beispielsweise Valsartan oder Candesartan) kann die Wirkung von Bisoprolol verstärken. Teilweise ist dieser Effekt gewünscht, die verschiedenen Wirkstoffe sollten aber immer nur nach ärztlicher Rücksprache zusammen eingenommen werden. In der Regel werden ACE-Hemmer und Betablocker miteinander kombiniert, nicht jedoch Betablocker und Sartane.

Weitere Wechselwirkungen mit Bisoprolol

Im Gegensatz dazu wird die blutdrucksenkende Wirkung von Bisoprolol durch die Einnahme von Produkten, die Adrenalin oder Noradrenalin enthalten, abgeschwächt. Gleiches gilt für die Einnahme des Antibiotikums Rifampicin, da dieses dafür sorgt, dass Biosprolol im Körper schneller abgebaut wird. Bei anderen Antibiotika, wie Amoxicillin, besteht diese Gefahr nicht.

Wird Bisoprolol gleichzeitig mit speziellen Blutdruckmitteln (zentral wirkende Antihypertonika) wie Guanfacin, Guanethidin, Clonidin, Alpha-Methyldopa oder Reserpin angewendet, kann es zu einem starken Absinken der Herzfrequenz sowie zu einer Verzögerung der Überleitung zum Herzen kommen. Durch die Einnahme von bestimmten Migränemitteln (Ergotaminderivaten) können dagegen Durchblutungsstörungen in der Peripherie (also in Armen und Beinen) verstärkt werden.

Bei der gleichzeitigen Einnahme von Bisoprolol und Insulin beziehungsweise anderen Wirkstoffen, die den Blutzucker senken, kann es zu einer Verstärkung oder einer Verschleierung einer Unterzuckerung kommen. Besonders bei Menschen mit Diabetes sind deswegen regelmäßige Kontrollen des Blutzuckers wichtig.

Wird der Wirkstoff Digoxin zur Stärkung der Herzkraft gleichzeitig mit Bisoprolol eingenommen, kann eine Verlangsamung der Digoxinausscheidung die Folge sein. Deswegen muss die Digoxinmenge im Blut regelmäßig ärztlich kontrolliert werden.

Bisoprolol: Gegenanzeigen

Unter bestimmten Umständen darf Bisoprolol nicht angewendet werden. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn eine Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff vorliegt.

Weitere Gegenanzeigen sind unter anderem:

  • eine akute oder nicht ausreichend behandelte (dekompensierte) Form der Herzschwäche
  • Pumpversagen des Herzens (kardiogener Schock)
  • schwerwiegendere Erregungsleitungsstörungen im Bereich des Herzens (konkret bei einem AV-Block zweiten oder dritten Grades)
  • Erkrankungen der Lunge wie schweres Asthma bronchiale oder chronisch verengte Atemwege
  • niedriger Blutdruck (Hypotonie) oder stark verlangsamter Herzschlag (Bradykardie)
  • unbehandelter Tumor der Nebennieren
  • Spätstadium der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK, Schaufensterkrankheit) oder des Raynaud-Syndroms
  • stoffwechselbedingte Übersäuerung (Azidose)

Besondere Vorsicht sollte außerdem bei Patient*innen mit Diabetes mellitus, Psoriasis (Schuppenflechte), eingeschränkter Leber- oder Nierenfunktion, Prinzmetal Angina und Schilddrüsenüberfunktion gelten. Ebenso sollten Personen, die gerade eine Desensibilisierung zur Therapie einer Allergie durchführen, Bisoprolol nur nach einer sorgfältigen Nutzen-Risiko-Abwägung einnehmen.

Kinder sollten nicht mit Bisoprolol behandelt werden, da hier bislang noch nicht genügend Erfahrungen vorliegen.

Bisoprolol in der Schwangerschaft

Während einer Schwangerschaft darf Bisoprolol nur angewendet werden, wenn der*die Arzt*Ärztin die Behandlung für unbedingt nötig erachtet. Denn bislang gibt es keine gesicherten Erkenntnisse, wie Bisoprolol während der Schwangerschaft wirkt. Es gibt jedoch Hinweise, dass durch den Wirkstoff die Plazenta weniger durchblutet wird und dadurch Wachstumsstörungen beim Kind auftreten können. Eine besser untersuchte Alternative stellt der Betablocker Metoprolol dar.

In der Stillzeit sollte Bisoprolol ebenfalls nach Möglichkeit nicht eingenommen werden, da nicht ausgeschlossen werden kann, dass der Wirkstoff in die Muttermilch übergeht. Auch hier ist Metoprolol eine mögliche Alternative.

Bisoprolol: weitere Hinweise zur Anwendung

Neben den bereits genannten Wechselwirkungen und Kontraindikationen sollten noch weitere Hinweise bei der Einnahme von Bisoprolol beachtet werden:

  • Durch den Genuss von Alkohol kann die blutdrucksenkende Wirkung von Bisoprolol verstärkt werden.
  • Bei schwerer körperlicher Anstrengung oder strengem Fasten kann es bei gleichzeitiger Einnahme von Bisoprolol zu einer Unterzuckerung kommen.
  • Durch die Behandlung kann die Empfindlichkeit gegenüber Allergenen erhöht werden. Dadurch können während einer Desensibilisierung schwere Überempfindlichkeitsreaktionen auftreten.
  • Bei Personen mit Nierenfunktionsstörungen sollte die Nierenfunktion während der Behandlung regelmäßig überprüft werden.
  • Vor allem zu Beginn der Behandlung, bei Erhöhung der Dosis oder beim Wechseln der Präparate kann Bisoprolol das Reaktionsvermögen negativ beeinflussen. Dies kann – insbesondere in Kombination mit Alkohol – zu Komplikationen im Straßenverkehr oder beim Bedienen von Maschinen führen.
  • Bei Menschen, die Kontaktlinsen tragen, können Probleme auftreten, da Bisoprolol die Bildung von Tränenflüssigkeit negativ beeinflussen kann.