Frau mit Clonidin-Tabletten gegen Bluthochdruck
© Getty Images/Serhii Ivashchuk

Clonidin: Wirkung und gefährliche Nebenwirkungen

Von: Kathrin Mehner (Medizinredakteurin), Marina Bierbrauer (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 26.06.2024 - 15:53 Uhr

Der Wirkstoff Clonidin wird vorwiegend zur Behandlung von Bluthochdruck eingesetzt. Daneben wird der Arzneistoff aber auch zur Linderung von Entzugserscheinungen bei Alkohol- oder Opiatsucht verwendet. Durch die Einnahme können jedoch gefährliche Nebenwirkungen auftreten. Wir informieren Sie ausführlich über Wirkung, Nebenwirkungen und Dosierung von Clonidin.

Clonidin: Wirkung und Anwendungsgebiete

Clonidin gehört zu den Antihypertensiva. Darunter werden verschiedene Wirkstoffgruppen zusammengefasst, die als blutdrucksenkende Medikamente eingesetzt werden. Clonidin gehört zur Gruppe der alpha-2-Rezeptoragonisten. Es ist unter anderem unter den Handelsnamen Clonidin-ratiopharm® 75 oder Catapresan® 75 Tabletten bekannt.

Clonidin wirkt auf bestimmte Rezeptoren im Gehirn. Es sorgt dadurch dafür, dass das Nervensystem weniger aktiv ist und die Körperfunktionen ein Stück weit heruntergefahren werden. Als Folge schlägt das Herz langsamer und pumpt weniger Blut. Dies führt dazu, dass der Blutdruck sinkt. Zudem wird die Ausschüttung des Stresshormons Noradrenalin reduziert.

Clonidin wird angewendet bei arterieller Hypertonie (Bluthochdruck), wenn diese nicht durch einen Tumor des Nebennierenmarks bedingt ist. Außerdem wird die Substanz zur Akutbehandlung von hypertensiven Krisen (ein plötzlicher, starker Blutdruckanstieg) eingesetzt.

Zur Dauerbehandlung wird empfohlen, Clonidin nicht einzeln, sondern zusammen mit einem anderen blutdrucksenkenden Medikament einzunehmen. Eine bewährte Kombination ist zum Beispiel Clonidin mit einem Diuretikum.

Clonidin kann außerdem die Symptome, die bei Opiat- oder Alkoholabhängigen während eines Entzugs auftreten, lindern. Diese Wirkung ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass während des Entzugs vermehrt Noradrenalin ausgeschüttet wird, was durch die Gabe von Clonidin reduziert werden kann.

Clonidin findet zudem in Form von Augentropfen Anwendung bei erhöhtem Augeninnendruck und Glaukomen (Grüner Star).

Dosierung von Clonidin

Clonidin kann sowohl oral als Kapsel oder Tablette eingenommen als auch als Spritze oder Infusion verabreicht werden.

Zur Therapie von Entzugssymptomen, bei hypertensiven Krisen sowie bei schwer behandelbarem Bluthochdruck wird das Medikament gespritzt. Dies erfolgt unter Überwachung im Krankenhaus.

Zur Dauerbehandlung von Hypertonie wird der Wirkstoff als Tablette eingenommen. Er steht in verschiedenen Dosen zur Verfügung. Generell sollte immer mit einer möglichst niedrigen Dosis begonnen und diese bei Bedarf langsam gesteigert werden. Halten Sie sich dabei immer genau an die Anweisung Ihres*Ihrer behandelnden Arztes*Ärztin. Meistens wird die Behandlung mit einer Dosis von 0,075 mg täglich begonnen. Die durchschnittliche Tagesdosis liegt bei 0,15 bis 0,6 mg. Die Höchstdosis sollte 0,9 bis 1,2 mg nicht übersteigen.

Zu Therapiebeginn sollte der Blutdruck regelmäßig ärztlich kontrolliert werden. Auch danach sollte in regelmäßigen Abständen überprüft werden, ob eine Dosisanpassung notwendig ist.

Clonidin-Augentropfen werden zwei- bis dreimal täglich angewendet.

Clonidin absetzen

Nach längerer Clonidin-Einnahme darf das Mittel nicht plötzlich und ohne ärztliche Rücksprache abgesetzt werden. Das Arzneimittel muss langsam und Schritt für Schritt ausgeschlichen werden. Ansonsten kann das sogenannte Rebound-Phänomen auftreten. Dabei kommt es zu einer überschießenden Gegenreaktion, wodurch ein sehr schneller und starker Blutdruckanstieg auftreten kann. Zusätzlich können weitere Symptome wie Herzrhythmusstörungen, Kopfschmerzen oder Übelkeit auftreten.

Clonidin: gefährliche Nebenwirkungen möglich

Während der Einnahme von Clonidin-Tabletten oder der Anwendung von Spritzen können eine Reihe von Nebenwirkungen auftreten. Diese Nebenwirkungen treten häufig bis sehr häufig auf:

Viele der genannten Nebenwirkungen können auch bei Clonidin-Augentropfen häufig auftreten. Zusätzlich kann es kurz nach der Anwendung zu Augenbrennen und einem Fremdkörpergefühl kommen.

Gelegentlich kann es außerdem zu Hautreaktionen, Juckreiz, einem verlangsamten Herzschlag, Taubheitsgefühlen oder Halluzinationen kommen.

Einige Nebenwirkungen können gefährliche Folgen haben. Dazu zählen psychische Erkrankungen wie Depressionen und Halluzinationen sowie Nebenwirkungen, die den Kreislauf betreffen, wie ein stark verlangsamter Herzschlag oder Schwindel. Dadurch besteht auch eine erhöhte Unfallgefahr.

Selten kommt es zu Behandlungsbeginn zu einer Gewichtszunahme durch Clonidin. Diese wird möglicherweise durch einen appetitsteigernden Effekt verursacht.

Verkehrstüchtigkeit

Durch häufige Nebenwirkungen wie Schwindel oder Schläfrigkeit kann Ihre Reaktionsfähigkeit während der Clonidin-Einnahme verringert sein. Falls Sie davon betroffen sind, sollten Sie nicht Auto fahren, Maschinen bedienen oder Tätigkeiten ohne sicheren Halt (zum Beispiel auf einer Leiter) ausführen.

Welche Wechselwirkungen können bei Clonidin auftreten?

Wird Clonidin gleichzeitig mit anderen Medikamenten eingenommen, können unter Umständen Wechselwirkungen auftreten. Informieren Sie Ihren*Ihre Arzt*Ärztin deswegen immer darüber, wenn Sie auch andere Medikamente regelmäßig einnehmen.

Unter anderem sind Wechselwirkungen mit folgenden Arzneistoffen bekannt:

Alkohol sollte möglichst nicht gleichzeitig mit Clonidin konsumiert werden, da sich beide Stoffe in ihrer Wirksamkeit unvorhersehbar verstärken.

Gegenanzeigen: Wann darf man Clonidin nicht einnehmen?

Unter bestimmten Umständen dürfen Sie Clonidin nicht einnehmen. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn Sie allergisch auf den Wirkstoff reagieren. Zudem ist Clonidin auch bei den folgenden Erkrankungen kontraindiziert:

  • Depressionen
  • niedriger Blutdruck
  • Herzrhythmusstörungen
  • Bradykardie (Herzfrequenz unter 50 Schläge pro Minute)

In folgenden Fällen darf das Arzneimittel nur nach reiflicher Nutzen-Risiko-Abwägung und unter sorgfältiger ärztlicher Überwachung angewandt werden:

  • Nierenfunktionsstörungen
  • kürzlich erlittener Herzinfarkt
  • schwere Durchblutungsstörungen
  • schwere Erkrankung der Herzkranzgefäße
  • Verstopfung

Anwendung während Schwangerschaft, Stillzeit und bei Kindern

Während der Schwangerschaft und der Stillzeit darf der Wirkstoff nicht eingenommen werden, da die Sicherheit von Clonidin in diesen Phasen bislang nicht ausreichend untersucht ist. Es wurden Einzelfälle von Fehlgeburten sowie ein häufigeres Auftreten von Bluthochdruck, Hyperaktivität und Schlafstörungen bei Neugeborenen und Kleinkindern beobachtet.

Auch Kinder dürfen nicht mit Clonidin behandelt werden, da für Menschen unter 18 Jahren keine ausreichenden wissenschaftlichen Studien vorliegen.

Für Schwangere, Stillende und Kinder stehen andere, besser untersuchte Substanzen zur Verfügung.

Welche Alternativen zu Clonidin gibt es?

Clonidin ist zur Behandlung einer Hypertonie nicht mehr das Mittel erster Wahl, da andere Arzneimittel besser verträglich sind. Es sollte vornehmlich mit einem anderen Antihypertensivum kombiniert werden. Das Gleiche gilt für die anderen alpha-2-Rezeptoragonisten Moxonidin und Guanfacin.

Als bevorzugte Alternative zu dieser Wirkstoffgruppe stehen Blutdrucksenker wie Betablocker, Diuretika, ACE-Hemmer der Calciumkanal-Antagonisten zur Verfügung.
Welches Medikament am besten geeignet ist, ist unterschiedlich. Sprechen Sie mit Ihrem*Ihrer Arzt*Ärztin über geeignete Mittel und die richtige Einnahme.

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